DAO: Sind dezentrale autonome Organisationen die Zukunft?

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Constantin Sponagel
Constantin Sponagel

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Kryptowährungen und Blockchains spielen eine immer wesentlichere Rolle im Finanz- und Wirtschaftssektor. Das grundlegende Konzept hinter dieser Technologie, die Dezentralisierung der Daten, kommt inzwischen sogar bei Organisationen zum Einsatz, genannt DAO. Hört sich das alles noch etwas kryptisch an? Hier erfahren Sie alles Wichtige!

Mann am Laptop beteiligt sich an DAO mittels Code

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Klares Ziel ist es, auf Mittelsmänner sowie staatliche Eingriffe zu verzichten, um Machtmissbrauch oder Korruption zu verhindern. Die Verwaltung einer DAO erfolgt virtuell über einen quelloffenen, unveränderlichen Code, der als Geschäftsordnung dient.

Die erste DAO wurde 2016 von Mitgliedern der Ethereum-Community gegründet und als „Genesis DAO“ oder „The DAO“ bezeichnet. Mittels Crowdfunding schafften es die Macherinnen und Macher, ein Startkapital von damals fast 140 Millionen US-Dollar einzusammeln. Nur kurze Zeit später kam es jedoch zum GAU: Der Blockchaincode wurde gehackt und rund ein Drittel des Kapitalstocks gestohlen.

Wie funktionieren DAOs?

Klassische Organisationen werden von Personen oder Regierungen geführt. In einer DAO hingegen werden die Geschäftsregeln in einem Open-Source-Code definiert, der von einem Computernetzwerk ausgeführt wird. Die Regeln sind für alle Mitglieder gleich und können nicht verändert werden.

Der Code gilt als verbindliche Grundlage, weswegen keine Mittelsleute eingesetzt werden müssen, um die Einhaltung der Geschäftsordnung zu überprüfen. Jedes Mitglied der DAO kann den Code einsehen und mitentscheiden. Es gibt keinen CEO oder Vorstand, der über die Finanzen verfügen kann.

Die Basis zur Organisation der dezentralen Abläufe bildet eine programmierbare Blockchain, auch Smart-Contract-Plattform genannt. Smart Contracts, was mit „intelligente Verträge“ übersetzt werden kann, ermöglichen den Einsatz der Blockchain-Technologie für eine Vielzahl von Anwendungsfällen in verschiedenen Branchen – unter anderem auch für die Verwaltung einer DAO.

Zusammengefasst charakterisiert sich eine DAO durch folgende Eigenschaften:

  • Die zugrundeliegende Geschäftsordnung und alle Geschäfte beruhen auf einem quelloffenen, neutralen Programmcode (Smart Contract).
  • Dieser Programmcode ist für alle einsehbar und in eine Blockchain eingebettet.
  • Eine DAO hat keine zentrale Geschäftsführung, dennoch kann sie als Organisation wirken.
  • Die Finanzierung erfolgt über die Mitglieder der DAO, diese entscheiden gemeinsam im Rahmen direkter Wahlen.
  • Alle Wahlen werden automatisch von einer Software ausgezählt.
  • Jedes Mitglied kann Ideen einbringen und eine Abstimmung vorschlagen.

Beispiele für DAOs in der Praxis

Durch ihren Blockchain-Background wirkt die Idee einer DAO oft bizarr und wenig greifbar. Im Grunde ist es aber nichts weiter als eine Organisationsstruktur, die in der realen Welt für verschiedene Netzwerke und Projekte genutzt werden kann.

Beispiele für DAOs sind:

  • Wohltätigkeitsorganisationen, die Spenden auf der ganzen Welt sammeln. Die Mitglieder entscheiden gemeinsam, für welche Projekte die Gelder ausgegeben werden.
  • Freelancer-Netzwerke, in denen sich Personen zusammenschließen und gemeinsam in Softwarelizenzen, Räumlichkeiten oder PC-Equipment investieren.
  • Krypto-Projekte, um eine faire, nicht hierarchische und transparente Verwaltung für alle Beteiligten zu ermöglichen.
  • Risikofonds, die Unternehmen gründen, um Investitionskapital zu bündeln. Diese Gelder können über demokratische Abstimmungen in bestimmte Unternehmensbereiche oder an Subunternehmen verteilt werden.

