Beim Design Thinking wird bedürfnisorientiert vorgegangen, indem der Nutzer mit seinen Herausforderungen und Wünschen in den Mittelpunkt aller Überlegungen gestellt wird. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum flexible Räumlichkeiten die Umsetzung von Design Thinking begünstigen, welche Design-Thinking-Beispiele leicht umsetzbar sind und warum im kreativen Denkprozess nicht immer ein Schritt nach dem anderen befolgt werden muss.

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Der Ansatz wurde aus der Arbeitswelt von Designerinnen und Designern abgeleitet – daher der Name. Ziel ist nämlich, stets die größtmögliche Nutzerzentrierung und Funktionalität zu erreichen. Design Thinking will das optimale Ergebnis finden, das Attraktivität für die Zielgruppe, Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit vereint.

Warum Design Thinking nutzen?

Weil Design Thinking so kreativ und offen, trotzdem aber systematisch vorgeht, kann die Methode für quasi jede Fragestellung genutzt werden. Ob Produktentwicklungen, Prozessoptimierungen oder Organisationsumbau, Design Thinking erlaubt es, Kreativität und Funktionalität zu fokussieren.

Worauf basiert der Design-Thinking-Prozess?

Im Fokus stehen beim Design Thinking das gemeinsame Denken und Arbeiten. Die Design-Thinking-Erfolgsfaktoren sind ein durchmischtes Team, flexible Räumlichkeiten und der Prozess selbst.

In einem Team aus vier bis sechs Personen arbeiten Mitglieder mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen zusammen. Durch das multiperspektivische Arbeiten soll eine besonders innovative Lösungsfindung gewährleistet werden.

Die räumliche Umgebung sollte so gestaltet werden, dass sie den Denk- und Entwicklungsprozess unterstützt. Flipcharts und Whiteboards, große Tische, Stehplätze und verschiedene Materialien können dabei zum kreativen Klima beitragen. Sowohl flexibel nutzbare Büroräumlichkeiten als auch Konzepte wie „Work from Everywhere“ sind hier empfehlenswert.

Letzteres bezeichnet eine Arbeitssituation, bei der sich das Team beispielsweise in einem Café oder einem Co-Working-Space zusammenfindet. Neuen Ideen wird damit im Designprozess mehr Raum gegeben, wodurch neue kreative Lösungen für komplexe Probleme erarbeitet werden können.

Den genauen Prozess stellen wir im Folgenden vor.

Wie funktioniert Design Thinking?

Beim Design-Thinking-Prozess werden unterschiedliche Bausteine zur Innovationsfindung genutzt. Abgeleitet ist das Modell vom iterativen Prozess, der vielfach im Design Anwendung findet – Sie beginnen den Ablauf also immer wieder von Neuem. Durchlaufen werden dabei die folgenden Design-Thinking-Schritte: Beobachten und verstehen, einen Standpunkt definieren, Ideen finden. Prototypen entwerfen, testen und verfeinern.

Design-thinking-prozess

1. Beobachten und verstehen

Zunächst einmal, wird das Problem definiert. Außerdem geht es im ersten Schritt darum, einen gemeinsamen Wissensstand herzustellen, sodass jedes Teammitglied inhaltlich abgeholt wird. Nur so kann die Zielgruppe mit ihrem Point-of-View besser kennengelernt werden.

Der Istzustand und die Kundenbedürfnisse werden dabei in den Fokus gerückt. Der Alltag der Zielgruppe wird eingehend betrachtet und durchdacht; Interviews und Befragungen reichern die Beobachtungen zusätzlich an. Empathie ist hier das Stichwort!

2. Standpunkt definieren

Die Synthese aus Beobachtung und Empathie lässt das Gesamtbild entstehen. Der Blickwinkel, der anfangs eingenommen wurde, wird mit den Bedürfnissen der Zielgruppe verschmolzen. So lassen sich aus den gewonnenen Erkenntnissen eine klare Fragestellung sowie die Zieldefinition ableiten. Aus welcher Perspektive arbeiten Sie, was ist also Ihr Ziel? Welche Sicht hat der User auf das Problem?

