Der berufliche Alltag vieler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beziehungsweise Freiberufler und Freiberuflerinnen dreht sich um einen zentralen Punkt: den Schreibtisch. In den meisten Fällen ist dieser ausgestattet mit Laptop, Maus, Tastatur und Bildschirm. Es gibt zwar deutlich gefährlichere Arbeitsplätze, die Arbeit im Büro kann aber mittel- bis langfristig ebenfalls durchaus schädlich für den Körper sein.

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Dies führt zu einer reduzierten Lebensqualität und zu Arbeitsausfällen. Im Jahr 2020 waren Rückenschmerzen nach akuten Infektionen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitstag. Die Ergonomie hat also auch einen Einfluss darauf, wie produktiv eine Abteilung arbeitet.

Wir zeigen Ihnen daher in diesem Artikel, wie Sie Ihren Arbeitsplatz und Ihre Arbeitsumgebung ergonomisch gestalten können.

Warum ist Ergonomie am Arbeitsplatz so wichtig?

Ergonomie ist eine Wissenschaft und beantwortet die Frage, wie sich Arbeitsressourcen (Werkzeuge, Materialien) und Arbeitsgeräte am Arbeitsplatz optimiert einsetzen lassen, um – sowohl wirtschaftlich für das Unternehmen als auch gesundheitlich für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – beste Ergebnisse zu erzielen.

Ist von einem „ergonomischen Stuhl“ die Rede, heißt dies aber nicht, dass der Stuhl Wissenschaft betreibt. Es bedeutet vielmehr, dass er den Kriterien für eine gesunde und produktive Arbeit im Büro entspricht und folglich für die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und langes Sitzen geeignet ist.

Gesundheitliche Einschränkungen senken die Produktivität

Im Alltagssprachgebrauch bezieht sich das Wort Ergonomie somit meist auf den gesundheitlichen Aspekt der Wissenschaft. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Wirtschaftlichkeit und Gesundheit einer Person stark miteinander verknüpft sind. Wer krank ist, kann unmöglich sein Produktivitätspotenzial bei der Arbeit voll ausschöpfen.

Wie schon eingangs erwähnt, sind Rückenbeschwerden die zweithäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehltage in Deutschland. Unter den 20 häufigsten Ursachen sind aber noch weitere Erkrankungen aufgeführt, die sich mit einem unergonomischen Arbeitsumfeld in Verbindung bringen lassen. Dazu zählen andere körperliche Beschwerden (z. B. Schulterschmerzen und Knieschmerzen), aber auch psychische Erkrankungen (depressive Episoden, Anpassungsstörungen, Ermüdung).

Ergonomie ist gesetzlich vorgeschrieben

Um Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an ihrem Bildschirmarbeitsplatz zu schützen und beispielsweise eine Verspannung zu vermeiden, hat der Gesetzgeber an verschiedenen Stellen (Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG und Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) Richtlinien für einen ergonomischen Arbeitsplatz definiert.

Laut Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber verpflichtet, „eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben“. Es gibt somit für die Ergonomie am Arbeitsplatz gesetzliche Vorgaben, die zwingend einzuhalten sind. Diese Bestimmungen gelten sowohl für das Homeoffice als auch für die Büroarbeit vor Ort. Falls ein Arbeitgeber oder eine Arbeitgeberin diesen offensichtlich nicht nachkommt, muss er oder sie mit einer Klage von seinen Beschäftigten rechnen.

Was macht einen ergonomischen Arbeitsplatz aus?

Zu den ergonomischen Kriterien am Arbeitsplatz zählen einige wichtige Punkte, von denen manche sogar gesetzlich klar definiert sind:

1. Schonende Sitzmöglichkeiten

Die beiden wichtigsten Gegenstände bei der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung sind der Schreibtisch und der Bürostuhl. Beide gewährleisten eine komfortable Position des Oberkörpers und des Kopfes. Bei längerer Fehlhaltung sind Rücken- oder Nackenschmerzen sowie Verspannungen die Folge. Als Spätfolge einer schlechten Sitzposition können Wirbelsäulenschäden oder die gefürchteten Bandscheibenvorfälle auftreten.

Ein ergonomischer Stuhl steuert diesen Belastungen gezielt entgegen. Er ermöglicht eine gerade Sitzhaltung und eine angemessene Sitzhöhe, sodass Sie Verspannungen vorbeugen und Ihren Rücken bei der Arbeit nicht einseitig belasten. Die optimale Sitzhaltung und Sitzhöhe sind hierbei nicht allgemein festgelegt, sondern richten sich nach dem jeweiligen Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin.

