Niemand wird gerne kritisiert. Dennoch ist Kritik notwendig, um Verbesserungen zu erreichen. Damit Sie Ihr Gegenüber mit Ihren kritischen Anmerkungen nicht blockieren, sondern beflügeln, ist es wichtig darauf zu achten, wie Sie Ihre Kritik vorbringen. Nicht nur „der Ton macht die Musik“, sondern auch die Wortwahl. Andererseits müssen Sie selbst vielleicht auch hier und da Kritik einstecken. Wie auch das Ihnen besser gelingt, lesen Sie hier.

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Destruktive Kritik: Sie schadet mehr als sie nützt

Destruktive Kritik ist zerstörerisch. Sie ist darauf angelegt, den Kritisierten anzugreifen, ihm zu schaden und ihn herabzusetzen. Die destruktive Rückmeldung ist verletzend und bringt weder den Sachverhalt noch die kritisierte Person weiter. Destruktive Kritik beinhaltet kein Wohlwollen, sondern zielt ab auf die Demontage des Kritisierten. Von ihm wird sie als „Schlag ins Gesicht“ wahrgenommen.

Konstruktive Kritik: Sechs Regeln für ein erfolgreiches Gespräch

Kritisieren ist leicht. Und im Ernst: Dem Gegenüber seine Fehler mal eben „um die Ohren zu hauen“, ist tatsächlich keine Kunst. Damit Ihre Kritik aber bei Gesprächspartnern ankommt und sie daran wachsen können, braucht es etwas mehr.

Für konstruktive Kritik sind Fingerspitzengefühl, Regeln und etwas Training gefragt. Wenn Sie die folgenden fünf Grundsätze beachten, kommen Sie Ihrem Ziel, mit der Rückmeldung etwas Positives zu bewirken, ein gutes Stück näher.

Sorgen Sie für das richtige Setting

Kritik zwischen Tür und Angel ist keine gute Idee, denn der dadurch offenbarte Mangel an Zeit und Vertraulichkeit sind Negativfaktoren, die die kritisierte Person kränken können. Ein von Wohlwollen getragenes Gespräch „unter vier Augen“, in vertraulichem, ungestörtem Rahmen, kann die Akzeptanz von Kritik sehr vereinfachen. Bemühen Sie sich, Ihrem Gegenüber die Situation leicht zu machen.

Ist Ihre Kritik sachlich richtig und belegbar?

Für jede ernstgemeinte Kritik gilt, dass sie belastbar sein muss. Der Inhalt darf also nicht vage, unklar oder gemutmaßt sein, sondern muss stimmen und präzise in Worte gefasst werden. Als Kritisierender sind Sie gut beraten, sich im Vorfeld genau zum Sachverhalt zu informieren. Auch eine Frage zur Schilderung der Perspektive des Mitarbeitenden am Anfang des Gesprächs kann für Klarheit sorgen und eine angemessene Kritik vereinfachen.

Der Ton macht die Musik

Der Volksmund bringt es auf den Punkt. Mit einem ruhigen, freundlichen Kritik-Gespräch erreichen Sie mehr als mit Lautstärke, Gezeter und dem „Herumreiten“ auf der vermeintlichen Verfehlung. Damit lösen Sie klassischerweise bloß Widerwillen und eine innere Blockadehaltung aus.

Konstruktive Kritik bedeutet eben kein Gemecker und Geschimpfe, sondern Respekt, Wohlwollen und brauchbare Lösungsvorschläge auf Augenhöhe. Achten Sie auch deshalb auf Ihren Ton und die Formulierungen, damit Sie und Ihr Gesprächspartner sich nach dem Gespräch noch problemlos in die Augen schauen können.

Auf das Timing kommt es an

Wenn ein Fehler gerade erst passiert ist, ist der Vorgang noch klar rekonstruierbar. Da der Verursacher eine große Nähe dazu hat, ist dieses oft ein guter Zeitpunkt für die konstruktive Rückmeldung. Meist ist die Sache dadurch schnell vom Tisch.

Anders sieht es aus, wenn mit dem Fehler ein großer Aufwand und Aufregung verbunden sind. Dann empfiehlt es sich, den Fauxpas mit etwas mehr Abstand zu thematisieren, damit das Gespräch weniger emotional und impulsiv ausfällt.

Prüfen Sie vor der Kritik Ihr Motiv

Obwohl es manchmal verführerisch erscheint, einem Mitarbeitenden gegenüber „Dampf abzulassen“, sollten Sie der Versuchung nicht erliegen, denn das bringt Sie sicher nicht weiter. Konzentrieren Sie sich hingegen darauf, Ihrem Gesprächspartner einen Lerneffekt darüber zu vermitteln, was schiefgelaufen ist und wie er das in Zukunft verbessern kann.

