Dark Patterns: Ausgetrickst durch Design

Zukunft des Marketings in EMEA
Josephine Wick Frona
Josephine Wick Frona

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Dark Patterns dienen keinem guten Zweck. Ganz im Gegenteil: Das Design ist dazu konzipiert, Internetnutzer zu bestimmten Handlungen zu verleiten, die nicht in ihrem Interesse liegen. Dafür werden beispielsweise Drop-down-Menüs bewusst unübersichtlich gestaltet oder Buttons, die einen Download auslösen, unauffällig platziert oder sogar versteckt. So fällt dem Nutzer nicht einmal auf, dass er gerade manipuliert wird – bis es zu spät ist.

Mann arbeitet an einem Laptop

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Dark Patterns eingesetzt werden, welche großen Unternehmen Gebrauch davon machen und auch, wie Sie es vermeiden können, selbst ausgetrickst zu werden.

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Was sind Dark Patterns?

Mit Dark Patterns wird versucht, Website-Besucher hereinzulegen, um sie zu einer Handlung auf der Seite zu verleiten, die sie eigentlich gar nicht anstreben. Um nicht direkt für Irritation und einen starken Widerstand beim Empfänger zu sorgen, werden Dark Patterns dabei oftmals recht subtil eingesetzt.

Zum Beispiel versuchen manche Abo-Dienste die Kündigung von Abonnements zu erschweren. Dafür werden die Buttons zur Abmeldung besonders klein dargestellt oder auf der Website in einem Untermenü versteckt, damit sie nicht leicht zu finden sind. Das Abo wird hingegen gleichzeitig automatisch verlängert, wenn es nicht innerhalb einer Frist abgemeldet wird. Auf diese Weise werden gleich zwei Hürden eingebaut, um das Abwandern des Kunden sozusagen mit sanfter Gewalt zu verhindern.

Dark Patterns: Berühmte Beispiele für suggestives Design

Auch bekannte Unternehmen haben schon Dark-Pattern-Methoden eingesetzt. Wir zeigen Ihnen vier berühmt-berüchtigte Beispiele für den Einsatz von Dark Patterns.

1. MS Microsoft (Windows 10)

Bei der Umstellung auf das Betriebssystem Windows 10 wurde Kunden, die die vorherige Version nutzten, ein empfohlenes Update als Pop-up angezeigt. Dabei handelte es sich aber eigentlich um kein Update, sondern um das neue Betriebssystem, das automatisch installiert wurde, anstatt das laufende System zu updaten, wie die Nutzer es erwarteten.

Doch der Spuk ging noch weiter: Klickten User zum Ablehnen des Updates auf das X-Symbol oben rechts, was gemeinheim mit „Schließen“ verbunden wird, wurde es trotzdem installiert.

Dark Patterns beim Windows 10 Update

Quelle: darkpatterns.org

2. Amazon

Amazon versucht mit einer Dark-Pattern-Methode das Löschen von Benutzerkonten zu erschweren. Wer auf „Mein Konto“ klickt, findet alles Mögliche – nur keinen einfachen Weg, das Konto zu deaktivieren.

Dark Patterns auf der Amazon-Benutzeroberfläche

Screenshot: Amazon-Benutzeroberfläche

Viele Nutzer empfinden den Vorgang, ein Kundenkonto zu löschen, sogar als so komplex, dass sie sich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung aus dem Internet heraussuchen. Allein die 22.000 monatlichen Suchanfragen für die Begriffskette „amazon konto löschen“ zeigen, wie unklar der Weg zur Account-Deaktivierung ist.

Suchanfragen für Amazon Konto Löschen

Screenshot: Google Keyword-Planner

3. Ryanair

Vor knapp 10 Jahren versuchte Ryanair mit dem Einsatz von Dark Patterns den Verkauf von Reiseversicherungen zu erhöhen. Dabei gingen sie wie folgt vor: Wenn Kunden einen Flug buchen wollten, erschien im Buchungsprozess ein Feld, das „Buy AXA Travel Insurance“ anzeigte. Dabei gab es aber keine Auswahlmöglichkeit wie „Ja“ oder „Nein“. Die Nutzer sollten stattdessen über ein Drop-down-Menü ihr jeweiliges Land auswählen.

So entstand der Eindruck, es handele sich um eine Pflichtversicherung, die abgeschlossen werden musste, um den Flug zu buchen. Die Option „Don’t Insure Me“ war im Drop-down-Menü zwischen den Länderangaben versteckt, sodass sie nur bei genauem Hinschauen entdeckt werden konnte. Mittlerweile hat Ryanair die Möglichkeit zur Auswahl der Reiseversicherung jedoch verändert.

dark patterns auf der Ryanair Webseite

Quelle: darkpatterns.uxp2.com

4. LinkedIn

LinkedIn nutzte vor einigen Jahren den Anmeldeprozess neuer Nutzer, um an weitere E-Mail-Adressen von potenziellen Kunden zu kommen und auch diese über Umwege auf sich aufmerksam zu machen. Dafür bat LinkedIn die neuen User während der Anmeldung um Zugriff auf ihre E-Mail-Konten. Als Vorwand diente die Aussicht, den Usern durch das Auslesen ihrer E-Mail-Kontaktliste die Vernetzung mit bereits bestehenden Kontakten auf der neuen Plattform zu erleichtern.

