Ich habe in den letzten Jahren beobachtet, wie die digitale Revolution unseren Alltag prägt. Das ist zwar faszinierend, doch ich sehe auch, dass nicht alle Menschen in dieser digitalen Welt die gleichen Chancen haben. Deshalb finde ich das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz so wichtig. Es ist nicht nur ein Gesetz, es ist ein Versprechen für Gleichberechtigung und eine Revolution in der digitalen Zugänglichkeit.

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Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz im Detail

Im Kern zielt das BFSG darauf ab, die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von digitalen Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Dies umfasst eine breite Palette von Maßnahmen, von der Lesbarkeit von Texten auf Webseiten über die Bedienbarkeit von Benutzeroberflächen bis hin zur Kompatibilität mit assistiven Technologien wie Screenreadern. Es geht um die Verankerung von Barrierefreiheit in der DNA digitaler Dienstleistungen.

Wann wird es eingeführt?

Die Verabschiedung des Gesetzes setzt den Startpunkt für eine Übergangsphase, die bis zum Jahr 2025 andauert. Diese Zeitspanne ist für Unternehmen gedacht, um sich auf die neuen Standards einzustellen und die notwendigen Änderungen vorzunehmen.

Was ist das Ziel?

Ich finde, das Ziel des BFSG, eine inklusive digitale Gesellschaft zu schaffen, ist nicht nur lobenswert, sondern auch essentiell. Es geht darum, die digitale Kluft zu überbrücken. In meiner Vorstellung sollte die digitale Welt ein Ort sein, der niemanden ausschließt.

Was ändert sich ab 2025?

Ab 2025 werden sich einige Dinge ändern – und ich bin stark dafür. Für bestehende Angebote gilt eine Frist für die Umsetzung der notwendigen Änderungen. Das Gesetz wird nicht nur die technischen Standards, sondern auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Barrierefreiheit schärfen.

Es verlangt von den Unternehmen, sich nicht nur auf die Einhaltung der Vorschriften zu konzentrieren, sondern ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse aller Nutzer zu entwickeln.

Für welche Produkte und Dienstleistungen gilt das BFSG?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz umreißt einen ambitionierten und weitreichenden Anwendungsbereich, der sich auf eine Vielfalt von digitalen Produkten und Dienstleistungen erstreckt:

Digitale Produkte

Im Hinblick auf digitale Produkte bezieht sich das Gesetz auf sämtliche Softwareanwendungen und Betriebssysteme, die für Endnutzende bestimmt sind. Von E-Books bis hin zu Online-Handel – alles wird barrierefreier.

Diese Produkte müssen so gestaltet sein, dass sie von Personen mit unterschiedlichsten Behinderungen genutzt werden können, was beispielsweise alternative Texte für Bilder, Untertitel für Videos oder leicht navigierbare Strukturen einschließt. Das macht mir Hoffnung, dass Technologie wirklich jedem dienen kann.

Elektronische Kommunikationsdienste

Weiterhin fallen unter das BFSG elektronische Kommunikationsdienste, die in der heutigen Zeit einen bedeutenden Teil der alltäglichen Interaktionen ausmachen. Hierbei wird von Anbietenden verlangt, dass Dienste wie E-Mails, Instant Messaging und Videotelefonie so angepasst werden, dass auch Personen mit Hör- oder Sehbehinderungen diese ohne Hürden nutzen können.

Online-Handel

Webshops, Buchungsplattformen für Reisen und Ticketservices sind nur einige Beispiele für die digitalen Handelsplätze, die barrierefrei gestaltet werden müssen. Das bedeutet, dass Transaktionsprozesse, Produktbeschreibungen, Kontaktmöglichkeiten und Kundensupport in Zukunft so ausgelegt sind, dass sie für alle Kundinnen- und Kundengruppen zugänglich sind.

