Was KI nicht kann: Der strategische Wert authentischer Inhalte im KI-Zeitalter

Dieser Artikel ist Teil des Newsletters KIckstart von HubSpot

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Timo Zingsheim
Timo Zingsheim

Auf den ersten Blick war Content Creation noch nie so einfach wie jetzt: Ein Thema eingeben, Enter drücken, fertig ist der Text. Leider hat diese Bequemlichkeit auch eine Kehrseite, die manche Expert:innen ansprechen: Wir versinken in einer Flut generischer KI-Inhalte. Mit jeder neuen Welle wächst das „Online-Rauschen“, weshalb die Sichtbarkeit für wirklich relevante Beiträge sinkt.

Person erzaehlt ueber authentische Inhalte im KI-Zeitalter

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Für Content-Marketer:innen entsteht daraus ein paradoxer Spagat: Die technischen Barrieren sind gefallen, doch die Erwartungen an Differenzierung steigen rasant. Entscheidend ist heute, ob Inhalte echte Verbindung schaffen. Das gelingt dort, wo Menschen sich authentisch zeigen – mit Haltung, Erfahrung und Persönlichkeit. Oder zugespitzt: Menschen folgen Menschen, nicht Maschinen. Ein zeitloses Prinzip, aber mittlerweile wichtiger denn je.

Auf der OMR hat Jennifer Lapp, HubSpots Head of Growth Marketing DACH & LATAM, bereits über dieses Thema gesprochen und erläutert, wie wir bei HubSpot neue Inhalte erstellen.

Heute gebe ich Ihnen einen eher allgemeinen Einblick in die sogenannte „AI Sloppification” und zeige, welche Rolle LinkedIn dabei spielt, um der AI Sloppification entgegen zu wirken. Basierend auf einem Newsletter-Beitrag von unserem CTO Dharmesh Shah

Die große KI-Verwahrlosung: Warum Content gerade verwässert

Wenn Sie aktuell das Gefühl haben, dass Ihre Feeds voller Austauschbarkeit sind – Sie täuschen sich nicht. Im Netz kursiert dafür ein Begriff, der das sehr treffend beschreibt: Great AI Sloppification. Damit gemeint ist die Verwahrlosung digitaler Inhalte durch eine Überproduktion von generischem, KI-generiertem Content.

Was passiert gerade?

  • KI-Tools wie ChatGPT, Claude oder Gemini machen es extrem leicht, Inhalte zu skalieren.
  • Die Folge: Immer mehr Texte, die sich professionell lesen, aber nichts sagen.
  • Inhalte werden schneller produziert als reflektiert – und das merkt man.

Das Paradoxe: Die Quantität an Content steigt rasant, aber die Qualität bleibt oft stehen. Was wie Effizienz aussieht, führt in Wahrheit zu einem Vertrauensverlust. Immer mehr Menschen spüren, wenn ein Text keine Haltung hat oder ganz einfach aus dem Prompt-Baukasten stammt.

Was heißt das für Sie als Content-Marketer:in?

Authentizität ist der neue Premium-Faktor. Wenn alles klingt wie nun ja... alles, dann fällt plötzlich das auf, was echt ist, also wirklich von einem Menschen kommt. Schreiben Sie Use Cases oder erzählen Sie persönliche Geschichten, die ein KI-Modell nicht generieren kann. Zeigen Sie, wie Sie denken, was Sie bewegt hat, welche Erkenntnis ein Fehler ausgelöst hat. Genau diese Inhalte schaffen Verbindung, weil sie niemand kopieren kann.

Was gute Inhalte heute ausmacht

Skalierbarer KI-Content ist effizient, gar keine Frage. Aber reicht er aus? Nicht, wenn Sie Reichweite, Vertrauen oder Thought Leadership aufbauen wollen. Denn Texte ohne Haltung mögen korrekt sein, aber sie bleiben nicht hängen.

Was heute zählt, ist das, was wir als Human Experience Moat bezeichnen. Also eine Art inhaltlicher Schutzgraben, den nur Sie bauen können: durch Ihre Perspektive, Ihre Erfahrungen und Ihre Stimme.

