ChatGPT ist derzeit eines der am heißesten diskutierten Themen in der B2B-Branche. Seit der Veröffentlichung Ende November 2022 werden LinkedIn, Twitter und andere soziale Medien mit Antwortbeispielen des Chatbots regelrecht überflutet.
Niemand zweifelt daran, dass ChatGPT intelligent ist. Die eigentliche Frage ist, wie leicht richtige und nützliche Informationen abgerufen werden können und wie genau wir damit unser Leben (sowohl privat als auch beruflich) erleichtern können.
Auch ich habe den KI-Chatbot einmal auf die Probe gestellt, um zu sehen, wie hilfreich er im Alltag sein kann. Hier ist das Ergebnis:
- Was ist ChatGPT eigentlich?
- Wie wird ChatGPT derzeit eingesetzt?
- 10 Beispiele für die Nutzung von ChatGPT
- Vorsicht ist geboten
- So nutzen Sie ChatGPT optimal
Was ist ChatGPT eigentlich?
ChatGPT ist ein von OpenAI entwickelter KI-Chatbot, der mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) Texte automatisch generiert. Der Chatbot wurde mithilfe umfangreicher Datensätze trainiert und ist daher in der Lage, auf sehr menschliche Weise zu kommunizieren, weshalb er wiederum als sehr eloquent erscheint.
Und je mehr Daten er erhält, desto „schlauer“ wird er.
Wie wird ChatGPT derzeit eingesetzt?
Im Januar 2023 verzeichnet ChatGPT bereits etwa 13 Millionen eindeutige Besuchende pro Tag. Sie können sich also vorstellen, wie vielfältig die Unterhaltungen sind.
Ein Teil des Traffics kommt von Personen, die einfach nur neugierig darauf sind, mit dem berühmtesten Chatbot der Welt zu plaudern. Aber er ist auch bei Bildungseinrichtungen und Unternehmen sehr beliebt.
In den meisten Fällen nutzen Unternehmen KI-Technologien wie ChatGPT, um Vorabrecherchen zu einem Thema durchzuführen oder um Business-Assets wie Texte für soziale Medien, Produktbeschreibungen oder sogar Code zu erstellen.
Einer der interessantesten Anwendungsfälle, die ich bisher gesehen habe, stammt von Dave Gerhardt von Exit Five. Er ist der Ansicht, dass KI eine hervorragende Möglichkeit bietet, den Ton einer Marke zu treffen, wenn sie Informationen über den gewünschten Stil, die Stimme und die Persönlichkeit des Unternehmens erhält.
Quelle: Screenshot LinkedIn
Wenn ich ein menschliches Gegenstück für ChatGPT finden müsste, würde ich es als einfallsreiche Assistenz beschreiben, jemand, der Sachen ins Rollen bringen kann.
Aber genau wie Menschen kann auch das Tool gelegentlich ungenaue oder irreführende Informationen liefern, zumal es nicht viel über die Ereignisse nach 2021 weiß.
Wenn Sie also den KI-Chatbot für berufliche Zwecke nutzen möchten, müssen Sie die Informationen unbedingt auf ihre Richtigkeit überprüfen, bevor Sie sie zur Meinungsbildung oder Aufstellung einer Behauptung verwendet.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
10 Beispiele für die Nutzung von ChatGPT
Schauen wir uns mal an, wie das Tool von OpenAI mit einigen Fragen bzw. Befehlen (auch Prompts genannt) umgeht – von einfachen Rechercheaufgaben bis hin zu detaillierten, anspruchsvollen Anfragen.
1. Stell mir eine Liste von Unternehmen zusammen, die derzeit nach einem freiberuflichen Performance-Marketingfachleuten suchen.
Hier schlüpfe ich in die Rolle eines Performance-Marketers, der eine Liste potenzieller Kundinnen und Kunden erstellen möchte.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Die Antwort ist einfach und auf den Punkt gebracht. Dies kann ein guter Einstieg für diejenigen sein, die neu in der Freiberuflerwelt sind.
Was mir nicht gefällt: ChatGPT kann nicht auf das Internet zugreifen, um Daten in Echtzeit zu sammeln, was in diesem GPT-3-Beispiel deutlich wird. Für alle, die sich dieser Einschränkung nicht bewusst waren, könnte das Ergebnis daher etwas enttäuschend ausfallen.
Dennoch bin ich dankbar, dass der Bot mich nicht mit leeren Händen dastehen ließ und trotzdem versucht hat, zu helfen.
