Auf Frage-Plattformen stellen Nutzer Fragen oder geben Antworten zu Themen des alltäglichen Lebens. Marketern kann dies als nützliche Quelle für die Themenrecherche dienen – und als direkte Kommunikationsmöglichkeit mit potenziellen Kunden. gutefrage.net ist die beliebteste Frage-Community im DACH-Raum. Erfahren Sie hier, wie Sie das Portal sinnvoll in den eigenen Marketing-Mix integrieren können.
Wie funktioniert gutefrage.net?
Die Ratgeber-Community gutefrage.net zählt mehr als 3,5 Millionen Mitglieder (Stand: März 2017) und hat sich nach der Gründung 2006 damit als größte Plattform ihrer Art im deutschsprachigen Raum etabliert. Zu den Alternativen mit ähnlichem Funktionsumfang zählen Yahoo Clever oder COSMiQ.
Auf gutefrage.net können Nutzer kostenfrei Fragen zum alltäglichen Leben stellen, bzw. sie auch beantworten nachdem sie sich registriert haben. Im Fokus steht der Austausch persönlicher Ratschläge und Erfahrungen. Für eine bessere Auffindbarkeit werden Fragen mit Themen/Schlagworten versehen. Themengebiete lassen sich zudem abonnieren, um per E-Mail über Neuigkeiten informiert zu werden.
Zur Qualitätssicherung hat gutefrage.net ein Punktesystem für Antworten eingeführt. So wird ein Klick auf den „Pfeil-Hoch-Button“ oder den „Daumen-Hoch-Button“ mit fünf Punkten vergütet. Für einen Klick auf den „Danke-Button“ erhält der Antwortgeber 15 Punkte, ebenso hoch gestaltet sich das Honorar für die hilfreichste Antwort. Zusätzlich wirken User-Moderatoren „Trollfragen“ und Beiträgen entgegen, die den Richtlinien zuwider laufen, um einen werthaltigen Informationsaustausch zu gewährleisten.
So lässt sich gutefrage.net im Online-Marketing einsetzen
Mehr als 18 Millionen Fragen und gut 70 Millionen Antworten (Stand: März 2016) – gutefrage.net ist insbesondere wegen seiner hohen Reichweite für Marketer interessant. Knapp 20 Millionen Unique User besuchen das Portal monatlich. Die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) sieht die Plattform damit auf Platz 2 in ihrem Reichweiten-Ranking für deutsche Online-Angebote. In der mobilen Version sind es mehr als zehn Millionen User – hier reicht es sogar für Platz 1. Besonders verbreitet sind Fragen zu den Gebieten Urlaub und Reisen, Ernährung und Finanzen. Laut Mediadaten sind bei gutefrage.net 52 Prozent der Benutzer weiblich und 48 Prozent männlich. Gut zwei Drittel der Nutzer sind zwischen 20 und 49 Jahren alt.
Nach Angaben von gutefrage.net drehen sich 43 Prozent aller Fragen um Produkte und Dienstleistungen. Dementsprechend relevant ist dieses Umfeld für Unternehmen – und das gleich in mehrerlei Hinsicht.
1. Vordenkerrolle aufbauen
User-Fragen bilden ideale Berührungspunkte für das Dialog-Marketing – das hat auch gutefrage.net selbst erkannt. Unternehmen können hier kostenlos ein Businessprofil anlegen, um selbst Fragen zu beantworten oder an Diskussionen teilzunehmen. Mit branchenrelevanten Tipps können Marken auf diese Weise Vertrauen aufbauen und dafür sorgen, dass Nutzer positive Assoziierungen mit ihnen verbinden. Die eigenen Inhalte schaffen darüber hinaus dauerhafte Sichtbarkeit.
