Mit Dropshipping können Sie zu Zwischenhandelnden werden, ohne die Ware, die Sie verkaufen, jemals in den Händen gehalten zu haben. Die Vorteile eines solchen Dropshipment-Modells aus dem E-Commerce klingen verlockend – doch ist alles Gold, was glänzt? Wir geben einen Überblick.

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Wie funktioniert Dropshipping?

Das Prinzip von Dropshipping basiert darauf, dass der Online-Handelnde bei einem Produktverkauf in der Lieferkette übersprungen wird. Dies funktioniert so: Ein Online-Händler bzw. Händlerin wählt zunächst einen Dropshipping-Großhändler aus, dessen Produkte angeboten werden sollen.

Sobald sich für ein bestimmtes Produkt entschieden wurde, kann dieses zu einem festgelegten Preis selbst zum Verkauf angeboten werden. Das ist entweder über einen eigenen Online-Shop möglich oder über Verkaufsplattformen wie eBay oder Amazon.

Ablauf des Dropshipping

Sobald eine Person ein Produkt im Online-Shop kauft, bestellt dieser die entsprechende Ware beim Dropshipping-Großhändler und lässt sie direkt zum Kunden oder Kundin liefern. Damit wird der Dropshipper als Glied in der Lieferkette quasi übersprungen und verkauft ein Produkt, ohne es selbst je zu Gesicht bekommen zu haben

Das Dropshipment-Modell: Vor- und Nachteile

Um ein Dropshipping-Business zu starten, sind kaum Voraussetzungen zu erfüllen: Sie müssen keine Lagerräume mieten, nicht in Vorkasse gehen und auch eigene Büroräume sind nicht zwingend notwendig. Durch die Auslagerung der gesamten Warenlogistik realisieren Sie außerdem schon in einem kurzen Zeitraum eine hohe Skalierbarkeit.

Vorteile von Dropshipping

Von diesen Vorteilen profitieren Sie im Dropshipment-Business:

  • Kein hohes Startkapital erforderlich: Da Sie sich im Rahmen des Dropshippings nicht mit physischen Produkten beschäftigen müssen, entfallen zahlreiche Kosten. Sie müssen beispielsweise keine Miete für die Lagerräume ausgeben oder Verpackungen und Versand vorfinanzieren.
  • Geringes Risiko: Da eine Kapitalbindung entfällt und Sie generell kaum Eigenkapital investieren müssen, ist das Risiko gering. Selbst, wenn Ihr Geschäftsmodell nicht aufgeht, ist das meist kaum mit finanziellen Verlusten verbunden.
  • Niedrige Gemeinkosten: Auch die indirekten Kosten fallen sehr gering aus. Da Sie ohne ein großes Team auskommen, benötigen Sie zum Beispiel kein Büro, das mit Neben-, Miet- oder weiteren Fixkosten zu Buche schlägt.
  • Weniger Zeitaufwand: Mit Dropshipping lässt sich auch viel Zeit sparen. So fallen zahlreiche Arbeitsvorgänge wie die Inventur, das Verpacken und Verschicken der Ware sowie die Bestandsüberwachung weg. Die gesparte Zeit können Sie alternativ in Marketingmaßnahmen oder einen zuverlässigen Kundenservice investieren.
  • Große Auswahl an Produkten: Da Sie sich keine Gedanken um freien Lagerplatz machen müssen und zudem nicht an einen Herstellenden gebunden sind, können Sie eine Vielfalt an Produkten, Marken und Kollektionen anbieten.

Zudem profitieren Sie von etwas, wovon viele Arbeitnehmende oder auch Unternehmer und Unternehmerinnen träumen: Standortunabhängigkeit. Sie sind an keinen Standort gebunden und benötigen lediglich einen Laptop und eine Internetverbindung, um Ihr Business zu betreiben.

