Digital Leadership: Das zeichnet Führung in digitalen Zeiten aus

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Fabiana Sbrandolino
Fabiana Sbrandolino

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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Digitalisierung, da mich die mannigfaltigen Möglichkeiten der digitalen Technologien faszinieren. Dementsprechend verfolge ich auch, was im Bereich Digital Leadership passiert. Denn der digitale Wandel kann nur erfolgreich geschehen, wenn neue Führungsrollen gelebt werden. Hier gibt es aber noch viel Nachholbedarf.

Digital Leader befindet sich in Besprechung mit Kollegschaft und zeigt auf Laptop

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Digital Leadership: Was versteht man per Definition darunter?

Der englische Begriff „Digital Leadership” bedeutet übersetzt ins Deutsche „Digitale Führung” oder „Digitaler Führungsstil”. Im einfachsten Sinne ist damit gemeint, dass Führungskräfte heutzutage mehr Tools und digitale Technologien als früher nutzen, um mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu kommunizieren, Aufgaben zu verteilen und die Ergebnisse zu überwachen.

Slack statt interne Post, MS Teams statt Telefon – das macht aber meiner Meinung nach noch keine echte Digital Leadership aus. Den Begriff „Digital Transformation Leadership“ finde ich eigentlich passender. Denn er beschreibt, worum es wirklich geht: Führungskräfte – Teamleiter oder Teamleiterinnen bis hin zur Vorstandsetage – sollten sich mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung intensiv beschäftigen, um die digitale Revolution aktiv voranzutreiben.

Aus den Erkenntnissen leiten sie Maßnahmen ab, um ihr Unternehmen fit für die fortwährende Digitalisierung der Geschäftswelt und der Gesellschaft zu machen. Sie bringen einen Wandel ins Rollen, indem sie zum Beispiel eine dringend benötigte Digitalisierung des Vertriebs umsetzen oder ermutigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Konzepte für disruptive Innovationen zu entwickeln.

Oder was ich im Rahmen von Digital (Transformation) Leadership für genauso wichtig halte: Alle Entscheider und Entscheiderinnnen sollten ein Change Management anstoßen. Das beinhaltet unter anderem das Aufbrechen von alten Strukturen, das Überdenken der bisherigen Führungsansätze sowie das Einführen neuer Führungsmodelle und Arbeitsmodelle.

Aus einem großen Gesamtpaket an Ideen, Konzepten und Maßnahmen kann dann eine umfassende Digitale Transformation eines Unternehmens erfolgen. Damit das gelingt, benötigt ein Unternehmen die Digital Leadership als Führungsstil.

Warum ist Digital Leadership notwendig?

„Unter den Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik gibt es keinerlei Zweifel, dass Deutschland bei der Digitalisierung im Rückstand ist. 2019 waren davon 89 Prozent überzeugt, aktuell sind es 96 Prozent“, heißt es im Digitalreport 2023 des European Center for Digital Competitiveness.

Lassen Sie sich diese Worte auf der Zunge zergehen: Obwohl wir alle seit vielen Jahren wissen, dass die digitale Technologien extrem wichtig sind, besonders für Kommunen, Organisationen und Firmen, ist gefühlt in Deutschland wenig passiert.

Dieses negative Gefühl wird durch viele Fakten untermauert: Die deutsche Verwaltung und die Industrie haben trotz der Corona-Pandemie, die ja dem Thema Digitaler Wandel einen Schub gab, in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich viele Plätze verloren. Eine gute Zusammenfassung liefert der Tagesschau-Beitrag „Wie digital ist Deutschland?“.

Wie konnte es zu dieser ernüchternden Situation kommen? Dafür gibt es viele Erklärungen, eine ist aus meiner Sicht fehlende Digital Leadership in Deutschland. Denn gäbe es diese, hätten viel mehr Top-Managerinnen und Top-Manager, Politiker und Politikerinnen sowie Führungskräfte den Ernst der Lage verstanden und sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet. Das ist aber wohl nicht geschehen.

Denn: In Unternehmen, in denen es Digital-Leadership-Kompetenzen gibt, priorisiert man dringend notwendige Digitalprojekte und lebt neue Führungsmodelle wie agile Führung. Dadurch können Prozesse digitaler und somit schlanker und effizienter werden.

Agilität und Effizienz sorgen zum Beispiel zu einer Förderung von Innovationen und einer besseren Wettbewerbsfähigkeit. Digital Leadership als Führungsstil trägt – vereinfacht gesagt – dazu bei, dass einzelne Firmen und ganze Industrien besser für die digitale Zukunft gewappnet sind.

Was bedeutet Digitalisierung für Führungskräfte?

Wenn es um Digitalisierung geht, denken viele Menschen, so mein Eindruck, nur an komplizierte technische Lösungen wie High-End-Software, Industrie-Roboter oder autonom fahrende Autos. Dabei wird gerne vergessen, dass Digitalisierung sinnbildlich auch im Kopf passieren muss. Was ich damit sagen will: Es braucht ein neues Mindset, besonders bei den Führungskräften.

