Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit den Veränderungen im Marketing, aber KI-Agenten sind viel mehr als das. Diese Systeme übernehmen rasend schnell die User Journey – doch anders als Menschen evaluieren sie strukturierte Daten, analysieren Backend-Spezifikationen und treffen Entscheidungen in Millisekunden.
Die Großen der Branche bemerken das bereits und passen sich an. Ein Beispiel: Adobe hat kürzlich KI-Agenten vorgestellt, die von Marken genutzt werden können, um Konsumierenden die Navigation auf ihren Websites zu erleichtern. Unternehmen haben dadurch die Möglichkeit, ihr Marketing gemäß Echtzeitverhalten und einzigartigen Kundenattributen zu personalisieren.
Aber wie sieht es in der Praxis aus, wenn KI-Agenten wichtige Phasen der User Customer Journey übernehmen? Was bedeutet das für Marketingteams? Um das herauszufinden, habe ich drei führende durch KI-Agenten gestützte Tools auf den Prüfstand gestellt, indem ich ihnen echte Marketingaufgaben zugewiesen habe. Hier das Ergebnis – plus das, was Marketingteams im nächsten Schritt tun sollten.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt und ist auch für Sie, unsere deutschsprachige Leserschaft, relevant.
Was sind KI-Agenten und warum sind sie im Marketing wichtig?
Bei KI-Agenten handelt es sich um autonome Systeme, die recherchieren, analysieren und im Namen der jeweiligen Nutzenden Maßnahmen ergreifen. Anders als traditionelle KI-gestützte Tools, die bei einzelnen Aufgaben assistieren, verwalten KI-Agenten aktiv Workflows, interagieren mit Software und führen komplexe Prozesse aus – ohne dass ein Mensch dabei direkt eingreifen muss.
Im Marketing entwickeln sich diese Agenten rasch zu den neuen Gatekeepern, die entscheiden, welche Marken, Produkte und Dienstleistungen angezeigt und genutzt werden. Anstatt Konsumierende direkt mit kreativen Kampagnen oder bezahlter Werbung zu überzeugen, geht es für Marketingteams jetzt darum, für KI-gesteuerte Entscheidungsfindung zu optimieren. Deshalb muss Markencontent strukturiert, klar und maschinenlesbar sein.

AI Search Guide
Die Suche entwickelt sich rasant weiter. KI-gestützte Engines wie ChatGPT, Perplexity und Gemini bieten völlig neue Möglichkeiten, um Inhalte zu entdecken – und geben direkten, KI-generierten Antworten Vorrang vor gängigen Such-Rankings. Ist Ihre Marke nicht für die KI-Suche aufgestellt, sind Sie gerade dabei, den Anschluss zu verlieren.
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3 Beispiele für KI-Agenten im Marketing
KI-Agenten verändern jetzt schon die Art und Weise, wie Marketing funktioniert. Hier erfahren Sie, wie drei führende Tools die Recherche, Onboarding und Ausführung übernehmen – und wie das aus Benutzersicht ausschaut.
1. Gemini Deep Research – die Kundensuche hat ein Ende
Welche Änderung im wird im Marketing am häufigsten übersehen? Die Phase der Kundenrecherche und -ermittlung gehört immer mehr der Vergangenheit an. Das liegt nicht daran, dass die Kundschaft sie übergeht, sondern daran, dass KI-Agenten einspringen.
Um dies zu testen, habe ich Googles Gemini Deep Research (Teil der Gemini 2.0 Suite) eine einfache Frage gestellt: Wie füge ich der Website von HubSpot einen Chatbot hinzu? Anstatt mir eine Liste mit Links oder Zusammenfassungen zu geben, hat Gemini 37 Websites gescannt, die Schritte in einem einzigen Tutorial zusammengefasst – und zwar in einem Format, das ich sofort verwenden konnte. Keine Werbung, kein Suchen, kein Herumklicken.
Quelle: Google Gemini
Diese Veränderung mag subtil sein – aber sie bedeutet, dass Sie Irrelevanz riskieren, wenn Sie immer noch ausschließlich für die menschliche Wahrnehmung optimieren. KI-Agenten durchsuchen nicht Ihren Blog oder bewerten auch nicht Ihre Markensprache. Sie suchen nach überprüfbaren Informationen und klarer, objektiver Zuverlässigkeit. Selbst ein herausragendes Produkt kann übersehen werden, wenn Ihr Content nicht so präsentiert wird, dass Agenten ihn analysieren und bewerten können.
So sichern Sie sich Ihren Vorsprung
- Formatieren Sie Ihre Inhalte auf Extrahierbarkeit, indem Sie strukturierte Überschriften, nummerierte Schritte und scannbare Produktzusammenfassungen verwenden.
- Erstellen Sie zitierfähige Dokumentation, indem Sie sicherstellen, dass Ihre Produktinformationen sauber, sachlich und über alle digitalen Eigenschaften hinweg konsistent beschrieben werden.
- Entscheiden Sie sich für Produktklarheit statt Showing-off, indem Sie auf Markenbegriffe oder Marketing-Jargon verzichten und stattdessen klare Antworten auf funktionale Produktfragen geben.
