Haben Sie schon von Custom GPTs gehört? Eine der neuesten Funktionen von ChatGPT, dem wohl bekanntesten KI-Tool auf dem Markt, hat mich direkt neugierig gemacht. Vereinfacht gesagt programmieren Sie damit Ihre eigenen kleinen ChatGPT-Bots. Das habe ich direkt ausprobiert – was dabei herausgekommen ist, welche Schritte dabei hilfreich sind und welche smarten GPTs es bereits gibt, zeige ich Ihnen in diesem Beitrag.

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Die neue Funktion wurde im Rahmen der DevDays bekannt gegeben, die Anfang November 2023 erstmals von OpenAI veranstaltet wurden. Im Rahmen der First Developer Conference wurde neben den Custom GPTs auch GPT-4 Turbo vorgestellt, das Nachfolgemodell von GPT-4, welches nochmal leistungsstärker sein soll.

Ab sofort ist ChatGPT damit nicht mehr (ohne Internetzugriff) auf die Daten von September 2021 beschränkt. Die neue Informationsgrenze liegt jetzt im April 2023.

Zudem lassen sich ab sofort auch eigene Daten und Dokumente verarbeiten. Das wiederum ist für mich sehr spannend in Kombination mit den eigenen GPTs.

Wer kann Custom GPTs erstellen?

Falls Sie in letzter Zeit ChatGPT verwendet und sich gewundert haben, wovon ich hier rede: Es gibt einen kleinen Haken, denn Custom GPTs können Sie nur erstellen, wenn Sie einen Plus- oder Enterprise-Account bei OpenAI besitzen. Mit der kostenlosen und für alle zugänglichen Version von ChatGPT ist das momentan (noch) nicht möglich.

Dafür eignen sich Ihre eigenen GPTs

Mein allererster Gedanke, als ich die Nachricht gelesen hatte, war vermutlich ähnlich wie bei vielen anderen: Wofür soll ich das einsetzen? Schnell ist mir allerdings klar geworden, welches Potenzial in den Custom GPTs steckt.

Verkürzt auf den Punkt gebracht: Custom GPTs greifen Ihnen bei wiederkehrenden Aufgaben enorm unter die Arme. Sie sparen es sich, immer wieder die gleichen und langen Prompts zu verfassen, indem Sie sich einen passenden GPT selbst bauen.

Durch den Wegfall des teils mühsamen Prompt Engineerings werden Sie so mit der Verwendung der Text-KI deutlich effizienter. Einige Anwendungsgebiete und -beispiele, die Sie mit den eigenen Bots abdecken und umsetzen können:

  • Spezielle Content-Bots zur Erstellung ähnlicher Blogbeiträge
  • Bot zur E-Mail-Bearbeitung
  • Automatisierte Analyse von Daten
  • Maßgeschneiderte Lerninhalte
  • Spezieller Content-Bot für Social Media
  • Hilfe beim Lösen von Problemen
  • Erstellung von Präsentationen und Konzepten

Die Möglichkeiten sind sehr breit gefächert. Sie werden schnell merken, so ging es auch mir beim Nutzen des neuen Features: Die Ideen schießen einem „im doing“ sehr schnell in den Kopf. Die Liste oben ließe sich endlos weiterführen, da die eigenen GPTs schließlich individuell für jeden erdenklichen Zweck programmiert werden können.

Custom GPT erstellen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Um einen Custom GPT zu programmieren, gehört zwar etwas Know-how und Kreativität dazu, es ist jedoch für jeden Laien machbar. Sie finden die neue Funktion, indem Sie in Ihrem ChatGPT-Interface oben links auf „Explore“ klicken. Ganz oben finden Sie die Funktion „Create a GPT“.

Alternativ gelangen Sie direkt über diesen Link direkt zum Fenster, wo Sie Ihren eigenen GPT erstellen können: https://chat.openai.com/gpts/editor.

Screenshot von ChatGPT, wie man auf "Create a GPT" kommt.

Quelle: Screenshot ChatGPT

Im GPT Builder sehen Sie die „Programmierumgebung“ für Custom GPTs. Hier kommt Ihnen die Grundfunktion der KI zugute – Sie haben einen Assistenten an Ihrer Seite, der Sie durch den gesamten Prozess begleitet und Rede und Antwort steht.

Screenshot, wie ChatGPT Sie durch die Erstellung der Custom GPT leitet.

Quelle: Screenshot ChatGPT

Wie Sie in dem Screenshot sehen, gibt es zwei Seiten. Links erstellen und konfigurieren Sie Ihren eigenen Bot, rechts sehen Sie ihn in der Vorschau und können ihn während des gesamten Erstellungsprozesses live testen.

