Um Güter produzieren zu können, ist der Einsatz sogenannter Produktionsfaktoren notwendig. Was abstrakt klingen mag, ist die Grundlage unserer aller Arbeit. Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über die relevanten Faktoren und ihre theoretischen Grundlagen.

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Welche Produktionsfaktoren gibt es?

Produktionsfaktoren werden in der Theorie in betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren unterschieden. Denn sowohl die VWL als auch die BWL beschäftigen sich mit der Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Je nach Schwerpunkt wird eine andere Betrachtungsweise genutzt. So werden beispielsweise betriebswirtschaftliche Produktionsfaktoren in der Kosten- und Leistungsrechnung der Wertschöpfungskette eingesetzt.

Was sind betriebswirtschaftliche Produktionsfaktoren?

Der Wirtschaftswissenschaftler Erich Gutenberg entwarf das BWL-Modell in den 1950er-Jahren, das in der Betriebswirtschaftslehre Produktionsfaktoren in zwei Teile gliedert. Auf der einen Seite stehen dispositive Faktoren (Planung, Organisation und Kontrolle), auf der anderen Seite Elementarfaktoren (Betriebsmittel, Werkstoffe und ausführende Arbeit). Die Produktionsfaktoren nach Gutenberg werden bis heute fast unverändert angewandt.

Grafik Betriebswirtschaftsliche Produktionsfaktoren

Elementarfaktoren

Als Elementarfaktoren gelten nach Erich Gutenberg folgende Dinge, die allesamt zur Herstellung von Gütern notwendig sind:

  • Betriebsmittel: Dazu zählen physische Faktoren wie Grundstücke, Gebäude, Hallen, Maschinen und Fahrzeuge, aber auch Geschäftsausstattung. Betriebsmittel sind nicht zu verwechseln mit Betriebsstoffen.
  • Werkstoffe: Als Werkstoffe werden die Faktoren bezeichnet, die bei der Produktion von Gütern zum Einsatz kommen, damit diese überhaupt hergestellt werden können. Dazu zählen Rohstoffe wie Blech oder Holz, Betriebsstoffe wie Öl oder Gas sowie Hilfsstoffe wie Schrauben oder Klebstoff.
  • Ausführende Arbeit: Dieser Produktionsfaktor beschreibt die reine menschliche, körperliche oder geistige Tätigkeit, beispielsweise das Zusammenschrauben eines Werkstücks.

Um diese Elementarfaktoren miteinander zu verknüpfen, sind dispositive Produktionsfaktoren notwendig.

Dispositive Produktionsfaktoren

Zu den dispositiven Produktionsfaktoren zählen Elemente wie Kontrolle, Planung oder Organisation. Diese verwenden Unternehmerinnen und Unternehmer, um Betriebsmittel, Werkstoffe und ausführende Arbeit möglichst wirtschaftlich zusammenzuführen.

Weiter werden Tätigkeiten wie Leitung oder Überwachung zu den dispositiven Produktionsfaktoren gezählt. Ein Beispiel: Eine Vorgesetzte erstellt einen Arbeitsplan für ihre neuen Auszubildenden, damit diese die entsprechenden Tätigkeiten übernehmen können. Dispositive Tätigkeiten werden in der Regel von auf Führungsebenen agierenden Personen innerhalb eines Unternehmens ausgeführt.

Was sind volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren?

In der VWL werden vier Produktionsfaktoren zur Herstellung von Dienstleistungen oder Gütern miteinander kombiniert. Die vier Produktionsfaktoren umfassen Boden beziehungsweise Natur (Naturkapital), Arbeit (Humankapital), Kapital (Sach-, Sozial- und Geldkapital) und technologischen Fortschritt (Wissen, Bildung, Erfahrung).

Genauer umfassen diese vier Elemente die folgenden Punkte:

Grafik Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren

Boden / Natur

Dieser Begriff umschreibt alle in der Natur vorkommenden natürlichen Ressourcen. Der Produktionsfaktor Boden ist daher begrenzt, nicht vermehrbar, unbeweglich und unzerstörbar. Boden kann nicht transportiert werden und gehört aufgrund seiner Eigenschaften zu den originären oder ursprünglichen Produktionsfaktoren.

Kapital

Dieser Faktor wird in drei einzelne Bereiche unterteilt – Geldkapital, Sachkapital und Sozialkapital. Es ist also nicht nur von reinem Vermögen die Rede. Alle drei Begriffe bezeichnen bereits produzierte, aber noch nicht in den Besitz eines oder einer Dritten übergegangene Güter.

Kapital wird auch als dispositiver oder abgeleiteter Produktionsfaktor bezeichnet und kann im Vergleich zu Boden angehäuft werden. Es entsteht in der Kombination zweier anderer Produktionsgüter, beispielsweise Boden und Arbeit.

Arbeit

Alle intellektuellen und körperlichen Tätigkeiten und Leistungen werden als Produktionsfaktor Arbeit bezeichnet. Dabei bestimmen in der Volkswirtschaftslehre Menge und Arbeitszeit (Quantität) den Faktor, zudem gibt es die Qualität der Arbeit.

Hier wird von Humankapital gesprochen, das durch weitere Faktoren wie Erziehung oder Bildung beeinflusst wird. Der Begriff ist jedoch negativ konnotiert, weil er Menschen nicht als Individuen wertzuschätzen scheint, sondern sie als reine Arbeitskraft sieht.

Wissen und technologischer Fortschritt

Unter diesen Produktionsfaktoren werden Wissen, Bildung und Erfahrung zusammengefasst. Vor allem mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gewann technologischer Fortschritt an Bedeutung und nimmt seitdem maßgeblich Einfluss auf die Qualität der produzierten Güter. Wissen ist, im Vergleich zu anderen Faktoren, jedoch schwerer zu messen.

Produktionsfaktoren: Beispiel aus der Praxis

Eine Fabrik für Autoteile soll als Beispiel dienen. Das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, gehört zur Natur bzw. zum Boden. Die Maschinen und Roboter werden zum Kapital gezählt. Die Mitarbeitenden hingegen, die die Autoteile fertigen und die Maschinen mit ihrem Wissen bedienen, bilden die Arbeit – früher gab es mehr Mitarbeitende, also mehr Arbeit, doch sie wurden zu weiten Teilen von Maschinen, dem Kapital, ersetzt. Das zeigt, dass manche Faktoren durch andere ersetzt werden können.

Fazit: Nur im Zusammenspiel stimmt das Ergebnis

Egal, aus welcher theoretischen Perspektive, ob betriebswirtschaftlich oder volkswirtschaftlich, die Produktionsfaktoren im Produktmanagement betrachtet werden, sie haben eines gemeinsam: Nur durch die richtige Kombination dieser können Güter entstehen und die Wirtschaft funktionieren.

Dabei steht in der Volkswirtschaftslehre vor allem der Produktionsfaktor des technologischen Fortschritts im Mittelpunkt. Je mehr Wissen und Erfahrung eine Gesellschaft anhäuft, desto erfolgreicher kann ihre Wirtschaftsleistung sein.

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Titelbild: TommL / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 8. September 2022, aktualisiert am März 17 2023

Themen:

Produktmanagement