Marktformen: Polypol, Oligopol und Monopol im Überblick

Leitfaden Wettbewerbsanalyse
Daniel Wolter
Daniel Wolter

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Kennen Sie den Unterschied zwischen Polypol, Oligopol und Monopol? Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die Hauptmerkmale dieser Marktformen und wie man sie voneinander unterscheidet.

Mitarbeitende im Meeting beschäftigen sich mit Marktformen

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Bei den Marktformen wird oftmals ein vollkommener Markt vorausgesetzt. Das bedeutet, dass davon ausgegangen wird, dass die angebotenen Güter komplett vergleichbar sind und dieselbe Qualität oder Verpackung haben (homogene Güter), um subjektive Präferenzen auszuschließen. Ein vollkommener Markt setzt also voraus, dass die Nachfragerinnen und Nachfrager keine persönlichen, räumlichen oder zeitlichen Vorlieben haben. Das entspricht jedoch nicht der Realität.

Welche Marktformen gibt es?

Jeder Markt besteht aus Anbietenden und Nachfragenden. Je nachdem, ob es viele kleine, wenig mittlere oder einen großen Anbieter oder Nachfrager gibt, werden die einzelnen Arten im Marktformenschema unterschieden. Viele kleine Nachfragerinnen und Nachfrager und viele kleine Anbietende erschaffen ein Polypol, also Konkurrenz; gibt es nur wenige Anbietende, wird das Oligopol genannt; bei einem einzigen großen Anbieter ist die Rede von einem Monopol.

Daneben gibt es Marktformen, die die Lage mit wenigen mittleren oder einem großen Nachfragenden umschreiben. Bei mittlerer Nachfrage und vielen kleinen Angeboten wird von einem Nachfrageoligopol (Oligopson) gesprochen; bei wenigen mittleren Anbietenden und Nachfragenden herrscht ein zweiseitiges (bilaterales) Oligopol; bei einem großen Anbieter und mehreren mittelgroßen Nachfragenden findet sich ein eingeschränktes Angebotsmonopol.

Gibt es nur einen großen Nachfrager oder eine große Nachfragerin, sieht die Lage wiederum anders aus. Mit vielen kleinen Angeboten wird von einem Nachfragemonopol (Monopson), bei mittelgroßen Anbietenden von einem beschränktem Nachfragemonopol und bei einem großen Anbieter von einem zweiseitigen (bilateralen) Monopol gesprochen.

Welche ist die häufigste Marktform?

Bei einem vollkommenen Markt kommt das Oligopol am häufigsten vor. In der Realität mit unvollkommenen Märkten jedoch ist der monopolistische Wettbewerb am weitesten verbreitet. Bei dieser Marktform gibt es viele kleine Anbieterinnen und Anbieter, die vergleichbare, aber nicht vollständig austauschbare Produkte anbieten. Alle Anbietenden haben einen gewissen Einfluss auf den Marktpreis, aber niemand hat die Macht, alleine den Preis festzulegen. Diese Marktform ist in vielen Branchen anzutreffen, in denen es zahlreiche Kleinunternehmen gibt, die vergleichbare Produkte anbieten.

Polypol, Oligopol und Monopol: Merkmale, Vorteile, Nachteile und Beispiele

Polypol, Oligopol und Monopol unterscheiden sich bedeutend – doch mit allen drei Marktformen werden Preis und Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen beeinflusst, genau wie das Kundenverhalten.

Der Wettbewerb auf dem Markt und damit auch die Preisbildung werden von der Marktform beeinflusst. In einem Polypol kann es zu starker Konkurrenz und niedrigen Preisen kommen, während in einem Oligopol die Preise stabil bleiben und in einem Monopol das Unternehmen einen Preis festsetzen kann, der über dem Marktpreis liegt.

Von der Marktform hängt ab, wie viele Anbieter auf dem Markt vertreten sind und damit auch, wie viel Marktmacht die einzelnen Anbieterinnen und Anbieter haben. Bei einem Polypol haben die Anbieter wenig Marktmacht, bei einem Oligopol haben wenige Anbietende viel Marktmacht und bei einem Monopol hat das einzige Unternehmen vollständige Macht.

Der Wettbewerb in einem Polypol kann zu höheren Investitionen in Forschung und Entwicklung führen, um sich von anderen Anbieterinnen und Anbietern zu differenzieren. Investitionen in Forschung und Entwicklung können in einem Oligopol stabil bleiben, da die Marktmacht und die Marktposition stabil bleiben. Bei einem Monopol kann das Unternehmen weniger in Forschung und Entwicklung investieren, da es keinen Wettbewerb gibt.

Die Gewinne können in einem Polypol sinken, da die Konkurrenz groß ist und die Preise niedrig gehalten werden müssen. Bei einem Oligopol können die Gewinne stabil bleiben, weil die Marktposition und die Marktmacht konstant sind. In einem Monopol steigen die Gewinne, solange das Unternehmen über Marktmacht verfügt und die Preise bestimmt.

Wir haben übersichtlich zusammengefasst, was Sie über die Marktformen wissen müssen.

Polypol

Bei vielen Anbietern und vielen Nachfragerinnen auf dem Markt wird von einem Polypol gesprochen. Für die Unternehmen ergibt sich eine geringe Marktmacht und ein harter Wettbewerb. Ein Beispiel für ein Polypol ist die Lebensmittelindustrie.