Wie läuft die Gründung einer DAO ab?

Der erste und wichtigste Schritt einer DAO-Gründung ist der zugrundeliegende Smart Contract. Je detaillierter dieses Regelwerk von Beginn an definiert ist, desto besser. Denn Änderungen im Nachhinein können langwierig sein, da diese mit dem gesamten Netzwerk abgestimmt werden müssen.

Im nächsten Schritt muss die Finanzierung der DAO gesichert werden. Meist geschieht dies durch den Verkauf von Token, wodurch auch der Governance-Part abgedeckt wird. Die Anzahl der Token bestimmt das Stimmrecht innerhalb der DAO.

Im Anschluss kann die DAO auf der Blockchain eingerichtet und gestartet werden. Ab diesem Zeitpunkt treten die Smart Contracts beziehungsweise das zugrundeliegende Regelwerk in Kraft.

So funktioniert die Mitgliedschaft in einer DAO

Eine Mitgliedschaft bei einer DAO kann über verschiedene Modelle laufen. Die übliche Form ist die Token-basierte Mitgliedschaft. Token werden an dezentralen Börsen gehandelt, können durch die Bereitstellung finanzieller Mittel oder einer Gegenleistung in Form von Arbeit erworben werden.

Wer im Besitz eines Tokens ist, kann an den Abstimmungen der DAO teilnehmen. Alle Vorgänge und Entscheidungsfindungen werden von allen Mitgliedern getroffen – ähnlich wie in einem Aktienunternehmen. Mitspracherecht haben grundsätzlich alle, die Mitglieder der DAO sind.

Vorteile und Nachteile einer DAO

Die Idee einer DAO ist also eine demokratische, nicht hierarchische Organisation, die von ihren Mitgliedern autonom geführt wird. Folgende Vorteile ergeben sich daraus:

  • Sie basiert auf der völligen Gleichberechtigung aller Mitglieder, die gemeinsam für das Wohl der DAO arbeiten.
  • Gemeinsame Ziele können von vielen Menschen überall auf der ganzen Welt koordiniert werden.
  • Rechtliche Einschränkungen oder staatliche Eingriffe sind nicht möglich, eine DAO kann freier agieren und verfügt über mehr Möglichkeiten als klassische Organisationen.
  • Durch den Einsatz von Software bei der Erstellung des Programmcodes oder der automatischen Auszählung von Wahlen werden Manipulation, menschliches Versagen oder Machtmissbrauch vermieden und Transparenz geschaffen.
  • Die Grenzen einer DAO liegen lediglich in der Kompetenz der Entwickelnden, die den Programmcode schreiben. Es ist entsprechend recht unkompliziert, eine DAO zu gründen und zu verwalten.

Eine DAO bringt allerdings auch Nachteile mit sich, die mithilfe folgender Fragen aufgezeigt werden können:

  • Können Organisationen wirklich autonom sein und eigenständig handeln?
  • Ist es möglich, dass alle Mitglieder gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen, obwohl die Expertise verschieden ist?
  • Wie lassen sich rechtliche Probleme innerhalb einer DAO lösen?

Die Vorteile einer DAO scheinen im direkten Vergleich zu überwiegen. Allerdings wird sich zeigen, inwiefern die Fragen nach möglichen Nachteilen berechtigt sind und auch eine dezentrale Organisation ihre Tücken aufweist.

Fazit: Sind DAOs die Zukunft?

In der Krypto-Welt haben DAOs eine große Bedeutung, jedoch steckt das Konzept im Rahmen von Web 3.0 noch tief in den Kinderschuhen. Eine DAO möchte autonom und bürokratisch ohne staatliche Eingriffe oder Geschäftsführung agieren. Aber wie realistisch ist die Umsetzung oder handelt es sich vielmehr um ein utopisches Konzept? Die Zukunft der DAO bleibt spannend.

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Titelbild: eclipse_images / iStock / Getty Images Plus

Themen: Web 3.0

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