Haben Sie schon einmal eine Umarmung mit einem Händeschütteln verwechselt und daraufhin beides auf unverzeihlich peinliche Weise kombiniert? Haben Sie sich schon einmal durch ewig langen Small Talk im Aufzug gequält, nur um anschließend so gut wie jedes gesagte Wort zu bereuen? Die Beziehung zu Vorgesetzten zu meistern, kann sich für jeden schwierig gestalten.

Um eine gute, produktive Beziehung aufzubauen, müssen Sie erst einmal verwirrende nonverbale Signale, peinliche Stille und übermäßig formelle Gespräche überwinden. Nur wie? Die folgende Liste bringt etwas Licht ins Dunkel.

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11 Tipps für ein sicheres Auftreten gegenüber Ihren Vorgesetzten

1) Vergessen Sie nicht, dass Ihre Vorgesetzten auch nur Menschen sind.

Es ist schwer, nicht in jeden – egal ob positiven oder negativen – Kommentar Ihrer Vorgesetzten etwas hineinzuinterpretieren. Wer jedes Wort übermäßig analysiert, bei dem können unangenehme Gedanken aufkommen. 

Denkt meine Chefin wirklich, dass ich gute Arbeit geleistet habe? War das sarkastisch gemeint? Sollte ich mir Sorgen um meinen Job machen?

Die übermäßige Analyse von Feedback sorgt oft für einen unbehaglichen Umgang mit Vorgesetzten, aber das muss gar nicht sein. Bevor Sie sich also zu viele Gedanken machen, bedenken Sie, dass Ihre Vorgesetzten auch nur Menschen sind.

„Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihre Vorgesetzten Ihnen ab und zu eine merkwürdige Antwort geben. Vielleicht hatten sie eben ein stressiges Gespräch. Sie könnten abgelenkt sein. Oder vielleicht haben sie letzte Nacht einfach schlecht geschlafen. Denken Sie nicht weiter darüber nach – das führt nur zu einer unangenehmen Atmosphäre“, erklärt Corey Wainwright, Director of Content bei HubSpot.

2) Lernen Sie, Körpersprache zu verstehen.

Wenn Sie mit Ihren Vorgesetzten reden, sollten Sie auf deren nonverbale Kommunikation achten. Welche Handbewegungen machen sie? Sind ihre Arme oft gekreuzt? Können Sie dieselben Angewohnheiten bei Gesprächen mit anderen Kollegen beobachten?

Oft verstehen Leute die Körpersprache ihrer Vorgesetzten falsch und halten sie für ein direktes Spiegelbild der eigenen Leistung. Wenn ein Chef beispielsweise die Stirn runzelt, vermuten viele Leute, dass er unzufrieden mit deren Arbeit ist. Aber in Wahrheit ist das vielleicht einfach seine normale Verhaltensweise. Vielleicht runzelt er die Stirn auch, wenn er etwas besonders interessant findet. 

Genauso wichtig ist es, sich Ihrer eigenen Körpersprache bewusst zu sein, wenn Sie mit Ihren Vorgesetzten reden. Es kann leicht passieren, dass Sie mit Ihrer Körpersprache und Ihren Worten widersprüchliche Signale senden – und das kann zu Missverständnissen führen.

3) Denken Sie an die 80/20-Regel.

Es gibt nichts Schlimmeres als peinliches Schweigen – ganz besonders mit Ihren Vorgesetzten. Auch wenn es verlockend sein mag, in solchen Situationen einfach über das Wetter zu plaudern, sollten Sie sich bemühen, eine sinnvolle Konversation zu führen. 

Aber was macht eine sinnvolle Konversation aus? Und wie geht man am besten an die Sache heran?

„Halten Sie sich bei Gesprächen an die 80/20-Regel: Reden Sie zu 80 % über Erfolge, interessante Projekte oder relevante Artikel, die Sie gelesen haben, und zu 20 % über den Bezug, den das zu Ihrem Vorgesetzten hat“, empfiehlt Wainwright. „So kann das Gespräch, wenn beide das wollen, in eine persönlichere Richtung gehen. Und mit der Zeit können diese Kleinigkeiten auch dabei helfen, einander als Person besser kennenzulernen.“

Hören Sie gut zu, wenn Ihre Vorgesetzten Ihnen persönliche Informationen anvertrauen. „Merken Sie sich den Namen von Ehepartnern, Freund/Freundin, Kindern, Haustieren ... von jedem, der regelmäßig erwähnt wird. Auf diese Weise können Sie sich, um eine Verbindung aufzubauen (oder ein Schweigen zu brechen), erkundigen, wie es jemandem geht“, rät Lindsay Kolowich, Content Marketing Managerin bei HubSpot.

