Fragen Sie sich nicht auch gelegentlich: „Was wäre gewesen, wenn...?“ Während im privaten Umfeld solche Fragen meist ungeklärt bleiben, ist es für Unternehmen wichtig, sie zu beantworten. Hierbei helfen die sogenannten Opportunitätskosten. Diese geben an, ob eine Entscheidung für den Betrieb gut war oder ob eine Alternative besser gewesen wäre. Mit diesem Wissen ist es bei zukünftigen Entscheidungsprozessen möglich, eine bessere Auswahl zu treffen.
Was sind Opportunitätskosten?
Opportunitätskosten, Alternativkosten oder Verzichtskosten sind keine konkreten Kosten, sondern entgangene Gewinne, die sich aus einer bestimmten Entscheidung ergeben. Durch die Bestimmung der entgangenen Gewinne zeigt sich, ob eine Entscheidung gut war oder ob eine andere Option günstiger gewesen wäre. Das Gegenteil von Opportunitätskosten sind Opportunitätserlöse.
Wann entstehen Opportunitätskosten?
Opportunitätskosten entstehen bei fast jeder Entscheidung. Wenn sich ein Unternehmen beispielsweise für ein Produkt entscheidet, kann es berechnen, welche Gewinne es mit der gewählten Lösung erzielen wird. In diesem Zug ist es ebenso möglich zu erfahren, wie hoch der Profit mit alternativen Produkten hätte ausfallen können. Somit zeigt sich, ob die Auswahl klug war.
Als Beispiel können Sie auch die unterschiedlichen Investitionsmöglichkeiten betrachten, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen. Wenn ein Betrieb beispielsweise eine Immobilie kauft, spart es Mietkosten ein und der Immobilienwert kann steigen. Die so generierten Gewinne können Sie den Gewinnen gegenüberstellen, die Sie etwa durch eine Investition in Aktien erzielt hätten. Zudem ist es für Unternehmen hilfreich zu wissen, welche Gewinne es hätte erzielen können, wenn das Kapital nicht in eine Immobilie gebunden wäre.
Welche Arten von Opportunitätskosten gibt es?
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Opportunitätskosten: Inputbezogene Opportunitätskosten und outputbezogene Opportunitätskosten:
Inputbezogene Opportunitätskosten
Inputbezogene Opportunitätskosten betrachten den Deckungsbeitrag für einen bestimmten Inputfaktor. So können Sie den Deckungsbeitrag auf die Arbeitsstunden oder die Materialkosten beziehen. Inputbezogene Opportunitätskosten ermöglichen Unternehmen außerdem, entgangene Gewinne zu betrachten, die bei der Akquise von Neukundschaft entstanden sind.
Outputbezogene Opportunitätskosten
Die outputbezogenen Opportunitätskosten betrachten lediglich den Output, der sich aus einer bestimmten Entscheidung ergeben hat. In diesem Zusammenhang spielen die Alternativkosten und Optimalkosten eine wichtige Rolle. Alternativkosten meint, welche entgangenen Gewinne entstanden sind, weil man sich für eine bestimmte Lösung und nicht für eine Alternative entschieden hat. Die Optimalkosten sind die entgangenen Gewinne, die dadurch entstanden sind, weil man nicht die optimale Lösung, sondern eine Alternative gewählt hat.
Wie berechnet man Opportunitätskosten?
Es gibt keine einheitliche Opportunitätskosten-Formel, die immer anwendbar ist. Das liegt daran, dass es ebenfalls keine konformen Opportunitätskosten gibt, sondern diese von den vorhandenen Alternativen und der jeweiligen Situation abhängen.
Wer die Alternativkosten beziehungsweise Verzichtskosten berechnen möchte, muss deswegen einen Umweg über den entgangenen Deckungsbeitrag gehen. Hier können Sie dann individuell für jeden einzelnen Fall und unterschiedliche Alternativen den entgangenen Gewinn anhand einer Kostenrechnung ermitteln.