Nachteile von Dropshipping

Alle Vorteile haben ihren Preis. So ist Ihr Image vom Dropshipping-Lieferanten abhängig und auch Ihre Gewinnmargen fallen tendenziell niedriger aus als die von herkömmlichen Einzelhandelsbetrieben:

  • Geringe Margen: Da Herstellerinnen und Hersteller die physischen Produkte lagern, die Ware verpacken und verschicken, müssen sie natürlich spürbar am Umsatz beteiligt werden. Da Sie außerdem keine Handhabe über mögliche Einsparungen in der Lagerlogistik haben, fallen die Gewinnmargen meist deutlich geringer aus als im Einzelhandel.
  • Probleme bei der Bestandsplanung: Da Sie vollständig abhängig vom Bestandsmanagement der Herstellenden sind, kann es hier schnell zu Schwierigkeiten und Engpässen bei der Warenversorgung kommen. Ist ein Hersteller mit seinem Lagerbestand zum Beispiel nicht auf einen plötzlichen Nachfrageanstieg vorbereitet, kann dieser auch nicht bedient werden.
  • Vertragsunterschiede: Dropshipper vertreiben in der Regel Produkte verschiedener Herstellerinnen und Hersteller. Diese legen jeweils unterschiedliche vertragliche Bedingungen, zum Beispiel bezüglich Lieferzeit und Versandkosten, fest. Diese Unterschiede an die Kundschaft zu kommunizieren, kann zu Schwierigkeiten führen.
  • Image ist abhängig von den Herstellern: Fehler von Herstellenden werden schnell auf Ihr Unternehmen zurückfallen. Ist eine Lieferung beispielsweise mangelhaft oder ist die Qualität eines Produktes minderwertig, sammelt Ihr Online-Shop schnell schlechte Bewertungen. Eine bedachte Herstellerauswahl kann dieses Risiko aber zumindest reduzieren.

Einen wichtigen Punkt vergessen viele oft: Retourenmanagement. Händlerinnen und Händler und nicht Herstellende sind die Adressaten bei Retouren. So will es das Gesetz, auch beim Dropshipping. Demnach müssen Sie Rücksendungen annehmen und den Verbrauchenden die Kosten erstatten.

Außerdem legt die gesetzliche Rügeobliegenheit fest, dass Sie als Händler defekte Ware unverzüglich beim Hersteller beanstanden müssen. Da Sie die Ware jedoch nie selbst zu Gesicht bekommen, können Sie dieser Pflicht nicht nachkommen. Retourniert ein Käufer nun beschädigte Ware, bleiben Sie im schlimmsten Fall auf den Kosten sitzen.

Dropshipping: Welche Produkte eignen sich zum Verkauf?

Dropshipping bietet einen hohen Grad an Flexibilität beim Verkauf von Produkten im Online-Handel. Sie selbst können entscheiden, welche Ware Sie anbieten und wie lange Sie diese in Ihrem Online-Shop vertreiben wollen. Der langfristige Erfolg des Geschäftsmodells hängt dabei stark von den angebotenen Produkten ab. Die folgenden Produktarten eignen sich besonders für den Verkauf via Dropshipping:

1. Nischenprodukte

Durch die in der Regel konstante Nachfrage und wenig Konkurrenz eignen sich Nischenprodukte ideal, um potenzielle Kundinnen und Kunden langfristig an Ihren Online-Shop zu binden.

2. Sperrige Produkte

Vor allem große und sehr sperrige Ware eignet sich sehr gut zum Verkauf, da sich Online-Handelnde nicht um die teure Lagerung und den umständlichen Versand kümmern müssen.

3. Produkte mit niedriger Rücksendequote

Retouren sind im Online-Handel nicht profitabel und zählen auch beim Dropshipping zu einem der größten Probleme. Um kostenintensive Rücksendungen zu vermeiden, sollten Sie Produkte mit einer hohen Rücksendequote aus Ihrem Angebot streichen.

4. Digitale Produkte

Auch der Handel mit digitalen Produkten ist beliebt und kann per Dropshipping erfolgen. Dabei stellt der Dropshipping-Großhandelnde lediglich die Serverstruktur zur Verfügung, über die Ihre Kundschaft den Download-Code zu einem Produkt herunterlädt.

5. Individualisierte Produkte

Produkte, die Ihre Kundinnen und Kunden personalisieren und individuell anpassen können, werden typischerweise stark nachgefragt.