4) Überlegen Sie sich eine gute Antwort auf die Frage „Wie geht's?“

Wenn allgemeine Fragen gestellt werden, gibt man meist auch allgemeine Antworten. Beispielsweise hat jeder schon einmal folgendes Gespräch geführt:

„Wie gehts?“
„Gut und Ihnen?“
„Gut.“

Das Problem ist, dass bei solchen nichtssagenden Gesprächen mit Ihren Vorgesetzten eher auffällt, wenn Ihnen etwas unangenehm ist. 

„Wie geht's?“ ist eine Einladung, mit ihnen zu teilen, worüber Sie gerade nachdenken, oder was Ihnen Sorgen bereitet. Nutzen Sie diese Gelegenheit. Sie können mit dem üblichen „Gut“ antworten, aber dann ein Gespräch daraus machen“, erklärt Meghan Anderson, VP of Marketing bei HubSpot.

Je mehr Sie sich öffnen, desto leichter ist es für Ihren Chef, Sie, Ihre Interessen und Ihre Fähigkeiten kennenzulernen. 

5) Seien Sie pünktlich. 

Waren Sie jemals zu früh auf einer Party oder Veranstaltung und mussten sich bemühen, Small Talk mit dem Gastgeber zu machen? Was, wenn Sie erst später kommen? Das kann oft noch schlimmer sein. Dann müssen Sie durch den Raum irren und versuchen, sich an Gesprächen anderer Leute zu beteiligen. 

Das Gleiche gilt für ein Meeting mit Ihren Vorgesetzten. Sie denken vielleicht, dass es von guter Vorbereitung und Pünktlichkeit zeugt, wenn Sie zu früh auftauchen, doch Bewerbungsberater Adam Sterling empfiehlt, das nicht zu tun. Denn zu frühes Auftauchen kann bedeuten, dass Sie andere Leute bei der Arbeit stören. Peinlich.

Und dennoch ist das weniger schlimm, als zu spät aufzutauchen. Wenn Sie einmal zu spät kommen, ist das noch verzeihlich. Wenn es aber zur Gewohnheit wird, zeigt das Ihren Vorgesetzten, dass Sie Probleme mit Organisation und Verantwortung haben.

Brauchen Sie Tipps für Pünktlichkeit? Vermeiden Sie Ablenkungen (Fernseher, Radio, SMS usw.), während Sie sich für die Arbeit fertig machen, legen Sie Ihre Sachen schon am Vorabend raus, oder speichern Sie sich in Ihrem Handy oder Terminkalender eine Erinnerung ein, ein paar Minuten früher loszufahren.

6) Reden Sie über etwas, das Sie begeistert.

Im Zweifelsfall können Sie immer über etwas reden, das Sie begeistert – egal, ob es sich um einen Trend in der Branche, Ihr Lieblingsbuch oder ein abgeschlossenes Projekt handelt.

Viele Leute schrecken davor zurück, Ihre Leidenschaft oder Ideen mit anderen zu teilen, weil sie befürchten, verurteilt oder missverstanden zu werden. Ihre Vorgesetzten sehen aber gerne, dass Ihnen das, was Sie tun, auch Freude bereitet.

„Aufrichtiges Interesse ist der beste Weg, um über höfliche oder übermäßig formelle Gespräche hinauszukommen“, erklärt Anderson. „Reden Sie über ein aktuelles Projekt von Ihnen oder – noch besser – über etwas Interessantes auf Ihrem Gebiet, das Ihnen aufgefallen ist und vielleicht sogar nachahmenswert ist. Begeisterung ist ansteckend. Also halten Sie sich nicht zurück.“

7) Bleiben Sie bei zwei Drinks.

Es ist schon heikel, in Anwesenheit Ihrer Kollegen zu viel zu trinken; doch wenn Sie sich Ihren Vorgesetzten gegenüber betrunken zeigen, begehen Sie einen entsetzlichen Fauxpas.

Ein oder zwei Drinks sind in Ordnung, um das Eis zu brechen, aber mehr sollte es nicht sein. Sonst sagen Sie vielleicht Dinge, die Sie nicht sagen wollten bzw. die Ihr Chef nicht hören sollte.

Sie dachten, der Umgang mit ihm/ihr ist jetzt schon peinlich? Nun, betrunkenes Verhalten macht alles nur noch schlimmer. Viel schlimmer.

Wenn Sie also das nächste Mal die Gelegenheit haben, etwas mit Ihrem Chef zu trinken, bleiben Sie bei ein oder zwei Drinks. Machen Sie sich locker und reden Sie über die Arbeit. Danach sollten Sie sich jedoch höflich verabschieden – oder auf Wasser oder Limonade umsteigen. Sie werden es nicht bereuen.

8) Lösen Sie gemeinsam ein Problem.

Wer auf der Arbeit erfolgreich sind, lässt es seine Vorgesetzten gerne wissen. Wenn es allerdings um die Besprechung eines Problems geht, ist man tendenziell eher zurückhaltend. Man redet um den heißen Brei herum.