Stimmte der User dem zu, zeigte das Netzwerk ihm unter „Personen, die Sie vielleicht kennen“ auf dem Portal Menschen aus seiner Kontaktliste an, ohne dass diese bereits LinkedIn-Nutzer waren. Klickte der User dann auf „Vernetzen“, schickte er ihnen automatisch eine Einladung zu LinkedIn. Die Manipulation lag hier darin, dass der User der Meinung war, sich mit bereits auf der Plattform angemeldeten Bekannten zu vernetzen, nicht aber, diese erst auf die Plattform einzuladen.

Auf dem Twitteraccount Dark Patterns sammelt der britische UX-Designer Harry Brignull Beispiele für besonders gewagte Dark-Pattern-Methoden. Zusätzlich betreibt er eine Webseite und zeigt dort Erklärvideos und verschiedene Ausprägungsformen von Dark Patterns.

„Privacy Zuckering“: Her mit den Daten!

Haben Sie schon mal etwas von „Privacy Zuckering“ gehört? Der Begriff meint eine Dark-Pattern-Methode, bei der absichtlich verwirrende Formulierungen verwendet werden, damit Nutzer bei der Anmeldung auf Portalen mehr persönliche Informationen preisgeben, als sie eigentlich beabsichtigten. Namensgeber ist der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der mit seinem Netzwerk wegen des intransparenten Umgangs mit Nutzerdaten bereits vielfach in der Kritik stand.

Doch was geschieht eigentlich mit den Daten, die den Nutzern im Zuge des „Privacy Zuckering“ entlockt werden? Datenbroker können solche Datensätze kaufen und sie anschließend mit anderen Datenspuren, die die Nutzer im Netz hinterlassen, kombinieren. Daraus lassen sich Profile erstellen, die sensible Daten wie private Vorlieben oder auch die gesundheitliche Verfassung der Nutzer enthalten.

Diese Vermittlung der Daten wird dabei oftmals nur im Kleingedruckten erwähnt, sodass vielen Nutzern nicht bewusst ist, dass sie die Erlaubnis zum Verkauf ihrer Daten gegeben haben.

Wie können Sie sich gegen Dark Patterns schützen?

Dark-Pattern-Methoden setzen darauf, dass Menschen nur eine bestimmte Menge an Informationen verarbeiten können und keine langen Texte lesen möchten, um an ihr Ziel zu gelangen.

Jeder Internetnutzer kann beim Surfen auf einer Seite mit Dark Patterns landen. Das lässt sich leider nicht ganz vermeiden, auch wenn viele seriöse Unternehmen davon keinen Gebrauch machen. Daher gilt es in erster Linie, aufmerksam zu bleiben.

Dark Patterns erkennen und vermeiden: 3 Tipps

  • Wenn Sie online etwas kaufen möchten, sollten Sie immer geduldig bleiben. Klicken Sie besser nicht sofort auf das erste Angebot einer Seite, sondern scrollen Sie erst einmal über die ganze Webseite. Erst wenn Sie sich alle Angebote und Alternativen angeschaut haben und alles einen seriösen Eindruck macht, sollten Sie eine Kaufentscheidung treffen.

  • Wenn die Konditionen eines Internetkaufs unklar sind, können Sie auch den Anbieter kontaktieren und nachfragen. Sollten Sie keine Antwort oder nur ungenaue Angaben zu den Bedingungen erhalten, sollten Sie überlegen, ob sie dem Dienstleister weiter vertrauen möchten.

  • Sollten Sie Dark Patterns im Internet entdecken, können Sie sie auf der Webseite vom Dapde-Projekt melden. Die Seite wird vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer betrieben. Ziel des Projektes ist es, KI-basierte Methoden zu entwickeln, um Dark Patterns automatisch zu erkennen.

Dark Patterns werden eingesetzt, um User absichtlich zu Aktionen zu verleiten, die nicht in ihrem Interesse liegen. Es handelt sich dabei um ein bewusstes Manipulieren und Irreführen von Webseiten-Besuchern. Das Ziel ist meist, Daten zu sammeln oder den Umsatz zu steigern.

Diese Methoden laufen jedoch den Nutzerinteressen deutlich zuwider und können das Markenimage nachhaltig schädigen, weshalb Unternehmen davon absehen sollten, Dark Patterns einzusetzen.

Aus Nutzersicht empfiehlt es sich, Webseiten aufmerksam zu betrachten, um Dark-Pattern-Methoden zu erkennen. Dabei können Ihnen die genannten Tipps helfen, den Dark Patterns auf die Spur zu kommen.

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Titelbild: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Themen: Neuromarketing

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