Dass Geräte nicht ewig halten, ist für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher keine Neuigkeit. Doch vor allem bei geplanter Obsoleszenz ist das Verständnis seitens der Kundschaft schwindend. Was es damit auf sich hat und wieso Unternehmen zu geplanter Obsoleszenz greifen, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Welche Arten von Obsoleszenz gibt es?

Neben der natürlichen Obsoleszenz eines Produktes, etwa durch normale Abnutzung im Gebrauch, gibt es also auch geplante Obsoleszenzen, die sich wiederum in vier Kategorien einteilen lassen: die werkstoffliche, die funktionale, die psychologische und die ökonomische Obsoleszenz.

  1. Werkstoffliche Obsoleszenz: Diese Art der Obsoleszenz liegt vor, wenn Teile eines Geräts weniger leistungsfähig sind als der Rest und damit wahrscheinlich eine kürzere Lebensdauer haben. Der verfrühte Ausfall kann sich auf das gesamte Gerät auswirken, insbesondere wenn die entsprechenden Teile fest verbaut und nicht austauschbar sind.
  2. Funktionale Obsoleszenz: Diese Form der geplanten Obsoleszenz bezieht sich auf die Funktionstüchtigkeit der Geräte. Sie kann eintreffen, wenn Updates auf älteren Geräten nicht mehr installiert werden können und entsprechende neue Funktionen für manche Nutzende nicht verfügbar sind.
  3. Psychologische Obsoleszenz: Ob Smartphone, PlayStation oder Laptop, für viele Menschen ist der alleinige Reiz des Neuen ein Grund dafür, sich die aktuelle Variante eines Gerätes anzuschaffen. Hier spielen auch ein Zugehörigkeitsgefühl und der Wunsch nach Statussymbolen eine Rolle. Viele dieser aussortierten Geräte funktionieren noch einwandfrei und landen unnötigerweise auf dem Müll oder in der Schublade.
  4. Ökonomische Obsoleszenz: Wenn Geräte nicht mehr funktionieren, ist häufig nur ein kleiner Baustein dafür verantwortlich. Gibt es hierfür keine Ersatzteile mehr, ist ein Neukauf notwendig. Aber auch wenn Ersatzteile verfügbar sind, bedeutet das nicht automatisch, dass die Reparatur günstiger wäre als eine Neuanschaffung. Müsste ein Kunde also mehr für eine Reparatur als ein neues Gerät bezahlen, ist das ökonomische Obsoleszenz.

Eine weitere, wenn auch seltene Form ist die politische Obsoleszenz, die beispielsweise bei der Abwrackprämie vorliegt, die den Neukauf von Autos ankurbeln sollte.

3 Gründe für geplante Obsoleszenz

Geplante Obsoleszenz aus Gründen der Gewinnsteigerung ist eine der offensichtlichen Motivationen für Unternehmen. Gerade deshalb ist wird sie von Endverbraucherinnen und Endverbrauchern als vorwiegend negativ wahrgenommen. Doch es gibt mehrere Gründe für geplante Obsoleszenz, die wir im Folgenden genauer erklären.

  1. Profit: Indem Produkte designt werden, die eine begrenzte Lebensspanne haben, ermutigen Unternehmen die Anwendenden zum regelmäßigen Neukauf, wodurch sie eine Profitsteigerung generieren.
  2. Innovation: Geplante Obsoleszenz kann bewusst genutzt werden, um technische Innovationen und Verbesserungen voranzutreiben. Unternehmen, die geplante Obsoleszenz einsetzen, sind also häufig auch wettbewerbsfähig, da sie sich stetig mit der Optimierung von Geräten auseinandersetzen.
  3. Nachfrage: In einigen Fällen kann es sein, dass die sich wandelnde Nachfrage der Konsumenten Grund für eine geplante Obsoleszenz ist. Besonders die Bekleidungsindustrie ist hiervon betroffen, da sich dort die Trends und damit die Nachfrage häufig ändern.

Ist geplante Obsoleszenz strafbar?

