Rund zehn Jahre dauerte die Entwicklung des Airbus A380. Drei bis vier Jahre benötigen Automobilhersteller, um ein neues Modell auf den Markt zu bringen. In Zeiten der Digitalisierung sind das gefühlte Ewigkeiten. Denn die Produktentwicklung von Apps und Online-Tools geht deutlich schneller voran. Innerhalb weniger Wochen sind hier erste Ergebnisse sichtbar, der Release kann oft schon nach drei bis vier Monaten erfolgen. Der Grund für diese Schnelligkeit ist die digitale Produktentwicklung nach modernen Methoden.

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Wir sind der klassischen Produktentwicklung, ihrer digitalen Veränderung und zukünftigen Trends nachgegangen.

Der Produktentstehungsprozess (PEP) beinhaltet drei grundlegende Phasen:

  • Planung
  • Konzeption
  • Umsetzung

Er ist ein Bestandteil des größeren Produktlebenszyklus, der unter anderem das Recycling – sofern nötig die Entsorgung des Produkts – beinhaltet.

Produktlebenszyklus

Jede Produktentwicklung basiert auf drei Schlüsselfaktoren:

  • Zeit
  • Budget
  • Qualität

Projektleiter und Produktverantwortliche müssen mit diesen drei Variablen arbeiten, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

Da die Produktlebenszyklen heute im Vergleich zu früher kürzer ausfallen und die Kunden immer schneller nach neuen Produkten beziehungsweise Produktvarianten verlangen, hat sich die Art und Weise der Produktentwicklung in den letzten Jahren stark gewandelt.

Die klassische Produktentwicklung, die meist viele Monate und Jahre an Arbeit in Anspruch nimmt, wird zunehmend von der digitalen Produktentwicklung mit deutlich schnellerer Taktung abgelöst. Ebenso ist es wichtiger geworden, sich mit der integrierten Produktentwicklung zu beschäftigen.

Warum liegt digitale Produktentwicklung im Trend?

Digitale Produkte konzipieren und realisieren Start-ups, Digitalfirmen oder Unternehmen, die sich in der digitalen Transformation befinden. Da der Wettbewerbsdruck oft hoch ist oder das Budget klein ausfällt, müssen bei der digitalen Produktentwicklung die Ergebnisse möglichst schnell erfolgen, zum Beispiel in Form von ersten Prototypen oder einem MVP (Minimum Viable Product).

Damit die Entwicklungsteams diese Herausforderungen meistern können, setzen sie beim Produktentwicklungsprozess auf moderne, agile Projektmanagement-Methoden und auf eine integrierte Produktentwicklung, bei der ein gesamtheitlicher Blick auf das Produkt und seine Entwicklung geworfen werden muss.

1) Klassische Produktentwicklung

In der klassischen Produktentwicklung kommen traditionelle Modelle wie das Stage-Gate-, V- und Wasserfall-Modell zum Einsatz. Bei diesen unterteilen sich die genannten Phasen der Produktentwicklung jeweils in Meilensteine, die aufeinander aufbauen. Jeder Meilenstein hat fest definierte Start- und Endpunkte. Erst wenn ein Meilenstein geschafft ist, kann die Weiterentwicklung erfolgen.

Zudem gilt ein Produkt dann als fertig und bereit zur Markteinführung, wenn alle Meilensteine erfolgreich gemeistert wurden. Bei Produkten der sogenannten „Old Economy“ ist diese Vorgehensweise sinnvoll. Erst wenn beispielsweise ein Flugzeug voll funktionstüchtig und sicher ist, kann und darf es ausgeliefert werden.

2) Agile Produktentwicklung

Anders sieht es bei der digitalen Produktentwicklung aus. Hier ist das eigentliche Ziel – das fertige Produkt – meist nicht klar definiert. Und eigentlich gibt es auch kein fertiges Produkt. Digitale Produkte befinden sich quasi in einem dauerhaften Beta-Status, da die Firmen sie mit Updates ständig weiterentwickeln und an ihnen arbeiten. Klassische PEP und Modelle greifen hier nicht mehr. Stattdessen kommen agile und integrierte Entwicklungsmethoden wie Scrum zum Einsatz.

Durch diese neuen und agilen Methoden verändert sich auch der PEP: Die Entwicklung, Planung und Produktion sind keine aufeinanderfolgenden, abgeschlossenen Phasen mehr, sondern Bestandteile, die sich ständig wiederholen.

Die agile Entwicklung verfolgt die Idee, dass das Team zu Beginn eine Produktvision definiert. Statt wie bei der klassischen Produktentwicklung einen Projektplan bis ins kleinste Detail zu erfüllen, geht es bei den agilen Methoden darum, sich schrittweise der Produktvision zu nähern.

Dieses Vorhaben erfolgt iterativ mit regelmäßigen Releases in kurz aufeinanderfolgenden Zeiträumen. Diese werden meist öffentlich zugänglich gemacht und von der anvisierten Zielgruppe getestet beziehungsweise genutzt. Durch die Analyse des Kundenverhaltens und User Testing lässt sich schnell herausfinden, ob das Produkt beziehungsweise seine Vision ankommt und welche Features das Unternehmen weiterentwickeln sollte.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Produktentwicklungsprozesse

Bei der klassischen Produktentwicklung sind die Ergebnisse recht gut planbar. Beauftragt beispielsweise ein Unternehmen eine Agentur mit der Entwicklung eines Onlineshops, ist nach dem Wasserfall-Modell klar, wie das fertige Produkt aussehen soll.

Bei dem agilen Produktentwicklungsprozess ist mehr der Weg das Ziel. Während der „Reise“ werden die Ziele ständig angepasst. So können Unternehmen in Kürze auf wechselnde Anforderungen des Marktes und der Konsumenten reagieren. Das ist mit der fortschreitenden Digitalisierung, bei der sich Technologien und Trends schnell verändern beziehungsweise weiterentwickeln, sehr wichtig in der Produktentwicklung.

Ist die klassische Produktentwicklung ein Auslaufmodell?

Die agile Produktentwicklung nahm in den letzten Jahren an Bedeutung zu. Die Vorteile liegen auf der Hand. Trotzdem haben klassische Methoden nicht ausgedient. Zum einen lässt sich nicht jedes Produkt agil entwickeln. Zum anderen eignen sich nicht alle Organisationen wie Projektteams und Unternehmen für moderne Methoden, da beispielsweise das nötige Mindset sowie die passenden Strukturen fehlen. Es gibt somit nicht die ultimative Lösung, wie ein Produkt entwickelt werden kann.

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Titelbild: SeventyFour / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 5. März 2020, aktualisiert am Januar 19 2023

Themen:

Produktmanagement