3. Ideen finden

In der nächsten Phase ist Brainstorming angesagt: Im aktiven Austausch werden Ideen und eine Vielzahl von möglichen Lösungen entwickelt und visualisiert. Ein Merkmal von Design Thinking ist, dass besonders viele Ideen gesammelt werden. Setzen Sie zunächst auf Quantität. Anschließend werden alle Konzepte hinsichtlich der drei Faktoren Mensch (Attraktivität), Technologie (Umsetzbarkeit) und Unternehmen (Wirtschaftlichkeit) gefiltert.

4. Prototypen entwerfen

Im Rahmen des Prototypings wird nun die Machbarkeit der Idee überprüft. Von einfachen Modellen aus verschiedenen Materialien über Skizzen bis hin zu Rollenspielen kann dieser Schritt in ganz unterschiedlichen Formen durchgeführt werden. Der finanzielle Aufwand sollte in dieser Design-Thinking-Phase so gering wie möglich gehalten werden. Dennoch ist es wichtig, den Prototypen validieren zu können.

5. Testen und verfeinern

Die Testphase läuft: Zusammen mit der Zielgruppe wird das entwickelte Produkt oder die Dienstleistung erprobt. Das Feedback kann direkt in den Prozess aufgenommen werden und sorgt für die Reevaluierung im Design-Thinking-Prozess.

Gegebenenfalls werden alle Design-Thinking-Schritte noch einmal durchlaufen, bis das Produkt schließlich der Zielvorstellung entspricht. In einem iterativen Prozess müssen die Phasen jedoch nicht linear durchlaufen werden, sondern können sich in Schleifen wiederholen. Beim Design Thinking kann zu jeder Zeit zu jedem Schritt der Prozesskette zurückgesprungen werden – auch hier steht der aktuelle Bedarf im Mittelpunkt.

Übrigens: Wer den Prozess zunächst etwas einschüchternd findet, kann sich von einem professionellen Design Thinking Coach unterstützen lassen.

Welche Design-Thinking-Methoden gibt es?

Für die verschiedenen Design-Thinking-Phasen eignen sich unterschiedliche Methoden, um kreative und sinnvolle Lösungen für Produkte und Dienstleistungen zu finden. Zu den beliebtesten Design Thinking Methoden gehören das Empathie-Mapping, die Erstellung einer Persona, der Entwurfssprint und Mindmaps.

Empathie-Mapping

Ein erprobtes Design-Thinking-Beispiel ist Empathie-Mapping. Hier stehen die Erfahrungen, Gedanken, die Gefühlswelt und das Verhalten der Zielgruppe im Fokus. Diese Design-Thinking-Methode hilft Teams dabei, ihre Zielgruppe besser zu verstehen und die Bedürfnisse, Wünsche und Probleme der Nutzenden zu erkennen.

Persona

Die Erstellung von Personas hilft dabei, eine konkrete Vorstellung der Zielgruppe zu erhalten. Anstatt sie jedoch als Gruppe zu betrachten, wird eine einzelne fiktive Person mit spezifischen Interessen und Bedürfnissen entwickelt. Anhand dieser kann sich das Design-Thinking-Team besser in die Endnutzerin und den Endnutzer hineinversetzen.

Entwurfssprint

Designsprints sind eine zügige Design-Thinking-Methode, bei der mittels Rapid Prototyping eine schnelle Lösung konzipiert wird. Die Sprints dauern in der Regel eine Woche und werden von abteilungsübergreifenden Teams durchgeführt, die gemeinsam Lösungsideen erarbeiten.

Mindmaps

Mindmaps sind eine Innovationsmethode, um über Brainstorming neue Ideen zu entwickeln und sich visuell zu organisieren. Außerdem sind Mindmaps besonders beliebt, um ein Team bei Problemlösungen zu unterstützen.

