Screenreader: Für mehr Barrierefreiheit im Internet

Barrierefreie Website gestalten
Lisa Stappert
Lisa Stappert

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Screenreader, auch Bildschirmleser genannt, erleichtern heute blinden Menschen oder jenen mit und ohne Sehbehinderung, Analphabeten sowie Senioren den Zugang zum Internet, zu Apps und zu weiteren Webanwendungen. In diesem Artikel erklären wir Ihnen welche Screenreader es gibt und wie sie funktionieren.

Frau nutzt Screenreader und Braillentastatur

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Was macht ein Screenreader?

Ein Screenreader macht es blinden, sehbehinderten oder analphabetischen Menschen leichter, Benachrichtigungen, Bildschirmtexte oder Einstellungen zu lesen und zu transferieren. Diese Signale werden über Synthesizer, wie zum Beispiel Eloquence oder eSpeak, in eine künstliche Sprachausgabe oder per Braillezeile in Blindenschrift umgesetzt.

So werden komplexe Interaktionen trotz Sehbehinderungen oder Analphabetismus ausgeführt. Die Sprachausgabe klingt bislang hingegen wenig menschlich und basiert auf in der Software hinterlegten Wörterbüchern. Das bedeutet auch, dass Wörter mit der gleichen Schreibweise, jedoch einer anderen Bedeutung, auch gleich ausgesprochen werden.

Welche Funktion übernimmt die Braillezeile für die Sprachausgabe?

Die Braillezeile, auch Braille-Display genannt, ist ein Ausgabegerät am PC oder Laptop, das die Website-Texte in Blindenschrift übersetzt. An der Braillezeile sind Steuertasten angebracht, um den Bildschirmausschnitt zu verschieben. Durch den piezoelektrischen Effekt, einen Sensoreffekt, erzeugt die elektrische Spannung am Bildschirm Stößel, die als Punkte aus einer Oberfläche herausragen.

Gleiten die Fingerkuppen über diese Zeichen, können blinde und sehbehinderte Menschen die Inhalte des Bildschirms Zeile für Zeile lesen. Zwischen zwölf und 80 Zeichen sind so je Braillezeile darstellbar. Bevor Sie sich für einen neuen Screenreader entscheiden, schauen Sie, ob dieser mit Ihrer Braillezeile und der anderen Computerausstattung kompatibel ist.

Screenreader: weitere Einsatzgebiete

Screenreader sind nicht nur Menschen mit einer Behinderung vorenthalten. Die intelligenten Systeme helfen auch während der Ausübung von Tätigkeiten, in denen Personen nicht lesen können. Folgende Einsatzgebiete sind möglich:

  • Während Autofahrten: Screenreader können Ihnen Artikel aus Zeitungen oder Fachmagazinen vorlesen, damit Sie sich voll und ganz auf die Fahrt konzentrieren können. Gleiches gilt für Spaziergänge oder Radtouren, während derer Sie nicht beide Hände zur Verfügung haben.
  • Während der Arbeit: Eine Hilfestellung durch einen Screenreader während der Arbeit, ist eine weitere Möglichkeit. Screenreader können die Unterhaltung übernehmen oder Ihnen eine Aufgabe oder Ausführung per Fachartikel erklären.
  • Während einer Pause: Menschen sitzen generell viel vor Bildschirmen. Möchten Sie dennoch einen Inhalt aus dem Internet lesen, kann dies der Screenreader übernehmen, während Sie ihren Augen eine Pause gönnen.

Barrierefreiheit im Internet: Was bedeutet das?

Nicht nur die analoge, auch die digitale Welt ist Menschen mit körperlichen Behinderungen oftmals nicht so leicht zugänglich, wie sie idealerweise wäre. Auch Informationen aus dem Internet sollten für jede Person, unabhängig von der IT-Anwendung, ohne Barrieren verfügbar sein.

Der Begriff „barrierefreies Internet“ beschreibt allgemein den unbeschwerlichen Zugang zu Inhalten und Texten auf Websites. Dabei geht es nicht allein um eine behindertengerechte Gestaltung. Aufbau, Inhalt und Strukturen der Inhalte sollten für möglichst alle Menschen nutzbar sein, unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen, Alter, Erkrankungen, Muttersprache oder Analphabetismus.

