Drei Stunden. Das ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines Tweets, an dem Sie eventuell stundenlang gefeilt haben, um ihn zu perfektionieren.

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Kommt Ihnen das bekannt vor? Das sind die ersten Symptome einer Twitter-Neurose. Drei. Stunden.

Das ist die Zeitspanne, die Sie haben, um Ihre Zielgruppe mit einem Tweet zu erreichen. Um Interesse zu wecken und um eine Reaktion hervorzurufen. So widersprüchlich es auch klingen mag: Sie haben drei Stunden Zeit, um auf Twitter einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es sich weder lohnt massenhaft Tweets zu produzieren, nur um Aktivität vorzutäuschen. Noch bringt es etwas 25 Minuten an dem (selbsternannten) besten Tweet aller Zeiten zu basteln, der dann womöglich doch ins Leere läuft.

Was also ist die Alternative? Sind wir wirklich in der Lage zu wissen, was bei unseren Followern auf ausreichendes Interesse stoßen wird, so dass sie dann tatsächlich auf unseren Link klicken? In keinem anderen Social-Media-Netzwerk spielt die Anzahl der Follower eine derart wichtige Rolle wie bei Twitter. Aber können Sie ernsthaft behaupten, Sie würden 25.000 Leute gut genug kennen, um deren Interessen richtig beurteilen zu können?

Nun ja... offenbar schon. Wenn Sie sich in die Denkweise und das Verhalten von Twitter-Usern hineinversetzen, dann fällt es Ihnen einfacher den richtigen Content auszuwählen und effektiv zu verteilen. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt: Bei Twitter geht es nicht darum, den richtigen Content zu schreiben. Erfolg bei Twitter resultiert daraus den Content in Umlauf zu bringen. Und dabei müssen Sie sich eben an dem Verhalten des Durchschnitt-Users orientieren.

Origineller Content

Die erfolgreichsten Twitter-Accounts haben alle eines gemeinsam: sie haben selbst etwas zu sagen.

Marketing-Agenturen wird ja empfohlen sich als Medien-Unternehmen zu verstehen, um dem Bedarf ihrer Zielgruppen nach Informationen gerecht zu werden. Was zeichnet also die erfolgreichsten Medien-Produzenten aus? Sie erstellen originellen Content, d.h. sie kupfern nicht bei anderen ab oder begnügen sich damit die Inhalte der anderen zu wiederholen. Origineller Content ist eben deswegen originell, weil er der Zielgruppe Informationen aus einem Blickwinkel anbietet, den sie so nirgendwo sonst geboten bekommt. Das gilt gleichermaßen für Nachrichten wie für redaktionelle Beiträge. Eine exklusive Meinung zu einem Thema zu haben ist ein Garant dafür Interesse zu wecken.

Ja, ja, wir wissen schon: Sie müssen ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen. Wie soll man da originellen Content produzieren? Der Punkt ist: Versuchen Sie nicht zu verkaufen! Twitter funktioniert nur dann, wenn Ihr Content anderen weiterhilft und vor allen Dingen, wenn er Ihrem Twitter Account etwas Einzigartiges verleiht.

Klingt irgendwie vertraut? Logisch, weil das genau die Art und Weise ist, auf die wir alle anderen Medien konsumieren. Wenn uns die Schlagzeile auf der Titelseite anspricht, blättern wir weiter und kaufen dann die Ausgabe. Also lassen Sie den Content für Sie sprechen (Inhalt) und konzentrieren Sie sich darauf den Content so zu positionieren, dass er bei Ihren potenziellen Kunden Interesse weckt (Schlagzeile).

Twitter-User überfliegen lediglich ihren überfüllten News-Feed, stets auf der Suche nach den neuesten Trends und aktuellsten Updates, die sie sonst verpassen könnten. Die Angst etwas zu verpassen (engl.: Fear Of Missing Out = FOMO) ist in Social Media tatsächlich weit verbreitet. Statt also jeden Blog-Artikel einfach eins-zu-eins bei Twitter zu posten, bringen Sie einen gewissen Dreh rein, der speziell die Gruppe der FOMO-User adressiert.

Statt so einem Tweet:
Tweeten Sie lieber so:
Sehen Sie den Unterschied?

Branchenrelevante Trends & News

Twitter hat sich mehr als jedes andere Social-Media-Netzwerk als eine Quelle für aktuelle Trends und News etabliert. Dazu passt auch, dass Anfang des Jahres eine Partnerschaft mit CNN angekündigt wurde, um den Usern Eilmeldungen in einem völlig neuen Format präsentieren zu können.

Nur weil Sie beispielsweise die Nachricht über die neuesten Änderungen der Datenschutzbestimmungen bei Facebook nicht in die Welt gesetzt haben, bedeutet das nicht, dass Sie – als der Überbringer der Nachricht – eine minder wichtige Rolle spielen. Kurzer Ausflug in die US-amerikanische Geschichte: Wie hätte sich der Lauf der Dinge wohl geändert, wenn 1775 der Freiheitskämpfer Paul Revere mit seinem nächtlichen Kurierritt durch Massachusetts die Nachricht über die Invasion der Britischen Truppen nicht in Umlauf gebracht hätte?

