Beim Onlineshopping fehlt die Beratung, im Einzelhandel der Komfort. Wie wäre es, beide Einkaufsmöglichkeiten ganz einfach miteinander zu kombinieren und ein einzigartiges Kundenerlebnis zu ermöglichen? Curated Shopping zeigt, wie das gelingen kann. Erfahren Sie hier, wie Curated Shopping funktioniert und welche Unternehmen mit dem Konzept jetzt schon auf Erfolgskurs sind.

→ Leitfaden für den Aufbau einer vertrauenswürdigen Marke im E-Commerce  [Kostenloser Download]

Was ist Curated Shopping?

Beim Curated Shopping (deutsch: betreutes Einkaufen) handelt es sich um ein Konzept, das Onlineshopping durch persönliche Beratung ergänzt. Kunden und Kundinnen geben zunächst Präferenzen an und erhalten anschließend, basierend auf einem Beratungsgespräch, eine Produktauswahl zugeschickt. Nicht benötigte Produkte können unkompliziert retourniert werden.

Zielgruppe und Funktionsweise des betreuten Einkaufens

Die Curated-Shopping-Definition lässt bereits erahnen, für welche Zielgruppe das Konzept geeignet ist. Während die einen gern durch das riesige Onlinesortiment oder in den Regalen des Ladengeschäfts stöbern, bevorzugen andere ein übersichtliches Angebot und den bequemen Versand nach Hause. Für zweitere ist Curated Shopping (auch: Guided Shopping) genau das Richtige.

Als der Trend 2013 in den USA startete, boten vor allem Modeunternehmen wie Trunkclub, Frank & Oak sowie Shoedazzle das betreute Einkaufen an. In Deutschland spezialisierten sich Nachahmer wie Modomoto, Outfittery, 8Select, Kisura und Zalon ebenfalls auf Fashion. Unterdessen ist Curated Shopping jedoch auch im Lebensmittel-, Möbel- und Kosmetik-Bereich etabliert.

Der Ablauf ist dabei jedoch immer ähnlich und funktioniert nach dem folgenden Schema:

1. Ermittlung von Kundenbedürfnissen durch Fragebogen

Der erste Schritt beim Curated Shopping ist es, Kunden und Kundinnen erst einmal besser kennenzulernen. Nur so können Sie Produkte vorschlagen, die den Bedürfnissen der Zielpersonen entsprechen. Dazu werden häufig Onlinefragebögen genutzt. Die Kunden oder Kundinnen machen beispielsweise Angaben zu ihrer Größe, präferierten Stilen, Lieblingsfarben, Stoffen, Anlass, Ernährungsweise, Unverträglichkeiten und weiteren Anhaltspunkten zur Produktauswahl. Die Fragen sind selbstverständlich abhängig vom jeweiligen Sortiment.

Outfittery Onlinefrageboegen

Quelle: Screenshot aus dem Outfittery-Fragebogen

2. Beratung durch Experten und Expertinnen

Anschließend wird die Kundin von einem Experten angerufen oder per E-Mail oder Textnachricht kontaktiert. In einem Beratungsgespräch werden offene Fragen geklärt und ein detaillierter Einblick in die Kundenanforderung vorgenommen. Fragen, die Berater oder Beraterinnen während des Gesprächs stellen, könnten lauten:

  • Was ist Ihnen besonders wichtig?
  • Wie möchten Sie gesehen werden?
  • Aus welchem Anlass kaufen Sie ein?

3. Abstimmung über personalisierte Produktauswahl

Ausgehend von den Informationen, die der Berater oder die Beraterin aus dem Kundengespräch erhalten hat, wird eine Produktauswahl zusammengestellt. Die meisten Unternehmen setzen hierbei auf eine Kombination aus persönlicher Auswahl und Algorithmen, die auf künstlicher Intelligenz basieren.

Durch die enorme Datenmenge, die beim Curated Shopping gesammelt wird, können spezifische Kundenprofile entwickelt werden. Diese helfen den Algorithmen wiederum dabei, zu lernen, was der Kundschaft gefällt, und können so bessere Entscheidungen treffen.

4. Kauf und Retoure

Ist die Kundin oder der Kunde mit der Vorauswahl der Produkte zufrieden, werden sie versendet. Ganz in Ruhe und im eigenen Heim können Kunden die Produkte anprobieren und austesten. Möchte die Person nur eine Auswahl der Produkte behalten, so können die übrigen Produkte kostenfrei retourniert werden.