2. Google Stream Realtime – der KI-Onboarding-Partner
Während Gemini Deep Research die Art und Weise verändert, wie Produktinformationen gefunden und erfasst werden, verändert das zu Google AI Studio gehörende Google Stream Realtime die Art und Weise, wie Nutzende lernen, ein Produkt zu verwenden.
Im Rahmen meines Experiments habe ich Stream getestet, um zu sehen, inwieweit der Agent beim Einrichten eines Chatbots auf der HubSpot-Website tatsächlich hilfreich ist. Anstatt mir einen Hilfeartikel vorzuschlagen, beobachtete Stream meinen Bildschirm, analysierte meine Aktionen und gab mir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in Echtzeit.
Jede Empfehlung war kontextbezogen und passte genau dazu, wo ich mich im Einrichtungsprozess gerade befand.
Bemerkenswert war, dass Stream nicht nur auf Eingaben reagiert, sondern mutmaßliche Erwartungen erfüllt. Stream registrierte, wie ich mit verschiedenen Elementen interagierte, und passte die Anleitung entsprechend an. So entsteht eine kontinuierliche Feedbackschleife, wobei Stream den Nutzenden zeigt, wie es geht, und gleichzeitig aus ihrem Verhalten lernt. Dadurch wird das Onboarding effizienter und persönlicher.
So sichern Sie sich Ihren Vorsprung
- Definieren und skizzieren Sie klar und deutlich User Journeys, die einem vorhersehbaren Aufbau und Designablauf folgen, damit KI-Agenten die Nutzenden durch jeden Schritt führen können, ohne dass Missverständnisse entstehen.
- Beschriften Sie Oberflächenelemente eindeutig und konsistent, indem Sie Schaltflächen, Menüs und Aktionen mit einer standardmäßigen, eindeutigen Sprache maschinenlesbar machen.
- Stellen Sie strukturierte Hilfeinhalte bereit wie Tooltips, Walkthroughs oder eingebettete Tutorials, die KI-Agenten sofort anzeigen können, wenn sie Nutzende durch Ihr Produkt führen.
3. Claude AI – Agent-Fähigkeiten durch Toolintegration erweitern
Das von Anthropic entwickelte Claude AI geht mit dem Modellkontextprotokoll (MCP). Dadurch kann der Agent externe Tools nutzen und unabhängiger agieren, was einen weiteren Schritt in Richtung der Fähigkeiten von KI-Agenten darstellt.
Beispielsweise haben Sie die Möglichkeit, Claude Zugriff auf Tools wie Brave Search, Produktivitäts-Apps oder CRMs anhand sichere Verbindungen zu geben. Nach der Autorisierung kann Claude Berichte abrufen, Inhalte generieren, Workflows auslösen oder sogar Daten plattformübergreifend verbinden – und das alles, ohne dass Nutzende irgendetwas tun müssen.
Besonders spannend fand ich bei dem Experiment, dass der Agent Nutzenden keine Aufgaben übergibt, sondern sie in ihrem Namen ausführt. Das bedeutet, dass Ihr Produkt sowohl für menschliche Nutzende als auch für KI-Operatoren zugänglich sein muss.
So sichern Sie sich Ihren Vorsprung
- Erstellen Sie klare, gut dokumentierte APIs (wie die API-Leitfäden von Hubspot), damit Agenten wie Claude die Fähigkeiten Ihres Produkts verstehen und entsprechend handeln können.
- Verwenden Sie sichere Authentifizierungstools wie OAuth, um einen sicheren Agent-Zugriff zu ermöglichen, ohne das Vertrauen der Nutzender:innen zu gefährden oder Anmeldeinformationen ständig erneut eingeben zu müssen.
- Strukturieren Sie Ihr Produkt und Ihre Daten für die Automatisierung, indem Sie klar definierte Aktionen, eindeutige Datenmodelle und zuverlässige Feedback-Mechanismen erstellen, die es KI-Agenten ermöglichen, wichtige Vorgänge auszulösen, abzuschließen und zu validieren.
Anpassung an KI-Agenten
KI-Agenten scrollen nicht durch Ihre Website, lassen sich nicht auf Ihre Anzeigen ein und reagieren auch nicht auf emotionales Storytelling. Stattdessen suchen sie nach strukturierten Informationen und sammeln diese Erkenntnisse für Menschen, die daran interssiert sind.
Spitzenunternehmen werden deshalb ihren Marketingansatz umstrukturieren, um bei den Gatekeepern der KI Anklang zu finden und ihre Angebote menschlichen Entscheidungstragenden zu präsentieren. Wenn Sie noch nicht mit KI-Agenten experimentiert haben, ist es an der Zeit, damit anzufange – sonst geraten Sie möglicherweise ins Hintertreffen.
Um mehr darüber zu erfahren, wie KI-Agenten Marketingstrategien neu definieren, schauen Sie sich am besten die ganze Folge von Marketing against the Grain an:
Dieser Blogbeitrag beruht auf einer Partnerschaft mit dem Video-Podcast „Marketing Against the Grain“. Sie befasst sich ausführlich mit den Vorschlägen und Ideen der Marketing-Führungskräfte Kipp Bodnar (CMO, HubSpot) und Kieran Flanagan (SVP Marketing, HubSpot), die Wachstumsstrategien behandeln und andere Marketingfachleute sowie erfolgreiche Unternehmensgründende näher betrachten.