Wenn Sie sich selbstständig machen möchten, ist ein Finanzierungsplan unverzichtbar. Er unterstützt Sie dabei, Ihren Finanzierungsbedarf zu ermitteln, einen Überblick über Ihre finanzielle Situation zu gewinnen und Banken von Ihrem Projekt zu überzeugen. Wenn Sie ein Unternehmen gründen, sollten Sie daher großen Wert auf eine solide Finanzierung legen, um Verzögerungen, Ausfälle und Zusatzkosten zu vermeiden.

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Ziel, Aufgaben und Funktionen eines Finanzierungsplans

Ein Finanzierungsplan erfüllt bei der Existenzgründung verschiedene Aufgaben und Funktionen. Unter anderem dient er Ihnen dazu, einen Überblick über Ihre einmaligen und regelmäßigen Kosten zu gewinnen und diesen einer Finanzierungsart zuzuordnen.

Büromiete, Geschäftswagen, Software-Lizenzen, Mitarbeitergehälter und so weiter: Als Gründer oder Gründerin haben Sie viele Zahlungen zu leisten. Besonders zu Beginn übersteigen Ihre Ausgaben meist deutlich Ihre Einnahmen. Nur wenn Sie genau wissen, mit welchen Kosten Sie zu rechnen haben, können Sie hierfür Strategien zur Generierung von Kapital entwickeln.

Für die Erstellung des Finanzierungsplans müssen Sie eine Kapitalbedarfsrechnung mit dem Soll-Bedarf aufstellen: Dieses Kapital benötigen Sie für die kommenden Wochen, Monate oder Jahre. Hierbei klären Sie den Finanzierungsbedarf einzelner Projekte ebenso wie die Gesamtkosten Ihres Unternehmens.

Wie möchten Sie dieses Soll ausgleichen, um liquide zu bleiben? Die Antwort darauf liefert Ihnen der Finanzierungsplan: Er schlüsselt detailliert auf, wie die Finanzierungen für Ihren Kapitalbedarf und somit Ihre Ausgaben und Kosten aussehen.

Ein wichtiges Ziel eines Investitions- und Finanzierungsplans ist es, die Chancen auf einen Kredit zu erhöhen. In der Regel werden Geschäftsideen nämlich nicht ausschließlich mit Eigenkapital umgesetzt, sondern fremdfinanziert. Nur wenn Banken und Kreditgeber beziehungsweise Kreditgeberinnen von Ihrem Konzept überzeugt sind, geben sie Ihnen das von Ihrem Unternehmen benötigte Kapital.

Mit einem Finanzierungsplan verdeutlichen Sie, wie Sie Ihre Vorhaben finanzieren und einen Liquiditätsengpass oder eine Überschuldung vermeiden. Zudem zeigen Sie potenziellen Kreditgebenden, dass Sie die Tilgung eines Darlehens bewerkstelligen können.

Finanzierungsplan versus Finanzplan: Gibt es da Unterschiede?

Ja, der Finanzierungsplan von Unternehmen beschreibt die Finanzierung von deren Kapitalbedarf zum Zeitpunkt der Gründung. Die Kapitalbedarfsrechnung und der Finanzierungsplan sind zwei wichtige Bestandteile Ihres Finanzplans.

Der Finanzplan ergibt mit weiteren Unterlagen – zum Beispiel der Beschreibung Ihrer Geschäftsidee, einer Konkurrenz- und Marktanalyse sowie einem Marketing- und Vertriebskonzept – den Businessplan. Ihren Finanzierungsplan und Businessplan sollten Sie regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf aktualisieren.

Wie ist ein Finanzierungsplan aufgebaut?

In Ihrem Finanzierungsplan zeigen Sie, wie Sie, bildlich gesprochen, die Löcher in Ihrem Kapitalbedarfsplan stopfen möchten. Dafür gibt es zwei übergeordnete Posten: Eigenkapital und Fremdkapital. Sie müssen zwischen diesen einzelnen Posten in Ihrem Finanzierungsplan klar unterscheiden und planen, wie Sie diese für Ihren Finanzierungsbedarf einsetzen.