Es ist natürlich nicht ideal, Ihren Vorgesetzten zu sagen, dass es bergab geht. Doch das ist auch eine Gelegenheit, um zusammen an der Lösung des Problems zu arbeiten.

„Es stärkt die Beziehung, wenn gemeinsam Probleme überwunden werden müssen und nicht immer alles rosig läuft“, so Anderson. 

Wenn Sie gemeinsam an einer Lösung arbeiten, lernen Sie Ihre Vorgesetzten besser kennen. Denn so sehen Sie, wie diese denken, mit Stress umgehen und Lösungen finden. Achten Sie nur darauf, selbst einige Lösungsvorschläge parat zu haben, wenn Sie das Problem ansprechen. Das vermittelt einen positiven Eindruck und verdeutlicht, dass Sie aus gutem Grund eingestellt wurden. 

9 ) Verhalten Sie sich bei Geschäftsessen angemessen.

Wenn Sie mit Ihren Vorgesetzten essen gehen, gibt es einiges zu beachten. Aber wenn Sie die ganze Zeit nur darüber nachdenken, was Sie bestellen, oder wo Ihre Serviette hinsoll, laufen Sie Gefahr, abwesend zu erscheinen – und das fällt auf. Informieren Sie sich im Vorhinein!

Wer vorbereitet ist, der wird mit höherer Wahrscheinlichkeit beim nächsten Geschäftsessen einen guten Eindruck zu machen. Mit ein paar Vorüberlegungen zu Kleiderwahl, Ankunftszeit, und Handhabung des Bestecks kann fast nichts mehr schiefgehen. 

10) Sprechen Sie öfter direkt und persönlich miteinander. 

Wenn Sie in einem großen Unternehmen arbeiten – oder wenn Sie nicht am gleichen Ort arbeiten wie Ihr Vorgesetzter –, kann es schwierig sein, ein persönliches Gespräch zu führen. Dank E-Mails und internen Messaging-Apps ist es leicht, in Kontakt zu bleiben. Aber ohne persönliche Interaktion kann es schwierig sein, einander kennenzulernen.

„Wenn Sie im gleichen Gebäude arbeiten, versuchen Sie, öfter bei Ihren Vorgesetzten vorbeizuschauen“, empfiehlt Mike Renehan, Autor für den Sales-Blog von HubSpot. Wenn ihr Zeitplan es erlaubt, vereinbaren Sie alle paar Wochen einen Termin mit ihnen. Wenn sie schwer beschäftigt sind, suchen Sie nach anderen Möglichkeiten, Zeit mit ihnen zu verbringen. Zum Beispiel könnten Sie sich freiwillig für ein Projekt melden, das direkten Kontakt mit ihnen erfordert. Sie könnten auch eine Veranstaltung besuchen, auf der Ihr Chef ebenfalls ist. 

Wenn Sie in einem anderen Büro oder Gebäude als Ihr Chef arbeiten, versuchen Sie es mit Videoanrufen. Das ist zwar weniger persönlich als ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht, aber dennoch eine gute zweite Wahl. Wenn Sie gerne mehr über sie erfahren wollen, folgen Sie ihnen auf Twitter und verbinden Sie sich auch auf LinkedIn mit ihnen. 

„Wenn Sie sich ein LinkedIn-Profil ansehen, finden Sie vielleicht Gemeinsamkeiten. Sie sehen, wo jemand zur Schule gegangen ist und für welche Unternehmen die Person gearbeitet hat“, erklärt Ellie Eckhoff, VP von ClearRock, einem Unternehmen für Entwicklung und Coaching von Führungskräften.

11) Informieren Sie sich über das Persönlichkeitsprofil Ihrer Vorgesetzten.

Gibt es in Ihrem Unternehmen Persönlichkeitsprofile wie z. B. DiSC?

Eine DiSC-Bewertung – das steht für Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit – hilft Ihnen dabei, sich selbst besser kennenzulernen. Dabei müssen Fragen beantwortet werden, die sich damit beschäftigen, „wie Sie auf Konflikte reagieren, was Sie motiviert, was bei Ihnen Stress verursacht, und wie Sie Probleme lösen“.

„Auf diese Art können Sie viel über den Kommunikationsstil Ihrer Vorgesetzten lernen“, meint Emma Snider, Section Editor für den Sales-Blog von HubSpot.

Wenn Sie es schwierig finden, Konflikte mit Ihren Vorgesetzten zu lösen, ohne diese aufzuregen, können Sie sich deren Persönlichkeitsprofil ansehen. So finden Sie Wege, mit solchen Situationen umzugehen, die effektiver sind und besser zu dem jeweiligen Persönlichkeitstyp passen.

Wie gehen Sie mit unangenehmen Situationen mit Ihren Vorgesetzten um? Hinterlassen Sie uns unten einen Kommentar mit Ihren Tipps.

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Ursprünglich veröffentlicht am 6. Juli 2016, aktualisiert am Januar 18 2023

Themen:

Karriere