Kreatives Webdesign und modernes Content Marketing erhöhen die Anforderungen an die Barrierefreiheit im Internet, die heute in vielen Unternehmen leider noch nicht zum Standard zählt.

Untertitel in Videos, Alternativtexte zu Grafiken und Diagrammen sowie Transkriptionen von Podcasts sind für einen barrierefreien Zugang elementar. Stellen Sie sich vor, dass auf Ihrer Internetseite sämtliche Grafiken stattdessen als leere Fläche wahrgenommen werden, weil Sie keinen Alternativtext hinterlegt haben. Was sagt dies über Ihre Online-Präsenz aus?

Achten Sie darauf, dass keine wichtigen Informationen beim Website-Relaunch oder der Veröffentlichung eines Blogbeitrags verloren gehen. Präsentieren Sie relevante Zahlen lieber auch an anderen Stellen im Onlinetext. So wird der Zusammenhang zwischen Text und Grafik allen Nutzern und Nutzerinnen deutlich.

Screenreader: Problembereiche

Folgende Webdesign-Elemente mit unzureichender Aufbereitung können die Grundfunktion der Programme jedoch unterbinden:

  • Grafiken und Bilder ohne aussagekräftige Alternativtexte, die folglich von Screenreadern übersprungen werden
  • Tabellen ohne eindeutige Zeilen- und Spaltenkennzeichnung
  • Eine wenig nachvollziehbare Content- und Text-Struktur mit überflüssigen Formatierungen und fehlenden (Zwischen-) Überschriften
  • Eine komplizierte Website-Navigation
  • Interaktive Schaltflächen
  • Auf der Webseite eingebundene Videos ohne Beschreibung, was dort zu sehen ist
  • Kontaktformulare ohne genaue Beschriftung der Eingabefelder

Achten Sie also bei Ihrer Webseite auf ein barrierefreies Webdesign, um allen Personen Zugang zu Ihren Informationen, Dienstleistungen und Produkten zu ermöglichen.

Welche Screenreader gibt es?

In Deutschland haben sich der NVDA, Jaws, VoiceOver, TalkBack für iOS und Android, Cobra und Narrator Screenreader etabliert. Der kostenlose NVDA Screenreader ist ein portables Open-Source-Produkt, das sich per USB-Stick überall mitnehmen lässt. TalkBack und VoiceOver werden mobil auf Smartphones und Tablets bevorzugt als Vorlesehilfe verwendet.

Darüber hinaus gibt es für viele Browser und Systeme integrierte Screenreader. Chrome hat in seinem Browser beispielsweise ChromeVox integriert, auch der integrierte PS5-Screenreader in der neuesten Version der Spielkonsole ist gefragt.

Wer auf der Suche nach einem Screenreader-Programm ist, stößt schnell auf verschiedene Anbieter. Nicht selten verzichten die Softwares dabei auf graphische Elemente und fokussieren sich vollständig auf die Steuerung per Tastatur, weshalb Tastenkombinationen für viele Anwendungen essenziell sind. Wir stellen die bekanntesten Programme näher vor:

NVDA

Der Open-Source-Screenreader NVDA (Non-Visual Desktop Access) punktet mit seiner einfachen und kostenlosen Inbetriebnahme sowie den insgesamt 44 verfügbaren Sprachen. Auch aufgrund der komfortablen Steuerung kommen selbst Neulinge auf Anhieb mit dem NVDA Screenreader zurecht.

Das System übernimmt das Vorlesen von Texten und übersetzt diese in Brailleschrift – auch über verschiedene Tastenkombinationen lässt sich die Screenreader-Software steuern. So springen User mit Umschalt + H zum Beispiel zur vorherigen Überschrift. Mit den Pfeiltasten navigieren sich Leser und Leserinnen durch verschiedene Seiten.

Das Programm ermöglicht blinden und sehbehinderten Computernutzenden einen barrierefreien Zugang zum Internet, den Microsoft Office-Programmen und Java-Anwendungen. NVDA ist zudem ein mobiler Screenreader, denn er funktioniert auch per USB-Stick.