2. Verfasse einen Social-Media-Beitrag, in dem ich ankündige, dass ich jetzt für HubSpot über Vertriebs- und Marketingthemen schreibe.
Sehen wir uns als Nächstes einen Social-Media-Post von ChatGPT an.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Ich finde das Ergebnis ganz hübsch. Wenn man bedenkt, wie wenig Kontext ich ChatGPT gegeben habe, hat er ziemlich gute Arbeit geleistet. Wie Sie lesen, wird der wichtigste Punkt gleich im zweiten Satz erwähnt und dann wurden ein paar ergänzende Sätze hinzugefügt. Für die Hashtags und Emojis gibt es außerdem Pluspunkte. Die hatte ich gar nicht erwartet.
Was mir nicht gefällt: Nach dem ersten Durchlesen fand ich den Stil zwar ganz ok, ein oder zwei Sätze könnten jedoch kürzer und knackiger sein.
Um den Stil noch etwas zu verbessern und das „Denglisch“ etwas herauszunehmen, habe ich den Text noch einmal in LanguageTool eingegeben. Mir waren auch ein bisschen zu viel „Aufregung“ und „Reisen“ im Text. Aber das sind alles keine großen Probleme, den Feinschliff kann man ja immer noch vornehmen.
Quelle: Screenshot LanguageTool
3. Wie schreibt man einen guten Blogbeitrag mit hoher Konversionsrate?
Einen Blogbeitrag zu schreiben, der bei Google gut rankt und zu hohen Konversionen führt, ist eine Kunst für sich. Deshalb wollte ich herausfinden, wie die KI die Sache angehen würde.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Die Tipps und Vorschläge sind sinnvoll. Sie decken so ziemlich alle Punkte ab, die beim Verfassen eines erfolgreichen Blogartikels zu berücksichtigen sind. Mir gefällt, wie ausführlich die Punkte erläutert werden. Das Format einer Checkliste ist sehr hilfreich, um beim Erstellen von Content keine Punkte zu vergessen.
Was mir nicht gefällt: Hier gibt es für mich nichts auszusetzen. ChatGPT hat ganze Arbeit geleistet.
4. Wie kann ich einen neuen Blogbeitrag promoten?
Marketingprofis wissen, wie schwierig es sein kann, Content an die Zielgruppe zu bringen. Daher war ich besonders neugierig, welche Vorschläge für das Wachstum ChatGPT mir machen würde.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Auf den ersten Blick wurde die Frage beantwortet. Für Neulinge auf dem Gebiet sind das gute Anhaltspunkte.
Was mir nicht gefällt: Für erfahrene Marketingfachleute sind die Vorschläge etwas zu einfach gestrickt. Da ist nun wirklich nichts Bahnbrechendes dabei. Ich hätte gern ein paar ungewöhnlichere Ideen gesehen – Sachen, mit denen man experimentieren kann.
Da ChatGPT-Antworten auf bereits veröffentlichten Inhalten aufbaut, nehme ich an, dass die verfügbaren Artikel entweder nicht besonders gut sind oder die Plattform bei der Recherche nicht sehr wählerisch ist. Sie kann nicht wirklich beurteilen, welche Taktiken erwähnenswert sind.
5. Stelle mir eine Liste von Hotels in Wien zusammen, die weniger als 70 Euro kosten und in der Nähe des Flughafens liegen.
Ich werde diesen Sommer auf dem Weg in den Urlaub einen Zwischenstopp in Wien einlegen und suche dafür ein Hotel. ChatGPT sollte mir eine Liste mit Hotels in Flughafennähe und im Rahmen meines Budgets erstellen. Das war das Ergebnis:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Auch wenn ich keine exakten Preisangaben erhalten habe, da ChatGPT nicht über Echtzeitdaten verfügt, habe ich jetzt eine Liste von Hotels in Flughafennähe. Auch die Begriffe „erschwinglich“ und „günstig“ lassen darauf schließen, dass die Hotels in mein Budget passen. Das ist ein guter Anfang, auch wenn ich die einzelnen Optionen noch selbst überprüfen muss.
Was mir nicht gefällt: Ich erfahre nicht, wie viel jedes Hotel pro Nacht kostet oder ob überhaupt ein Zimmer verfügbar ist. Da wäre Booking.com wohl hilfreicher. Da gebe ich einfach den gewünschten Zeitraum, die Entfernung vom Flughafen und den Preis pro Nacht ein, um passende Hotels zu finden.
