Verbraucherinnen und Verbraucher fokussieren sich immer mehr auf nachhaltige Produkte und bewusstes Einkaufen. Das lassen sie sich durchaus auch etwas kosten. Und immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit tragen müssen.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Faktoren die Nachhaltigkeit Ihres E-Commerce-Unternehmens beeinflussen und was Sie konkret tun können, um Ihr Business nachhaltiger zu gestalten. Dabei gibt es immer zwei Tipps: einen für Einsteiger und Einsteigerinnen, die das Thema erst für sich entdecken, und einen für Nachhaltigkeitsprofis, die noch ein Stück weiter gehen wollen.

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1. Klimaneutral werden

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten von Unternehmen, dass sie klimaneutraler werden. Laut dem Climate Awareness Report ist Klimaschutz heute bereits neun von zehn Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtig. Rund die Hälfte achtet auf die CO2-Emissionen von Produkten und für rund drei Viertel ist Klimaneutralität ein Kaufkriterium.

Anfängertipp: CO2-Ausgleich für den Versand anbieten

Onlineshops können einen Ausgleich zahlen, damit Lieferungen CO2-neutral werden. Sie investieren dann für jede Sendung in Klimaschutzprojekte und gleichen so die klimaschädliche Wirkung des Versands aus.

Die Mehrkosten liegen im sehr überschaubaren Cent-Bereich je Paket. Für Onlineshops, die mit DHL liefern, kostet der klimaneutrale Versand beispielsweise zwei Cent zusätzlich bei Paketen im Inland und kann unkompliziert hinzugebucht werden.

Profitipp: Öko-Alternativen nutzen, wo es nur geht

Ökostrom, Öko-Bank, grüne Server, Plastikverzicht im Büro: Wer nicht nur auf ein Siegel für Werbung aus ist, sondern tatsächlich etwas verändern möchte, findet im Unternehmen heutzutage für jedes Produkt und jede Dienstleistung eine nachhaltige Alternative.

Sie wollen es strategisch angehen? Hilfsmittel wie der KMU Kompass helfen Ihnen dabei, eine faire und nachhaltige Lieferkette zu etablieren und Ihr Unternehmen sozial und ökologisch auszurichten. Einige Fulfillment-Center und Logistikunternehmen sind darüber hinaus auf nachhaltige Verpackungskonzepte spezialisiert.

2. Verpackungen klimafreundlicher gestalten

Laut der Fachzeitschrift für Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft war der Versandhandel schon 2019 für rund 15 Prozent der fast 900 Tonnen Pappe und Kartonage verantwortlich, die als Abfall in Deutschland anfallen. Das merken auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, wenn sie Altpapierberge bekämpfen müssen.

Anfängertipp: Papier reduzieren, wo es sich anbietet

Bestell- und Versandbestätigungen haben so hohe Öffnungsraten, dass Onlineshops auf Paketbeileger aus Papier verzichten können. Retourenaufkleber werden immer stärker durch einfache Barcodes verdrängt und Werbecoupons finden ihre Zielgruppe auch als E-Mail – es existieren viele Möglichkeiten, Papier zu sparen.

Welche dieser Optionen genau zu Ihrem Unternehmen passen, können Sie in Testläufen ausprobieren. Nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher sind beispielsweise schon bereit für die papierlose Retoure. Es lohnt sich jedoch, die unterschiedlichen Entwicklungen von Versanddienstleistern im Auge zu behalten. Das Verhalten und die Erwartungen von Kunden und Kundinnen wandeln sich mit zunehmendem Umweltbewusstsein.

Profitipp: Mehrwegverpackung nutzen

Es gibt inzwischen mehrere Start-ups, die wiederverwendbare Verpackungen nutzen, darunter beispielsweise rhinopaq, RePack, hey circle oder Loopbox. Sie funktionieren relativ unkompliziert: der Onlineshop versendet die Ware in der Mehrweg-Versandpackung und der Kunde bzw. die Kundin gibt sie bei dem Paketboten bzw. der Paketbotin oder der nächsten Packstation ab.

Erste Testläufe von großen Unternehmen zeigen, dass auch Personen in Deutschland bereit sind, ein Pfand zu hinterlegen und die Verpackung ihrem Postboten oder ihrer Postbotin wieder mitzugeben.

3. Weniger Sendungen

Je weniger Pakete unterwegs sind, desto besser. Nicht jede Lieferung, die heute das Lager verlässt, muss in dieser Form zwischen Onlineshop und Kunde bzw. Kundin versendet werden.

Anfängertipp: Teillieferungen vermeiden

Teillieferungen verursachen erheblich mehr CO2 als größere Einzellieferungen. Deswegen sollten Produkte nach Möglichkeit immer zusammen verpackt werden. Informieren Sie Ihre Kundinnen und Kunden darüber, wie groß die Auswirkungen auf den CO2-Verbrauch sind, und lassen Sie ihnen im Zweifel die Wahl.

