George S. Patton sagte einmal „Wenn alle dasselbe denken, dann denkt einer gar nicht.“
Im beruflichen Umfeld kann es mitunter durchaus sinnvoll sein, eine Diskussion zu entfachen. Unter Umständen ist es zwar nicht ganz einfach, sich mit seinem Gegenüber konstruktiv auseinanderzusetzen, vor allem, wenn es sich dabei um ein Teammitglied oder den Chef handelt, doch Meinungsverschiedenheiten bergen großes Potenzial, um bessere Fortschritte zu erzielen.
Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass zwischen einer gesunden, produktiven Auseinandersetzung und einer hitzigen Diskussion ein erheblicher Unterschied besteht. Damit zwei Parteien zu einer für beide Seiten positiven Einigung kommen, muss ein gewisser Grad an Professionalität und Respekt herrschen.
Oft ist es schwierig, den eigenen Standpunkt zu vertreten und dabei den richtigen Ton zu treffen. Daher haben wir hier einige Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen, Ihre Meinung zu äußern, ohne dass die Situation außer Kontrolle gerät.
So äußern Sie eine andere Meinung (ohne unsympathisch zu wirken)
1. Der Ton macht die Musik
Wie jemand von anderen wahrgenommen wird, hängt Untersuchungen zufolge auch entscheidend vom Klang der Stimme einer Person ab. Tatsächlich ist der Tonfall eines Sprechers doppelt so wichtig wie das, was er sagt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, bei der 120 Reden von Führungskräften untersucht wurden.
Kommt Ihre Botschaft also demnach weniger gut an, wenn Sie bei einer Meinungsverschiedenheit die Stimme erheben? Oder bekommen Sie gerade dadurch die nötige Aufmerksamkeit?
Laut MIT-Mitarbeiter Michael Schrage, hängt es häufig von der Situation und unserem Gegenüber ab, welchen Ton wir wählen.
„Wenn Sie herumbrüllen, weil es Ihre Art ist, Leute zu erniedrigen und zu demütigen, haben Sie ein erhebliches berufliches Problem“, meint Schrage. „Wenn Sie jedoch Ihre Stimme erheben, weil Sie sich mit Leidenschaft für eine Sache einsetzen, sollten Ihre Mitarbeiter so verständnisvoll und professionell sein, das zu respektieren.“
Fazit? Achten Sie auf Ihren Ton. Wenn Sie merken, dass es in Ihnen zu brodeln beginnt, sollten Sie einen Moment innehalten und die Situation überdenken.
2. Beziehen Sie Ihre Behauptungen nicht direkt auf Ihr Gegenüber
Behauptungen, die sich direkt auf das Gegenüber beziehen („Sie-Aussagen“), können bei Auseinandersetzungen als aggressiv wahrgenommen werden. Die folgenden Beispiele verdeutlichen dies.
„Sie verlangen immer von mir, dass ich in allerletzter Minute noch etwas erledige, obwohl Sie wissen, dass ich bereits alle Hände voll zu tun habe.“ Dieser Satz wird sehr wahrscheinlich als eine Anschuldigung aufgefasst. Besser wäre: „Das wird mir etwas zu viel, ich habe schon so viel zu tun. Kann das vielleicht jemand anders übernehmen?“
Haben Sie den Unterschied bemerkt?
Sehen wir uns noch ein paar andere Beispiele an:
- „Sie überprüfen nie die Fakten in Ihren Berichten.“ Besser: „Mir ist aufgefallen, dass es in Ihrem letzten Bericht einige Fehler gab. Würde es Ihnen helfen, wenn ich Ihnen zeige, wie ich bei der Faktenprüfung in Berichten vorgehe?“
- „Sie vergessen immer die Anhänge bei Ihren E-Mails.“ Besser: „Ich konnte das Dokument nicht finden, auf das sich Ihre E-Mail bezog. Könnten Sie es noch einmal schicken?“
- „Sie sollten in den Meetings besser zuhören.“ Besser: „Ich mache mir in den Meetings gerne Notizen, damit ich nichts vergesse.“
„Die meisten Leute werden nicht gerne zurechtgewiesen oder belehrt. Wenn Sie Ihre Belehrungen direkt auf Ihre Gesprächspartner („Sie sollen/müssen“ usw.) beziehen, können diese sich angegriffen fühlen“, erklärt Kommunikationsexperte Preston Ni.
Natürlich gibt es Situationen, in denen jemand für sein Handeln zur Rechenschaft gezogen werden muss. Bei kleineren Auseinandersetzungen sollten Sie jedoch auf „Sie-Aussagen“ verzichten, damit es nicht zum Konflikt kommt.
3. Vermeiden Sie Füllwörter oder Ausdrücke des Zögerns
Füllwörter wie „hm“, „äh“, „na ja“ usw. vermitteln eine gewisse Unsicherheit. Diese Füllwörter können Ihre Aussagen weniger glaubwürdig erscheinen lassen und lenken die Zuhörer ab.
