„Die Welt verbessern und dran verdienen − das lohnt, drüber nachzudenken.“ stellte bereits Erich Kästner in seiner „Ansprache an Millionäre“ fest. Und tatsächlich könnte die Welt ein deutlich besserer Ort sein, wenn alle Unternehmen zusätzlich zu ihren Gewinnabsichten eine soziale Agenda verfolgen würden. Einige Betriebe tun dies bereits. Der Fachbegriff hierfür lautet: Social Entrepreneurship.
Was ist Social Entrepreneurship?
Social Entrepreneurship meint das Bestreben von Unternehmen, mit ihrer Arbeit einen möglichst großen sozialen „Impact“ für die Gesellschaft zu erzielen. Entsprechende Betriebe sind somit zwischen rein gemeinnützigen und gewinnorientierten Unternehmen angesiedelt. Sie streben Gewinne an, die sie aber für den eigenen Erhalt und für soziale Zwecke investieren.
Warum ist Social Entrepreneurship wichtig?
Viele gesellschaftliche Probleme werden vom Staat nicht oder nur unzureichend angegangen. Social Entrepreneure und Entrepreneurinnen leisten einen Beitrag dazu, hier Abhilfe zu schaffen. Insbesondere im Bereich Ökologie haben soziale Unternehmen bereits viele lohnende Projekte angestoßen, von denen die Umwelt profitiert und mit denen sich Geld verdienen lässt.
Des Weiteren entsteht durch Social Entrepreneurship ein neues Arbeitsverständnis. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beuten sich nicht für einen Lohn zum Überleben aus, sondern realisieren Projekte, die ihnen wirklich am Herzen liegen.
Hierbei engagieren sie sich mit Leidenschaft und beweisen in vielen Fällen eine hohe Teamfähigkeit und ein Talent zum Vernetzen. Sinnhaftes, glückliches Arbeiten wird so möglich.
Hinzu kommt, dass im Bereich Social Entrepreneurship ein großes Innovationspotenzial schlummert. Sozialunternehmen entwickeln kreative Lösungen und technische Innovationen und jedes vierte Unternehmen bringt diese Ideen zur Marktreife. Von diesen Entwicklungen profitieren wiederum andere Firmen und die Gesellschaft als Ganzes.
Was macht ein soziales Unternehmen aus?
Sozialunternehmen besitzen ein eigenes Business Konzept. Während klassische Unternehmen primär finanzielle verfolgen, streben Social Enterprises eine Balance aus unternehmerischem Denken und sozialem Mehrwert an. Ein solches Konzept wird bereits bei der Gründung entwickelt, um die unternehmerischen Ziele und den gesellschaftlichen Anspruch des jeweiligen Betriebs klar zu definieren.
Im Laufe der Zeit kann sich das Konzept wandeln. Beispielsweise, wenn das Unternehmen bestimmte soziale Ziele bereits erreicht hat. Die Ausgewogenheit zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialem Mehrwert bleibt beim Social Entrepreneurship aber immer erhalten.
Ferner zeichnen sich Social Enterprises durch ihre Risikobereitschaft aus. Sie sind bereit, Wagnisse einzugehen, um hierdurch ein größeres Gut zu erreichen. Im Vergleich zu konventionellen Unternehmen, beschäftigen sie sich mit den sozialen Fragen und Themen unserer Zeit.
Zudem leisten Sozialunternehmen einen Beitrag zur Bewältigung bestehender Missstände. Die Gewinnmaximierung geht nicht komplett aus den Augen verloren, sie steht üblicherweise aber deutlich hinter dem sozialen Engagement zurück.
Organisations- und Rechtsformen
Der primäre Geschäftszweck von Sozialunternehmen ist ihre soziale Mission. Gewinne sind lediglich ein Nebenprodukt, die vor allem den eigenen Erhalt gewährleisten sollen. Hierfür können sie auf unterschiedliche Organisations- und Rechtsformen zurückgreifen. Besonders gängig sind e.V., gUG, gGmbH und gAG.
Bei gemeinnützig verfassten Sozialunternehmen kommt noch die eG dazu und gelegentlich treten hybride Strukturen auf. Diese haben innerhalb der letzten Jahre in Deutschland stark zugenommen. Waren lange Jahre die gemeinnützigen Rechtsformen am Markt dominant, so existieren heutzutage auch viele gewerblich verfasste Sozialunternehmen und Mischformen.
Social Entrepreneurship: Beispiele
Es gibt viele Beispiele für erfolgreiches Social Entrepreneurship. Das sind einige der bekanntesten Sozialunternehmen:
Tomorrow Bank
Hierzu gehört beispielsweise die Tomorrow Bank, die für eine Harmonisierung von Banking und Nachhaltigkeit steht. Knapp 120.000 Menschen unterstützen die Tomorrow Bank, sodass das Unternehmen bereits rund 112,5 Millionen Euro in soziale Projekte investieren konnte.
Recup
Ebenfalls erfolgreich ist Recup. Hierbei handelt es sich um einen nachhaltigen Becher, der bis zu 1.000 Einwegbecher ersetzen und somit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.
SHEROES
Das Karrierenetzwerk „SHEROES“ der Entrepreneurin Sairee Chahal ist ein weiteres Beispiel für Social Entrepreneurship. Das soziale Unternehmen richtet sich gezielt an Frauen.
foodsharing.de
Rapahel Fellmer, Gründer von foodsharing.de hat sich dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung verschrieben.
ecosia
Die Suchmaschine „ecosia“ des Entrepreneurs Christian Kroll pflanzt für 50 Suchanfragen, einen Baum.
Roots of Peace
Große Resonanz findet zudem das Sozialunternehmen „Roots of Peace“, das sich um Kriegsversehrte kümmert und anstrebt, vom Krieg verwüstete Landstriche wieder aufzuforsten.
Social Entrepreneurship: Deutschland
In Deutschland hat sich Social Entrepreneurship mittlerweile zu einem echten Trend entwickelt. Immer mehr Unternehmen achten von der Gründung an auf soziale Verträglichkeit und versuchen, gemeinnützige Ziele zu erreichen.
Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass 2017 der Interessenverband Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) gegründet wurde. Er ist Teil der Sozialunternehmer-Branche und strebt eine Vernetzung von Sozialunternehmen an.
Die Aktivitäten von SEND sind vielfältig. Social Entrepreneure bzw. Entrepreneurinnen und Gründende sollen in ihrer Arbeit unterstützt werden. So werden Hürden, die sich auf dem Weg zu ihrer Geschäftsidee ergeben, abgebaut.
Außerdem organisiert der Verband immer wieder Veranstaltungen und Events. Hierdurch soll für eine größtmögliche Sichtbarkeit der Branche gesorgt werden, damit deren gesellschaftlich wichtige Arbeit Respekt und Anerkennung erhält.
Überdies bringt sich der Interessenverband Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland immer wieder durch Ideen und Anregungen ins Gespräch. So schlug er beispielsweise vor, das Geld, das auf nachrichtenlosen Bankkonten liegt − also auf Konten, deren Kundenkontakt verloren gegangen ist − für Investitionen in soziale Projekte zu nutzen.
Fazit: Wir brauchen mehr soziale Unternehmen
Die Zahl der Social Entrepreneurship Unternehmen beziehungsweise Social Enterprises in Deutschland steigt immer weiter an. Diese leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander und zur Lösung akuter sozialer Probleme. Zudem profitieren Gründende und die Allgemeinheit von den zahlreichen Innovationen, die die Branche hervorbringt.
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