Dropshipping: Händler und Partner auswählen

Die Auswahl an Lieferunternehmen ist groß. Doch wie finden Sie nun die richtigen Großhändlerinnen und -händler für Ihr Vorhaben? Mit den folgenden Tipps können Sie Ihre Wahl eingrenzen:

1. Bevorzugen Sie inländische Lieferunternehmen

Nachdem Sie sich für ein Produktsegment entschieden haben, können Sie mit der Suche beginnen. Um die Auswahl einzugrenzen, sollten Sie sich auf inländische Lieferfirmen konzentrieren.

Zwar sind die Produkte dort eventuell etwas teurer als bei chinesischen Großhändlern wie Alibaba und Aliexpress, doch inländische Händler und Händlerinnen sind mit den rechtlichen Vorgaben vertraut. Zudem sind die Versand- sowie Verpackungsvorgaben unterschiedlicher Firmen so in der Regel zumindest vergleichbar. Außerdem fallen auf diese Weise die Lieferzeiten meist kürzer aus.

2. Kontaktieren Sie Ihre potenziellen Dropshipping-Partner

Bevor Sie sich vertraglich binden, sollten Sie mit den potenziellen Lieferunternehmen Kontakt aufnehmen. So können Sie sich einen Eindruck vom Verlauf einer Zusammenarbeit machen, offene Fragen klären und eine Vertrauensbasis schaffen.

3. Bestellen Sie Produktmuster

Scheint ein Lieferunternehmen passend, ist es empfehlenswert, Musterbestellungen aufzugeben. Auf diese Weise können Sie wichtige Faktoren wie Lieferzeit, Produktqualität und die Verpackung der infrage kommenden Anbietenden und Marktplätze testen, bevor Sie eine Geschäftsbeziehung mit Online-Handelnden eingehen.

Meiden Sie herstellende Unternehmen, die bereits zahlreiche negative Bewertungen haben oder offensichtlich mit billiger Massenware handeln. Auch das Bestehen auf laufende oder monatliche Gebühren sollten Sie als Alarmsignal verstehen. Ebenso sind Vorbestellungsgebühren, die weit über dem Durchschnitt liegen, ein klarer Grund, von dem jeweiligen Unternehmen Abstand zu nehmen.

Welche Dropshipping-Anbieter gibt es?

Die Auswahl des passenden Dropshipping-Anbieters steht meist an erster Stelle beim Einstieg ins Dropshipping-Geschäft. Dabei kann es sich um Herstellende oder Unternehmen aus dem Groß- und Online-Geschäft handeln, die eine Vielzahl von Produkten anbieten.

Herstellende produzieren die Waren selbst und bieten oft auch Dropshipping-Dienste an. Großhandelnde hingegen kaufen in großen Mengen von Herstellern ein und bieten diese Waren dann in kleineren Mengen an, die für kleine und mittlere Unternehmen besser handhabbar sind. Online-Shops wie Amazon, eBay und AliExpress bieten Plattformen, auf denen Dropshipper-Produkte von verschiedenen Herstellenden finden und verkaufen können.

Shopify ist ein weiteres beliebtes Tool für Dropshipper, da Sie unkompliziert Ihren eigenen Shop erstellen und diesen direkt mit einer Reihe von Dropshipping-Anbietenden verbinden.

Dropshipping in Deutschland anfangen

Auch in Deutschland ist die E-Commerce-Methode des Dropshippings angekommen. Das Modell ist hierzulande zwar grundsätzlich möglich, jedoch gilt es einige gesetzliche Bestimmungen sowie Konfliktpotenziale zu beachten. Die folgenden rechtlichen Aspekte sollten Sie individuell für Ihr Unternehmen prüfen:

  • Einhaltung der gültigen Rechtsordnung, speziell bei Verträgen mit ausländischen Lieferunternehmen
  • Haftung gegenüber den Endverbrauchern
  • Datenschutzrechtliche Konflikte, da Sie die Daten Ihrer Kundinnen und Kunden an die Hersteller weitergeben müssen
  • Pflichten des Verpackungsgesetz

Eine anwaltliche Beratung vor Beginn Ihrer Aktivität, insbesondere bei Lieferfirmen aus dem Ausland, kann Ihnen Klarheit bringen und ist dringend anzuraten.