Beziehen Sie Ihr Gegenüber ein

Nachdem Sie beschrieben haben, welchen konkreten Sachverhalt Sie meinen und welche Folgen er hatte oder haben könnte, erfragen Sie die Sichtweise Ihres Gesprächspartners oder Ihrer Gesprächspartnerin. Die Hintergründe können einen Beitrag zur Lösung darstellen. Formulieren Sie dann, vorzugsweise gemeinsam, welches Vorgehen künftig gelten soll.

Konstruktive Kritik formulieren: Dos and Don'ts

Je nachdem, wie Sie Ihre Kritik formulieren, kann sich Ihr Gegenüber entweder öffnen oder verschließen. Ihre Sprache hat also einen entscheidenden Effekt darauf, wie Ihr Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin die Unterhaltung empfindet und ob er oder sie etwas Relevantes daraus lernt. Wir haben einige Positiv- und Negativbeispiele für Sie gesammelt.

Konstruktive Kritik: Beispiele aus der Praxis

Ich-Formulierungen sind für Kritik wie geschaffen, denn sie erlauben es Ihnen, Ihre Meinung zu sagen, ohne den anderen persönlich anzugehen.

  • „Ich habe wahrgenommen, dass unsere Kunden Sie nur selten erreichen können. Ich möchte deshalb anregen, dass Sie bei Abwesenheit ein Diensthandy verwenden und ansonsten eine Rufumleitung auf Ihren Vertreter anlegen.“
  • „Ihr Konzept aus dem letzten Zoom-Call fand ich ausgesprochen gut. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es bei den anderen nicht richtig gezündet hat, weil es nicht schlüssig in die Gesamtkonzeption eingebunden war. Was halten Sie davon, wenn Sie ein paar prägnante Beispiele in die Präsentation einbauen, um Ihr Konzept noch einmal zu verdeutlichen?“
  • Mir ist aufgefallen, dass … Grundsätzlich finde ich das richtig. Zukünftig wäre es mir jedoch lieber, wenn Sie mehr Augenmerk auf… legen.
  • Ich glaube, …
  • Ich bin damit nicht einverstanden, denn nach meiner Ansicht wäre es besser…
  • Ich habe ein Problem damit, dass… Wie ist Ihre Einschätzung, wenn wir ab sofort eher…
  • Ich habe in letzter Zeit vermehrt beobachtet, dass….und ich habe über Abhilfe nachgedacht. Was halten Sie davon, wenn…

Grundsätzlich gilt, dass positive Formulierungen besser geeignet sind, konstruktive Kritik anzubringen als negative. Nicht verschwiegen werden soll, dass auch das beste Gespräch nicht immer das angestrebte Ergebnis hat. Manche Mitarbeitende lehnen beispielsweise alles ab, das auch nur entfernt nach Kritik aussieht. Ein solches Verhalten hat oft Gründe, die in der Persönlichkeit des Menschen liegen.

Phrasen, die Sie vermeiden sollten

Einige Sätze sollten Sie jedoch auf jeden Fall aus Ihrem aktiven Wortschatz streichen, denn sie führen nur dazu, dass Ihr Gegenüber mit Widerwillen und Ablehnung reagiert und sich vor Ihnen verschließt.

  • „Nie klappt das mit Ihnen!“
  • „Immer machen Sie das falsch.“
  • „Die anderen denken übrigens das gleiche wie ich.“
  • „Das ist ja typisch!“
  • „Sie sind der Einzige, der das so sieht.“
  • „Was denken Sie sich eigentlich dabei?“

Konstruktive Kritik annehmen: Kritikfähigkeit als Entwicklungschance

Kritik zu akzeptieren, selbst wenn sie noch so berechtigt ist, ist für die meisten Menschen schwierig. Wenn Sie sich aber klarmachen, dass in den allermeisten Kritikpunkten ein erkennbares Verbesserungspotenzial steckt, fällt es Ihnen womöglich leichter, professionell mit der Kritik umzugehen.

Hören Sie sich die Kritik in Ruhe an und betrachten Sie sie als Chance, etwas zu lernen. Wägen Sie ab: Was zutrifft, räumen Sie ein und übernehmen die Verantwortung. Was nicht stimmt, korrigieren Sie mit Fakten. Und: Bleiben Sie gelassen und fühlen Sie sich nicht persönlich angegriffen.

Fazit: Konstruktive Kritik üben - fair und authentisch

Konstruktive Kritik zu üben, ist gar nicht so schwer. Behalten Sie dabei im Hinterkopf, dass es Ihre Absicht ist, Ihrem Gegenüber weiterzuhelfen, nicht, ihn herunterzumachen. Lassen Sie im Gespräch Fairness walten und bringen Sie Ihre Kritikpunkte authentisch und selbstbewusst an. Ein geheucheltes Lob, um dann eine kräftige Kritik hinterher zuschieben, wirkt unsympathisch.

Kritik vernünftig anzubringen und anzunehmen bedeutet letztendlich die Chance, etwas zu lernen und sich zu entwickeln – und zwar auf beruflicher und persönlicher Ebene.

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Titelbild: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 7. November 2021, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Konfliktmanagement