Wenn Sie sich selbstständig machen oder ein Unternehmen gründen möchten, benötigen Sie nicht nur eine gute Geschäftsidee, ein durchdachtes Geschäftsmodell und den Willen, hart arbeiten zu wollen. Eine Sache ist ebenso wichtig: Ihr Vorhaben erfordert genügend Geld − sprich: Kapital −, um Ihre Unternehmung durchziehen zu können. Erfahren Sie, wie Sie sich selbstständig machen ohne Eigenkapital.
Welche Arten von Kapital gibt es?
Um Ihre Selbstständigkeit oder Ihr Unternehmen zu finanzieren, haben Sie grob betrachtet drei Möglichkeiten: Eigenkapital, Fremdkapital und eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital.
Eigenkapital bedeutet vereinfacht gesagt, Sie bringen Ihr eigenes Geld in Ihre Unternehmung ein. Bei Fremdkapital handelt es sich um eine „Finanzspritze” von Dritten.
Kann man ohne Eigenkapital eine Firma gründen?
Die kurze Antwort lautet: Ja. Verfügen Sie über kein Eigenkapital, können Sie Ihre Selbstständigkeit oder die Gründung und den Betrieb Ihres Unternehmens über Fremdkapital finanzieren. Dieses Vorhaben gestaltet sich aber recht zeitintensiv, da Sie Kapitalgebende finden und von Ihrer Geschäftsidee überzeugen müssen. Zudem haben Sie in der Regel zahlreiche Dokumente wie Verträge auszufüllen.
Selbstständig machen ohne Eigenkapital: Ihre Finanzierungsmöglichkeiten
Haben Sie kein Eigenkapital, können Sie externe „Geldquellen“ nutzen, um ein Startkapital zusammenzubringen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, das Wachstum Ihrer Selbstständigkeit oder Firma über Fremdkapital zu finanzieren. Diese Wege sollten Sie versuchen und im besten Fall verschiedene Möglichkeiten miteinander kombinieren:
Family, Friends & Fools
Leihen Sie sich Geld von Familienmitgliedern (engl. „family”), Freunden („friends”) oder Bekannten (in der Start-up-Szene spöttisch als „fools” bezeichnet), handelt es sich um FFF-Kapital. Dieser direkte Weg der Startkapital-Beschaffung mag zwar einfacher sein als andere, dafür birgt er viel Konfliktpotential. Wie heißt es so schön: „Bei Geld hört die Freundschaft auf” − besonders, wenn sich Ihr Unternehmen sich nicht so entwickelt, wie Sie sich das vorgestellt haben.
Fördermittel
Wenn Sie als Existenzgründer bzw. -gründerin durchstarten möchten, können Sie dazu verschiedene Fördermittel, zum Beispiel von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), beantragen. Bei der Beantragung dieser Gründerkredite sollten Sie sich die Konditionen genau anschauen: Manche Fördergelder müssen Sie komplett zurückzahlen, andere nur teilweise oder gar nicht, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Crowdfunding
Beim Crowdfunding stellen Sie auf Crowdfunding-Plattformen Ihre Idee für ein neues, am besten innovatives Produkt vor. Die Interessenten und Interessentinnen beteiligen sich mit ihrem Geld an der Umsetzung und Produktion des versprochenen Produktes und erhalten dieses nach Fertigstellung.
Crowdinvesting
Beim Crowdinvesting investieren Interessierte nicht in ein Produkt von Ihnen, sondern in Ihr Unternehmen. Dafür müssen Sie Ihre Geschäftsidee und das Geschäftsmodell genau erläutern. Gut zu wissen: Crowdinvesting-Kapital mag zwar fremdes Kapital sein, doch buchhalterisch kann es auch als Eigenkapital angesehen werden.
