Text ist nicht gleich Text – die einen ziehen uns sofort in den Bann, die anderen sind einfach langweilig. Um gute Texte zu schreiben, ist Kreativität gefragt – und die können Sie ganz bewusst fördern.
Erfahren Sie in diesem Artikel, worauf es beim kreativen Schreiben ankommt und mit welchen Methoden Sie Ihren Schreibstil verbessern können.
Was ist „kreatives Schreiben“?
Kreatives Schreiben umfasst Methoden und Techniken zum Verfassen von Texten. Das Schreiben wird als kreativer Prozess verstanden, bei dem verschiedene Ansätze zur Ideenfindung bei der Texterstellung helfen. Das Konzept verfolgt den Grundsatz, dass jeder Mensch das Schreiben von Texten erlernen kann.
Kreatives vs. literarisches Schreiben
Wenn Sie kreative Texte verfassen, machen Sie im Grunde nichts anderes als J. K. Rowling, Stephen King oder Dan Brown: Sie schreiben. Und doch muss es einen Unterschied geben, warum die Texte mancher Autoren Millionen von Menschen fesseln und zahllose andere in Windeseile wieder in der Versenkung verschwinden. Der Grund liegt in ihrer besonders kurzweiligen und spannenden Art zu schreiben.
Generell gibt es verschiedene Arten, wie eine Geschichte vermittelt werden kann. Grob unterschieden wird hier oftmals zwischen einer eher faktischen Berichterstattung und einem freieren, auf Unterhaltung ausgelegten Ansatz.
Bei Letzterem lässt sich wiederum differenzieren. Während das literarische Schreiben den intellektuellen Aspekt in den Vordergrund stellt und auf eine Leserschaft mit hohen literarischen Ansprüchen abzielt, hat das kreative Schreiben nicht unbedingt einen intellektuellen, aber einen künstlerischen Anspruch.
Kreatives Schreiben richtet sich an ein breites Publikum und bedient sich bestimmter Regeln und Muster, um zu unterhalten und zu inspirieren – das gilt für Romane und Geschichten ebenso wie für Artikel in einem Blog.
Wie Sie kreatives Schreiben lernen
Ganz gleich, ob Sie anstreben, den nächsten Bestseller zu schreiben oder bloß großartige Texte für Ihr Content-Marketing zu produzieren, viel Kreativität ist in beiden Sparten gefragt.
Laut dem Schweizer Germanisten und Fachdidaktiker Kaspar H. Spinner funktioniert kreatives Schreiben nach drei Prinzipien:
- Irritation: Gewohnte Alltagsmuster durchbrechen.
- Expression: Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.
- Imagination: Fantasie und Vorstellungskraft anregen.
Das Konzept des kreativen Schreibens umfasst verschiedene Methoden und Techniken, die für das Erlernen des „Handwerks“ Texterstellung notwendig sind. Von Inspiration und Ideenfindung über den Abbau von Schreibblockaden bis hin zur Optimierung des individuellen Schreibstils.
Das Gute daran ist, dass sich kreatives Schreiben wie jede andere Fähigkeit auch erlernen lässt. Einerseits gibt es eine Reihe von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, andererseits gibt es aber auch eine Menge unterschiedlicher Übungen, um sich kreatives Schreiben autodidaktisch anzueignen.
13 Übungen für bessere Texte
Da die Fähigkeit zum kreativen Schreiben bei keinem noch so guten Autor angeboren ist, liegt es nahe, dass Übung und Anwendung auch hier eine große Rolle spielen. Eine Auswahl der besten Tipps haben wir für Sie im Folgenden zusammengefasst.
1) Schreiben Sie – egal worüber
„Üben, üben, üben!“ ist das wichtigste Credo beim Verfassen guter Texte. Daher sollten Sie schreiben so viel und so oft Sie können. Worüber Sie schreiben, spielt im Grunde keine Rolle – Sie können genauso gut Ihre täglichen Erlebnisse in einem Tagebuch dokumentieren oder Ihre Gedanken zu aktuellen Geschehnissen schriftlich festhalten, wie mit einem ersten Entwurf Ihres Romans beginnen – Hauptsache, Sie schreiben.
2) Lesen Sie – auch schlechte Texte
Mit dem Schreiben ist auch Lesen unweigerlich verbunden. Deshalb sollten Sie nicht nur selbst Texte verfassen, sondern auch möglichst viele Texte konsumieren. Dadurch erhalten Sie nicht nur Input für Ideen und Themen, sondern lernen auch verschiedene Schreibstile kennen und erweitern Ihr Vokabular. Dabei können Ihnen durchaus auch „schlechte“ Texte nützlich sein, wenn Sie diese bewusst kritisch lesen.
3) Das Notizbuch als ständiger Begleiter
Ideen sind wie Schall und Rauch – kaum sind sie da, können sie auch schon wieder weg sein. Darum sollten Sie immer und überall die Möglichkeit haben, Ihre Geistesblitze zu notieren, sei es ganz klassisch mit Papier und Stift oder auch als digitale Notizen mithilfe von Apps wie zum Beispiel Evernote.
4) Inspiration lauert überall: Sehen Sie hin!
