KI-Suche übertrifft Google-Traffic: Ahrefs' Analyse zu Conversion-Daten

Dieser Artikel ist Teil des Newsletters HubSpot KIckstart

Die neue Inbound-Marketing-Strategie von HubSpot
Jennifer Lapp
Jennifer Lapp
KI-Suche übertrifft Google-Traffic: Ahrefs' Analyse zu Conversion-Daten
9:41

Basierend auf der Analyse von Patrick Stox, Ahrefs Product Advisor

Person analysiert Traffic-Daten am PC

Die Marketingwelt steht vor einem Paradigmenwechsel. Eine neue Analyse von Ahrefs liefert Daten darüber, wie sich AI-Search-Traffic im Vergleich zu traditioneller Google-Suche verhält. Und die Ergebnisse sind zugleich ermutigend als auch ernüchternd.

Wie verändert sich das Inbound-Marketing und was bedeutet diese Entwicklung für SEO und die Custumer Journey? Ich gebe Ihnen ein paar Einschätzungen was die Zahlen bedeuten und worauf es zu achten gilt.

Die 23x-Conversion-Sensation

Patrick Stox, Product Advisor bei Ahrefs, hat Zahlen veröffentlicht, die jeden Marketer aufhorchen lassen sollten. Obwohl AI-Search-Traffic nur 0,5 % des gesamten Website-Traffics von Ahrefs ausmacht, generiert er beeindruckende 12,1 % aller Anmeldungen. Das bedeutet:

Besucher aus AI-Assistenten wie ChatGPT, Copilot und Gemini konvertieren 23-mal häufiger als traditionelle organische Besucher:innen aus der Google Suche.

Screenshot der Sign-up-Steigerung aus AhrefsQuelle: Ahrefs

Diese Zahlen sind nicht nur beeindruckend. Sie deuten auf eine fundamentale Veränderung im Suchverhalten hin.

Warum AI-Search-Traffic so wertvoll ist

Die höhere Conversion-Rate lässt sich durch die Natur der AI-Suche erklären. Wenn jemand einen AI-Assistenten nach spezifischen Tools oder Lösungen fragt, hat er oder sie oft bereits eine klare Kaufabsicht; Nutzer:innen sind weiter im Funnel. Im Gegensatz zu klassischen Google-Suchen, bei denen Nutzer:innen oft nur allgemeine Informationen suchen, verwenden AI-Nutzer:innen gezieltere, problemorientiertere Suchanfragen.

Praktisch bedeutet das: Wer über ChatGPT auf eine Seite kommt, sucht wahrscheinlich nicht nach „Was ist Inbound Marketing?“, sondern nach „Welches CRM eignet sich am besten für mein Startup?“ – natürlich ist beides möglich, aber in der Natur von KI, ist die zweite Option wahrscheinlicher.

Veränderte User-Metriken erzählen eine Geschichte

Stox' Analyse der Nutzermetriken bestätigt diese Hypothese:

  • Niedrigere Bounce-Rate: AI-Search-Nutzer:innen verlassen die Seite seltener sofort
  • 50 % mehr Seitenaufrufe: User:innen erkunden die Website intensiver
  • Kürzere Verweildauer: Paradoxerweise verbringen User:innen aber weniger Zeit pro Seite

Diese Kombination deutet auf hochfokussierte Nutzer:innen hin, die genau wissen, was sie suchen, schnell die relevanten Informationen finden und dann handeln.

Die andere Seite der AI-Revolution: Der 75 %-Klick-Rückgang

Die optimistischen Conversion-Zahlen haben jedoch eine Kehrseite. Stox' Berechnungen zeigen, dass AI-Search-Nutzer:innen 75 % seltener auf Links klicken als bei traditioneller Suche. Der Grund: AI-Assistenten liefern oft bereits ausreichende Antworten, ohne dass Nutzer:innen externe Websites besuchen müssen oder es für nötig halten.

Für Marketer:innen ist das ein Albtraum-Szenario. Wenn AI-Search zum Standard wird, könnte der Website-Traffic weiter sinken. Selbst mit höheren Conversion-Raten würde das für die meisten Unternehmen einen Rückgang der Gesamtconversions bedeuten.