Damit zum Beispiel Sie wirklich ein Digital Leadership entwickeln können, müssen Sie sich mit den neuesten digitalen Technologien und den fortwährenden Veränderungen befassen. Nur wenn Sie stets bestens informiert sind, können Sie verstehen, welche Innovationen im Kommen sind und vielleicht Ihr Business radikal verändern können.

Die theoretische Beschäftigung mit dem digitalen Wandel ist eine Sache. Eine andere ist die praktische Umsetzung. Als Digital Leader müssen Sie die relevanten Tools kennen, deren Nutzen verstehen oder sogar bedienen können. Zu Ihren Werkzeugen sollten unter anderem Analyseprogramme gehören, mit denen Sie datengetriebene Entscheidungen treffen.

Zum Digital-Leadership-Führungsstil gehört auch dazu, dass Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorleben, wie man digital arbeitet. Und schaffen Sie die Voraussetzungen, dass alle in Ihrem Team oder in Ihrem Unternehmen die digitalen Transformationsprozesse voranbringen können.

Digital Leadership hat viel mit flexibler, sprich agiler Führung und neuen Führungsansätzen zu tun. Halten Sie nicht zu lange an alten Strukturen und veralteten Prozessen fest. Ermöglichen Sie es, dass Ihre Mitarbeitenden die vielen digitalen Möglichkeiten richtig nutzen.

Digitale Führung: Diese Merkmale sind wichtig

Machen Sie sich immer klar: Digital Transformation Leadership oder verkürzt Digital Leadership stellt eine neue Form der Führung dar. Führungskräfte müssen sich verinnerlichen, dass das digitale Zeitalter von einem dauerhaften und zugleich sehr schnellen Wandel geprägt ist.

Ich weiß, das ist nicht leicht, da wir alle gerne mal ein Päuschen einlegen und ein paar Monate oder gar Jahre ohne großartige Veränderungen arbeiten möchten. Doch leider geht das heutzutage nicht.

Das Rad des Fortschritts hat sich noch nie so schnell bewegt wie heute. Alle Entscheider bzw. Entscheiderinnen wie auch Mitarbeitenden haben tagtäglich daran zu arbeiten, dass sie Schritt halten können. Damit das dauerhaft gelingt, müssen Sie mit Ihrem Führungsstil, dem Digital Leadership, ständig den Takt vorgeben.

Um die Veränderungen und den fortwährenden Wandel zu meistern, bedarf es neuer Kompetenzen und Führungsstile.

Was sind digitale Führungskompetenzen?

Lassen Sie mich nochmals zusammenfassen, welche Kompetenzen Sie für ein Digital Leadership benötigen:

Leadership

Die modernen Manager und Managerinnen sind keine Chefs, die ihr Team antreiben und die Aufgaben von oben herab stur vorgeben. Vielmehr müssen sie Leader sein, die zusammen mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf Augenhöhe Aufgaben planen und angehen.

Digitales Know-how

Wer als Führungskraft die Digitale Transformation meistern will, muss New Work sowie die Digitalisierung und ihre unzähligen Facetten verstehen. Um am Puls der Zeit zu bleiben, gilt es, sich ständig fortzubilden. Ebenso müssen die Angestellten fortwährend Weiterbildungen erhalten.

Flexibilität

Verkrustete Strukturen, starre Prozess, ausufernde Planungen, kleingeistiges Denken: Derartige Dinge sind bei Digital Leadership über Bord zu werfen. Jeder bzw. jede im Unternehmen sollte stets offen für Neues sein sowie seine Denk- und Arbeitsweise den ständig verändernden Herausforderungen anpassen.

SMART: Was zeichnet einen Digital Leader noch aus?

Agil und flexibel zu sein, heißt nicht, chaotisch zu agieren. Wer alte Strukturen einreißen will und neue Führungsansätze über ein Change Management einführen will, braucht einen Plan. Das gelingt zum Beispiel mit der SMART-Methode. Das bedeutet, sie setzen sich Ziele, die spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und zeitlich terminiert sind.

Spezifisch

Setzen Sie sich und Ihrem Team konkrete Ziele. Sagen Sie nicht: „Wir sollten uns mal mit neuen digitalen Technologien beschäftigen“, sondern „Bis Ende des Quartals müssen wir 10 Tools antesten und mindestens eines davon bei uns implementieren“.

Messbar

Verknüpfen Sie Ihre Ziele mit Kennzahlen – so wie im vorherigen Beispiel. Wichtig ist dabei, dass die sogenannten Key Performance Indicators gut messbar sind.

Attraktiv

Als Digital Leader müssen Sie Ihre Mitarbeitenden wahrscheinlich ermuntern und antreiben. Achten Sie darauf, dass Sie die Messlatte nicht zu niedrig und auch nicht zu hoch hängen. Ihre Ziele sollten also attraktiv und nicht zu frustrierend sein.