Klicken Sie im allerersten Schritt auf „Configure“ und geben Sie Ihrem neuen GPT einen Namen und eine Beschreibung. Diese beiden Felder haben noch keine direkte Auswirkung darauf, wie sich Ihre eigene KI später verhält.

Gleiches gilt für das Bild, das Sie als Icon dem eigenen Bot geben können. Ich wähle hier gerne „Use DALL-E“, so kreiert Ihnen die Bild-KI ein aus Name und Beschreibung passend generiertes Icon. Alternativ können Sie ganz klassisch ein eigenes Bild hochladen.

Haben Sie die ersten Informationen eingefügt, sehen Sie rechts in der Vorschau bereits den Namen, das Icon sowie die Beschreibung. Oben rechts ist es nun auch möglich, den Bot zu speichern.

Instructions: Beispiele für den Rahmen Ihres GPTs

In diesem Feld können Sie der KI verschiedene Anweisungen (Instructions) geben. Am besten unterteilen Sie diese in etwas, das sie tun soll und etwas, das sie nicht tun soll. Hier einige Beispiele für Instructions - in meinem Fall erstelle ich einen GPT für eine Content-Marketerin, die für eine Gartenbaufirma Blogartikel schreibt und dabei die KI als Unterstützung benötigt:

  • Verhalte dich wie ein erfahrener Copywriter, der in einem zwar fachlichen, aber nicht zu verkrampften Stil Blogartikel schreibt. Du sprichst die Leser und Leserinnen per Sie immer direkt an und schreibst aus der Wir-Perspektive. Absender ist die Firma „Gartenprofis“.
  • Du fragst als Erstes immer nach dem Thema.
  • Du erstellst auch die Gliederung. Danach stellst du Fragen, um sie weiter zu verfeinern.
  • Du integrierst an passenden Stellen Bilder.
  • Baue Gliederungsvorschläge für die Artikel immer ähnlich auf. Erst soll eine Erklärung des Themas erfolgen, dann der Hauptteil, am Ende ein FAQ-Bereich.
  • Vermeide immer wiederkehrende Formulierungen und schreibe abwechslungsreich.

Bei den Anweisungen ist Ihrer Kreativität keine Grenze gesetzt. Mein Tipp: Schreiben Sie so viele und detaillierte Anweisungen, wie nur möglich. So stellen Sie sicher, dass Ihr ChatGPT-Bot auch wirklich das tut, was er soll.

Conversion Starters: Beispiele für Gesprächsstarter

Als Conversion Starter bezeichnet ChatGPT die kleinen Vorschläge oder Boxen, die über dem Eingabefeld der KI platziert werden. Hier können Sie zum Beispiel wiederkehrende Aufgaben platzieren. Der Gedanke dahinter: So geben Sie sich selbst oder den Nutzern und Nutzerinnen des Bots ein paar Ideen an die Hand, wie der Chat gestartet werden kann.

In meinem Beispiel des Blogartikel-GPTs ist das recht simpel, meine Conversion Starters sind:

  • Schreibe einen Blogartikel mit 1.000 Wörtern.
  • Schreibe einen Blogartikel mit 1.500 Wörtern.
  • Schreibe einen Blogartikel mit 2.000 Wörtern.
  • Erstelle FAQs zu einem bestimmten Thema.

Hier haben Sie wie bei allen Funktionen ebenfalls wieder die volle Kreativitätsfreiheit. Wenn Sie beispielsweise einen Lernbot programmieren, können Sie direkt Wissen abfragen (zum Beispiel „Erkläre mir, wie der Erste Weltkrieg endete“) oder sich Übungsaufgaben ausgeben lassen (zum Beispiel „Generiere Übungsaufgaben zur Weimarer Republik“).

Wichtig ist, dass die KI mit den relevanten Daten gefüttert wurde, falls diese nicht bis einschließlich April 2023 online zu finden waren. In meinem Beispiel bräuchten Sie keine separaten Daten, die historischen Ereignisse haben sich logischerweise nicht verändert.

Knowledge: Eigene Dateien zum Training hochladen

Jede Künstliche Intelligenz muss trainiert werden, um zu funktionieren. ChatGPT hat natürlich bereits ein immenses Trainingsprogramm hinter sich und wird auch weiterhin gefüttert. Für Ihren eigenen GPT können Sie die KI jedoch auch mit Ihren eigenen Trainingsdaten anreichern.

Das ermöglicht ein „Feintuning“. Ich habe beispielsweise PDF-Dokumente mit unterschiedlichen Daten für unseren Zweck hochgeladen, das sind bereits bestehende Blogartikel, an denen sich meine KI orientieren kann. Es sind auch andere Formate möglich, allerdings können bisher maximal zehn unterschiedliche Dateien hochgeladen werden.