Die Forscher John Sparks und Charles Areni haben versucht, den Einfluss dieser Füllwörter nachzuweisen. Sie baten 118 Studenten, das Transkript eines Kundenstatements zu einem Scanner zu lesen. In einer Version des Statements wurden Füllwörter wie „Na ja“ und „Äh“ verwendet. Der andere Text war flüssig und enthielt keine Füllwörter. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Zuhörer schwerer vom Kauf des Scanners zu überzeugen waren, wenn Füllwörter verwendet wurden, auch wenn der Scanner als besserer, kostengünstigerer Scanner angepriesen wurde.
Daher sollte man auf diese Füllwörter verzichten und sie bei Diskussionen möglichst ganz vermeiden. Wie kann man sich die Verwendung von Füllwörtern abgewöhnen? Versuchen Sie Folgendes: Tragen Sie ein Gummiband um Ihr Handgelenk, und ziehen Sie das Gummiband jedes Mal auf das andere Handgelenk, wenn Sie sich dabei erwischen, dass Sie ein Füllwort verwenden.
4. Machen Sie Ihre Hausaufgaben und recherchieren Sie
Um Ihren Standpunkt glaubhaft vertreten zu können, müssen Sie wissen, wovon Sie sprechen.
Nehmen wir einmal Folgendes an: Sie wollen mit Ihrem Team die Marketingstrategie für das kommende Quartal festlegen. Ihr Chef vertritt den Standpunkt, dass auch in Zukunft Direktwerbung und Printanzeigen verwendet werden sollten. Ihrer Meinung nach ist es jedoch an der Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen und einen Inbound-Marketing-Ansatz zu verfolgen.
Es hat wenig Sinn, Ihren Vorschlag durch Vermutungen untermauern zu wollen und darüber zu spekulieren, was Ihrer Meinung nach bei einem Strategiewechsel passieren könnte. Lassen Sie vielmehr Tatsachen sprechen, und belegen Sie anhand von Fakten, warum die aktuelle Strategie nicht funktioniert und was heute, im nächsten Monat oder im nächsten Quartal unternommen werden kann, um das Problem zu lösen.
Werfen Sie jedoch nicht blind mit Zahlen um sich. „Stellen Sie vielmehr einen Zusammenhang zwischen den Daten und der Vision und den Zielen des Unternehmens her“, erklärt John Bonini, Growth Director bei Litmus. „Eine Statistik allein überzeugt niemanden. Wenn Sie einen eher konservativ eingestellten Vorgesetzten überzeugen wollen, benötigen Sie Kontext.“
Durch diese Art der strategischen Vorbereitung lassen sich Ihre Argumente nicht so einfach widerlegen. Darüber hinaus zeigen Sie, dass Sie Ihren Standpunkt mit großer Leidenschaft vertreten und nicht einfach nur einen Konfrontationskurs verfolgen.
5. Vermeiden Sie persönliche Angriffe
Wenn es bei einer Diskussion hoch her geht, werden nur allzu schnell „Tiefschläge“ ausgeteilt. Solche persönlichen Angriffe dienen häufig der Einschüchterung oder als Abwehrmechanismus. Im beruflichen Umfeld (wie auch in anderen Situationen) sind sie jedoch unangemessen.
Bei einer Auseinandersetzung sollte es um das Ergebnis gehen und nicht darum, was ein anderer in der Vergangenheit getan (oder nicht getan) hat.
„Versuchen Sie bei der Diskussion das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren: Der Fokus sollte immer auf den Fakten liegen, nicht auf einzelnen Personen“, erklärt Management-Professor Nate Bennett gegenüber QSR. „Und falls Ihr Gegenüber Sie persönlich angreift, müssen Sie sich vor Augen halten, dass Ihr Job nicht definiert, wer Sie sind.“
„Es ist wesentlich einfacher, Kritik anzunehmen, wenn Sie sich nicht nur über Ihre Arbeit definieren“, erklärt Jeff Atwood, Mitbegründer von Stack Exchange and Discourse. „Selbst wenn jemand sehr persönlich wird, sollten Sie nicht der Versuchung erliegen, deswegen Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu lenken.“
6. Achten Sie auf Ihre Körpersprache
Bei Meinungsverschiedenheiten sollte man auch unbedingt auf die eigene Körpersprache achten. Wenn Gesten und Gesichtsausdruck nicht mit dem Gesagten übereinstimmen, kann es schnell zu Missverständnissen kommen.
Wenn Sie auf höfliche Weise ausdrücken möchten, dass Sie anderer Meinung sind, können Sie beispielsweise die Augenbrauen etwas anheben, um zu zeigen, dass Sie aufmerksam zuhören, oder lächeln und nicken, wenn jemand anderes das Wort hat. Wenn Sie dann an der Reihe sind, haben die anderen Diskussionsteilnehmer das Gefühl, dass Sie ihnen auch wirklich zugehört haben.