Investoren und Investorinnen
Ein beliebter Weg, um Start-ups wachsen zu lassen, ist durch den Einstieg von Investorinnen und Investoren. Vor der Gründung oder in der Frühphase des Unternehmens sind das meist Business Angels. Das sind oft wohlhabende (Ex-)Managerinnen bzw. -Manager, die Start-ups unterstützen möchten − und das mit Geld, ihrem Fachwissen und ihrem Netzwerk.
In späteren Phasen, wenn die Aussicht auf Gewinne höher ausfällt, können Sie Venture-Capital-Gebenden ansprechen. Diese geben Ihnen sogenanntes Wagniskapital. Damit verbunden sind hohe Erwartungen. Nämlich, dass Ihr Unternehmen schnell skaliert und in ein paar Jahren satte Renditen abwirft.
Kredite
Eine Möglichkeit, um an Startkapital zu kommen oder Geld für das Überleben Ihrer Firma zu sichern, ist der Weg zur Bank. Selbstständige und Unternehmen bekommen hier Kredite in unterschiedlichen Höhen. Doch seien Sie darauf gefasst, dass Ihre Hausbank und andere Banken einen detaillierten Businessplan, der Ihr Geschäftsmodell beschreibt, sehen möchten.
Bürgschaften
Bei manchen Formen der Kapitalbeschaffung, beispielsweise bei Krediten, möchten Ihre Geldgebenden eine Sicherheit von Ihnen haben. Können Sie diese wegen des fehlenden Eigenkapitals oder anderen Werten nur bedingt oder gar nicht aufbringen, ist es möglich, eine Bürgschaft über eine spezielle Bürgschaftsbank zu erhalten. Diese hilft Ihnen dabei, einen Kredit bei einer anderen Bank zu erhalten, indem sie sich verpflichtet, einen Teil des möglichen Risikos zu übernehmen.
Wettbewerbe
Für angehende Gründer und Gründerinnen, bestehende Start-ups und länger existierende Unternehmen gibt es zahlreiche Wettbewerbe. Machen Sie bei diesen mit und gewinnen Sie einen der ausgeschriebenen Preise, können Sie im besten Fall hohe Geldgewinne mitnehmen. Um siegen zu können, müssen Sie natürlich etwas vorweisen: eine grandiose Geschäftsidee oder ein bereits laufendes Geschäftsmodell, das innovativ erscheint.
Selbstständig machen ohne Eigenkapital: Einige Ideen
Hier ein paar Vorschläge, mit welchen Konzepten Sie als Existenzgründer bzw. -gründerin oder Selbstständige bzw. Selbstständiger gut ohne Eigenkapital durchstarten können:
Sind Sie fit in Sachen Online-Marketing, Vertrieb, Business-Optimierung oder Finanzen? Dann werden Sie Freelancerin bzw. Freelancer und bieten Sie Ihr Wissen als freier Berater bzw. freie Beraterin für andere Unternehmen an.
Sie können mit diesem Know-how oder anderen Fähigkeiten, zum Beispiel als Yoga-Expertin bzw. -Experte, auch Bücher schreiben und verkaufen, Online-Kurse anbieten oder als Speaker bzw. Speakerin auf Kongressen auftreten.
Ebenso gut möglich: Gründen Sie nicht Ihr eigenes Unternehmen, sondern steigen Sie als Co-Founder oder -Founderin ein. Dafür müssen Sie unter Umständen kein Eigenkapital vorweisen.
Gründung ohne Eigenkapital: Wann ist es sinnvoll?
Um den Mangel an Eigenkapital auszugleichen, benötigen Sie nicht nur Mut, sondern besonders viel Zeit und Durchhaltevermögen − und die Kraft, Ihre Ansprüche lange Zeit herunterschrauben zu können. Anders werden Sie kaum mehrere Monate oder gar Jahre mit Ihrem Business durchhalten.
Besser ist es, wenn Sie versuchen, möglichst bald Fremdkapital aufzutreiben, beispielsweise über die KfW und andere Förderungen. Damit überstehen Sie Durststrecken besser und können nötige Investitionen tätigen.
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