Angesichts einer zunehmend komplexer werdenden Wirtschafts- und Arbeitswelt steigen die Anforderungen an Unternehmen. Kooperationen und Teamwork sind für die Erreichung der selbstgesetzten Ziele unverzichtbar. Allerdings bergen Gruppenarbeiten diverse Risiken, die zu einer sinkenden Produktivität führen können. Ein Problem, dem sich Führungskräfte in diesem Zusammenhang zwingend stellen müssen, ist das Social Loafing.

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Was ist Social Loafing?

Social Loafing (soziales Faulenzen oder auch Ringelmann-Effekt) beschreibt das Phänomen, dass sich Individuen innerhalb einer Gruppe weniger stark anstrengen, als wenn sie für sich alleine arbeiten. Durch Social Loafing reduziert sich die Effizienz und Produktivität von Teams. Durch gezielte Strategien haben Führungskräfte die Möglichkeit, dem Social Loafing entgegenzuwirken. Im Englischen ist das Phänomen auch als Social Facilitation bekannt.

Die Ursprünge des Social Loafings: Der Ringelmann-Effekt

Die ersten Untersuchungen zum Phänomen des Social Loafings führte der Agraringenieur Max Ringelmann Ende des 19. Jahrhunderts durch. Ringelmann ließ Studierende an einem Seil ziehen und maß die jeweilige Kraft. Rein physikalisch hätte die Kraft mit zunehmender Personenzahl proportional ansteigen müssen. Der Agraringenieur erkannte jedoch einen anderen Effekt: Die Kraft, mit der die einzelnen Personen zogen, nahm kontinuierlich ab.

Einzelne Studierende zogen mit durchschnittlich 63 kg. Bei drei Personen sank die durchschnittliche Zugkraft auf rund 53 kg und bei acht Personen lag sie bei gerade einmal 31 kg. Bei acht Mitwirkenden zog jede Person also nur knapp halb so stark, als wenn sie alleine ziehen würde. Gruppenaufgaben können demnach zu einer Abnahme der Leistung führen. Dieses Phänomen wird auch als Ringelmann-Effekt bezeichnet.

Gründe für Social Loafing

Nach heutigem wissenschaftlichen Stand entsteht das zunächst von Ringelmann erforschte Social Loafing-Phänomen durch ein Motivationsdefizit. Je größer die Teams sind, desto eher haben die einzelnen Teammitglieder das Gefühl, dass ihre individuelle Leistung bei Aufgaben nicht wahrgenommen wird oder ihre Leistung nicht relevant ist.

Entsprechend verstecken sie sich hinter den anderen Teammitgliedern und neigen zum Faulenzen, wodurch es zu einer Verantwortungsdiffusion kommt und die Leistung der Gruppe als Ganzes sinkt.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Faulenzer-Typen, die auf unterschiedliche Weise dazu beitragen, dass sich Social Loafing in einem Unternehmen etabliert und hält:

Zuspätkommer und Zufrühgeher

Solche Menschen nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau und lenken sich gerne durch Gespräche und Privates von den Aufgaben ab. Durch ihr Verhalten nehmen sie so auch Einfluss auf andere Personen. Dieses Problem lässt sich durch ein persönliches, klärendes Gespräch meist aus der Welt schaffen.

Jovialer Müßiggänger

Joviale Müßiggänger haben einen großen Charme und begeistern Menschen für sich. Sie bilden kostbare Netzwerke, verlieren hierbei aber leicht die eigentliche Aufgabe aus den Augen und werden doch ihre vielen Interaktionen mit anderen Personen zum Faulenzer. Hier besteht die Aufgabe darin, Freiräume für Kommunikation zu schaffen, hierbei aber den ausufernden Mitteilungsdrang in den Griff zu bekommen, damit die Leistung nicht zu sehr leidet.

Operativer Hektiker

Dieser Menschentyp ist entweder unorganisiert und kommt zu keinen Ergebnissen oder täuscht Arbeit bloß vor. In beiden Fällen ist es sinnvoll, konkrete Ziele und Aufgaben vorzugeben, die innerhalb eines klar definierten Zeitfensters zu erreichen sind. Methodentrainings können zudem dabei helfen, ein Verzetteln während der Arbeit zu verhindern.

Phlegmatischer Bremser

Solche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen ihre Aufgaben gerne ruhig an und verlangsamen hierdurch die Teamarbeit. Oft handelt es sich bei diesem Typ um erfahrene, ältere Mitarbeitende, deren Motivation im Laufe der Jahre gelitten hat. Das Ziel muss es sein, diese Menschen neu zu motivieren und zu verhindern, dass sie andere mit ihrem Phlegma anstecken.