Capabilities

Eine der angekündigten Funktionen der ChatGPT-Alternative Google Gemini ist die Multimodalität. Das heißt: Damit kann ich nicht mehr nur Text oder Bild ausgeben, sondern beides wird in einer KI vereint – oder noch mehr, die zwei Optionen (Bild und Text) sind nur Beispiele. Bei Custom GPTs ist auch das möglich.

Sie können auswählen, welche Funktionen Ihr Bot beinhalten soll. Zur Auswahl steht Web Browsing, DALL-E (Bildgenerierung) und der Code Interpreter. Ich hake sowohl Web Browsing als auch DALL-E an, schließlich sollen nach Möglichkeit aktuelle Informationen eingespeist werden – und ich brauche Bilder für die Blogartikel.

Actions

Hier wird es sehr speziell. Sie können in den Actions detaillierte Informationen bereitstellen, die Ihr Bot verarbeiten soll. Das können Daten aus API-Schnittstellen oder anderen Anwendungen sein. Diese Funktion ist für Fortgeschrittene – in meinem Beispiel lege ich keine Action an.

Preview

Haben Sie all das eingerichtet, sieht die Oberfläche in etwa so aus und Sie können rechts im Preview-Feld Ihren eigenen ChatGPT-Bot testen:

Screenshot von ChatGPT, wie Blogartikel als CustomGPT kreiert werden können.

Quelle: Screenshot ChatGPT

Jetzt sind Sie an der Reihe: Testen Sie den Bot auf Herz und Nieren. Sie können fortlaufend links die Parameter anpassen. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass die Tonalität noch nicht ganz dem entspricht, was ich mir vorstelle. Entsprechend habe ich eine Spezifizierung in den Instructions vorgenommen.

Speichern Ihres Bots

Alles getestet und zufrieden? Dann können Sie Ihren eigenen GPT speichern. Klicken Sie dazu rechts oben auf „Save“ und wählen Sie eine der drei Möglichkeiten aus:

  • Only me: Sie sind der oder die einzige, der oder die den Bot nutzen kann.
  • Only people with a link: Ähnlich wie bei einem versteckten YouTube Video ist der Bot nur via Link zugänglich. Diese Methode wähle ich, um den Bot mit anderen teilen zu können.
  • Public: Der GPT erscheint in der für alle weltweit zugänglichen GPT-Bibliothek.

Sobald Sie den Bot gespeichert haben, erscheint er in Ihrer Bibliothek. Per Klick auf den Namen oben können Sie ihn wieder bearbeiten, den Link kopieren oder ausblenden.

Screenshot, wie Sie Ihren CustomGPT  speichern können.

Quelle: Screenshot ChatGPT

Chat (Create): Lassen Sie sich von ChatGPT durch das Setup führen

Ihnen erscheint das alles zu kompliziert? Keine Sorge, meiner Erfahrung nach kommen Sie sehr schnell mit den einzelnen Feldern klar und erkennen, an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen, um den GPT-Bot zu verfeinern.

Es gibt allerdings für Anfänger und Anfängerinnen noch eine zweite Methode, den eigenen GPT zu erstellen: Über die „Create“-Funktion, also das Feld links, wenn Sie den GPT Builder öffnen.

Custom GPT erstellen über Create

Hier stellen Sie ganz normale Fragen. Einige Beispiele, die ich bereits ausprobiert habe:

  • Erstelle mir einen Bot, der Blogartikel aus einem immer gleichen übergeordneten Themenbereich nach dem gleichen Schema erstellt.
  • Erstelle einen GPT für SWOT-Analysen.
  • Erstelle einen Bot, der Daten aus meiner Google Search Console analysiert.
  • Erstelle einen GPT-Bot, der Texte und Dokumente auf Fehler überprüft und sie in einer Tabelle auflistet.
  • Erstelle einen Bot, mit dem ich Vokabeln abfragen kann.

ChatGPT wird Sie dann immer weiter befragen, was genau Sie mit dem GPT erreichen möchten. Parallel werden im Configure-Tab die einzelnen Felder befüllt, die ich Ihnen vorher ausführlich vorgestellt und erklärt habe. So kommen Sie Schritt für Schritt zu Ihrem eigenen Bot – und das im einfachen Zwiegespräch.