Kann die bewusste geplante Sachbeschädigung eines Geräts durch den Hersteller nachgewiesen werden, besteht laut § 303 Strafgesetzbuch (StGB) eine Straftat. Ob die Tatbestandsmerkmale jedoch auch zutreffen und damit eine geplante Obsoleszenz nachgewiesen werden kann, ist nicht immer eindeutig. Dem Hersteller oder der Herstellerin muss ein Vorsatz nachgewiesen werden, was für Verbrauchende durchaus schwierig ist.

Geplante Obsoleszenz: Beispiele aus der Praxis

Wir alle kennen unterschiedliche Fälle von geplanter Obsoleszenz. Diese Beispiele zeigen, was es mit dem geplanten Verfall von Produkten auf sich hat:

Das Glühbirnenkartell

Ein bekanntes Beispiel für geplante Obsoleszenz aus Profitgründen ist die Glühbirnenindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Glühbirnen auf jahrelange Lebensdauer ausgelegt, sodass die Konsumierenden nicht so oft neue Glühbirnen kaufen mussten. 1925 schlossen sich die Glühbirnenhersteller jedoch zu einem Kartell zusammen und einigten sich darauf, die Lebensdauer von Glühbirnen auf etwa 1.000 Stunden zu reduzieren. Dies bedeutete, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Glühbirnen deutlich häufiger austauschen mussten, was den Umsatz und den Gewinn der Hersteller erhöhte.

Drucker machen Druck

Dass neue Tintenpatronen für Drucker teuer sind, ist vielen ein Dorn im Auge, besonders im Hinblick auf ihre kurze Lebensdauer. Vor allem aber ist diese geplante Obsoleszenz ein Beispiel dafür, wie eine kurze Lebensdauer von Zubehör nicht zwingend überwunden werden kann.

Die günstigen Druckermodelle führen nach jedem Druckvorgang eine Reinigung durch, bei der Tintenreste in einen Schwamm gedrückt werden, um ein Verschmieren zu vermeiden. Ist dieser Schwamm voll, funktioniert auch der Drucker nicht mehr. Um also nicht das gesamte Gerät austauschen zu müssen, weil ein Schwamm voll ist, sind viele hochpreisige Drucker stattdessen mit einem Resttintenbehälter ausgestattet, der sich wechseln lässt. Werden diese ordnungsgemäß recycelt, ist die Umweltbelastung geringer als bei den Druckermodellen mit Schwamm.

Die Resttintenbehälter sind ein Beispiel für Produktentwicklungen, die die geplante Obsoleszenz nicht aufheben, sondern verschieben.

Fest verbaute Akkus

Geplante Obsoleszenz greift auch bei einem der alltäglichsten Geräte in unserem Leben – den Smartphones. Fest verbaute Handyakkus, die nur mit Mühe oder Profiwerkzeug gewechselt werden können, beschränken die Lebensdauer der Geräte deutlich. Wo früher einfach ein neuer Akku eingebaut werden konnte, wenn der alte defekt war, müssen heute teure Akkuwechsel vorgenommen werden oder Profis beauftragt werden – wenn sich Nutzende überhaupt die Mühe machen und nicht direkt ein neues Gerät anschaffen.

Fazit: Geplante Obsoleszenz führt zu Spannungen

Natürlich gibt es zahlreiche Gründe für geplante Obsoleszenz und einen verkürzten Produktlebenszyklus, zumindest aus Unternehmenssicht. Besonders die Gewinnmaximierung steht hier im Fokus und gleichzeitig bei der Kundschaft im negativen Licht. Umso wichtiger ist es für Unternehmen also, das Thema kritisch anzugehen und die Bedürfnisse der Kundschaft im Auge zu behalten. Sollte der finanzielle Unterschied zur natürlichen Obsoleszenz also gering ausfallen, ist verantwortungsvolles Handeln im Interesse der Konsumierenden die klügere Lösung. Vor allem in Hinblick auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit für viele Konsumentinnen und Konsumenten sollte die geplante Obsoleszenz in der Produktstrategie also nur mit Bedacht eingesetzt werden.

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Titelbild: vejaa / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 24. Mai 2023, aktualisiert am Mai 24 2023

Themen:

Produktmanagement