Schnorrer

Schnorrer nutzen andere bewusst und mittels verschiedener psychologischer Techniken aus. Sie lassen andere für sich arbeiten oder schmücken sich mit deren Federn. Hier müssen die anderen Teammitglieder aktiv werden. Ein klares „Nein“ oder die Forderung nach Gegenleistungen helfen am besten dagegen, ausgenutzt zu werden.

Blendender Abstauber

Dieser Typ Mensch kann sich gut verkaufen und gibt anderer Leute Arbeit gerne als die eigene aus. Hier müssen Sie durch klärende Vieraugengespräche mit den anderen Teammitgliedern gegensteuern und den Betroffenen Erleichterung verschaffen.

Alphatier

Alphatiere sind äußerst dominant. Sie übernehmen Führungsaufgaben und lassen andere für sich arbeiten. Sie sind für Teamarbeiten wenig geeignet, da sie sich selbst kaum einbringen. Zudem kann ein Team, in dem mehrere dieser Typen vorkommen, schwer zusammenarbeiten und liefert schlechtere Leistungen.

Böswilliger Blutsauger

Dieser Menschentyp ist selten, aber besonders gefährlich. Er erkennt die Schwächen anderer und nutzt sie gnadenlos zum eigenen Vorteil aus. Solche Charaktere sind schwer zu erkennen, da sie sich gut verstellen können. Langfristig sind sie aber weder für ein Team noch für ein Unternehmen von Vorteil.

Aktiv gegen Social Loafing vorgehen

Es gibt verschiedene Strategien, die sich bei der Vermeidung des Social Loafing-Effekts bewährt haben. Zunächst bietet es sich an, die Teamgröße zu beschränken. Die Erfahrung zeigt, dass Teams von drei bis fünf Personen besonders effizient arbeiten.

Jeder und jede Einzelne hat das Gefühl, einen Beitrag zu leisten und gesehen zu werden, gleichzeitig funktioniert das Team als Ganzes, da die Kommunikationswege kurz und die einzelnen Aufgaben klar verteilt sind. So kommt es nicht zu ausufernden Meetings, die wenig bringen, und das Zeit- und Terminmanagement gelingt effizienter.

Eine weitere Strategie besteht darin, für größere Herausforderungen bei der Arbeit zu sorgen. Social Loafing tritt vor allem dort auf, wo Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Routineaufgaben erledigen müssen. Eine Unterforderung führt zu einer fehlenden Motivation und einem verringerten Engagement. Deswegen sollten die Teams sinnhafte und ihren Kompetenzen gemäße Aufgaben zugewiesen bekommen.

Außerdem spielt Lob eine wichtige Rolle. Wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen merken, dass ihre Arbeit bemerkt und wertgeschätzt wird, engagieren sie sich und die Leistung nimmt zu.

Ebenfalls wichtig ist es, den Zusammenhalt im Team zu stärken. Hierzu gehört eine positive Grundstimmung der einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Sie müssen sich als Gruppe mit gemeinsamen Zielen verstehen, die nur durch Kooperation zu erreichen sind. Durch eine positive Haltung zum Team erkennen sie, welche Vorteile die Zusammenarbeit für das Projekt hat und was diese für die Individuen bringt.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Individualisten nicht unnötig in Teamarbeiten einzubinden und sicherzustellen, dass die einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen autonom arbeiten und die für sie optimalen Lösungswege wählen können.

Mit gutem Teammanagement soziales Faulenzen verhindern

Schenken Sie dem Teammanagement große Aufmerksamkeit. Überlegen Sie sich genau, welche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am besten harmonieren und durch ihre unterschiedlichen Kompetenzen Synergieeffekte freisetzen können. Prüfen Sie zudem regelmäßig, ob die Teams effizient und zielgerichtet arbeitet. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie gegensteuern. Hierbei ist es hilfreich, wenn Sie in der Lage sind, die einzelnen Faulenzer-Typen zu identifizieren.

Durch Einzelgespräche haben Sie dann die Chance, Lösungen zu finden, den Gruppen zu helfen und Ihren Betrieb effizienter zu gestalten. So können Sie die Leistung Ihres Teams permanent hochhalten und dem Phänomen des Social Loafings vorbeugen.

Zukunft der Produktivität

Titelbild: Nattakorn Maneerat / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 28. Februar 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Motivation