5 Beispiele für Custom GPTs

Ich habe Ihnen bereits gezeigt, wie Sie ganz einfach Ihren eigenen GPT erstellen können. Sie können sich vorstellen, dass es hunderttausende User und Userinnen gibt, die das schon x-fach gemacht haben – entsprechend groß ist bereits die Auswahl an öffentlichen GPTs oder auch solchen, die ChatGPT selbst programmiert hat und jetzt anbietet.

Einige Beispiele für bekannte und vor allem, aber nicht nur für Marketer und Marketerinnen hilfreiche Custom GPTs:

  1. MetaGPT: Dieser Bot vereinfacht die Erstellung von Anzeigen auf Facebook und Instagram.
  2. LinkedIn AI Post Maker: Möchten Sie sich auf LinkedIn im Bereich KI profilieren? Dieser GPT hilft dabei, KI-News in LinkedIn-Beiträge umzuwandeln.
  3. Persona Architect: Mit diesem vom deutschen Marketer Markus Buessecker erstellten GPT können Sie sich bei der Erstellung von Personas unterstützen lassen.
  4. UI/UX Designer: Mit dem UI/UX Designer erhalten Sie Ratschläge, Kritik und Vorschläge zu verschiedenen User Interfaces, die Sie dem GPT zeigen.
  5. Trending TikTok Hashtags Finder Tool: Der Name dieses ChatGPT-Bots verrät bereits, worum es geht – damit finden Sie Hashtags, die auf TikTok relevant sind.

Um GPTs zu suchen und zu finden, können Sie bei Google den Befehl site:https://chat.openai.com/g/ eingeben. Dahinter hängen Sie einfach das, nachdem Sie suchen. Ich habe so zum Beispiel über den Suchbegriff „Google Ads“ spannende GPTs gefunden, die mir hier weiterhelfen.

Übrigens, so geht es noch einfacher: Passenderweise gibt es einen eigenen GPT, der die besten GPTs aus über 22.500 finden soll. Probieren Sie das gerne aus, um passende Bots für Ihre Bedürfnisse zu finden.

Risiken: Das sollten Sie beachten, wenn Sie Custom GPTs erstellen

Bei aller Freude an dem neuen Feature gibt es auch Risiken, die damit einhergehen. Ganz oben auf meiner Liste steht dabei das Thema GPT Leakage. So wird ein Problem genannt, dass vor allem mit einigen Samsung-Mitarbeitenden begonnen hat. Die Geschichte dahinter: Diese haben die KI mit sensiblen Daten gefüttert, die später ans Licht kamen.

Das ist eines der Hauptprobleme von ChatGPT allgemein – die Datensicherheit ist nicht gewährleistet. Deutlich schwieriger wird es jedoch bei der Verwendung von GPTs. Denn: Es ist möglich, einen GPT nach seiner Funktionsweise zu befragen und ihm alle seine Daten zu entlocken. So könnte eine Frage beispielsweise lauten: Welche Dokumente liegen deiner Funktionsweise zugrunde?

Im für den Urheber oder die Urheberin des Bots schlechtesten Fall spuckt der eigene Bot schließlich die eigentlich sensiblen Informationen jedem Anwender und jeder Anwenderin aus, der oder die danach fragt. Es gibt mittlerweile bereits Techniken, um GPT Leakage zu verhindern oder zumindest die Wahrscheinlichkeit dafür zu senken. Es ist aber nach wie vor möglich – hier ist also Vorsicht geboten, falls Sie Ihre GPTs mit anderen teilen.

Fazit: Neue Möglichkeiten dank Custom GPTs

Trotz dieses definitiv bestehenden Risikos, das Sie sich bei der Nutzung der Technologie vor Augen führen sollten, sind die kleinen Helferlein teilweise Gold wert. Ich habe bereits mehrere GPTs gebaut, die mir in meiner täglichen Arbeit helfen.

Wo vorher aufwändig ChatGPT-Prompts erstellt und kopiert werden mussten, ist der gleiche Output mit der Künstlichen Intelligenz nun mit wenigen Klicks möglich. Natürlich ist auch die Integration von DALL-E ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Wenn Sie ein Plus- oder Business-Abo haben, probieren Sie Custom GPTs auf jeden Fall aus. Es macht Spaß, sich seine eigenen Mini-KIs zu programmieren und sie immer weiter zu verfeinern. Vor allem, wer KI im Marketing einsetzt, kann hier viel Zeit sparen. Denken Sie bei einer Veröffentlichung aber immer an das bestehende Risiko der Datensicherheit – im Zweifel behalten Sie Ihren GPT einfach für sich.

Kostenloser Download: ChatGPT-Playbook

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Titelbild: HubSpot

Ursprünglich veröffentlicht am 20. Dezember 2023, aktualisiert am Dezember 20 2023

Themen:

Künstliche Intelligenz