Impairment-Test nach HGB und IFRS: Ein Überblick

Guide für Moderne Buchhaltung
Marc Ollmann
Marc Ollmann

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Werte von Vermögenswerten unterliegen teils erheblichen Schwankungen. Faktoren wie die Unterbrechung von Lieferketten oder Naturkatastrophen können unvorhergesehene Wertminderungen (Impairments) an Wertgegenständen eines Unternehmens auslösen. Sollte die Vermutung bestehen, dass in Ihrem Betrieb eine Wertminderung vorliegt, sollten Sie einen Impairment-Test durchführen.

Mitarbeiterin bespricht Impairment-Test mit Kollegin im Meeting-Raum

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Was versteht man unter Impairment?

Ein Impairment ist eine Wertminderung. Diese kann durch unterschiedliche Faktoren wie etwa Abnutzung, sinkende Marktwerte, physische Schäden oder Überalterung entstehen. Klassische Anschaffungen, bei denen Impairments eine Rolle spielen, sind Firmenfahrzeuge, technische Geräte und digitale Lösungen.

Es ist wichtig, die exakte Höhe des Impairments mittels Werthaltigkeitstest zu bestimmen, damit Sie planmäßige oder außerplanmäßige Abschreibungen vornehmen können.

Durch die Bestimmung von Impairments über einen Impairment-Test ist es somit möglich, den Zeitwert beziehungsweise Value eines Vermögensgegenstandes zu bestimmen und hierüber den Firmenwert, auch Goodwill genannt, zu ermitteln.

Welche Bedeutung hat der Impairment-Test für Unternehmen?

Ein Impairment-Test nach IAS 36 hat für die Buchführung Ihres Unternehmens großen Wert. Nur wenn Sie den Goodwill und die Impairments Ihrer Vermögenswerte kennen, können Sie korrekte Abschreibungen vornehmen.

Des Weiteren sind diese Werte für Investoren und Investorinnen relevant. Diese wollen den Marktwert Ihres Unternehmens kennen, bevor sie Ihnen Geld zur Verfügung stellen.

Häufig ist der Marktwert eines Unternehmens doppelt so hoch wie der Buchwert, weil Investoren bzw. Investorinnen den Wert eines Unternehmens nicht allein vom vorhandenen Eigenkapital abhängig machen. Diese Kluft zwischen Markt- und Buchwert wird im Goodwill ausgewiesen, weswegen Impairment-Tests zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Werthaltigkeitstest

Ein Werthaltigkeitstest wird entweder planmäßig oder außerplanmäßig durchgeführt. Eine planmäßige Kontrolle ist beispielsweise bei immateriellen Vermögenswerten und Goodwills erforderlich. Hier wird jährlich geprüft, ob Impairments vorliegen. Über den passenden Zeitpunkt des ersten Impairment-Tests zur Ermittlung der Wertminderung kann Ihr Unternehmen frei entscheiden; in den Folgejahren muss der Test jedoch immer zum selben Stichtag erfolgen.

Außerplanmäßige Impairment-Tests finden immer dann statt, wenn der Verdacht besteht, dass eine Wertminderung vorliegen könnte. Das ist beispielsweise der Fall, wenn interne Faktoren wie physische Schäden oder eine sinkende Ertragskraft auf eine Wertminderung hindeuten. Aber auch externe Faktoren wie sinkende Marktwerte und Börsenkurse oder höhere Marktzinsen können auf bestehende Impairments hindeuten und einen Impairment-Test erforderlich machen.

Anwendungsbereiche und Ausnahmen

Ein Impairment-Test kommt in ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen zum Einsatz. Unter anderem wird er für Sachanlagevermögen verwendet, das im Unternehmensalltag eine wichtige Rolle spielt. Ebenso kommt ein solcher Test bei immateriellen Vermögenswerten zum Einsatz. Diese haben eine unbegrenzte Nutzungsdauer und dürfen folglich nicht planmäßig abgeschrieben werden. Entsprechend müssen Sie regelmäßig prüfen, ob eine Wertminderung stattgefunden hat.