Design Thinking: Vorteile und Nachteile der Kreativmethoden

Die finale Erstellung eines Produktes oder einer Dienstleistung kann so komplex sein wie die Entwicklung selbst. Wir haben für Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengefasst.

Vorteile von Design Thinking

  • Benutzerzentrierter Ansatz: Beim Design-Thinking-Prozess liegt der Fokus auf den Bedürfnissen der Nutzenden und wie neue Produkte diese befriedigen können. Die Teammitglieder orientieren sich bei der Problemlösung also an den konkreten Wünschen der Zielgruppe und schaffen damit ein Produkt oder eine Dienstleistung, die sinnvoll und einsetzbar ist.
  • Kreativitätsschub: Viele Varianten im Design Thinking helfen nicht nur für die Entwicklung neuer, konkreter Ideen, sondern fördern den generellen Innovationsgeist.
  • Teamgeist: Die Kollaboration in interdisziplinären Teams stärkt die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Abteilungen. Gemeinsame Design-Thinking-Workshops fördern den Zusammenhalt und das Vertrauen im Team und schaffen ein kreatives und gemeinschaftliches Arbeitsumfeld.
  • Flexibilität: Die Design-Thinking-Phasen und -Methoden können flexibel angewandt werden. Damit bietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten, um für individuelle Situationen und Herausforderungen passende Lösungen zu finden. Gleichzeitig sind die Kreativitätstechniken vom Design Thinking in vielen Bereichen einsetzbar und ist in den unterschiedlichsten Abteilungen ein hilfreiches Werkzeug für neue Ideen.

Nachteile von Design Thinking

  • Zeitaufwand: Je nach Methode kann Design Thinking viel Zeit beanspruchen, weil die Teams mehrere Iterationen von Ideenfindung, Prototyping und Tests durchlaufen müssen. Vor allem bei knappen Fristen oder begrenzten Ressourcen kann hier aus einem Innovationsprozess schnell eine Herausforderung werden.
  • Abhängigkeit: Die Design-Thinking-Methoden stützen sich primär auf die Empathie und das Verständnis für die Bedürfnisse der Zielgruppe. Obwohl Einfühlungsvermögen ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses ist, ist es wichtig, das richtige Maß zu finden. Denken Sie an Henry Ford und seinen Wagen: Er gab den Menschen, nicht das, was sie wollten, denn das wären damals einfach nur schnellere Pferde für die Kutschen gewesen; er gab den Menschen das, was sie brauchten – ein Auto!

Wann ist Design Thinking nicht geeignet?

Der Ansatz kann hinderlich sein, wenn Sie detaillierte Anforderungen ausarbeiten wollen. Zur Verifizierung von bestehenden Ideen eignet sich die Methode ebenfalls nicht. Sind Lösungsweg und Endergebnis schon bekannt, brauchen Sie keine kreative Ideenfindung oder derart agile Methoden mehr!

Fazit: Frischer Wind durch kreative Prozesse

Im Design-Thinking-Prozess werden durch eine offene, flexible und kundenzentrierte Herangehensweise Lösungen für komplexe Herausforderungen gesucht.

Inspiriert von der Arbeits- und Denkweise von Designerinnen und Designern birgt der Ansatz großes Potenzial für Unternehmen. Indem Feedback direkt in den Prozess der Produktentwicklung mit einfließt, wird das (spätere) Nutzererlebnis bereits vor Markteintritt des Produkts auf Basis konkreter Kundeneinschätzungen optimiert.

Warum Design Thinking also nicht öfter anwenden und für verschiedene Herausforderungen konkrete Methoden anwenden? Design Thinking bringt nicht nur innovative Lösungen mit sich, der kreative Schaffensprozess lässt sich auch ideal im Arbeitsalltag implementieren – öffnen Sie den Lösungsraum weit und werden auch Sie zum Design Thinker oder zur Design Thinkerin.

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Titelbild: UX Indonesia / Unsplash

Ursprünglich veröffentlicht am 19. April 2023, aktualisiert am April 19 2023

Themen:

Produktmanagement