Optimismus vs. Realitäts-Check

Wen sollte man nach einer Einschätzung fragen, wenn es um die Zukunft der KI geht? Genau, die KI selbst: Ich habe ein paar KI-Chatbots gefragt, wie sie den Wert von Klicks aus der KI-Suche sehen und ob die Klickzahlen abnehmen oder stiegen werden. Ahrefs hat dasselbe gemacht und ähnliche Antworten bekommen: Der Bing Co-Pilot, ChatGPT und Gemini haben eine optimistische Rückmeldung gegeben und behaupten: „Mit dem Fortschritt der KI steigt der Wert der Klicks und werden voraussichtlich weiter steigen.“

Doch Ryan Law, Director of Content Marketing bei Ahrefs, sieht das skeptischer:

Zitat Ryan Law: Diese CTRs sind wahrscheinlich die höchsten, die wir je sehen werden, da die Neuheit dieses Formats nachlässt.

Ich sehe das ähnlich: Die anfängliche Neugier auf AI-generierte Empfehlungen wird wahrscheinlich nachlassen, wenn Nutzer lernen, den AI-Antworten zu vertrauen, ohne zusätzliche Quellen zu konsultieren.

Was das für Inbound Marketing bedeutet: Das Ende des Traffic-Fokus?

Diese Entwicklung zwingt uns zu einem grundlegenden Umdenken der Inbound-Marketing-Strategie. Jahrelang haben wir uns auf Traffic-Generierung konzentriert. Mehr Besucher:innen bedeutete mehr Leads und das bedeutete mehr Kundschaft. Diese Gleichung funktioniert nicht mehr, wenn KI-Assistenten die Mittlerrolle übernehmen.

Stattdessen müssen wir uns fragen:

  • Wie können wir sicherstellen, dass AI-Assistenten unsere Inhalte als vertrauenswürdige Quelle referenzieren?
  • Welche Art von Content wird von AI-Systemen bevorzugt zitiert?
  • Wie messen wir Erfolg, wenn traditionelle Traffic-Metriken weniger relevant werden?

Die Qualität-über-Quantität-Revolution

Die Ahrefs-Daten zeigen einen klaren Trend: Weniger, aber hochwertigere Besucher:innen sind profitabler als viele unqualifizierte Besuchende. Das bestätigt eine langjährige Philosophie, dass Inbound Marketing nicht nur Traffic generieren, sondern die richtigen Besucher anziehen sollte.

Praktische Implikationen:

Praktisch ergibt sich dann daraus, dass man in Strategie, Reporting und Analyse umdenken muss:

  • Content-Strategie: Fokus auf tiefgreifende, problemlösende Inhalte statt oberflächliche SEO-Artikel
  • KPI-Anpassung: Conversion-Rate und KI-Sichtbarkeit wird wichtiger als Traffic-Volumen
  • Attribution-Modelle: Neue Messgrößen für KI-vermittelte Customer Journeys

Kontrollverlust über die Customer Journey

Auch wenn viel gewonnen wird: Die Kontrolle über einen kritischen Teil der Customer Journey geht verloren. Wenn KI-Assistenten eine Brand-Story erzählen, können wir nicht sicherstellen, dass sie korrekt oder vollständig ist. Schlimmer noch: Konkurrierende Tools könnten bevorzugt empfohlen werden, ohne dass man es merkt.

Risiken für Marken, die nicht handeln:

  • Narrative Kontrolle: AI entscheidet, wie unsere Lösung präsentiert wird
  • Competitive Positioning: Direkter Vergleich ohne Kontext-Kontrolle
  • Brand Relationship: Weniger direkte Interaktion mit potenzieller Kundschaft

Praktische Empfehlungen für Marketer:innen

1. Content für KI-Consumption optimieren

Eine Content-Strategie muss sich anpassen. Statt nur für Google-Rankings zu optimieren, muss sichergestellt werden, dass unsere Inhalte von KI-Systemen korrekt interpretiert und referenziert werden.