6. Schreibe mir ein Gedicht darüber, wie toll Contentmarketing ist.
Da ich mich tagtäglich mit Contentmarketing beschäftige, konnte ich nicht widerstehen, ChatGPT zu bitten, mir ein Gedicht dazu zu verfassen. Das Ergebnis ist … interessant!
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Nun ja, Aufgabe erfüllt. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Abgesehen davon, dass sich einige Verse tatsächlich reimen (Hut ab, ChatGPT!), hat das Tool auch das „Wesen“ von Contentmarketing ganz gut untergebracht.
Was mir nicht gefällt: Es ist zwar schon irgendwie ein Gedicht, allerdings etwas nach dem Prinzip „Reim dich, oder ich fress dich“ – nicht gerade Goethe. Aber andererseits bin ich ja auch keine Dichterin und könnte es nicht unbedingt besser machen – und schon gar nicht schneller.
7. Welche Unternehmen sind möglicherweise daran interessiert, ihre Softwareentwicklung an eine Python-Developeragentur outzusourcen?
Mal sehen, ob ChatGPT dabei helfen kann, neue Kundschaft zu gewinnen.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Von allen ChatGPT-Beispielen fand ich diese Antwort am wenigsten hilfreich.
Was mir nicht gefällt: Die Antwort ist sehr allgemein gehalten. Da die Datensätze von ChatGPT etwa aus dem Jahr 2021 stammen (also noch gar nicht so alt sind), dachte ich, dass ich vielleicht einige Unternehmen genannt bekomme, die Python verwenden.
Vielleicht hat ein Unternehmen einen Blogbeitrag zum Thema „Warum wir Python für die Entwicklung unseres CRM-Systems verwendet haben“ veröffentlicht. Da könnte eine Software-Agentur ansetzen und fragen, ob das Unternehmen Hilfe bei der Wartung oder zusätzliche Unterstützung für sein Team benötigt.
Während eine ähnliche Frage, wie oben für die freiberufliche Tätigkeit, ganz gut funktioniert, ist sie für ein B2B-Unternehmen wenig hilfreich.
8. Schreibe mir einen Social-Media-Beitrag über eine neue IKEA-Stuhlreihe (in drei verschiedenen Tonfällen).
Als nächsten wollte ich mir anschauen, was ChatGPT in puncto Werbeskript kann. Angenommen, IKEA möchte ein Video oder einen Beitrag in den sozialen Medien in verschiedenen Tonfällen veröffentlichen – einem formellen und einem informellen.
Und dann stellen wir uns mal vor, dass IKEA sich mit Eminem zusammentut und ihn bittet, für ihre neueste Stuhlreihe zu werben.
Hier ist der förmliche Text:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Und hier der informelle Text:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Und zu guter Letzt, die ausgedachte Eminem-Kollaboration:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Der Tonfall unterscheidet sich jeweils deutlich, auch wenn sogar im formellen Beispiel geduzt wird. Natürlich bleibt dahingestellt, ob Eminem auf deutsch tatsächlich so klingen würde. Aber ich muss den Versuch anerkennen. Gute Arbeit, ChatGPT!
Was mir nicht gefällt: Ich finde die Ergebnisse ok, es war ja nur ein Experiment. Aber ich wäre bei Nachahmungen von ChatGPT zumindest vorerst sehr vorsichtig. In einem weiteren Experiment klang auch Rapper Bushido sehr nach Eminem.
9. Ich schreibe einen Roman und brauche Hilfe bei der Hintergrundgeschichte meiner Hauptfigur.
Wie sieht es bei Romanen aus? Könnte ChatGPT helfen, Romanfiguren zu erschaffen? Probieren wir es aus.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: ChatGPT ist sowas wie ein lustiger Kumpel zum Brainstormen, wenn es kreativ werden soll. Und die Story klingt gar nicht schlecht.
Was mir nicht gefällt: Die Hintergrundgeschichte, die ich eigentlich haben wollte, stellt nur einen kleinen Teil des Textes dar. Der Rest gibt nur meine Frage ausführlicher wieder dar. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen, habe ich die Frage mehrmals umformulieren und präziser stellen müssen. Aber würde ich das Buch lesen? Vielleicht!
10. Schreibe einen Artikel mit 500 Wörtern über Parfüm, der Tipps von den besten Schönheitsprofis der Welt enthält.
Als Letztes das interessanteste Ergebnis von allen – ein ChatGPT-Blogpost. Hier möchte ich kurz erklären, wie ich hier mit ChatGPT vorgegangen bin, bevor ich zusammenfasse, was mir am Ergebnis gefallen hat und was nicht.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ChatGPT mit dem Schreiben anfing. Ich habe das Generieren der Antwort dann gestoppt, weil ich bemerkt habe, dass keine Personen namentlich genannt wurde, was ich eigentlich erwartet hatte.