Langfristig können Unternehmen mit Community-Marketing Einfluss auf die Kaufentscheidungen von Nutzern nehmen. Denn bei gutefrage.net erreichen Marken Nutzer mit passgenauen Informationen genau in dem Moment, in dem sie diese auch abfragen. Passgenau meint, dass Unternehmen anhand der Nutzer-Fragen die jeweilige Position entlang der Buyer’s-Journey ermitteln und entsprechende Inhalte präsentieren können. Um Traffic zu generieren, lässt sich schließlich für weiterführende Informationen auf das eigene Webangebot verweisen. Der Finanzdienstleister Interhyp macht vor, wie eine idealtypische Antwort im Community-Marketing aussehen kann:
Bildquelle: Screenshot auf gutefrage.net
2. Nutzer- und Kundenwünsche ermitteln
Die Nutzer von gutefrage.net bringen mit ihren Fragen ihre individuellen Wünsche und Probleme zum Ausdruck. Unternehmen sollten die Beiträge genau studieren, schließlich bietet sich hier die einzigartige Chance, neue Erkenntnisse über die eigenen Buyer-Personas zu erhalten. Aus den Fragen und Antworten geht unter anderem hervor, wie Interessenten von bestimmten Produkten bei ihrer Suche vorgehen.
Bildquelle: Screenshot auf gutefrage.net
In diesem Beispiel beklagt sich Hobby-Filmer „Joeygraphy“ über teure Videobearbeitungsprogramme und fragt die Community nach einer kostenfreien Alternative, um seine ersten Schritte in Richtung professioneller Bearbeitung zu tun. User „herja“ gibt einen Tipp und verweist auf entsprechende YouTube-Tutorials für das Programm. Anbieter von professionellen Bildbearbeitungsprogrammen könnten sich an dieser Stelle in das Gespräch einschalten und auf ihre Trial-Version verweisen oder den Hinweis auf Video-Tutorials zum Anlass nehmen, ihren Fokus vermehrt auf Erklärvideos zu ihren Programmen zu legen.
Auch Expertensprechstunden gestalten sich als sinnvolle Maßnahme, um ein fundiertes Bild zu den Belangen der Community zu erhalten. Dabei beantworten Experten eines Unternehmens in einem vorher festgelegten Zeitraum Nutzerfragen rund um dessen Produkte und Dienstleistungen. Dabei können sie selbst Themen vorgeben oder sich von den Interessen der potenziellen Kunden leiten lassen, wie in diesem Beispiel Netzexperte Matthias Müller von der Telekom:
Bildquelle: Screenshot auf gutefrage.net
Der Nutzer-Dialog liefert wertvolle Rückschlüsse, um die eigene Marketing-Strategie zu optimieren. Für welche Inhalte interessieren sich die Nutzer am meisten? Welche Fragen werden besonders oft gestellt? Sind bestimmte Themenbereiche im eigenen Content-Angebot möglicherweise unterrepräsentiert oder gibt es neue Kundenbelange, die bislang noch gar nicht berücksichtigt wurden? Die gestellten Fragen zeigen womöglich solche Lücken auf – blinde Flecken im eigenen Content-Angebot – und offenbaren damit ungenutztes Potenzial für organischen Traffic. Aus den Nutzerbelangen lassen sich relevante Inhalte (zum Beispiel Themen für Blogartikel) ableiten, um diese inhaltlichen Lücken im eigenen Webangebot zu schließen.
Zudem gilt: Sowohl die Ankündigungen als auch Ergebnisse der Sprechstunde können dann über eigene Social-Media-Kanäle ausgespielt werden, um auch abseits der Frage-Community ein Publikum zu erreichen.
3. Neue Keywords recherchieren
Um systematisch branchenrelevante Inhalte zu erforschen und Content-Lücken im eigenen Angebot zu schließen, bietet sich eine Keyword-Recherche auf gutefrage.net an. Auf Basis neuer, performancestarker Keyword-Ideen lassen sich dann weitere Themen und SEO-Maßnahmen entwickeln, mit denen die organische Reichweite weiter optimiert werden kann.