Die Vorteile und Nachteile von Curated Shopping

Curated Shopping ist ein Konzept, das vor allem für langfristigen Erfolg ausgelegt ist. Denn während mit dem Wissen, dass das Unternehmen über seine Kundschaft sammelt, das Sortiment mehr und mehr auf die Kundenbedürfnisse angepasst wird, steigt gleichzeitig die Kundenzufriedenheit. Darüber hinaus bietet es die folgenden Vorteile:

  • Die Kundenbindung wird durch die enge Betreuung intensiviert. Ein loyaler Kundenstamm ist das Resultat.
  • Durch das Zusenden einer personalisierten Produktauswahl sind Kunden und Kundinnen leichter vom Impulskauf aller Produkte zu überzeugen.
  • Die gesammelten Daten erleichtern die Segmentierung von Kundenstämmen und Data Warehouses können eingerichtet werden.
  • Die hohe Kundenzufriedenheit sorgt dafür, dass Kunden und Kundinnen mehr ausgeben. Somit steigt auch der Kundenwert.

Im September 2022 hat Zalando seinen Curated Shopping-Dienst Zalon eingestellt. Zwar gibt Zalando an, dass es den Service schon bald in Zalando Plus eingliedern möchte, bisher gibt es jedoch keinen Ansatz dazu. Dass ein großes Fashionhaus wie Zalando seinen eigenen Guided-Shopping-Kanal schließt, könnte ein Hinweis dafür sein, dass das Konzept auf nicht so viel Anklang trifft wie erhofft. Denn das kuratierte Einkaufen im E-Commerce bietet auch Nachteile:

  • Die Kosten für Experten, Stylistinnen und Berater wirken sich unmittelbar auf die Marge der Produkte aus.
  • Der logistische Aufwand und die Retourenabwicklung verlangen ein exzellentes Supply Chain Management.
  • Häufige Retouren sprechen gegen ein nachhaltiges Unternehmenskonzept.
  • Kunden und Kundinnen müssen viele Informationen von sich preisgeben, weshalb die Nutzungsbarriere beim Curated Shopping sehr hoch ist.

Best Practice: Curated-Shopping-Anbieter im DACH-Raum

Der Trend des Curated Shoppings ist 2013 aus Amerika nach Deutschland geschwappt. Kurz danach schossen viele Anbieter hervor. Doch der Wettbewerb ist seitdem kaum gewachsen. Einige Marken haben sich in der Nische des betreuten Einkaufens jedoch ihren Platz gesichert und zeigen pionierhaft, wie Curated Shopping zum Erfolgsmodell werden kann.

Outfittery

Das millionenschwere Modelabel Outfittery fusionierte 2019 mit dem Konkurrenten Modomonto. Spezialisiert hat sich der Curated-Shopping-Dienstleister lange Zeit auf Herrenbekleidung im Business-Stil. Ziel war und ist es, Männern den Gang ins Geschäft zu ersparen. Unterdessen hat Outfittery sein Angebot um Damenmode erweitert und kann die jährliche Umsatzsteigerung somit hoffentlich weiter halten.

Outfittery Homepage

Quelle: Screenshot Outfittery-Homepage

FORMEL Skin

Dass Curated Shopping auch in anderen Branchen funktioniert, zeigt das Kosmetikunternehmen FORMEL Skin. Die junge Firma verspricht seiner Kundschaft individuelle Hautpflege, abgestimmt auf ihren Hauttyp. Nachdem Interessenten auf der Website eine Hautanalyse durchgeführt haben, führen sie ein Beratungsgespräch mit führenden Ärztinnen und Ärzten. Darauf basierend wird eine Hautpflegeformel und -routine entwickelt und den Kunden und Kundinnen nach Hause geschickt.

Anders als die meisten anderen Curated-Shopping-Anbieter wird FORMEL Skin jedoch nur im Abomodell angeboten. Nichtsdestotrotz werden Kundinnen und Kunden dauerhaft ärztlich betreut, sodass die Produkte immer wieder neu angepasst werden können.

Formel-Skin Homepage

Quelle: Screenshot FORMEL-Skin-Homepage

Fazit: Curated Shopping verbindet die Vorteile von Einzelhandel und E-Commerce

Beim Curated Shopping verfolgen Unternehmen das Konsumverhalten ihrer Kundschaft genau und bieten ihr so die bestmögliche Beratung. Das sorgt nicht nur dafür, dass Kunden und Kundinnen besonders zufrieden sind, sondern es erhöht gleichzeitig ihren Wert fürs Unternehmen. Trotz des langfristigen Erfolgs, den das Modell verspricht, darf die Logistik des Konzeptes jedoch nicht unterschätzt werden.

New call-to-action

 New call-to-action

Titelbild: Kathrin Ziegler / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 19. Dezember 2022, aktualisiert am Januar 21 2023

Themen:

E-Commerce