Als gewerbetreibende Person liegt Ihr Fokus auf einem solventen Unternehmen. Deshalb haben Sie Ihre betriebliche Verschuldung immer im Blick. Mit dem Verschuldungsgrad bekommen Sie eine betriebswirtschaftliche Kennzahl an die Hand, die Ihnen das Verhältnis von Fremdkapital und Eigenkapital anzeigt. Berechnen Sie einen guten Verschuldungsgrad, haben Sie die Solvenz Ihres Unternehmens im Griff.
Was ist ein Verschuldungsgrad?
Der Verschuldungsgrad ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die Ihnen Aufschluss über das Verhältnis zwischen Ihrem Fremdkapital und Ihrem Eigenkapital gibt. Den Verschuldungsgrad ermitteln Sie in der Regel, wenn Sie Ihre Bilanz erstellen.
Was sagt der Verschuldungsgrad aus?
Der Verschuldungsgrad informiert Sie über den Verschuldungsstatus Ihres Unternehmens.
Ein in der Praxis häufig genutztes Synonym für den Verschuldungsgrad ist die Fremdkapitalquote. Allerdings ist diese eine eigenständige Kennzahl mit unterschiedlicher Bedeutung.
Das bilanzielle Fremdkapital setzt sich aus Ihren Verbindlichkeiten und den gebildeten Rückstellungen zusammen. Gemeinsam mit dem Eigenkapital bilden diese Posten die Bilanzsumme der Passivseite. Den Verschuldungsgrad ermitteln Sie als prozentuale Größe. Sie nutzen das Ergebnis z. B., um eine Investition besser planen zu können.
Ein optimaler Verschuldungsgrad kennzeichnet sich dadurch, dass Ihr Fremdkapital nicht mehr als doppelt so hoch ist wie das Eigenkapital Ihres Unternehmens.
Statischer vs. dynamischer Verschuldungsgrad
Der statische Verschuldungsgrad grenzt sich von dem dynamischen Verschuldungsgrad ab. Der statische Verschuldungsgrad beschreibt, welches prozentuale Verhältnis zwischen dem Fremdkapital und dem Eigenkapital in Ihrer Bilanz besteht. Ziehen Sie aus der Berechnung dieser betriebswirtschaftlichen Kennzahl die richtigen Schlüsse, schützen Sie Ihr Unternehmen vor einer Insolvenz.
Ein wichtiger Indikator ist hierbei die 2:1-Regel, wonach der Fremdkapitalanteil nicht mehr als doppelt so hoch sein sollte wie Ihr bilanzielles Eigenkapital. Ergibt sich ein Verschuldungsgrad von über 200 %, erhöht sich die Gefahr einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. Damit steigt auch das Risiko einer Insolvenz aufgrund zu hoher Schulden.
Den dynamischen Verschuldungsgrad ermitteln Sie, damit Sie wissen, wie hoch der Anteil Ihres Eigenkapitals bei Ihren Investitionen liegt. Wichtig ist, dass Sie einen dynamischen Verschuldungsgrad richtig interpretieren.
Ein hoher statischer Verschuldungsgrad deutet darauf hin, dass Sie bei einer Investition auf Finanzierungsprobleme stoßen. Berechnen Sie einen niedrigen dynamischen Verschuldungsgrad, können Sie von einer kurzen Amortisationsphase ausgehen.
Wie lässt sich der Verschuldungsgrad berechnen?
Für die Ermittlung des statischen und des dynamischen Verschuldungsgrads wenden sie zwei unterschiedliche Formeln an.
Ermittlung des statischen Verschuldungsgrads
Ermitteln Sie den statischen Verschuldungsgrad, setzen Sie das Fremdkapital in Beziehung zu Ihrem Eigenkapital. Beide Werte entnehmen Sie Ihrer Bilanz. Die Formel zur Berechnung des statischen Verschuldungsgrads lautet:
Statischer Verschuldungsgrad = (Fremdkapital / Eigenkapital) x 100 %
Beispiel:
Ihrer Bilanz entnehmen sie die folgenden Werte:
- Fremdkapital: 45.000 Euro
- Eigenkapital: 25.000 Euro
Statischer Verschuldungsgrad = (45.000 / 25.000) x 100 % = 180 %
Da die Höhe des Verschuldungsgrads noch nicht 200 % beträgt, ist die Gefahr einer Insolvenz nicht gegeben.