Nun, welchen Lauf die Geschichte genommen hätte, kann keiner sagen. Sicher ist aber, dass sich niemand an Paul Revere als den Helden, der er heute ist, erinnern würde.

Was ich damit sagen will, ist, dass eine Nachricht zu verbreiten genauso wichtig ist wie die Nachricht selbst. Überlegen Sie also, welche Nachrichten für Ihre Zielgruppe relevant sein könnten, und machen Sie es sich zur Aufgabe Ihre Zielgruppen bei diesen Themen regelmäßig auf dem Laufenden zu halten. Vielleicht haben Sie schon mal den Begriff „Newsjacking“ gehört. Und genau darum geht’s. Nachrichten lassen sich deswegen so schnell und einfach über Social Media verteilen, weil sie aktuell sind und im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. Also exakt das, was die Leute in Social Media erwarten: Inhalte in Echtzeit und mit einer hohen persönlichen Relevanz.

Um die Interaktion zu optimieren, nutzen Sie Hashtags, die zu Ihrer Story passen. Damit können Sie sowohl mehr Reichweite erzielen als auch mehr Reaktionen hervorrufen. Tatsache ist: Tweets, die Hashtags enthalten, bekommen 2x häufiger eine Reaktion als andere Tweets.

Profi-Tipp: Machen Sie sich mit News-Diensten wie zum Beispiel Feedly vertraut, um bei allen relevanten Themen für Sie und Ihre Zielgruppe auf dem Laufenden zu bleiben. Ich hab es den ganzen Tag in einem separaten Fenster geöffnet, weil man sich nie sicher kann, wann die nächste Eilmeldung oder die neueste Meldung ein Erdbeben in unserer Branche auslösen wird.

Bilder in Top-Qualität

Und jetzt zu der allseits bekannten Statistik: Tweets mit Bildern bekommen 2x mehr Aufmerksam als solche ohne Bilder (Quelle: Buffer).

Seit letztem Herbst haben Bilder bei Twitter sogar noch an Bedeutung gewonnen, weil sie nun in den Tweets automatisch angezeigt werden. D.h. statt auf einen Link zu klicken, um ein Bild zu sehen, sehen Ihre Follower Ihre Bilder nun ganz automatisch, wenn einen Image-Link in Ihrem Tweet platzieren. Also achten Sie gut auf die Qualität Ihrer Bilder!

Die wichtigsten Merkmale für Twitter-Bilder:

  • Ansprechend – Fragen Sie sich einfach: „Würde dieses Bild jemanden in seinem Scroll-Fluss innehalten lassen?“
  • Eingängig – Passt das Bild zu dem restlichen Inhalt Ihres Tweets, oder muss der User erst länger überlegen, bis sich der Sinn erschließt? Geduld gehört nicht zu den Tugenden der Twitter-User.
  • Bewegend – Löst das Bild bei Ihren Followern irgendwelche Gefühle aus? Glück? Nostalgie? Appetit? Gefühle verleiten oftmals zu Taten.
  • Erkennbar – Es gibt nichts Schlimmeres als ein großartiges, für Ihre Zielgruppe relevantes Bild, das hundertfach geteilt wird... und keiner weiß, dass es von Ihnen stammt, weil Ihr Logo fehlt.

So schnelllebig Twitter auch sein mag (jeden Tag werden mehr als 500 Millionen Tweets abgesetzt), mit einem gelungenen Bild können Sie die Welt Ihrer Follower sich etwas langsamer drehen lassen. Gerade lang genug, um deren Aufmerksamkeit für Sie zu gewinnen.

Bringen Sie den richtigen Dreh in Ihren Content

Um mal Gary Vaynerchuk zu zitieren: „Bei der ganzen Flut an Informationen brauchen wir Leute, die die Informationen für uns aggregieren.“

Er nennt das auch „DJing“ – in Anlehnung an Musik-DJs, die bekannte Songs so mischen, dass sie ihr Publikum mitreißen. Auf Twitter übertragen heißt das, dass wir Inhalte so aufbereiten müssen, dass unsere Zielgruppe darauf anspricht.

Stellen Sie sich mal vor, ein Club-Besitzer würde für eine Studenten-Motto-Party einen DJ engagieren, der nichts anderes als 70er-Jahre-Musik auflegt. Das gibt bei allen Beteiligten lange Gesichter und schlechte Promotion für den Club. Ihr Publikum zu kennen ist daher keine Option, sondern ein Muss! Twitter ist alles, nur nicht „Teilen-und-Weilen“. Wenn Sie einfach nur ein paar Überschriften aus Ihrem Blog oder Phrasen aus Ihren Vertriebsbroschüren posten, werden Sie keinen Blumentopf gewinnen.

Zurück auf Anfang: Drei Stunden. Posten Sie Content der spannend, inspirierend, relevant, aktuell, hilfreich und qualitativ hochwertig ist, und machen Sie das Beste aus Ihrem Drei-Stunden-Zeitfenster. 

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Ursprünglich veröffentlicht am 1. September 2014, aktualisiert am Januar 18 2023

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