Zwei Content-Welten im Vergleich

Skalierbarer KI-Content:

  • Schnell produziert, aber austauschbar
  • Klingt gut, fühlt sich flach an (ist es oft auch)
  • Beruht auf bestehenden Daten, nicht auf eigener Sicht

Echte menschliche Inhalte:

  • Persönlich, glaubwürdig, eigenständig
  • Erzählt, wie es war, nicht nur was es war
  • Liefert Einsichten statt nur Inhalte
Unser Tipp:

Fragen Sie sich bei jedem Text, Post oder Artikel: Könnte das auch ein anderer Mensch geschrieben haben? Oder nur ich, genau so, mit genau dieser Perspektive?

Was KI (noch) nicht kann – und wie Sie das strategisch nutzen

KI kann schreiben. Aber sie hat keine eigene Stimme und keine echten Erfahrungen. KI ist auf Daten und Inhalten trainiert, die es schon gibt. Sie kennt keine Fehler, keine Frustration nach einem gescheiterten Launch und kein Lampenfieber vor der ersten Keynote.

Genau darin liegt Ihr strategischer Vorteil: Ihre Erlebnisse, Ihre Learnings, Ihre Haltung sind nicht trainierbar. Sie sind einzigartig und damit das Wertvollste, was Sie haben, um im KI-Zeitalter hervorzustechen.

Das macht den Unterschied:

  • Teilen Sie nicht nur, was Sie gemacht haben, sondern auch warum und wie es wirklich war.
  • Schreiben Sie über Ihre Umwege, nicht nur über Ihre Erfolge. Das macht Geschichten authentisch.
  • Äußern Sie Ihre Meinung und teilen Sie Erkenntnisse.

LinkedIn als Labor für Echtheit

LinkedIn hat sich leise, aber grundlegend verändert. Es hat eine ganz neue Bedeutung bekommen. Aus dem einstigen Karriere-Schaukasten ist eine Plattform geworden, auf der Gedanken, Learnings und auch – wichtig –  Unsicherheiten Raum finden.

Was auffällt: Die Beiträge mit den meisten Reaktionen kommen nicht mehr von den glattesten Karriereläufen oder den schillerndsten Erfolgen. Sondern von Menschen, die etwas durchlebt haben und daraus ehrlich berichten. Die erzählen, wie sie denken, und nicht nur, was sie gemacht haben.

Hier eine beispielhafte Gegenüberstellung:

Zeigen, was man getan hat:
„Wir haben erfolgreich unser neues Reporting-Tool eingeführt – mit 12 Prozent Effizienzsteigerung.“
→ Gut gemeint, aber austauschbar

Teilen, was man denkt:
„Ich war skeptisch, ob unsere Kolleginnen und Kollegen überhaupt Lust auf ein neues Tool haben. Dann hat mich ein Feedback im Onboarding-Call überrascht – und mir gezeigt, was ich übersehen hatte …“
→ Echt und nahbar. 

Was heute auf LinkedIn funktioniert:

  • Beiträge, die eine persönliche Perspektive enthalten
  • Learnings statt Lehrbuchwissen
  • Klarheit und Kante statt PR-Floskeln
  • Posts mit echten Fragen statt reinem Sendungsbewusstsein
  • Authentizität, auch und gerade wenn es unperfekt ist

Was nicht mehr funktioniert:

  • KI-generierte Karrieretipps ohne Bezug zur eigenen Geschichte
  • Thought Leadership ohne Haltung
  • Linkposts ohne Kontext, Meinung oder persönliches Add-on
  • Erfolgsstories ohne das Davor