JAWS

Mit der kostenpflichtigen Software JAWS (Job Access With Speech) lesen blinde und sehbehinderte Menschen Dokumente, E-Mails, Websites und andere Webanwendungen in insgesamt sieben verschiedenen Sprachen. Das Navigieren mit der Maus funktioniert beim Marktführer einfach. Auch das Lesen und Ausfüllen von Dokumenten im PDF-Format klappt mit dem leistungsfähigen Hilfsprogramm JAWS gut.

Die Kosten für JAWS (je nach Lizenz 90 bis 95 US-Dollar pro Jahr oder 1.100 bis 1.475 US-Dollar einmalig) können von der gesetzlichen Krankenkasse komplett oder teilweise übernommen werden. Das erfolgt je nach Diagnose und Feststellung des Bedarfs, da es in Deutschland ein zugelassenes Hilfsmittel ist.

VoiceOver

Viele Apple-Nutzerinnen und -Nutzer schätzen die integrierte sowie leistungsstarke Bildschirmlesefunktion von VoiceOver. Es ist möglich, sich den gesamten Inhalt oder nur eine Auswahl des Displays über das iPhone oder das iPad vorlesen zu lassen. Auch der Screenreader auf dem Mac funktioniert einwandfrei.

Die Vorlesegeschwindigkeit passt sich je nach Einstellung an die persönlichen Vorlieben an. Bei der Sprachausgabe können Sie aus über 70 synthetischen Stimmen in mehr als 35 Sprachen wählen. VoiceOver kann zudem auch Braillezeilen ausgeben.

TalkBack

TalkBack ist der Google-Screenreader für Android-Geräte. Er lässt sich auf dem Smartphone ganz einfach aktivieren. Halten Sie die Lauter- und Leistertaste für drei Sekunden gedrückt – schon ist die Screenreader-Funktion aktiviert. Auf gleichem Wege wird sie auch wieder deaktiviert.

Menschen mit einer Sehbehinderung interagieren auf diese Weise mit ihren Geräten bedienen sie ohne Augenkontakt. Wer im Netz surft, bekommt von TalkBack die nötige Unterstützung, zum Beispiel bei der vereinfachten Ansicht verschiedener Websites im Chrome-Browser.

Screen Reader und ChromeVox

Google hat für seine eigenen Notebooks mit ChromeVox einen eigenen Screenreader veröffentlicht, der sich per Tastenkombination (STRG + ALT + Z) aufrufen lässt. Auch auf Tablets lässt er sich verwenden, hier müssen Sie ähnlich wie bei TalkBack die Laut- und Leisetaste gedrückt halten, allerdings fünf Sekunden lang.

Zudem gibt es auch Screenreader als Browser-Plugins. So ist „Screen Reader“ in Chrome als Online-Screenreader erhältlich. Als Komplettlösung für Blinde sind die Programme allerdings eher weniger geeignet.

Orca

Orca funktioniert als ein Screenreader, der kostenlos erhältlich und quelloffen ist. Er bietet ebenfalls eine Braille-Zeilen-Unterstützung und ist speziell für Linux-Anwendende gedacht. Das Programm basiert zudem auf internationalen Übersetzern und Übersetzerinnen, die das Programm für mehrere Sprachen erfahrbar machen. Die Software bietet außerdem eigene Audioanleitungen, die vor der Nutzung kostenlos heruntergeladen werden können.

Fazit: Screenreader erleichtern Menschen den Konsum Ihrer Inhalte

Screenreader ermöglichen Menschen mit und ohne Sehbehinderung sowie analphabetischen Personen die autonome Nutzung von Computer, Tablet und Smartphone in allen Lebensbereichen. Die Bildschirmleser geben Textinformationen von Displays als Sprache oder Blindenschrift aus. In Deutschland sind vor allem die Screenreader NVDA, JAWS und TalkBack sowie VoiceOver für Android und iOS besonders beliebt.

Für Website-Erstellende sowie Marketer und Marketerinnen ist es daher von großer Bedeutung, über die Screenreader-Funktionsweise Bescheid zu wissen. So können Sie Ihre Landingpages in der korrekten Reihenfolge aufbauen sowie semantische HTML-Tags verwenden – also verschiedene Bereiche einer Website auch als ebenjene kennzeichnen. Auf diese Weise fühlt sich jeder und jede aus der Zielgruppe angesprochen.

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Titelbild: Chansom Pantip / iStock / Getty Images Plus

Themen: User Experience

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