Offizielle digitale Dokumente

Zudem erstreckt sich das Gesetz auf offizielle digitale Dokumente, die öffentliche Institutionen zur Verfügung stellen.. Von Steuererklärungen über Antragsformulare bis hin zu Informationsbroschüren – all diese müssen so konzipiert sein, dass sie von jedem oder jeder ohne fremde Hilfe eingesehen und verwendet werden können.

Multimediainhalte

Ob es sich dabei um Lehrmaterialien, Nachrichtenvideos oder Podcasts handelt – die Zugänglichkeit über unterschiedliche sensorische Kanäle ist hierbei ein Muss, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Audiodeskriptionen oder Gebärdensprachübersetzungen.

Welche Unternehmen bzw. Websites sind betroffen?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz erlegt Wirtschaftsakteuren und Wirtschaftsakteurinnen, also einer Vielzahl von Unternehmen neue Pflichten auf. Grundsätzlich betrifft es alle gewerblichen Anbieter und Anbieterinnen, die digitale Produkte oder Dienstleistungen im Internet bereitstellen.

Dies umfasst nicht nur große E-Commerce-Plattformen und Online-Dienstleistende, sondern auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU), die über Webseiten verfügen oder Apps anbieten.

Für wen gilt das Gesetz nicht?

Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Privatpersonen, die eine nicht-kommerzielle Webseite betreiben, fallen nicht unter das BFSG. Das bedeutet, dass persönliche Blogs, Hobbyseiten oder informelle Bildungsprojekte, die keinen gewerblichen Hintergrund haben und keine Einnahmen generieren, von den Regelungen ausgenommen sind.

Es gibt auch Ausnahmen vom BFSG, die ich verstehe und sogar unterstützen würde: Zum Beispiel sind nicht-kommerzielle Webseiten oder ehrenamtliche Organisationen ausgenommen. Das scheint fair, da diese oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten.

Die Umsetzung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes

Die Umsetzung des BFSG ist ein komplexer Prozess. Ich glaube, Unternehmen müssen sich wirklich mit dem Thema Barrierefreiheit auseinandersetzen – und das beginnt mit einer gründlichen Analyse ihrer Dienstleistungen. Dies erfordert eine Bestandsaufnahme, bei der Webinhalte, Funktionen und Strukturen im Hinblick auf Zugänglichkeit geprüft werden.

Unternehmen sollten Richtlinien zur Barrierefreiheit, wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), zu ihrem Standard machen. Diese bieten einen detaillierten Leitfaden für die barrierefreie Gestaltung von Webinhalten. Es geht darum, multimodale Zugänge zu schaffen, die Inhalte visuell, auditiv und taktil zugänglich machen und technische Hilfsmittel unterstützen.

Wie können sich Unternehmen vorbereiten?

Vorbereitung ist der Schlüssel zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen. Unternehmen sollten folgende Schritte einplanen:

  • Schulung der Mitarbeitenden: Sensibilisierung für das Thema Barrierefreiheit und Training in der Umsetzung barrierefreier Praktiken.
  • Audit durchführen: Eine Überprüfung der aktuellen digitalen Dienstleistungen, idealerweise mithilfe von Experten bzw. Expertinnen für Barrierefreiheit.
  • Aktionsplan entwickeln: Festhalten der aus dem Audit resultierenden Maßnahmen in einem detaillierten Plan.
  • Technische Anpassungen: Die notwendigen technischen Änderungen vornehmen, wie die Implementierung von Text-zu-Sprache-Funktionen oder die Sicherstellung der Tastaturnavigation.
  • Kontinuierliche Überprüfung: Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Regelmäßige Updates und Tests sind essenziell.

Meiner Meinung nach ist die Vorbereitung auf die BFSG-Anforderungen entscheidend. Ich denke, Schulungen und Audits sind wichtige Schritte, da das BFSG ein kontinuierlicher Prozess ist, der Engagement und Aufmerksamkeit erfordert.

Was benötigt es, um Barrieren auf einer Website zu reduzieren bzw. zu beseitigen?