Tipp für Ihre LinkedIn-Strategie

  • Vermeiden Sie Buzzwords: Schreiben Sie nicht „Wir treiben digitale Exzellenz im B2B voran“, sondern: „Wir haben unser CRM neu aufgesetzt – hier sind die drei größten Hürden, an denen wir fast gescheitert wären.“
  • Mensch vor Maschine: Lassen Sie sich von KI-Tools unterstützen, aber posten Sie nichts, was Sie nicht selbst sagen würden. Ein guter Test: Würden Sie das einem Kontakt auf einer Konferenz genauso erzählen?
  • Teilen Sie den Weg, nicht nur das Ziel: Nicht „Wir haben unser Ziel erreicht“, sondern: „Wir wollten in Q1 50 qualifizierte Leads generieren – am Ende waren es 17. Was wir trotzdem gelernt haben.“
  • Bleiben Sie erkennbar: Wiederholen Sie Ihre Kernthemen, schreiben Sie in ähnlichem Ton. Wer über Monate nur einmal postet, aber immer zu völlig anderen Themen, wird kaum wahrgenommen.
  • Zeigen Sie auch Unfertiges: Beispiel: „Ich arbeite gerade an einem neuen Content-Framework für unser Sales-Team. Hier sind erste Skizzen – Feedback willkommen!“ Solche Posts laden zur echten Interaktion ein.

LinkedIns neue Bedeutung im Content-Marketing

Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich, was dieser lange Absatz mit einer Content-Marketing-Strategie zu tun hat und was ich bei sinkenden Blog-Zahlen mit LinkedIn machen soll. Und außerdem ist LinkedIn im Content-Marketing doch auch nichts neues?

Ganz einfach: Wir bei HubSpot setzen nach wie vor auf klassische Kanäle, entwickeln aber auch gerade eine neue Inbound-Strategie:

Auf LinkedIn schreiben wir authentisch über Dinge, die nur HubSpot erleben kann. Vielleicht haben Sie diese Beiträge selbst schon entdeckt. Dharmesh Shah, unsere CEO Yamini Rangan, unser CMO Kipp Bodnar und andere HubSpotter:innen posten auf LinkedIn. Sie tauschen sich über die Märkte aus, in denen sie tätig sind, über die Probleme, mit denen Kunden konfrontiert sind, und vor allem über Geschichten hinter den Kulissen.

Wenn Führungskräfte und Angestellte nicht regelmäßig Beiträge veröffentlichen, verpassen sie nicht nur Eindrücke. Sie verpassen Einfluss. Diese Beiträge können in Blogbeiträge umgewandelt, in White Papers aufgegriffen oder in Videos behandelt werden. Die Möglichkeiten der Wiederverwertung sind schier endlos.

So bauen Sie Ihren Human Experience Moat

Ein Human Experience Moat entsteht nicht über Nacht, aber Sie können heute damit anfangen. Das Prinzip: Alles, was nur Sie erlebt, gedacht oder gelernt haben, ist potenziell wertvoller Content. Weil er nicht kopierbar ist.

Fragen für Ihre nächsten Inhalte:

  • Was habe ich erlebt, das für andere nützlich sein kann?
  • Was war mein größter Fehler im letzten Jahr und was habe ich daraus gelernt?
  • Was hat mich emotional oder fachlich bewegt?
  • Worauf kann ich in Echtzeit reagieren?
  • Welches Thema wird unterschätzt, obwohl es zentral ist?

Empfehlung: Entwickeln Sie eine Content-Strategie, die auf Ihrer Perspektive basiert und bei der Sie nicht auf KI-Templates angewiesen sind. Authentizität ist kein Trend. Sie ist Ihre beste Verteidigung gegen Austauschbarkeit.

Fazit & Ausblick: Der Unterschied liegt im Menschlichen

Wir stehen an einem Wendepunkt: Während KI-Modelle in Sekundenschnelle massenhaft Texte produzieren, wird echte menschliche Perspektive zum knappsten – und wertvollsten – Rohstoff im Content-Marketing.

Nicht die lautesten Stimmen oder die besten Algorithmen gewinnen, sondern authentische Inhalte, die Ihre Persönlichkeit und Meinung transportieren. Damit schaffen Sie Vertrauen, werden wiedererkennbar und setzen ein Zeichen gegen die Austauschbarkeit im KI-Zeitalter.

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