Inspiration für kreatives Schreiben können Sie sich praktisch überall holen. Am einfachsten ist es, wenn Sie bei sich selbst beginnen: Denken Sie zum Beispiel über Ihr schönstes oder schlimmstes Erlebnis nach und beschreiben Sie, warum es das war und was Sie dabei empfunden haben. Oder Sie nehmen eine alltägliche Situation, einen Gegenstand oder eine Person als Aufhänger für Ihren Text.
5) Kreativtraining mit Geschichten
Storytelling ist eins der Erfolgsgeheimnisse von guten Texten. Damit es Ihnen in Fleisch und Blut übergeht, können Sie zum Beispiel zufällig fünf Wörter aus einem Buch auswählen und zu einer neuen Geschichte verbinden.
Alternativ können Sie dazu auch Story Cubes verwenden. Diese kleinen Würfel haben statt Zahlen Symbole, die Sie kraft Ihrer Fantasie zu einer Geschichte verschmelzen können.
Eine weitere Fingerübung ist es, zu versuchen, eine aussagekräftige Kurzgeschichte in 5 Sätzen zu verfassen. Darüber hinaus können Sie auch fremdes Material umstricken, indem Sie beispielsweise Ihrem Lieblingsroman ein anderes Ende verpassen, die Geschichte aus der Sicht einer anderen Person erzählen oder die Story nach dem eigentlichen Schluss fortsetzen.
Aus diesen Bestrebungen hat sich sogar ein ganzes Genre entwickelt: die Fanfiction. Große Portale hierfür sind beispielsweise FanFiktion.de und FanFiction.net. Hier können Sie nicht nur stöbern, sondern auch selbst Ihre Werke präsentieren.
6) Ins kalte Wasser springen
Um Ihren Wortschatz und Ihr stilistisches Repertoire zu erweitern, können Sie sich zwischendurch immer wieder an Textarten heranwagen, die im Grunde nichts mit Ihren eigentlichen Inhalten zu tun haben.
Verfassen Sie zum Beispiel ein Gedicht oder einen Liebesbrief – Sie verlassen dadurch bekanntes Terrain, weil Sie hier ein anderes Vokabular und einen anderen Stil verwenden werden müssen, als Sie gewohnt sind.
7) Am Anfang war das Ende …
Die größte Herausforderung beim Schreiben ist häufig der richtige Anfang. Anstatt stundenlang über den gelungenen Einstieg oder die optimale Überschrift nachzudenken, beginnen Sie doch lieber mit dem Ende und zäumen Sie das Pferd sozusagen von hinten auf. Sie können aber auch einfach den Anfang von einem anderen Text übernehmen (und diesen zum Schluss wieder ändern), wenn Sie dadurch leichter ins Thema finden.
8) Schreiben Sie in kleinen Häppchen
Wenn Sie beim Gedanken an einen langen Text schaudern, können Sie sich selbst überlisten. Setzen Sie sich kleine Ziele, indem Sie sich zum Beispiel vornehmen, nur einen Absatz oder auch nur einen Satz zu schreiben. Denn wenn Sie erst einmal „drin sind“, wird es praktisch wie von selbst gehen.
9) Schreiben Sie, wie Sie sprechen
Wenn Sie schreiben, sollten Sie sich nicht verstellen. Versuchen Sie, Ihre Persönlichkeit nicht hinter geschönten, künstlichen Formulierungen zu verstecken. Am besten schreiben Sie so, wie Sie auch sprechen. Verwenden Sie in der Schriftsprache die gleiche Wortwahl, wie Sie sie auch in der gesprochenen Sprache benutzen – Sie werden sich dadurch nicht nur wohler fühlen, sondern wirken auch wesentlich authentischer.
10) Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund
Um Authentizität zu trainieren, können Sie über ein Thema schreiben, das Sie so richtig ärgert. Schreiben Sie sich Ihren Frust von der Seele und Sie werden feststellen, dass Sie dabei Ihren ganz persönlichen Stil anwenden.
11) Bilder im Kopf der Leser erzeugen
Gute Texte lösen bei Lesern automatisch Emotionen aus. Deshalb sollten Sie ihnen auch nicht vorgreifen, indem Sie Gefühle benennen. Beschreiben Sie stattdessen lieber, was passiert, und lassen Sie so Bilder im Kopf entstehen – getreu dem Motto: „Show, don’t tell.“
12) Frühaufsteher oder Nachteule?
Jeder Mensch hat seine persönlichen Leistungskurven – deshalb sollten Sie dann schreiben, wenn es Ihnen am leichtesten fällt und Sie sich inspiriert fühlen. Versuchen Sie herauszufinden, wann Ihre produktivste Zeit ist und nutzen Sie diese.
13) Stimmen Sie sich aufs Schreiben ein
Abgesehen von einer möglichst ungestörten Arbeitsatmosphäre und der richtigen Ausstattung können Sie auch bestimmte Rituale zu kreativen Höchstleistungen anspornen. Sei es eine Runde Yoga, eine schöne Tasse Tee oder eine bestimmte Hintergrundmusik. Bewährte und lieb gewonnene Gewohnheiten können Ihrer Kreativität den nötigen Antrieb geben und einen Rahmen für die Situation schaffen.
Wer bessere Texte verfassen will, ist mit den Methoden und Übungen des kreativen Schreibens gut beraten. Sie helfen dabei, Ideen und Anregungen zu finden, Hürden beim Schreiben zu überwinden und einen individuellen Stil zu entwickeln.
Headerbild: Dmitry Ratushny / Unsplash