Keyword-Recherche mit Keyword-Targeting-Tool
Die gutefrage.net GmbH kommt Marketern mit dem Keyword-Targeting-Tool entgegen, das den Traffic der Plattform anhand von Keywords analysiert. Ohne Registrierung können Werbetreibende über ein Ausgangskeyword ermitteln, welche weiteren Schlüsselbegriffe im thematischen Umfeld nachgefragt werden. Nach kostenloser Registrierung wird für die eigene Keywordliste außerdem eine Reichweitenprognose, basierend auf dem Traffic der letzten 28 Tage, verfügbar.
Bildquelle: Screenshot auf gutefrage.net
Post-Analyse mit Google Cloud Natural Language API
Alternativ können Marketer Fragen und Antworten auch in Googles Cloud Natural Language API einsetzen, um aus den Posts zentrale Schlüsselbegriffe auszulesen. Auf diese Weise lassen sich Keyword-Ideen zu branchenrelevanten Themenkomplexen ermitteln, die möglicherweise noch nicht berücksichtigt wurden, weil sie dem Alltagsjargon oder Slang entspringen. Damit finden Unternehmen nicht nur heraus, welche Themen für die Nutzer relevant sind, sondern auch, wie Nutzer sie beschreiben und nach ihnen suchen.
Bildquelle: Screenshot auf cloud.google.com
Traffic-Analyse von gutefrage.net
Neben spezifischen Posts lässt sich auch das vollständige Content-Angebot von gutefrage.net strategisch für die SEO analysieren. Um herauszufinden, welche Unterseiten mit welchen Keywords am besten organisch ranken – und welche Themen und Suchbegriffe damit am gefragtesten sind – kann der Traffic der Website mit Premium-Tools wie Ahrefs oder SEM Rush untersucht werden. Aus den Top-URLs lassen sich dann ebenfalls neue Ideen für Inhalte und Keywords ableiten.
4. Paid Ads
gutefrage.net bietet Unternehmen zudem die Möglichkeit, bezahlte Werbung über Display Ads zu schalten. Dank der Targeting-Möglichkeiten lassen sich die Werbeanzeigen auf branchenrelevanten Seiten ausspielen, zum Beispiel nativ eingebunden zwischen den Antworten. Das ermöglicht eine gezielte und individuelle Ansprache von potenziellen Kunden.
5. Skalierbarkeit der Maßnahmen
Mit dem Bewertungssystem von Fragen und Antworten sowie dem Ranking besonders beliebter Fragen und Antworten macht gutefrage.net auch die Wirkung von Unternehmen messbar, die auf dem Portal mit Nutzern interagieren. Welche Antworten der Marken werden als besonders hilfreich empfunden, welche Ratschläge stoßen möglicherweise auf Ablehnung oder werden als unverständlich erachtet? Das direkte Feedback der Community hilft dabei, die eigene Kommunikation mit der Zielgruppe stetig zu verbessern.
Fazit
Unternehmen dient gutefrage.net als eine ideale Plattform, um ihr Interesse an ihren Kunden zum Ausdruck zu bringen. Während bei Facebook, Twitter und Instagram das Befüllen und Konsumieren des News-Feeds mit informierenden und unterhaltenden Inhalten im Vordergrund steht, verfolgt das Frage-Portal einen stark lösungsorientierten Ansatz. User teilen ihre Probleme sowie Wünsche direkt mit und können deshalb auch von Unternehmen passgenau angesprochen werden. Durch gezieltes Community-Marketing können Marken dann schließlich schneller Vertrauen und Autorität aufbauen. Das gilt für gutefrage.net ebenso wie für sämtliche andere Frage-Communities, die nach dem gleichen Prinzip funktionieren.
Darüber hinaus bietet der User-Generated Content (UGC) in Frage-Communities einen einzigartigen Informationspool zur Entwicklung neuer Themen und Keywords für das eigene Marketing. Unternehmen können einzelne Antworten analysieren oder bekannte Marketing-Tools für eine umfassende Keyword-Recherche auf der Plattform einsetzen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen lässt sich die eigene Content-Marketing-Strategie stetig weiter optimieren.