Das Reduzieren und Beseitigen von Barrieren auf einer Webseite erfordert technische und gestalterische Maßnahmen, dazu zählen:

  • Kontrastreiche Gestaltung für visuell Beeinträchtigte.
  • Textalternativen für nicht-textuelle Inhalte wie Bilder oder Videos.
  • Untertitel und Gebärdensprache für Audio- und Videomaterial.
  • Einfache und intuitive Navigation, die auch ohne Maus bedienbar ist.
  • Inhalte, die auch bei ausgeschalteten CSS oder JavaScript zugänglich bleiben.
  • Einsatz von ARIA (Accessible Rich Internet Applications)-Markierungen zur Verbesserung der Interoperabilität mit Screenreadern.

Wichtige Tools, um die Barrierefreiheit einer Website zu testen

Die Überprüfung der Barrierefreiheitsanforderungen ist ein mehrschichtiger Prozess, der spezialisierte Tools erfordert, um sicherzustellen, dass digitale Angebote den gesetzlichen und ethischen Anforderungen entsprechen. Folgende Tools sind dabei von unschätzbarem Wert:

Automatisierte Testtools

Dazu zählen:

  • WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): Eines der bekanntesten Tools zur Analyse von Webseiten auf Barrierefreiheit. Es bietet visuelles Feedback über die Zugänglichkeit direkt im Browser.
  • AXE Accessibility Checker: Dieses Tool lässt sich als Browser-Erweiterung installieren und ermöglicht, Webseiten auf Compliance mit den WCAG-Richtlinien zu überprüfen.
  • Google Lighthouse: Ein automatisiertes Tool, das nicht nur Leistung und SEO, sondern auch Barrierefreiheit von Webseiten bewertet und Verbesserungsvorschläge anbietet.

Selbstbedienungsterminals stellen aufgrund ihrer Bedienung eine besondere Herausforderung dar und erfordern eine sorgfältige Überprüfung der Barrierefreiheit.

Screenreader

Zu den Screenreader-Tools gehören unter anderem:

  • NVDA (NonVisual Desktop Access): Ein kostenloser und sehr verbreiteter Screenreader, der es Entwicklern und Entwicklerinnen ermöglicht, ihre Websites aus der Perspektive von Nutzenden mit Sehbehinderung zu erleben.
  • JAWS (Job Access With Speech): Ein weit verbreiteter Screenreader, der zeigt, wie Informationen auf einer Webseite für Nutzende zugänglich gemacht werden, die auf Sprachausgaben angewiesen sind.

Manuelle Überprüfungstools

Es gibt auch manuelle Überprüfungstools:

  • Keyboard-Only Navigation: Die einfachste Methode, um die Navigation ohne Maus zu testen, ist die Verwendung der eigenen Tastatur. Dies hilft dabei, zu erkennen, ob alle interaktiven Elemente zugänglich sind.
  • Colour Contrast Analyser: Ein Tool, das die Lesbarkeit von Text und das Kontrastverhältnis auf Webseiten für Nutzende mit Sehbehinderungen überprüft.

Spezialisierte Beratung

Unternehmen können jedoch auch auf Audits zurückgreifen:

  • Barrierefreiheits-Audits durch Expertinnen und Experten: Neben den automatisierten Tools ist es empfehlenswert, regelmäßig professionelle Audits durchführen zu lassen. Experten bzw. Expertinnen können individuell auf die Website eingehen und eine tiefgehende Analyse bieten, die über die Fähigkeiten von automatisierten Tools hinausgeht.

Richtlinien und Checklisten

Obwohl dies keine direkten Tools sind, bilden die WCAG-Richtlinien die Grundlage für alle barrierefreien Entwicklungen und Tests. Sie bieten detaillierte Checklisten und Empfehlungen, die bei der Überprüfung der Barrierefreiheit helfen.