Eigenkapital im Finanzierungsplan aufführen

Zunächst führen Sie in Ihrem Finanzierungsplan sämtliches Eigenkapital auf, das Ihnen zur Verfügung steht. Hierzu zählt Vermögen, das Ihnen gehört bzw. auf das Sie zugreifen können. Darunter fallen unter anderem:

  • Bargeld
  • weitere finanzielle Mittel, beispielsweise auf Bankkonten
  • Immobilien
  • Geldanlagen

Auch Einnahmen über alternative Finanzierungsformen sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden und bieten Ihnen als Gründer oder Gründerin zusätzliche Möglichkeiten, Ihr Unternehmen zu finanzieren:

Für die Finanzierung von Projekten und Aufgaben innerhalb Ihres Unternehmens ist es empfehlenswert, eine gute Eigenkapitalquote zu erreichen, um sich nicht zu stark von Fremdkapital abhängig zu machen.

Fremdmittel im Finanzierungsplan aufführen

Nachdem Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Eigenleistungen in Ihrem Finanzierungsplan übersichtlich dargestellt haben, geht es darum, Ihren Bedarf an Fremdkapital zu ermitteln und zu veranschaulichen.

Das Fremdkapital ist Kapital, das Sie von Dritten in Form einer juristischen Person erhalten, zum Beispiel von anderen Unternehmen oder einer Bank. Das Fremdkapital müssen Sie nach einem vereinbarten Zeitpunkt mit Zinsen zurückzahlen. Dafür wird in der Regel ein Tilgungsplan aufgestellt.

Fremdkapital kann sein:

  • Darlehen und Kredite von Banken, Kreditportalen oder Lieferunternehmen
  • Finanzierungsmittel wie Förderdarlehen
  • Dispositionskredite bei Überziehung des Bankkontos

Fremdkapital verschafft Ihnen finanzielle Spielräume und ermöglicht es Ihnen, das Wachstum Ihres Unternehmens schnell voranzutreiben. Sie sollten daher nicht versuchen, sämtliche Kosten über Eigenmittel zu decken, sondern sich durch Fremdkapital Vorteile verschaffen.

Hierbei kommt es auf eine gute Fremdkapitalquote an, um flexibel zu bleiben, aber sich nicht zu stark abhängig zu machen.

Fremdkapital ohne Eigenkapital: Geht das?

Wenn Sie sich selbstständig machen, benötigen Sie Eigenkapital. Ohne dieses kommen Sie in der Regel nicht an Fremdkapital. Banken und Kreditgebende wollen sehen, dass Sie von Ihrer Geschäftsidee überzeugt und bereit sind, mit eigenem Vermögen ins Risiko zu gehen. Das bedeutet: Ihre Bank gewährt Ihnen erst einen Kredit oder ein Darlehen, wenn Sie ein finanzielles Polster in Form von Eigenkapital besitzen.

Wie hoch das sogenannte Grundkapital sein sollte, hängt unter anderem von der Kredithöhe, dem Verwendungszweck, der Laufzeit und Ihrer Kreditwürdigkeit ab.

Existenzgründung: Weitere wichtige Elemente für den Finanzierungsplan

Wenn Sie in Ihrem Finanzierungsplan eine Übersicht über das Eigenkapital und Fremdkapital erstellt haben, müssen Sie anschließend weitere Punkte bezüglich Ihrer Finanzierungen festhalten. Dazu gehört die Höhe der einzelnen Posten: Wie viel Barvermögen haben Sie zum Zeitpunkt der Finanzierungsplan-Erstellung? Wie hoch fällt der ERP-Gründerkredit aus?

Denken Sie zudem an die jährliche Zinsbindung für Ihr Eigenkapital sowie an die Zinsbelastung für das aufgenommene Fremdkapital. Bei Letzterem müssen Sie die Tilgungsraten und die Dauer des Darlehens aufschlüsseln. Unter Umständen ist es nötig, sich an gewisse Zeiträume zu halten.

Wenn Sie eine genaue Gesamtfinanzierung aufstellen, können Sie zusätzlich ermitteln, wie groß der Anteil jedes Postens am Gesamtkapitalbedarf ist.

