Turnaround: Agieren statt reagieren mit Turnaround-Management

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Lisa Trödel
Lisa Trödel

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Krisen treffen Unternehmen auch in unerwarteten Momenten. Deshalb ist es unverzichtbar, effektiv und effizient zu agieren und Sanierungsmaßnahmen einzuleiten, die eine zügige Verbesserung der finanziellen Lage herbeiführen. Verantwortlich dafür ist das Turnaround-Management.

Grafik in der ein Mitarbeitender das Turnaround Management betreibt

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Aufgaben das Turnaround-Management hat und warum eine schnelle Reaktionszeit den Erfolg maßgeblich beeinflusst.

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Turnaround — Definition: Das müssen Sie wissen

Eine sinkende Nachfrage hat weniger Umsatz zur Folge – können Zulieferer dann nicht mehr bezahlt werden, befinden sich Unternehmen in einer Krisensituation. Der Liquiditätsengpass führt dazu, dass Ad-hoc-Maßnahmen ergriffen werden müssen, die den Kurs des Betriebes schnell in eine andere, gewinnbringende Richtung lenken. Genau an diesem Punkt wird vom Turnaround (wörtlich: Wendepunkt) gesprochen.

Ziel des Turnaround-Managements ist es, das Unternehmen so schnell wie möglich aus der Verlustzone zu holen und seinen langfristigen Erfolg sicherzustellen. Dafür sind Innovation, Spontaneität und starke Nerven gefragt.

Die Aufgaben des Turnaround-Managements sind:

  • Ziele festlegen
  • Strategie erarbeiten
  • Maßnahmen einführen
  • Erfolg gewährleisten

Der Fokus liegt dabei immer darauf, die Liquidität des Unternehmens zu sichern und das Eigenkapital zu erhalten. Nur dann haben Organisationen eine Chance, der Insolvenz zu entgehen. Im Einzelfall kann es jedoch sinnvoll sein, ein Insolvenzverfahren einzuleiten, um den Turnaround überhaupt erst durchzuführen und das Unternehmen mithilfe des Verfahrens aus dem Engpass zu befreien.

Ist ein Unternehmen nicht in seiner finanziellen Existenz bedroht, dann können anstelle der Hauptziele auch weitere Prioritäten gesetzt werden. Beispielsweise können Wendepunkte eingeleitet werden, indem neue Zielgruppen bestimmt, weitere Absätze geschaffen oder neue Produkte eingeführt werden. Oberste Priorität hat jedoch zu jeder Zeit, dass das Unternehmen vor dem finanziellen Bankrott bewahrt wird.

Die verschiedenen Arten des Turnarounds

Turnaround-Maßnahmen unterscheiden sich in vier verschiedene Arten, die je nach Schwere der Krise herangezogen werden müssen. Das sind:

  1. Buchtechnische Sanierung: Aktiennennwert und Kapital werden herabgestuft, Rücklagen werden aufgelöst oder Aktien zusammengelegt.
  2. Kapitalbeschaffung: Neue Mittel müssen beschafft werden.
  3. Veränderung des Fremdkapitals: Kredite werden umgewandelt, gegebenenfalls verkürzt oder verlängert.
  4. Änderung der Rechtsform: Drastische Sanierung, um Unternehmen durch Umwandlung vor dem Ruin zu bewahren.

Turnaround-Management-Prozess: Welche Phasen gibt es?

Sobald Unternehmen erkannt haben, dass sie sich in einer finanziellen Notlage befinden, tritt das Turnaround-Management ein. Schnelles Krisenmanagement in einem engen Handlungsrahmen ist erforderlich, um Maßnahmen rasch auf den Weg zu bringen. Der Prozess des Turnaround-Managements wird in vier Phasen gegliedert:

Phase 1: Krise erkennen

Der erste Schritt ist die Voraussetzung dafür, dass passgenaue Maßnahmen erarbeitet werden können. Die Geschäftsleitung erkennt in der Krisenerkennungsphase den negativen Cashflow des Unternehmens. Berater und Beraterinnen sollten hinzugezogen werden, um die wirtschaftliche Lage korrekt einzuschätzen.