Wenn zwei Unternehmen fusionieren, ist ein Impairment-Test zur Bestimmung des Goodwills nötig. Außerdem werden hiermit Anleihen bestimmt, die an Tochterunternehmen, assoziierte Unternehmen oder Joint Ventures vergeben werden. Das gilt allerdings nicht für Anleihen, die unter IAS 39 beziehungsweise IFRS 9 fallen.

Nicht zuletzt wird ein Impairment-Test bei Finanzanlagen in Immobilien erforderlich. Ausgenommen hiervon sind solche finanzielle Anlagen, deren Bewertung nicht über die Anschaffungskostenmethode vorgenommen wird.

IAS 36: Ereignisbezogener und obligatorischer Impairment-Test

Wie eben bereits beschrieben, wird zwischen planmäßigen (obligatorischen) und außerplanmäßigen (ereignisbezogenen) Impairment-Tests unterschieden. Während es für erstere fixe Stichtage gibt, müssen letztere immer dann durchgeführt werden, wenn aktuelle Ereignisse oder die Marktsituation dies nötig machen.

Wie macht man einen Impairment-Test?

Für die Impairment-Test-Berechnung sind verschiedene Schritte notwendig. Hierbei erfolgt der Impairment-Test nach HGB und IFRS. Die Festlegung der CGU-Struktur ist individuell, alle weiteren Schritte laufen bei allen Impairment-Tests identisch ab.

Zunächst werden die relevanten Bewertungsdaten gesammelt. Hierzu gehören beispielsweise die Cashflows, für deren Ermittlung ein Businessplan vorliegen muss. In einem weiteren Schritt erfolgt die Bestimmung des Buchwerts Ihres Unternehmens. Diese Berechnung sollte mit der Herleitung des Cashflows identisch sein, um unberechtigte Wertminderungen zu vermeiden.

Sobald der Buchwert bekannt ist, berechnen Sie den erzielbaren Betrag. Hierfür schauen Sie sich den Fair Value (Zeitwert) und den Value in use (Nutzwert) an und wählen den höheren Wert.

Anschließend bestimmen Sie die vorliegenden Impairments, indem Sie die erzielbaren Beträge mit dem Buchwert des CGUs vergleichen. Im Idealfall sind keine oder nur sehr geringe Wertminderungen vorhanden. Nach erfolgreich abgeschlossenem Impairment-Test sollten Sie diesen sorgfältig und professionell dokumentieren.

Beispiel für den Impairment-Test

Ein Anbieter von Softwarelösungen kauft ein Start-up auf, das eine innovative App entwickelt hat. Der Kaufpreis liegt über dem Marktwert. Diese Differenz wird als „Goodwill“ bezeichnet, weil Käufer und Käuferinnen beim Kauf ihren guten Willen zeigen.

Sie akzeptieren die bestehende Differenz, da sie mit den erworbenen Ressourcen künftig Gewinne erzielen werden. Dieser Goodwill unterliegt einem jährlichen Impairment-Test, damit Käufer und Käuferinnen eventuelle Wertminderungen feststellen können.

Beispielrechnung:

Vermögenswert des Start-ups: 2 Millionen Euro

Kaufpreis/Buchwert: 5 Millionen Euro

Goodwill: 3 Millionen Euro

Nach einem Jahr erfolgt ein Goodwill Impairment-Test. Dieser ergibt einen Nutzungswert von 3 Millionen Euro und einen Nettoveräußerungspreis von 4 Millionen Euro. Der erzielbare Betrag liegt somit bei 4 Millionen Euro, was einem Goodwill-Impairment von 1 Million Euro entspricht. Dieser Betrag muss nun abgeschrieben werden.

Fazit: Gute Gründe für einen Impairment-Test

Bei zahlreichen Gelegenheiten ist es wichtig, einen Impairment-Test nach IFRS durchzuführen. Hierdurch lassen sich Abschreibungen professionell organisieren und sinnvolle Unternehmensentscheidungen treffen. Neben planmäßigen Impairment-Tests sollten in bestimmten Situationen außerplanmäßige Tests zur Wertermittlung erfolgen.

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Titelbild: sanjeri / iStock / Getty Images Plus

Themen: Buchhaltung

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