Dropshipping: Gewerbe anmelden

Wenn Sie ein Dropshipping-Geschäft in Deutschland starten wollen, müssen Sie ein Gewerbe anmelden. Das ist notwendig, um legal zu arbeiten und fällige Gewerbesteuer zu zahlen. Sie müssen dazu das Gewerbeamt Ihres Wohnortes kontaktieren und das entsprechende Formular ausfüllen. Die Gewerbeanmeldung Ihres Dropshipping-Geschäfts kostet nur wenige Euro.

Ist Dropshipping legal?

Dropshipping ist legal. Sie agieren wie jeder und jede andere Geschäftstätige im Einzelhandel. Sie haben also entsprechend auch alle rechtlichen Verpflichtungen, die dort gelten. Das bedeutet: Sie müssen sich an alle geltenden Verbraucherschutzgesetze halten und beispielsweise dafür sorgen, dass Ihre Produktbeschreibungen nicht irreführend sind.

Auch wenn Sie das Produkt nicht physisch handhaben, sind Sie dafür verantwortlich, dass Ihre Kunden und Kundinnen ihre Bestellungen in gutem Zustand erhalten. Zudem wichtig: Stellen Sie sicher, dass beteiligte Lieferfirmen sich auch an alle relevanten Gesetze und Vorschriften halten. Das kann beispielsweise bedeuten, dass sie sich beim Versand an die notwendigen Zoll- und Einfuhrbestimmungen halten.

Welche Rechtsform gilt für Dropshipping?

Die Wahl der Rechtsform hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von der Größe Ihres (geplanten) Unternehmens und dem Haftungsrisiko. Viele Dropshipping-Unternehmen beginnen als Einzelunternehmen oder GbR, während größere oder risikoreichere Unternehmende mit mehr Kapital möglicherweise direkt eine GmbH wählen.

Alternativen zu Dropshipping

Klar: Die klassische Alternative zum Dropshipping ist ein eigenes Produkt, eigenes Lager, eigene Infrastruktur und so weiter. Viele wollen aber eben genau das nicht. Für diejenigen gibt es auch zum Dropshipping einige Alternativen:

  • Amazon FBA: Mit „Fulfillment by Amazon“ kümmert sich der US-Konzern um die Lagerung, Verpackung und den Versand Ihrer Produkte, sodass Sie sich auf Marketing und Kundenservice konzentrieren können.
  • Print-on-Demand: Dieses Modell ist ideal für Kreative, da Produkte erst nach Bestelleingang mit Ihrem individuellen Design bedruckt und versendet werden.
  • Affiliate-Marketing: Bei dieser Methode empfehlen Sie Produkte von Dritten und verdienen an jedem Verkauf, der über Ihren Affiliate-Link getätigt wird, eine Provision.

Sie sehen: Jedes Modell hat andere Ausprägungen als Dropshipping. Wer ein bestimmtes Produkt nach seinen Vorstellungen verkaufen will, wird um den „klassischen Weg“ nicht herumkommen, alles selbst zu machen.

Für wen lohnt sich Dropshipping?

Dropshipping lohnt sich für Unternehmerinnen und Unternehmer, die ein Online-Geschäft starten möchten, aber nicht die Ressourcen oder den Platz haben, um Produkte auf Lager zu halten. Auch wenn Sie eine breite Palette von Produkten anbieten möchten, ohne hohe Anfangsinvestitionen zu tätigen, kann das Modell für Sie spannend sein.

Fazit: Durch Dropshipping und Streckengeschäfte schnell und kostengünstig einen Online-Shop aufbauen

Dropshipping bietet Ihnen also eine einfache Möglichkeit, ohne großes Startkapital einen Online-Shop zu eröffnen. Zudem können Sie als Dropshipper leicht eine große Produktauswahl bieten – und das bei geringem Risiko und ohne Lagerkosten. Allerdings sind auch oft die Gewinnmargen geringer. Daher sollten Sie bei der Auswahl der Händler sorgsam vorgehen.

Denn auch das Retouren- und Bestandmanagement kann Herausforderungen aufwerfen und es ist besser einen zuverlässigen Partner an der Seite zu haben. Zudem sind einige rechtliche Vorgaben zu beachten. Für einen erfolgreichen Start als Dropshipper ist daher eine detaillierte rechtliche Beratung unbedingt empfehlenswert.

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Titelbild: Chaay_Tee / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 6. September 2023, aktualisiert am September 06 2023

Themen:

E-Commerce