Berechnung des dynamischen Verschuldungsgrads
Berechnen Sie den dynamischen Verschuldungsgrad, mindern Sie Ihr Fremdkapital um die liquiden Mittel, die Sie in der Bilanz ausweisen. Dieses Ergebnis setzen Sie in Beziehung mit dem Cashflow. Für den Rechenweg verwenden Sie die folgende Formel:
Dynamischer Verschuldungsgrad = ((Fremdkapital – liquide Mittel) / Cashflow) x 100 %
Beispiel:
In Ihrer Bilanz weisen Sie das Fremdkapital mit 45.000 Euro aus. Ihre liquiden Mittel haben Sie mit insgesamt (Kassenbestand und Bankguthaben) 5.000 Euro ausgewiesen. Als Cashflow ermitteln sie eine Größe von 20.000 Euro.
Dynamischer Verschuldungsgrad = ((45.000 – 5.000) / 20.000) x 100 % = 200 %
Mit 200 % hat der dynamische Verschuldungsgrad die kritische Grenze erreicht. Damit steigt für Ihr Unternehmen das Risiko einer Insolvenz.
Wie lässt sich der Verschuldungsgrad interpretieren?
Der statische Verschuldungsgrad informiert Sie über den aktuellen Verschuldungsstatus Ihres Unternehmens. Von dem Ergebnis hängt es ab, ob Sie eine Investition mit oder ohne Finanzierungsprobleme durchführen können.
An einem dynamischen Verschuldungsgrad sind die externen Kreditgeber und Kreditgeberinnen interessiert. Hierzu gehören neben Banken auch Business Angels oder andere private Geldgebende. Je höher der Wert über 200 % liegt, desto schlechter ist Ihre Liquidität und Bonität.
Negativer Verschuldungsgrad: Das sagt er aus
Ein negativer Verschuldungsgrad kann sich nur ergeben, wenn Sie auf der Aktivseite Ihrer Bilanz ein negatives Eigenkapital ausweisen. Dies allein ist schon ein Indiz dafür, dass Ihr Unternehmen zu viele Schulden hat.
Was ist ein guter Verschuldungsgrad?
Einen guten Verschuldungsgrad ermitteln Sie, wenn Ihr Fremdkapital maximal doppelt so hoch ist wie Ihr Eigenkapital. Liegt die betriebswirtschaftliche Kennzahl unter 200 %, haben Sie einen guten Verschuldungsgrad ermittelt.
Welches Verhältnis sollte ein Verschuldungsgrad nicht überschreiten?
Mit dem Verschuldungsgrad informieren Sie sich über das Verhältnis, das zwischen Fremdkapital und Eigenkapital besteht. Je höher der Wert des Verschuldungsgrads ist, desto höher ist auch die Verschuldung Ihres Unternehmens und desto geringer ihre Eigenkapitalquote.
Ein Verschuldungsgrad von 1 lässt darauf schließen, dass das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital ausgeglichen ist. Ein Verhältnis von 2:1 zeigt an, dass Ihr Unternehmen überschuldet ist. Deshalb sollten Sie einen Wert von 2 nicht überschreiten.
Fazit: Wie zahlungsfähig ist ihr Unternehmen?
Der Verschuldungsgrad ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die Auskunft über die Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens gibt. Je niedriger der prozentuale Wert ist, desto zahlungsfähiger ist Ihr Unternehmen. Wichtig ist die Abgrenzung zwischen dem statischen und dem dynamischen Verschuldungsgrad. Während Sie Ihren Fokus auf den statischen Verschuldungsgrad richten, sind externe Kreditgeber und Kreditgeberinnen an dem dynamischen Verschuldungsgrad interessiert.
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