Für einen ergonomischen Bürostuhl sind folgende Kriterien vorgegeben:

  • Keine scharfen Kanten

  • Federung beim Hinsetzen

  • Stand- und Kippsicher

  • Die Sitzfläche muss im Bereich von 42 bis 50 cm höhenverstellbar sein

  • Die Rückenlehne ist konkav und weist eine Breite von 32 bis 48 cm auf

  • Die Armlehnen sind mindestens 4 cm breit und 20 cm lang

2. Höhenverstellbare Schreibtische

Es ist entscheidend, Schreibtisch und Bürostuhl bei der ergonomischen Gestaltung eines Büroarbeitsplatzes genau aufeinander abzustimmen. Der Schreibtisch muss bei einem Büroarbeitsplatz mindestens 72 cm hoch sein und eine Fläche von 80 cm x 120 cm aufweisen, damit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen während ihrer Tätigkeit eine gesunde Sitzhaltung und eine angemessene Sitzhöhe einnehmen können.

Achten Sie bei der Höhe des Schreibtisches unbedingt auf das Zusammenspiel zwischen der Höhe des Bürostuhls und der Tischhöhe sowie des Nutzers beziehungsweise der Nutzerin. Da nicht jeder Mensch gleich groß ist, empfiehlt sich die Anschaffung eines höhenverstellbaren Schreibtisches. Das gilt zumindest für die Büroarbeit vor Ort, im Homeoffice können die Möbel individuell auf den jeweiligen Nutzer und Nutzerinnen angepasst werden.

Die Oberfläche muss matt und die Kanten sollten abgerundet sein. Zudem sind ein sicherer Stand und eine biegefeste Oberfläche sowie eine uneingeschränkte Beinfreiheit wichtig. Um Quetschungen zu vermeiden, müssen die Kanten von Büromöbeln entweder kürzer als 4 mm oder weiter als 25 mm voneinander entfernt sein.

3. Bildschirm richtig einstellen

Bei der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung sollten Sie Ihren Bildschirm und Computer effizient positionieren. Wenn Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ihren Oberkörper während der Bildschirmarbeit drehen müssen, um auf den Monitor schauen zu können, kommt es leicht zu Verspannungen im Rückenbereich. Die Folge sind Rückenschmerzen, die bis in den restlichen Oberkörper ausstrahlen und beispielsweise Brustschmerzen verursachen können.

Um für optimale ergonomische Arbeitsbedingungen zu sorgen, ist es wichtig, einen ausreichend großen Bildschirm für das Homeoffice oder die Büroarbeit auszuwählen. Hier empfiehlt sich ein 24-Zoll-Monitor, da Beschäftigte hieran etwa doppelt so effizient arbeiten wie an einem 18-Zoll-Bildschirm. Außerdem sollte sich die Oberkante des Bildschirms auf Augenhöhe befinden und der Monitor möglichst nicht schräg zum Oberkörper aufgestellt sein.

4. Die richtigen Lichtverhältnisse schaffen

Die Beleuchtung hat großen Einfluss auf die Belegschaft. Der Einsatz von natürlichem Licht wirkt sich positiv auf die Motivation und die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus. Durch eine professionelle Beleuchtung lassen sich das Raumklima verbessern und die Motivation erhöhen, wovon der Betrieb als Ganzes profitiert.

Dunkle Räume mit künstlichem Licht (besonders von Lichtquellen mit unnatürlichem Spektrum) können hingegen zu Störungen im Tag-Nacht-Zyklus führen und psychische Erkrankungen auslösen oder verstärken.

Für die Ergonomie am Arbeitsplatz ist es daher wichtig, dass Sie natürliches Licht effizient in den Arbeitsbereich integrieren. Je länger natürliches Licht während der Arbeit am Bildschirm genutzt werden kann, desto besser. Wenn Büroräume mit großen Fenstern ausgestattet sind, durch die viel natürliches Licht eindringt, ist das für die Augengesundheit der Beschäftigten und Ihre mentale Gesundheit von Vorteil.

Des Weiteren sinkt bei der richtigen Beleuchtung die Fehleranfälligkeit. Die Angestellten können sich besser konzentrieren und erledigen ihre Aufgaben bewusster und zielführender. Hierdurch reduziert sich nicht zuletzt die Unfallgefahr. Somit kommt es seltener zu Ausfällen von Kollegen und Kolleginnen und der Betrieb kann effizienter wirtschaften.