Konsequenzen bei Nichteinhaltung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes

Die Nichteinhaltung des BFSG hat ernste Konsequenzen. Ich finde, das ist gerechtfertigt, denn es geht um mehr als nur Gesetzeskonformität – es geht um die soziale Verantwortung der Unternehmen. Das Gesetz sieht demnach verschiedene Sanktionsmechanismen vor, um die Einhaltung der barrierefreien Vorgaben zu gewährleisten:

Rechtliche Konsequenzen

Unternehmen, die den Anforderungen des BFSG nicht gerecht werden, können mit Abmahnungen konfrontiert werden. Diese dienen zunächst als Warnung und Aufforderung, die festgestellten Mängel zu beheben. Sollte daraufhin keine Besserung erfolgen, können weiterführende rechtliche Schritte eingeleitet werden, die möglicherweise in gerichtlichen Auseinandersetzungen enden.

Bußgelder

Je nach Schweregrad der Nichteinhaltung und dem Grad der Nachlässigkeit sind Bußgeldvergaben möglich. Diese finanziellen Strafen sollen als Abschreckung dienen und die Dringlichkeit der Einhaltung der Vorschriften unterstreichen.

Reputationsschäden

Abseits rechtlicher Konsequenzen kann die Nichteinhaltung des BFSG signifikanten Schaden an der öffentlichen Wahrnehmung eines Unternehmens anrichten. In einer Zeit, in der Verbraucherinnen und Verbraucher vermehrt Wert auf ethisches und soziales Engagement von Marken legen, kann eine Missachtung der Barrierefreiheit zu einem Verlust von Kundinnen- bzw. Kundentreue und somit zu Umsatzeinbußen führen.

Verlust von Geschäftsmöglichkeiten

Einige Auftraggebende, insbesondere im öffentlichen Sektor, fordern die Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards als Teil ihrer Ausschreibungsbedingungen. Unternehmen, die die Vorgaben des BFSG nicht erfüllen, können somit von wichtigen Geschäftsabschlüssen ausgeschlossen werden.

Interne Konsequenzen

Innerhalb des Unternehmens können sich durch die Nichteinhaltung des BFSG auch interne Probleme ergeben. Dies kann die Notwendigkeit einer Überarbeitung bereits veröffentlichter Inhalte, die Neugestaltung von Diensten oder sogar Schulungen für Personal umfassen, was zusätzliche Kosten und organisatorischen Aufwand bedeutet.

Kritik am Gesetz

Obwohl die Intention des BFSG lobenswert ist, gibt es auch Kritiken. Zu den Hauptkritikpunkten zählt der beträchtliche Aufwand für Unternehmen, insbesondere für KMUs, die sich mit begrenzten Ressourcen konfrontiert sehen.

Die Anpassung bestehender digitaler Angebote kann technisch komplex und kostenintensiv sein, was die Frage aufwirft, inwieweit die Gesetzgebung kleinere Betriebe unterstützt und fair gegenüber allen Marktteilnehmenden bleibt.

Darüber hinaus wird kritisiert, dass die Richtlinien des BFSG in einigen Bereichen zu vage bleiben und Spielraum für Interpretationen lassen, was zu Unsicherheit bei der Umsetzung führen kann.

Die Kritik am BFSG ist nicht unberechtigt, besonders wenn es um kleine Unternehmen geht. Ich denke, es ist wichtig, dass das Gesetz flexibel bleibt und Unterstützung für alle bietet, die sie brauchen.

Fazit: Das BFSG bringt positive Veränderungen mit einigen Herausforderungen mit sich

Für mich bringt das BFSG positive Veränderungen, trotz einiger Herausforderungen. Die Wichtigkeit des Zugangs für alle muss im Zentrum der digitalen Entwicklung stehen, denn die Freiheit im Netz beginnt mit Barrierefreiheit.

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Titelbild: HubSpot

Ursprünglich veröffentlicht am Jan 11, 2024 2:00:00 AM, aktualisiert am Januar 11 2024

Themen:

Webdesign