Profitipp: Retouren nicht kostenfrei annehmen

Onlineshops, die Retouren nicht kostenfrei anbieten, können viele Rücksendungen vermeiden. Doch leider auch Bestellungen: Viele User und Userinnen informieren sich über Rücksendebedingungen und schrecken vor dem Kauf zurück, wenn Retouren kostenpflichtig sind. Unternehmen aus dem E-Commerce müssen hier genau abwägen, ob sie diesen Schritt mitgehen oder nicht. Kundinnen und Kunden sollten zudem unbedingt über die klimaschädlichen Auswirkungen von Retouren informiert werden.

Gut ist auch ein kleiner Kompromiss: Retouren sind nicht kostenfrei, aber der Onlineshop spendet die Mehrkosten an ein Klimaschutzprojekt.

4. Smarter liefern

Ein Großteil des CO2-Verbrauchs fällt bei der Lieferung an. Die Produkte werden über Straße, Schiene, Wasser oder Luftwege zu den Konsumenten und Konsumentinnen gebracht. Doch selbstverständlich ist nicht jedes Transportmittel gleich schädlich und Onlineshops können selbst darauf wirken, dass der Transport so klimaschonend wie möglich ist.

Anfängertipp: Verpackungsgrößen reduzieren

Viele Onlineshops versenden ihre Waren in viel zu großen Paketen. Wer die Verpackungsgröße genauer an die Waren anpasst, spart Verpackungsmaterial, Platz im LKW und je nach Versanddienst Porto. Empfängerinnen und Empfänger freuen sich über weniger Pappe, die sie entsorgen müssen. Es lohnt sich deswegen nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Kundenzufriedenheit und die Wirtschaftlichkeit, die Verpackungsplanung zu optimieren.

Profitipp: Slow Delivery

Während Expressware oft mit dem Flugzeug transportiert werden muss, reichen bei mehr Zeit Schiene und Straße aus. So verbessert sich die CO2-Bilanz, zumal Onlineshops mit Slow Delivery auch Teillieferungen leichter vermeiden. Eine Studie von UPS zeigt: Personen in Deutschland sind bei einer Inlandslieferung bereit, mehr als drei Tage auf die Ware zu warten. Expresslieferungen müssen also nicht immer sein.

Wenn Verzögerungen mit Umweltaspekten gerechtfertigt werden, umso besser. Onlineshops, die ihren Kundinnen und Kunden die Wahl zwischen Expresslieferungen und Slow Delivery lassen, sind auf eine umweltbewusste Zielgruppe optimal ausgerichtet.

5. Strategisch nachhaltiger werden

Wer sein Unternehmen auf einen nachhaltigeren Kurs bringen möchte, sollte die dafür notwendigen Daten erheben, beachten und seinen Onlineshop mithilfe von Kennzahlen strategisch ausrichten.

Anfängertipp: Umweltmanagementsystem einführen

Jedes Unternehmen sollte Gesetze, aber auch Potenziale und Möglichkeiten im Blick behalten. Systematisch ist dies mit Umweltmanagement möglich, das auf Entscheidungsebene etabliert wird und dessen Änderungen von dort ins Unternehmen getragen werden.

Umweltmanagement erleichtert es, Optimierungspotenzial zu entdecken und konsequent zu nutzen. Außerdem ermöglicht es, Fortschritte und Bestrebungen festzuhalten. Diese kann das Unternehmen zudem seinen Kundinnen und Kunden kommunizieren, sodass es als deutlich transparenter und bemühter wahrgenommen wird.

Profitipp: Mit KI effizienter werden

Onlineshops und KI sind wegen der vielen Datenpunkte die perfekte Kombination. Es gibt inzwischen zahlreiche Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, mithilfe von Künstlicher Intelligenz effizienter und nachhaltiger zu werden.

Ressourceneffizienz, verbesserte Logistik, oder die Vermeidung und Optimierung von Retouren: KI hält auch abseits der Kundengewinnung und -bindung Einzug in Onlineshops und trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit bei, sondern hat auch finanzielle Vorteile für die Unternehmen.

Fazit: Ein bisschen was ist immer möglich

Nachhaltigkeit wird für Kundinnen und Kunden zu einem immer wichtigeren Thema und Onlineshops geraten wegen des erheblichen CO2-Fußabdrucks stärker in die Kritik. Ein Umdenken erscheint also nicht nur aufgrund von Idealen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll.

Einige Möglichkeiten können Onlineshops schnell umsetzen. Sie sind teilweise auch wirtschaftlich vorteilhaft. Andere Optionen sind etwas aufwändiger, zeigen der nachhaltigen Zielgruppe jedoch, dass das Unternehmen Umweltschutz ernst nimmt, und ermöglicht ihr, weiter mit gutem Gewissen online zu kaufen.

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Titelbild: Qi Yang / iStock / Getty Images Plus

Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastbeitrag von Andreas Graap, Gründer und Geschäftsführer von acquisa.

Ursprünglich veröffentlicht am 21. April 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

E-Commerce