Sie möchten sich selbstständig machen oder ein Unternehmen gründen, doch Ihre Bank gibt Ihnen keinen Kredit dafür? Ein Grund dafür könnte die fehlende oder mangelhafte Aufstellung Ihrer Finanzierungen sein. 

Wir erklären Ihnen, was Sie bei der Erstellung eines Finanzierungsplans daher unbedingt beachten sollten.

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Der Sinn eines Finanzierungsplans

Büromiete, Geschäftswagen, Software-Lizenzen, Mitarbeitergehälter und so weiter: Als Gründer oder Gründerin haben Sie viele Zahlungen zu leisten. Besonders zu Beginn übersteigen Ihre Ausgaben meist deutlich Ihre Einnahmen. 

Damit Sie einen Überblick über Ihre Gesamtkosten und den damit verbundenen Kapitalbedarf erhalten, müssen Sie eine Kapitalbedarfsrechnung aufstellen. Hieraus ergibt sich ein Soll-Bedarf: Dieses Kapital benötigen Sie für die kommenden Wochen, Monate oder Jahre.

Wie möchten Sie dieses Soll ausgleichen, um liquide zu bleiben? Die Antwort darauf liefert Ihnen der Finanzierungsplan: Er schlüsselt detailliert auf, wie die Finanzierungen für Ihren Kapitalbedarf und somit Ihre Ausgaben und Kosten aussehen.

Mit einem Finanzierungsplan verdeutlichen Sie, wie Sie einen Liquiditätsengpass oder eine Überschuldung vermeiden. Und Sie zeigen einem potenziellen Kreditgebenden, dass Sie die Tilgung eines Darlehens bewerkstelligen können.

Wie erstellen Sie eine Kapitalbedarfsrechnung?

Die Kapitalbedarfsrechnung kann bei einer Existenzgründung recht simpel ausfallen, denn hierfür benötigen Sie keine komplizierte Formel. Stattdessen addieren Sie einfach alle Ausgaben, die Sie für den Start Ihrer Selbstständigkeit oder Ihres Unternehmens benötigen.

Dazu zählen beispielsweise Ausgaben für betriebliche Mittel (Büromiete, Büromaterial etc.), Anlage- und Umlaufvermögen (Büromöbel, Computer etc.) und weitere Ausgaben (Versicherungen, Darlehen etc.).

Finanzierungsplan versus Finanzplan: Gibt es da Unterschiede?

Ja. Der Finanzierungsplan beschreibt die Finanzierung Ihres Kapitalbedarfs zum Zeitpunkt der Gründung. Die Kapitalbedarfsrechnung und der Finanzierungsplan sind zwei wichtige Bestandteile Ihres Finanzplans. Und der Finanzplan ergibt mit weiteren Unterlagen – zum Beispiel der Beschreibung Ihrer Geschäftsidee, einer Konkurrenz- und Marktanalyse sowie einem Marketing- und Vertriebskonzept – den Businessplan.

Finanzierungsplan erstellen: So geht es

In Ihrem Finanzierungsplan zeigen Sie, wie Sie bildlich gesprochen die Löcher in Ihrem Kapitalbedarfsplan stopfen möchten. Dafür gibt es zwei übergeordnete Posten:

  • Eigenkapital

  • Fremdkapital

Was fällt unter Eigenkapital?

Zum Eigenkapital zählt Vermögen, dass Ihnen gehört bzw. auf das Sie zugreifen können. Darunter fallen unter anderem: 

  • Bargeld

  • Ersparnisse, beispielsweise auf Bankkonten

  • Immobilien

  • Geldanlagen

Auch bestimmte Formen von „fremdem Geld“ können unter das Eigenkapital fallen. Das sind:

Was ist Fremdkapital?

Das Fremdkapital ist Kapital, das Sie von Dritten in Form einer juristischen Person erhalten, zum Beispiel von anderen Unternehmen oder einer Bank. Das Fremdkapital müssen Sie nach einem vereinbarten Zeitpunkt mit Zinsen zurückzahlen. Dafür wird in der Regel ein Tilgungsplan aufgestellt.

Fremdkapital kann sein:

  • Darlehen und Kredite von Banken, Kreditportalen oder Lieferunternehmen

  • Fördermittel wie Förderdarlehen

  • Dispositionskredite bei Überziehung des Bankkontos

Fremdkapital ohne Eigenkapital: Geht das?

Wenn Sie sich selbstständig machen, benötigen Sie Eigenkapital. Ohne dieses kommen Sie in der Regel nicht an Fremdkapital. Das bedeutet: Ihre Bank gewährt Ihnen erst einen Kredit oder ein Darlehen, wenn Sie ein finanzielles Polster in Form von Eigenkapital besitzen.

Wie hoch das sogenannte Grundkapital sein sollte, hängt unter anderem von der Kredithöhe, dem Verwendungszweck, der Laufzeit und Ihrer Kreditwürdigkeit ab.