Finanzierungsplan versus Liquiditätsplan

Den Liquiditätsplan erstellen Sie, wenn Sie Ihren Geschäftsbetrieb aufnehmen. Darin sehen Sie Ihre laufenden Einnahmen und Ausgaben. Zu Ihren Ausgaben gehören unter anderem die Posten, die Sie in Ihrem Finanzierungsplan beschrieben haben.

Sind Ihre Einnahmen höher als Ihre Ausgaben, spricht man von einer Überdeckung – Sie erwirtschaften einen Überschuss. Fallen Ihre Ausgaben höher als Ihre Einnahmen aus, gelangen Sie in eine Unterdeckung. In diesem Fall ist Ihre Liquidität gefährdet.

Tipps für Ihren Finanzierungsplan

Mit Ihrer Planung erhalten Sie eine Übersicht, welche Gesamtkosten auf Sie zukommen und wie viel Kapital Sie benötigen. Achten Sie hierbei darauf, dass Sie realistische Zahlen angeben – oder abschätzen, wenn Sie noch keine konkreten Summen haben.

Ihr Finanzierungsplan sollte so aufgestellt sein, dass Sie das Vorhaben wirklich schultern können. Fallen die Ausgaben zu hoch aus, müssen Sie gleich an Sparmaßnahmen denken. Und haben Sie stets einen „Plan B“ in der Schublade.

Das bedeutet: Bei der Beschaffung des Kapitals sollten Sie stets mehrere machbare Wege in Erwägung ziehen. Denn es kann immer sein, dass Ihnen eine Bank nicht genügend Kredit gibt oder die angedachte Crowdfunding-Kampagne ein Flop wird.

Holen Sie Investierende wie Business Angels ins Boot, müssen Sie darauf achten, dass Sie von diesen nicht zu stark abhängig sind. Ansonsten verlieren Sie schnell die Entscheidungsgewalt über Ihre Unternehmung.

Beispiel und kostenlose Vorlage für einen Finanzierungsplan

Versuchen Sie, Ihren Finanzierungsplan so einfach und übersichtlich wie möglich zu halten und die einzelnen Finanzierungsplan-Elemente klar zu benennen. Das vereinfacht Ihnen die Erfüllung im Unternehmensalltag und ein Investor beziehungsweise eine Investorin oder eine Bank sieht auf einen Blick, wie die finanzielle Lage Ihrer Existenzgründung aussieht.

Hier ein Beispiel, wie ein simpler Finanzierungsplan aussehen kann:

Beispiel eines Finanzierungsplanes

Quelle: Screenshot IHK Schleswig-Holstein

Dieses Beispiel wurde mit einer Vorlage der IHK Schleswig-Holstein erstellt, Sie finden aber durch eine Google-Suche noch zahlreiche weitere Vorlagen zur Inspiration für Ihren persönlichen Plan: Zum Beispiel auf der Webseite des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie). Diese Vorlage können Sie als PDF herunterladen.

Fazit: Meistern Sie Ihre Finanzierungsplanung

In der Theorie klingt die Erstellung eines Finanzierungsplans recht einfach. In der Praxis zeigen sich aber einige Herausforderungen. Einerseits müssen Sie schauen, über welche Finanzierungen Sie Ihren Kapitalbedarf gestemmt bekommen:

  • Kredit, Crowdfunding oder Business Angel: Was ist die beste Lösung?
  • Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Finanzierungen?
  • Welche Mischformen sind möglich?

Um die Antworten darauf zu finden, sollten Sie sich gründlich in die Themen einarbeiten.

Andererseits müssen Sie viel mit Zahlen und Vertragsinhalten jonglieren. Nur wenn Sie verstehen, was beispielsweise in einem Vertrag für ein Darlehen steht und wofür Sie sich damit verpflichten, sollten Sie eine Unterschrift leisten.

Ist Ihnen das alles zu kompliziert? Dann sollten Sie sich Unterstützung für Ihren Finanzierungsplan holen. Zum Beispiel von Gründungsberatenden, einer Steuerberatung oder Ihrer Hausbank.

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Titelbild: ridvan_celik / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 20. November 2023, aktualisiert am November 20 2023

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