„Alles fließt.“ Das wusste schon der griechische Philosoph Heraklit und brachte damit zum Ausdruck, dass alle Dinge des Lebens einer ständigen Veränderung unterliegen. Eine besondere Eigenschaft des Menschen besteht darin, dass er diesem Wandel nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern ihn aktiv steuern kann.

Hierfür ist es aber wichtig, die Funktionsmechanismen aller Veränderungsprozesse zu begreifen und für sich zu nutzen. Ein hilfreiches Tool bei diesem Vorhaben ist die sogenannte Dilts Pyramide.

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Diese Ebenen zu kennen und anzuwenden, ist für die Steuerung von Veränderungsprozessen essenziell. Das Modell geht auf den Entwickler Robert Dilts aus den USA zurück und entstand in den 1980er-Jahren.

Wo findet die Dilts Pyramide Anwendung?

Die Dilts Pyramide kommt im Change-Management zum Einsatz, um Veränderungsprozesse anzustoßen, durchzuführen und ihre Wirkung zu beurteilen.

Hierbei können Sie Veränderungen an sich selbst oder an einzelnen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen anstreben. Ebenso haben Sie die Möglichkeit, ganze Teams zu optimieren und für eine stetige Verbesserung Ihrer Betriebsprozesse zu sorgen.

Mit der Dilts Pyramide fällt es Ihnen leicht, Probleme und Schwierigkeiten in Ihrem Betrieb als Ganzes oder innerhalb eines bestimmten Prozesses ausfindig zu machen. Sobald Sie die Ebene ermittelt haben, auf der sich das Problem befindet, wissen Sie, wo Sie mit Ihrem Lösungskonzept ansetzen müssen.

Die 6 logischen Ebenen der Dilts Pyramide

Die Dilts Pyramide setzt sich aus insgesamt sechs Ebenen zusammen, die von oben nach unten wirken. Wenn Sie Veränderungen auf einer Ebene anstreben, müssen die hierfür notwendigen Maßnahmen mindestens auf derselben Ebene, besser aber noch auf einer darüberliegenden Ebene erfolgen.

Die oberen drei Ebenen (Ziel, Vision und Sinn; Identität; Werte und Glaubenssätze) sind mit Emotionen verknüpft und daher oft unsichtbar und den jeweiligen Betroffenen gar nicht bewusst. Die unteren drei Ebenen (Fähigkeiten; Verhalten; Umgebung bzw. Umwelt) sind vor allem mit der Ratio verbunden – sie lassen sich beobachten und leicht nachvollziehen.

Die sechs Ebenen der Dilts Pyramide bauen sich wie folgt auf:

Die logischen Ebenen der Dilts Pyramide

Im Folgenden wird der Aufbau des Modells von unten nach oben erklärt.

Die Umgebung bzw. die Umwelt

Die Basis der Dilts Pyramide bildet die Umgebung oder die Umwelt. Jede Handlung, jedes Verhalten und jeder Prozess sind von einem individuellen Kontext abhängig und finden in einem bestimmten Raum und zu einer konkreten Zeit statt.

Typische Fragen, um sich mit der Ebene der Umwelt zu befassen, lauten:

  • Wer?
  • Wo?
  • Wann?

Das Verhalten

Die zweite Ebene der Dilts Pyramide stellt das Verhalten dar. Da jedes Verhalten immer in einer bestimmten Umwelt stattfindet, stehen beide Ebenen miteinander in Verbindung. Das Verhalten einer Person, eines Teams oder eines Prozesses können Sie gezielt beobachten und Rückschlüsse daraus ziehen.

Fragen, die die Ebene des Verhaltens betreffen, lauten etwa:

  • Was siehst du?
  • Was genau tust du?

Die Fähigkeiten

Im Unterschied zur Umwelt und zum Verhalten sind die Fähigkeiten einer Person nicht mit bloßem Auge sichtbar. Allerdings lassen sich vom Verhalten Rückschlüsse ziehen, wie es um die Fähigkeiten einer Person bestellt ist.

Ist eine Verhaltensänderung das Ziel, ist es häufig sinnvoll, auf der Fähigkeiten-Ebene der Dilts Pyramide anzusetzen.

Typische Fragen dieser Ebene sind:

  • Was kannst du?
  • Welche Fähigkeiten brauchst du, um ein bestimmtes Verhalten zu zeigen?

Die Werte und Glaubenssätze

Die vierte Ebene der Dilts Pyramide beschreibt die Werte und Glaubenssätze einer Person. Dies ist die erste Ebene, die die Verstand-Ebene verlässt und sich in den Bereich der Emotionen begibt. Menschen würden sich keine Fähigkeiten aneignen und kein Verhalten zeigen, die im Widerspruch zu ihren Werten und Glaubenssätzen stehen.

Typische Fragen dieser Ebene lauten:

  • Was ist dir wichtig?
  • Woran glaubst du?

Die Identität

Diese Ebene beschreibt die Identität eines Menschen oder einer Gruppe. Sie hat großen Einfluss auf alle darunterliegenden Ebenen. Ein Merkmal der Identität ist, dass sie nicht objektiv ist. So können Eigen- und Fremdwahrnehmung stark voneinander abweichen.

Die Fragen dieser Ebene sind:

  • Wer bist du?
  • Wie wirst du wahrgenommen?

Das Ziel, die Vision und der Sinn

Die oberste Ebene der Pyramide fragt nach dem Sinn, dem Ziel und der Vision eines Menschen, einer Gruppe, eines Prozesses oder einer Organisation. Sämtliche unteren Ebenen richten sich hiernach aus und wollen das jeweilige Ziel erreichen sowie die Vision Realität werden lassen und den Sinn erfüllen.

Die Fragen dieser Ebene sind:

  • Was willst du erreichen?
  • Welche Ziele strebst du an?

Die Dilts Pyramide: Ein Beispiel

Die Dilts Pyramide wird auf der Ebene der Fähigkeiten am besten greifbar.

Sie stellen in Ihrem Unternehmen fest, dass es bei der Auswertung von Dokumenten und der Eingabe von Daten zu Verzögerungen kommt. Eine Prüfung ergibt, dass bestimmte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Daten händisch eingeben, statt diese einzuscannen. Der Grund: Sie fühlen sich mit den Scannern unwohl und beherrschen die jeweilige Technologie nicht.

In diesem Fall ist es sinnvoll, auf der Fähigkeiten-Ebene anzusetzen. Nutzen Sie Schulungen und Weiterbildungen, um Ihr Team im Umgang mit Scannern zu trainieren. In der Folge wenden diese das neu erlernte Wissen an, indem sie ihr Verhalten ändern. Das Resultat: Ihre Betriebsprozesse laufen schneller ab und das Problem ist gelöst.

Darum lohnt sich der Einsatz der Dilts Pyramide

Der Einsatz der Dilts Pyramide eignet sich hervorragend für die Lokalisierung und Beseitigung von Problemen und für die Optimierung von Betriebsprozessen im Rahmen der Prozessanalyse. Prüfen Sie bei einem Problem zunächst, auf welcher Ebene es sich befindet, und setzen Sie mit Ihrer Lösung in der nächsthöheren Ebene an.

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Titelbild: Nuthawut Somsuk / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 2. März 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Change Management