7. Setzen Sie Prioritäten
Wenn Sie mit jemandem nicht einer Meinung oder gegen etwas sind, werden Sie nicht immer eine positive Resonanz erfahren. Tatsächlich reagieren die Leute meist negativ. Was tun?
Wenn Sie eine andere Meinung vertreten und Ihrem Gegenüber dabei respektvoll begegnen wollen, müssen Sie lernen, Kompromisse zu schließen. Trotz der offensichtlichen Unterschiede haben berufliche und andere Beziehungen (z. B. auch die mit unserer besseren Hälfte) eine Menge gemein.
„Viele glückliche Paare sind nicht immer einer Meinung. Die Kunst liegt darin, herauszufinden, ob ein Meinungsunterschied für Sie wichtiger ist als die Beziehung“, erklärt Beziehungsexpertin April Masini.
Bei jeder Meinungsverschiedenheit sollte Ihnen von Vornherein klar sein, welche Umstände oder Sachverhalte für Sie nicht verhandelbar sind, d. h. wo Sie zu keinem Kompromiss bereit sind. Dieser Ansatz kann je nach Situation variieren, erleichtert es Ihnen jedoch, Prioritäten zu setzen und zu überlegen, welche Themen Sie nochmals überdenken könnten. Letzten Endes ist es ein Geben und Nehmen.
8. Setzen Sie gute Absichten voraus
Katie Burke, Chief People Officer bei HubSpot, hat einen hervorragenden Leitsatz: Setzen Sie gute Absichten voraus.
In Anlehnung an das Buch von Indra Nooyi, Chairman und CEO von PepsiCo, ist Burke der Überzeugung, dass es bei Diskussionen, Meetings und Beziehungen entscheidend ist, davon auszugehen, dass Kollegen, Freunde und Familienmitglieder es gut meinen. Nooyi erklärt es so:
Wenn Sie bei Ihren Mitmenschen von negativen Absichten ausgehen, sind Sie selbst bereits negativ eingestellt. Wenn Sie diese negative Einstellung umkehren und von einer positiven Absicht ausgehen, werden Sie erstaunt sein, was passieren kann ... Dann werden Sie versuchen, Ihre Gesprächspartnern zu verstehen und ihnen zuzuhören, weil Sie im tiefsten Innern die Möglichkeit einräumen, dass Ihr Gegenüber Ihnen etwas sagen will, das Sie vielleicht bisher noch nicht verstanden haben.
Wenn Sie wissen, dass ein Gespräch, ein Meeting oder ein E-Mail-Austausch ansteht, bei dem Sie eine andere Meinung vertreten als Ihr Gesprächspartner, sollten Sie kurz innehalten, bevor Sie antworten. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, und halten Sie sich vor Augen, dass Ihre Mitmenschen wahrscheinlich gute Absichten haben. Nicht nur Sie sind von Ihrem Standpunkt überzeugt, auch Ihr Gegenüber hält an der eigenen Meinung fest. Mit gegenseitigem Respekt und Wohlwollen erzielen Sie im Endeffekt bessere Ergebnisse und bauen positivere Beziehungen auf.
9. Nehmen Sie zur richtigen Zeit eine Pause
In vielen Fällen lässt sich eine Meinungsverschiedenheit nicht in ein paar E-Mails oder einem 30-minütigen Meeting lösen. Um eine Streitfrage zu klären oder ein größeres Problem zu lösen, bedarf es womöglich mehrerer Meetings, weiterer E-Mails oder der Einbeziehung anderer Mitarbeiter.
In solchen Fällen sollte man wissen, wann es besser ist, sich aus der Diskussion zurückzuziehen, um sich zu sammeln und durchzuatmen. Wir empfehlen die Pomodoro-Technik. Dabei sollten Meetings nicht länger als 25 Minuten dauern. Danach sollten die Teilnehmer erst einmal eine Pause von fünf Minuten machen, um sich zu sammeln und Luft zu holen.
Lernen Sie zu erkennen, wann der Punkt erreicht ist, die Diskussion besser zu vertagen, insbesondere wenn das vorliegende Problem nicht am selben Tag gelöst werden muss. Erkennen Sie, wann Ihr Verhalten ins Negative umschlägt (z. B. ablehnende Körpersprache und impulsive Reaktionen), und schlagen Sie eine Pause vor. Dadurch ist die Diskussion auf lange Sicht positiver und produktiver.
Welche Tipps haben Sie, wie man am Arbeitsplatz eine andere Meinung äußern kann? Teilen Sie uns Ihre Tipps mit.
Dieser Artikel ist ursprünglich auf dem HubSpot.com-Blog erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.