Ich habe dann die Anfrage wiederholt und ausdrücklich nach den Namen und Links zu den Quellen gefragt. Hier ist der zweite Versuch:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Der Text ist ein komplett anderer, aber nun werden die Personen genannt. Aber ich habe keine direkten Links zu den Quellen erhalten, um die Aussagen überprüfen zu können. Ich habe also erneut nachgefragt und dabei ist das herausgekommen:
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Wiederum ein anderer Text und andere Profis. Und auf Überprüfen der Links musste ich feststellen, dass keine der Seiten verfügbar war.
Quelle: Screenshot Harper's Bazaar
Das mag natürlich sein, weil ChatGPT auf Informationen aus dem Jahr 2021 zurückgreift und die Artikel vielleicht mittlerweile entfernt wurden. Aber ich fand es schon seltsam, dass alle vier nicht auffindbar waren. Also habe ich weiter nachgehakt. Ich habe ChatGPT gefragt, ob die Informationen möglicherweise erfunden waren.
Quelle: Screenshot OpenAI ChatGPT
Was mir gefällt: Die Texte an sich waren ganz in Ordnung. Und immerhin war ChatGPT auf Nachfrage sehr ehrlich.
Was mir nicht gefällt: Das Experiment hinterlässt bei mir aber gemischte Gefühle. Der Post ist nett zu lesen, aber als Contentmarketerin würde ich niemals einen Artikel posten, dessen Quellen ich nicht nachprüfen kann. Ich würde auch nicht das Risiko eingehen, Personen Zitate zuzuschreiben, die nicht zu belegen sind. Was, wenn sie das alles nie gesagt haben?
Vorsicht ist geboten
ChatGPT bietet großes Potenzial, aber es sollte mit Bedacht genutzt werden.
Als Inspiration kann das Tool nützlich sein, aber Sie sollten es nicht zum Schreiben von ganzen Blogbeiträgen oder Skripten für Ihre Kampagnen verwenden.
Sie sollten sich stets bemühen, originelle Inhalte zu verfassen, nicht nur um Plagiate zu vermeiden, sondern auch um Ihren Lesenden echten Mehrwert zu bieten.
Bedenken Sie, dass die Antworten von ChatGPT immer nur so gut sind wie die Daten, auf denen sie basieren. Und leider kursieren im Internet viele minderwertige Inhalte, was sich wiederum negativ auf die Qualität der ChatGPT-Ergebnisse auswirkt.
Dennoch ist ChatGPT keinesfalls bösartig. Diese Probleme sind nicht auf bewusste Manipulation zurückzuführen. Wie bei der künstlichen Intelligenz entwickelt sich auch dieses Tool fortlaufend weiter und wird mit der Zeit immer besser werden.
Es wird vielleicht nie wirklich an echte Gefühle oder unsere eigenen Erfahrungen appellieren können, aber könnte es in drei, fünf oder zehn Jahren in der Lage sein, einen großen Teil der menschlichen Aufgaben zu ersetzen? Vielleicht schon. Wenn Sie also derzeit noch nicht viel von KI halten, sollten Sie das alte Sprichwort bedenken: „Kannst Du den Feind nicht besiegen, umarme ihn.“
So nutzen Sie ChatGPT optimal
Das Experimentieren mit ChatGPT hat sehr viel Spaß gemacht. Aber auch wenn das Tool bei der Recherche sehr hilfreich sein kann, würde ich es definitiv nicht als Orakel betrachten.
Sie können die KI-generierten Inhalte als Inspiration oder als Ausgangspunkt nutzen – aber auf keinen Fall als Endergebnis. Das Tool wird niemals in der Lage sein, Ihre Zielgruppe so gut zu verstehen, wie Sie es können – es ist schließlich kein Mensch, sondern nur eine – zugegebenermaßen brillante – Technologie.
Aber betrachten Sie es nicht als Feind oder Konkurrenz. Sehen Sie in ihm einen Assistenten oder eine Assistentin, die Ihnen einige der alltäglichen Aufgaben abnehmen, die Ihnen normalerweise wertvolle Zeit rauben.
Entdecken Sie, wie ChatGPT Ihnen helfen kann und lernen Sie, wie Sie die Technologie optimal nutzen können. Viel Spaß dabei!
Titelbild: HubSpot