Realistisch

Wer viel erreichen will, muss Visionen haben. Doch übertreiben Sie es nicht! Nach dem SMART-Modell sollte Ihr Vorhaben realistisch mit Ihren vorhandenen Ressourcen (Mitarbeitende, Zeit, Budget etc.) stemmbar sein.

Terminiert

Bis wann genau muss was erledigt werden? Ein wichtiger Aspekt des SMART-Modells ist die Zeit. Entweder definieren Sie einen Zeitraum für Ihre Ziele oder eine konkrete Deadline.

Smarte Ziele

Was steckt hinter dem VOPA-Modell?

Die moderne Welt ist VUCA. Das Akronym steht für die vier englischen Begriffe Volatility (Unbeständigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit). Sie beschreiben sehr gut, womit Führungskräfte jeden Tag zu kämpfen haben, besonders wenn sie sich mit der Digitalisierung beschäftigen.

Die Antwort auf VUCA lautet VOPA oder VOPA+. Dieses Modell entwickelte Dr. Willms Buhse. Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler, Digitalisierungsexperte und Keynote-Speaker beschreibt damit folgende Kernkompetenzen für Digital Leadership:

V wie Vernetzung

Durch Vernetzung soll es Führungskräften wie auch allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen möglich sein, an wichtige Informationen zu gelangen. Der Zugang zu Fachwissen und der Austausch gelten als essentiell, um Veränderungen anzustoßen und durchzuführen.

O wie Offenheit

Da die digitale Welt komplex, unbeständig, unsicher und mehrdeutig ist, kann man ihr nur mit Offenheit begegnen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Unternehmen benötigen für ihre Digitale Transformation den Freiraum für neue Ideen und Experimente. In diesem Zusammenhang wird oft auch von Scheiterkultur geredet. Diese wird meiner Ansicht nach noch zu wenig gelebt.

P wie Partizipation

Mitarbeitende verschiedener Hierarchiestufen sollten in große Entscheidungen involviert sein. Mit ihrem Fachwissen und ihre speziellen Kompetenzen nehmen sie aktiv daran teil, die Digitalisierung zu meistern. Derartiges kommt zum Beispiel beim Bottom-Up-Ansatz zum Tragen.

A wie Agilität

Agilität bedeutet, dass Unternehmen insgesamt wie auch einzelne Bereiche schnell und passend auf Veränderungen reagieren können. Beispielsweise entwickeln sie neue Produkte, die sich schnell an die wechselnden Wünsche der Kundschaft anpassen. Projekte entstehen schrittweise und ihre Ziele werden ständig angepasst, anstatt in Fünf-Jahres-Plänen festgemauert zu sein. Agilität kann aber nur mit einer agilen Führung gelingen.

V wie Vertrauen

Das Plus im VOPA+-Modell ist der Punkt Vertrauen. Führungskräfte räumen ihren Angestellten viele Freiheiten ein und vertrauen darauf, dass diese genutzt werden, um beispielsweise den Digitalen Wandel zu meistern. Loszulassen und Angestellten nicht ständig auf die Finger zu schauen, fällt nicht leicht. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.

Digital Leadership: Die Herausforderungen

Wie Sie sehen, gibt es zahlreiche Herausforderungen, mit denen sich im Rahmen des Digital Leaderships beschäftigen müssen. So müssen Sie sich die nötigen digitalen Skills sowie Ihre Digital-Leadership-Kompetenzen aneignen. Zudem gilt es, Ihre Angestellten auf die spannende Reise ins Neuland mitzunehmen. Und Sie haben bei der Integration der digitalen Lösungen an zahlreiche Dinge zu denken, beispielsweise an den immer wichtiger werdenden Datenschutz und die IT-Sicherheit.

Ein Aspekt, den Sie ebenfalls nicht vergessen dürfen, ist die Geschwindigkeit. Ihre Konkurrenz schläft nicht und die Mitbewerber und Mitbewerberinnen aus dem Ausland sind vielleicht noch viel schneller.

Wie eine Erhebung von Bitkom zeigt, haben bereits viele Unternehmen das Problem, ihre Digitalisierung zu bewältigen. In Folge ziehen die Wettbewerber mit einem digitalen Fortschritt vorbei.

Bitkom Umfrage zu digitalisierten Unternehmen machen das Rennen

Quelle: Screenshot Bitkom

Fazit: Digital Leadership ist ein nötiger Führungsstil

Digital (Transformation) Leadership ein Framework aus zahlreichen Wegen und Maßnahmen, um das digitale Zeitalter zu erfassen und den Versuch es zu meistern. Doch die eine, ultimative Lösung dafür gibt es nicht. Die muss jeder Leader selbst finden – und sie ständig anpassen. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie den harten, digitalen Wettbewerb bewältigen können!

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Titelbild: Ridofranz / iStock / Getty Images Plus

Themen: Leadership

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