Polypol: Vorteile

  • Niedrige Preise für die Kundschaft
  • Anreiz für Forschung und Entwicklung
  • Vielfalt an Angeboten

Polypol: Nachteile

  • Niedrige Gewinne
  • Häufiger Preisverfall
  • Möglicher Verlust von Anbietenden aufgrund des harten Wettbewerbs

Oligopol

Gibt es wenige Anbieterinnen und Anbieter auf einem Markt mit vielen Nachfragenden, gilt das als Oligopol. Die Marktform zeichnet sich durch eine mittelhohe Marktmacht und stabile Preise aus. Ein Beispiel für ein Oligopol ist die Automobilindustrie.

Oligopol: Vorteile

  • Stabilisierung der Gewinne
  • Stabilisierung der Marktmacht
  • Möglichkeit für kooperatives Verhalten

Oligopol: Nachteile

  • Wenig Anreiz für Forschung und Entwicklung
  • Mögliches Vermeidung von Konkurrenz
  • Mögliche Regulierung durch die Regierung

Monopol

Ein Monopol zeichnet sich dadurch aus, dass es nur einen einzigen Anbieter seiner Art auf dem Markt gibt. Dadurch ergibt sich für das Unternehmen eine hohe Marktmacht, weil Konkurrenz fehlt. Damit einhergehend kann der Marktteilnehmer mit dem Monopol den Preis festlegen. Ein Beispiel für ein Monopol ist die Müllabfuhr der Stadt – sie ist die einzige Anbieterin, die diesen Service bereitstellt. Ein natürliches Monopol ist zum Beispiel das Bahnnetz, da es mit einem erheblichen Mehraufwand und hohen Kosten verbunden wäre, ein zweites Netz auszubauen.

Monopol: Vorteile

  • Höhere Gewinne
  • Keine Konkurrenz
  • Möglichkeit, den Preis auf einem hohen Niveau zu halten

Monopol: Nachteile

  • Kein Anreiz für Entwicklung und Forschung, weil Bedrohung durch Konkurrenz fehlt
  • Keine Preissenkungen für die Kundinnen und Kunden
  • Mögliche Regulierung durch die Regierung

Grafik Überblick der verschiedenen Marktformen

Das Marktformenschema nach Stackelberg

Das Marktformenschema von Stackelberg, benannt nach dem Ökonom Heinrich von Stackelberg, gliedert die Marktformen nach der Abhängigkeit und Abfolge der strategischen Unternehmensentscheidungen. Demnach sind auf jeder Marktseite entweder ein großer, wenige mittlere oder viele kleine Anbietende bzw. Nachfragende vertreten, sodass sich in diesem Schema insgesamt neun verschiedene Marktformen ergeben:

  1. Monopolistisches Angebot und monopolistische Nachfrage: Ein Unternehmen beherrscht den Angebotsmarkt und ein anderes Unternehmen beherrscht den Nachfragemarkt.
  2. Monopolistische Angebot und oligopolistische Nachfrage: Ein Unternehmen beherrscht den Angebotsmarkt, eine kleine Anzahl von Unternehmen den Nachfragemarkt.
  3. Monopolistisches Angebot und polypolistische Nachfrage: Ein Unternehmen dominiert den Angebotsmarkt, viele kleine Unternehmen Nachfragemarkt.
  4. Oligopolistisches Angebot und monopolistische Nachfrage: Wenige Unternehmen bestimmen den Angebotsmarkt, ein einzelnes Unternehmen den Nachfragemarkt.
  5. Oligopolistisches Angebot und oligopolistische Nachfrage: Wenige Unternehmen beherrschen den Angebotsmarkt, wenige Unternehmen den Nachfragemarkt.
  6. Oligopolistisches Angebot und polypolistische Nachfrage:Wenige Unternehmen dominieren den Angebotsmarkt, viele kleine Unternehmen den Nachfragemarkt.
  7. Polypolistisches Angebot und monopolistische Nachfrage: Viele kleine Unternehmen führen den Angebotsmarkt, ein Unternehmen Nachfragemarkt.
  8. Polypolistisches Angebot und oligopolistische Nachfrage: Viele kleine Unternehmen prägen den Angebotsmarkt, wenige Unternehmen Nachfragemarkt.
  9. Polypolistisches Angebot und polypolistische Nachfrage: Viele kleine Unternehmen bestimmen sowohl den Angebots- als auch den Nachfragemarkt.

Diese Kombinationen können sich je nach den Marktbedingungen und dem Verhalten der Unternehmen ändern. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es sich um eine vereinfachte Darstellung handelt und dass nicht jeder Markt optimal in das Marktformenschema eingeordnet werden kann. Ein vollkommener Markt kann nicht immer vorausgesetzt werden.

Fazit: Marktformen bestimmen die Wirtschaft – aber nicht vollkommen

Marktformen beeinflussen die Wirtschaft und das Verhalten von Unternehmen und Kunden gleichermaßen. Die Marktform einer Branche ist dabei nicht in Stein gemeißelt, sondern kann sich, abhängig von Angebot und Nachfrage, verändern. Um ihre Ziele zu erreichen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen genau verstehen, auf welchem Markt sie sich befinden und wie das Marktformenschema funktioniert.

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Titelbild: Jason Goodman / Unsplash

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