Aus diesen Gründen spielt die Wahl der passenden Lampen eine elementare Rolle. So ist es empfehlenswert, auf Lampen zu verzichten, die den Schreibtisch direkt anleuchten. Besser geeignet sind Wandstrahler, die ein eher indirektes Licht bieten. Zudem ist es hilfreich, wenn sich die einzelnen Lampen manuell einstellen und bewegen lassen. So können Sie zu jedem Zeitpunkt genau den Arbeitsbereich ausleuchten, der Licht benötigt.

Für die Augen ist es darüber hinaus schädlich, wenn auf die Tastatur oder den Schreibblock ein Schatten fällt. Daher sollte der Schreibtisch immer so aufgestellt werden, dass Schatten darauf vermieden werden. Ebenso sollten Sie darauf achten, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch das Licht nicht geblendet werden, denn auch eine zu hohe Beleuchtungsstärke belastet die Augen stark.

Nicht zuletzt hat eine professionelle Beleuchtung positive Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Wenn Sie sparsame Lampen und Leuchtmittel verwenden, die zum jeweiligen Arbeitsplatz passen, senkt das die Kosten erheblich. Somit leisten Sie außerdem einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz.

5. Wechselnde Arbeitshaltung zur Förderung der Konzentration

Bei der Nutzung von Computern müssen Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen ihren Angestellten ermöglichen, regelmäßig Bildschirmpausen vorzunehmen und wechselnde Arbeitshaltungen einnehmen zu können. Der Bildschirm sollte so ausgerichtet sein, dass es auch bei wechselnden Sonnenständen nicht zu blendenden Reflexionen kommt. Diese Maßnahmen fördern die Leistungsfähigkeit und die Konzentration der Arbeitnehmenden.

Die Entfernung des Displays zu den Augen sollte zwischen 60 und 80 cm betragen. Ist der Bildschirm zu nah, führt dies schnell zu juckenden oder tränenden Augen oder Kopfschmerzen.

6. Angenehmes Arbeitsklima

Auch an die Temperatur gibt es genaue Anforderungen. In Büros muss die Mindesttemperatur bei 20 °C liegen, die maximale Temperatur ist an die Außentemperatur gekoppelt: Generell liegt die Obergrenze bei 30 °C. Das liegt auch im Interesse des Arbeitgebers beziehungsweise der Arbeitgeberin, denn bei Temperaturen über 33 °C sinkt die Produktivität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf 50 % ab. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte etwa zwischen 80 % und 20 % liegen, ideal sind 50 %.

7. Die Bedeutung von Tastaturen und Mäusen

Für die Ergonomie am Arbeitsplatz spielen Komponenten wie Tastaturen und Mäuse eine wichtige Rolle. Bei der Nutzung von Maus und Tastatur müssen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihre Handgelenke ohne Abknicken ablegen können, um Verletzungen und Überanstrengungen zu vermeiden.

Spezielle ergonomische Hilfsmittel sind so geformt, dass die Hand beim Arbeiten entspannt aufliegen kann. Dadurch lassen sich Sehnenscheidenentzündungen und andere Beeinträchtigungen der Hände vermeiden. Gerade wer viel tippt und mit der Maus arbeitet, ist auf ergonomische Arbeitsgeräte angewiesen.

Ergonomische Tastaturen sind üblicherweise zweigeteilt, um ein gesundes Arbeiten beider Hände und das Zehn-Finger-System zu unterstützen. Außerdem ist es von Vorteil, wenn diese helle Tasten besitzen. Dann müssen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Arbeiten nicht so stark konzentrieren und es kommt nicht so leicht zu Ermüdungserscheinungen und Kopfschmerzen.

Fazit: Die Bedeutung von Ergonomie wird häufig unterschätzt

Im Alltag vieler Unternehmen genießt die Ergonomie meist wenig Beachtung. Wenn überhaupt, befassen sich Manager und Managerinnen nur punktuell damit – zu Unrecht. Hat ein Unternehmen mit besonders langen krankheitsbedingten Ausfällen, geringer Produktivität und schlechtem Arbeitsklima zu kämpfen, liegt das unter Umständen gar nicht an der Motivation und dem Charakter der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sondern einfach nur an einer unergonomischen Büroausstattung.

Unser Tipp lautet deshalb: Sensibilisieren Sie sich für das Thema Ergonomie. Von den positiven Ergebnissen profitieren nicht nur die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sondern auch Ihr Unternehmen.

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Titelbild: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 30. Januar 2023, aktualisiert am Januar 30 2023

Themen:

Produktivität