Existenzgründung: Weitere wichtige Elemente für den Finanzierungsplan

Wenn Sie eine Übersicht über das Eigenkapital und Fremdkapital erstellt haben, müssen Sie anschließend weitere Punkte bezüglich Ihrer Finanzierungen festhalten. Dazu gehört die Höhe der einzelnen Posten: Wie viel Barvermögen haben Sie zum Zeitpunkt der Finanzierungsplan-Erstellung? Wie hoch fällt der ERP-Gründerkredit aus?

Denken Sie zudem an die jährlichen Zinsen für Ihr Eigenkapital sowie an die Zinsbelastung für das aufgenommene Fremdkapital. Bei Letzterem müssen Sie die Tilgungsraten und die Dauer des Darlehens aufschlüsseln. Unter Umständen müssen Sie sich an gewisse Zeiträume halten.

Wenn Sie eine genaue Finanzierungsplanung aufstellen, können Sie zusätzlich ermitteln, wie groß der Anteil jedes Postens am Gesamtkapitalbedarf ist.

Finanzierungsplan versus Liquiditätsplan

Den Liquiditätsplan erstellen Sie, wenn Sie Ihren Geschäftsbetrieb aufnehmen. Darin sehen Sie Ihre laufenden Einnahmen und Ausgaben. Zu Ihren Ausgaben gehören unter anderem die Posten, die Sie in Ihrem Finanzierungsplan beschrieben haben.

Sind Ihre Einnahmen höher als Ihre Ausgaben, spricht man von einer Überdeckung – Sie erwirtschaften einen Überschuss. Fallen Ihre Ausgaben höher als Ihre Einnahmen aus, gelangen Sie in eine Unterdeckung. In diesem Fall ist Ihre Liquidität gefährdet.

Tipps und kostenlose Vorlage für Ihren Finanzierungsplan

Auf der Webseite des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) finden Sie eine Vorlage für einen Finanzierungsplan. Diese können Sie dort als PDF herunterladen.

Mit Ihrer Planung erhalten Sie eine Übersicht, wie viel Kapital Sie benötigen. Achten Sie hierbei darauf, dass Sie realistische Zahlen angeben – oder abschätzen, wenn Sie noch keine konkreten Summen haben. 

Ihr Finanzierungsplan sollte so aufgestellt sein, dass Sie das Vorhaben wirklich schultern können. Fallen die Ausgaben zu hoch aus, müssen Sie gleich an Sparmaßnahmen denken. Und haben Sie stets einen „Plan B“ in der Schublade. Das bedeutet: Bei der Beschaffung des Kapitals sollten Sie stets mehrere machbare Wege in Erwägung ziehen. Denn es kann immer sein, dass Ihnen eine Bank nicht genügend Kredit gibt oder die angedachte Crowdfunding-Kampagne ein Flop wird.

Holen Sie Investierende wie Business Angels ins Boot, müssen Sie darauf achten, dass Sie von diesen nicht zu stark abhängig sind. Ansonsten verlieren Sie schnell die Entscheidungsgewalt über Ihre Unternehmung.

Ein Beispiel für einen Finanzierungsplan

Versuchen Sie, Ihre Planung so einfach und übersichtlich wie möglich zu halten. Das vereinfacht Ihnen die Erfüllung. Und ein Investor beziehungsweise eine Investorin oder eine Bank sieht besser auf einen Blick, wie die finanzielle Lage Ihrer Existenzgründung aussieht.

Hier ein Beispiel, wie ein simpler Finanzierungsplan aussehen kann:

beispielrechnung finanzierungsplan

Dieses Beispiel wurde mit einer Vorlage der IHK Schleswig-Holstein erstellt, Sie finden aber durch eine Google-Suche noch zahlreiche weitere Vorlagen zur Inspiration für Ihren persönlichen Plan.

Meistern Sie Ihre Finanzierungsplanung

In der Theorie klingt die Erstellung eines Finanzierungsplans recht einfach. In der Praxis zeigen sich aber einige Herausforderungen. Einerseits müssen Sie schauen, über welche Finanzierungen Sie Ihren Kapitalbedarf gestemmt bekommen:

  • Kredit, Crowdfunding oder Business Angel: Was ist die beste Lösung? 

  • Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Finanzierungen? 

  • Welche Mischformen sind möglich? 

Um die Antworten darauf zu finden, sollten Sie sich gründlich in die Themen einarbeiten.

Andererseits müssen Sie viel mit Zahlen und Vertragsinhalten jonglieren. Nur wenn Sie verstehen, was beispielsweise in einem Vertrag für ein Darlehen steht und worauf Sie sich damit verpflichten, sollten Sie eine Unterschrift leisten.

Ist Ihnen das alles zu kompliziert? Dann sollten Sie sich Unterstützung für Ihren Finanzierungsplan holen. Zum Beispiel von Gründungsberatern, einer Steuerberatung und Ihrer Hausbank.

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Titelbild: ridvan_celik / E+ / Getty Images

Ursprünglich veröffentlicht am 8. April 2021, aktualisiert am März 16 2023

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