Konkrete Schritte, um das zu erreichen:

  • Strukturierte Daten: Schema Markup für bessere AI-Verständlichkeit
  • Klare Definitionen: Eindeutige Antworten auf häufige Fragen
  • Autorität signalisieren: Expertise und Vertrauenswürdigkeit betonen

2. Multi-Channel Attribution implementieren

Die Ahrefs-Daten zeigen, dass traditionelle Last-Click-Attribution nicht ausreicht. Es braucht fortschrittlichere Modelle und Tools, die KI-vermittelte Touchpoints erfassen. Immer mehr moderne Analyse-Tools leisten das. HubSpot zum Beispiel kann verschiedene Traffic-Quellen anzeigen und weißt Leads und Sign-ups nach der Multi-Touch-Attribution zu. So sehen Sie welche Leads wirklich Relevanz haben, und welche eben nicht.

3. Direkte Beziehungen stärken

Je mehr Traffic über KI-Assistenten läuft, desto wichtiger werden direkte Kundenbeziehungen. E-Mail-Marketing, Community-Building und Thought Leadership gewinnen an Bedeutung.

Strategische Prioritäten sollten also sein:

  • Newsletter-Aufbau: Direkter Zugang zur Zielgruppe
  • Social-Media nutzen: Authentische Brand-Kommunikation
  • Event-Marketing: Persönliche Beziehungen zu Schlüssel-Stakeholders

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Die Zukunft des Suchverhaltens

Auch wenn es nur ein kleiner Auszug von Daten sind und sie sich auf ein Unternehmen beziehen, kann man dies als Prototyp nutzen, um Prognosen für die Zukunft zu treffen.

Szenario 1: AI-First Search wird Standard

Wenn Stox' Prognosen zutreffen, die Zahlen von anderen Unternehmen so bestätigt werden und AI-Search zum Standard wird, stehen Content-Marketer:innen vor einem weiteren, großen Traffic-Rückgang. Unternehmen, die sich nicht anpassen, könnten 75% ihrer organischen Reichweite verlieren.

Für dieses Szenario könnten folgende Maßnahmen getroffen werden:

  • Vertikale AI-Optimierung: Spezialisierung auf Nischen-KI-Assistenten
  • Direct-to-Consumer: Aufbau direkter Kundenkanäle
  • Partnership-Modelle: Kooperationen mit KI-Plattformen

Szenario 2: Hybrid-Modelle setzen sich durch

Ob es zur kompletten Ablösung von Google kommt ist schwer zu sagen: Zumindest für die nächsten Jahre ist ein Hybrid-Modell wahrscheinlicher bei dem traditionelle Suche und AI-Search koexistieren. Verschiedene User-Intent-Kategorien werden unterschiedliche Suchverhalten zeigen.

Meine Einschätzung: Transaktionale Suchanfragen wandern verstärkt zu AI, während informationale Suchen teilweise bei traditionellen Suchmaschinen bleiben, solange bis KI aufhört zu halluzinieren.

Fazit: Marketer:innen müssen aufpassen

Die Zahlen zeigen sowohl die enormen Chancen als auch die existenzielle Risiken der KI-Such-Renaissance.

Drei zentrale Erkenntnisse:

  1. Qualität schlägt Quantität
  2. Attribution wird komplexer
  3. Kontrolle verschiebt sich

Für HubSpot und andere Content-Marketing-Teams bedeutet das: Wir müssen unsere Strategien fundamental überdenken, ohne dabei die bewährten Prinzipien des wertebasierten Contents aufzugeben. Die Unternehmen, die diese Transformation erfolgreich meistern, werden die Gewinner der AI-Ära sein.

Die Frage ist nicht, ob sich das Suchverhalten ändert, sondern wie schnell wir uns anpassen können. Die Ahrefs-Daten geben uns einen ersten Einblick in diese Zukunft – und sie kommt schneller, als die meisten von uns erwartet haben.

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Quelle: Patrick Stox, Ahrefs Product Advisor

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