Opportunitätskosten Beispiel
Das folgende Beispiel zeigt, welche Opportunitätskosten bei der Suche nach neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entstehen. In diesem Zusammenhang spielen zwei Formeln eine Rolle:
Mit der ersten Formel berechnen Sie die täglichen Opportunitätskosten und mit der zweiten die gesamten Opportunitätskosten, die im Laufe des Recruiting-Prozesses anfallen. Anhand von konkreten Zahlen sähe, das wie folgt aus:
Monatliches Gehalt: 4.000 € Brutto
- Sozialversicherungen: 700 €
- Administrationskosten: 50 €
- IT-Kosten: 150 €
- Einarbeitungs- und Weiterbildungskosten: 100 €
- Führungskosten: 200 €
- Versorgung: 50 €
- Reinigung und Instandhaltung: 50 €
- Büroraummiete: 100€
- Stromkosten: 30 €
= 5.430 € Fixkosten pro Monat
Wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Schnitt 10.000 € pro Monat erwirtschaften, ergibt sich hieraus folgender Wirkungsfaktor:
Die so gewonnenen Werte müssen dann nur noch in die obige Formel eingesetzt werden:
Somit entstehen einem Unternehmen im Laufe von vier Monaten (bei 22 Arbeitstagen pro Monat), in denen die Suche nach geeigneten Mitarbeitenden erfolglos war, Kosten von über 18.000 €.
Warum sind Opportunitätskosten wichtig?
Opportunitätskosten spielen unter anderem in betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Umfeldern eine wichtige Rolle. Im folgenden finden Sie mehr Details dazu:
Im betriebswirtschaftlichen Kontext
Im betriebswirtschaftlichen Kontext ist die Berechnung der Opportunitätskosten unter anderem hilfreich, um einzuschätzen, ob Aufträge weiterhin lukrativ sind oder ob sich das Unternehmen für andere Aufträge entscheiden sollte. Außerdem können die Opportunitätskosten bei der Suche nach geeigneten Investitionen eine nützliche Kennzahl sein.
So kann es beispielsweise sinnvoll sein, einen Kredit aufzunehmen, um zu investieren. Hierfür fallen zwar Zinsen an, dafür können höhere Opportunitätserlöse durch die verbesserte Produktion erzielt werden. Im betriebswirtschaftlichen Zusammenhang kommt bei der Bestimmung der Opportunitätskosten meist eine Kostenrechnung zum Einsatz.
Im volkswirtschaftlichen Kontext
Im volkswirtschaftlichen Kontext geht es bei den Opportunitätskosten vor allem um eine optimale Güterkombination. Beispielsweise kann ein Unternehmen die Produktion eines Produkts „A“ deutlich steigern, wenn es die Produktion eines Produkts „B“ hierfür zurückschraubt.
In diesem Zusammenhang spielen komparative Kostenvorteile eine wichtige Rolle, da die Produktionskosten in verschiedenen Ländern unterschiedlich hoch sind. Für die Produktion bietet es sich an, das Land mit den geringsten Opportunitätskosten zu wählen.
Zudem geht es bei den Opportunitätskosten im volkswirtschaftlichen Kontext um die Geldhaltung. Bargeld ist für schnelle Transaktionen ideal, wirft dafür aber keine Zinsen ab. Hier ist genau zu prüfen, welche Art der Liquidität für das eigene Unternehmen am besten ist, gehört in den volkswirtschaftlichen Bereich.
Opportunitätskosten individuell berechnen
Die Bestimmung der Opportunitätskosten spielt in vielen Bereichen eines Unternehmens eine wichtige Rolle. Hierbei ist zu beachten, dass die Berechnung niemals allgemein sein kann, sondern Unternehmen sie immer individuell durchführen müssen. Deswegen ist es wichtig, eine Fachkraft im Unternehmen zu haben, die sich mit Alternativkosten und Verzichtskosten auskennt und Handlungsempfehlungen aufgrund einer professionellen Berechnung aussprechen kann.
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