Welche charakterlichen Eigenschaften braucht ein Mensch, um beruflich erfolgreich zu werden? Die Antwort auf diese Frage hängt im Einzelfall vom Beruf ab, es gibt aber auch einige Eigenschaften, die in jedem Zweig des Arbeitsmarktes gern gesehen sind.

Dazu gehört eine gut ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, aber auch eine entsprechende Frustrationstoleranz. Sie hilft uns, in schweren Zeiten lange Durststrecken zu überstehen, lohnenswerte Ziele zu verfolgen und letztendlich auch zu erreichen. Wer schnell frustriert ist, kommt mit längeren oder neuartigen Aufgaben meist nicht gut zurecht – zum Glück lässt sich der Umgang mit Frust trainieren.

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Eine hohe Frustrationstoleranz macht sich auch in Form von persönlicher Zielstrebigkeit und Ausdauer bemerkbar.

Merkmale einer geringen und hohen Frustrationstoleranz

Eine geringe Frustrationstoleranz ist eher der Persönlichkeit eines klassischen Cholerikers zuzuordnen. Wer schnell die Fassung verliert und emotional wird, kann in der Regel auch nicht gut mit Misserfolgen oder Enttäuschungen umgehen und gibt tendenziell auf. 

Nicht zu cholerischem Verhalten neigende Menschen können aber auch Probleme beim Setzen und Verfolgen von Zielen haben. Einige psychologische Modelle gehen sogar davon aus, dass es Menschen gibt, die sich Ziele unterbewusst absichtlich zu leicht setzen, sodass sie diese auf jeden Fall erreichen und keine Frustration erleben müssen. Dabei ist es essenziell, dass persönliche und berufliche Ziele einen angemessenen Schwierigkeitsgrad haben, damit sich Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten ergeben. 

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Perfektionismus und Narzissmus gefährden Projekte

Die Ursache einer geringen Frustrationstoleranz liegt in einer unangemessenen Reaktion auf negatives Feedback – entweder von Kollegen oder wenn man an den eigenen Erwartungen scheitert. Wer macht schon gern die Erfahrung, dass man nicht gut genug für etwas ist? Kinder haben oft eine sehr geringe Frustrationstoleranz und lernen erst später einen adäquateren Umgang mit Frust aus eigener Erfahrung oder von den Eltern. Das zeigt, dass es prinzipiell möglich ist, einen besseren Umgang mit Frust zu erlernen.

Es ist eine essenzielle Erfahrung im Leben, dass Fehlschläge und Enttäuschungen feste Teile davon sind. Nicht umsonst sagt ein altes Sprichwort: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“

Ein Handwerkslehrling im ersten Ausbildungsjahr würde schließlich nie ein so gutes Stück herstellen können wie ein versierter Meister, der schon tausende Stunden in die Perfektionierung seiner Tätigkeit investiert hat – und das würde auch niemand erwarten. Gleiches gilt für alle anderen Berufszweige. Wer keinen Fehlschlag riskiert, der beraubt sich auch der Möglichkeit, daraus zu lernen.

Manche Berufe erfordern sogar inhärent eine hohe Frustrationstoleranz, zum Beispiel der eines experimentellen Forschers. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der überwiegende Teil aller Experimente nicht den gewünschten Effekt zeigt – die Erfolge sind dafür aber umso lohnenswerter. Hätten Wissenschaftler vergangener Zeiten eine geringere Frustrationstoleranz gehabt, würden wir heute nicht in der gleichen, komfortablen Welt leben können. Wer nicht mit langen Durststrecken zurechtkommt, sollte sich daher nicht in bestimmte Tätigkeiten vorwagen.

Was macht einen frustrationstoleranten Menschen aus?

Der gereifte, frustrationstolerante Mensch reagiert nicht mit (übermäßigen) Gefühlen auf einen Rückschlag. Er bleibt rational und analysiert die Situation. Dazu gehören zwei wichtige Fragen: 

  • Was hat zu diesem unbefriedigenden Ergebnis geführt?

  • Wie lässt sich dieser Fehler in Zukunft vermeiden? 

Ganz rational gesehen ist der Ärger über einen Fehlschlag reine Zeitverschwendung. Schließlich könnte man sich gedanklich schon mit dem nächsten Versuch beschäftigen.

So können Sie Ihre Frustrationstoleranz steigern

Am besten lernen Sie den Umgang mit Frust, indem Sie diesen bewusst durchleben. Suchen Sie sich deshalb gezielt Aufgaben aus, bei denen ein Scheitern durchaus im Bereich des Möglichen liegt.

Wenn Sie sich dabei erwischen, nach einem enttäuschenden Ergebnis in Frustration und negativen Gedanken zu versinken, holen Sie tief Luft und treten Sie emotional einen Schritt zurück.

Sagen Sie aktiv zu sich selbst: „Diese Situation ist normal und viele Menschen haben genau den gleichen Fehler gemacht. Es ist sogar gut, dass ich mich getraut habe und ein Risiko eingegangen bin.“

Akzeptieren Sie die aktuelle Situation und geben Sie Ihrem vermeintlichen Fehlschlag eine positive Bedeutung. Wichtig dabei ist zudem die Fähigkeit zur eigenen Impulskontrolle, die auch in anderen Situationen eine wichtige Rolle einnimmt. 

Wenn Sie sich wirklich schwer in solchen Situationen tun und zur Frustration neigen, können Sie versuchen, sich schrittweise daran zu gewöhnen. Gut können Sie das beim Erlernen eines neuen Hobbys, zum Beispiel einer Sportart oder eines Musikinstruments: Hier haben Fehler keine großen Konsequenzen und sind auch nicht unbedingt für andere Menschen sichtbar.

Fazit: Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen

Fehlschläge sind ein ganz normaler Teil des Lebens. Es gibt also keinen Grund, sich selbst emotional zu bestrafen, weil etwas einmal nicht so wie gehofft verlaufen ist. Im Gegenteil: Sie können sich sogar auf die Schulter klopfen, weil Sie mutig genug waren, ein Risiko einzugehen und daraus zu lernen. Denn nur wer Enttäuschungen und Rückschläge riskiert, erhöht damit die Chancen, persönliche und berufliche Wünsche zu erreichen.

Als Schlusswort: Eine gesunde Frustrationstoleranz ist nicht das Gleiche wie eine pathologische Verbissenheit in eine Aufgabe. Zu einer überlegten Analyse der Situation nach einem Fehlschlag gehört ebenfalls die Überlegung, ob es sich überhaupt noch lohnt, weiter in das Projekt zu investieren. Wenn Sie sich jedoch zum Abbruch entscheiden, dann nicht aus einer Laune heraus, sondern aus einer rationalen Überlegung.

Kostenloser Guide: So eignen Sie sich relevante Soft Skills anTitelbild: Deagreez / getty images 

Ursprünglich veröffentlicht am 31. August 2020, aktualisiert am Januar 19 2023

Themen:

Soft Skills