Phase 2: Liquidität sichern

Im zweiten Schritt muss das Turnaround-Management-Team alles daransetzen, die Liquidität des Unternehmens zu sichern. Dazu ist es auch notwendig, intern und extern Transparenz zu schaffen und Troubleshooting zu betreiben. Sorgen Sie trotz der kritischen Situation für Vertrauen zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Lieferanten sowie Kreditgebern. Es ist wichtig, dass Sie die Bedürfnisse aller Interessensparteien berücksichtigen.

Gleichzeitig werden die wirtschaftlichen Zahlen analysiert und basierend darauf Sanierungsmaßnahmen entwickelt. Verantwortlichkeiten werden festgelegt und die Priorisierung der Aufgaben hilft dabei, den Überblick in der Krisensituation zu behalten.

Phase 3: Turnaround-Konzept erstellen

Aus den Analyseergebnissen wird ein Turnaround-Konzept entwickelt, das sowohl finanzielle und technische als auch organisatorische Veränderungen enthält. Neben der Konkretisierung der Maßnahmen definiert das Konzept auch, wie lange sie bis zur Wirksamkeit brauchen.

Zusätzlich zum Turnaround-Konzept hilft ein Liquiditätsplan dabei, Kreditgeber über wichtige Erkenntnisse zu informieren, und unterstützt die Entscheidungsebene. Zudem hilft ein Plan zur Krisenkommunikation dabei, die Lage intern und extern darzustellen.

Phase 4: Turnaround einleiten

Im vierten Schritt wird der Turnaround eingeleitet. Auf Basis des Sanierungskonzeptes werden die Maßnahmen umgesetzt. Häufig wird das Angebot eingegrenzt, damit sich die Organisation auf die wesentlichen Produkte fokussieren kann. Darüber hinaus wird das Unternehmen funktional umgestaltet, um eine schnelle Verbesserung der Lage herbeizuführen. Schließlich ist Zeit auch hier Geld.

An diesem Punkt des Prozesses entscheidet sich, ob das Unternehmen die Kehrtwende schafft. Das Controlling überwacht die Ergebnisse der Maßnahmen stets genau, um schnellstmöglich zu agieren, sollten die gewünschten Ziele nicht erreicht werden.

Schnelle Restrukturierung ist ein Muss für den Erfolg

Je schneller das Turnaround-Konzept erarbeitet ist, desto früher können Sanierungsmaßnahmen eingeführt werden. Zügiges Handeln ist das A und O im Turnaround-Management.

Ohne strukturelle Veränderungen innerhalb der Unternehmen sind Verbesserungen kaum realisierbar. Immerhin haben Fehleinschätzungen auf organisatorischer, finanzieller oder technischer Ebene zur Krise geführt oder mindestens beigetragen.

Die Corona-Krise hat beispielsweise verdeutlicht, wie wichtig der Zeitfaktor der Entscheidenden im stationären Handel war. Nur wer sich schnell im Onlinebereich etabliert und sich mit einem eigenen Webshop ein zweites Standbein aufgebaut hatte, hatte eine Chance, den Lockdown zu überstehen. Der Richtungswechsel zum Multichannel-Vertrieb musste ad hoc entschieden und realisiert werden.

Mit gutem Beispiel ging Zalando, eine der führenden Onlineplattformen für Mode, voran. Mit der Technologie von Connected Retail griff das Unternehmen über 5.000 stationären Händlern unter die Arme.

Die Geschäfte verbinden ihr Angebot dabei über ein ERP-System mit der Zalando-Plattform und verkaufen ihre Produkte online. Der Logistikpartner von Zalando holt bei ausgelöster Bestellung das Paket im Geschäft ab und liefert es an die Kundschaft aus. Für den Einzelhandel schuf diese Sanierungsmaßnahme ein enormes Umsatzpotenzial bei niedrigen Kosten.

Effektives Turnaround-Management rettet Unternehmen aus der Krise

Um Unternehmen aus der Verlustzone zu befreien und den Turnaround einzuleiten, ist Agieren statt Reagieren gefragt. Schnelle Restrukturierungsmaßnahmen sichern die Liquidität des Unternehmens und sorgen für einen positiven Cashflow. Unternehmen, die sich monatelang mit der Planung beschäftigen und Maßnahmen zu spät etablieren, droht das Aus.

Social-Media-Krisenmanagement: Leitfaden von Talkwalker & HubSpot

Titelbild: XiaoYun Li / iStock / Getty Images Plus

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