Jobsharing ist sehr beliebt und die moderne Antwort auf den Wunsch vieler Beschäftigter nach einer besseren Work-Life-Balance und flexibleren Arbeitsmodellen. In den folgenden Abschnitten gehen wir auf die verschiedenen Modelle des Jobsharings ein, diskutieren Vor- und Nachteile und geben Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie Jobsharing in Ihrem Unternehmen erfolgreich umsetzen.
Was ist Jobsharing?
Jobsharing ist ein Arbeitsmodell, bei dem sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle teilen. Sie übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Aufgaben, koordinieren ihre Arbeitszeiten und teilen die Arbeitslast. Dabei bleibt die Kontinuität der Stelle gewährleistet – gleichzeitig profitiert das Unternehmen von den verschiedenen Kompetenzen der Jobsharer.
Voraussetzungen für Jobsharing
Damit Jobsharing gelingt, sind einige Voraussetzungen nötig. Ein wesentlicher Punkt sind klare Vereinbarungen zur Aufgabenverteilung, zu Arbeitszeiten und zu den Kommunikationswegen. Die offene Kommunikation stellt dabei den entscheidenden Faktor dar. Eine offene und regelmäßige Kommunikation zwischen den Jobsharern sowie mit dem Team und den Vorgesetzten ist entscheidend für den Erfolg des Modells. Ansonsten kommt es schnell zu Ungereimtheiten.
Arbeiten völlig fremde Persönlichkeiten zusammen, die keine wesentlichen Gemeinsamkeiten haben? Besser nicht: Auch die Wahl des richtigen Jobsharing-Partners oder der richtigen Partnerin ist von großer Bedeutung. Kompatible Arbeitsstile und gemeinsame Zielsetzungen erleichtern die Zusammenarbeit erheblich.
Eine flexible Einstellung ist ebenso wichtig. Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und Lösungen gemeinsam zu erarbeiten, sind wesentlich für die erfolgreiche Umsetzung.
Auf rechtlicher Ebene ist Jobsharing in Deutschland durch das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) geregelt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und Jobsharing-Modelle zu nutzen.
Wie funktioniert das Jobsharing-Modell?
Der rechtliche Aspekt ist eine Sache. Doch wie funktioniert das Jobsharing-Modell in der Praxis? Es gibt verschiedene, konkrete Ansätze, die wir Ihnen vorstellen.
Job-Pairing
Beim Job-Pairing teilen sich zwei Personen eine Stelle und arbeiten eng zusammen, um die anfallenden Aufgaben und Projekte gemeinsam zu bewältigen. Sie koordinieren ihre Arbeitszeiten und Aufgabenverteilung, um eine kontinuierliche Abdeckung der Stelle zu gewährleisten. Job-Pairing fördert die Teamarbeit und ermöglicht einen regelmäßigen Austausch zwischen den Jobsharern.
Job-Splitting
Im Gegensatz zum Job-Pairing werden beim Job-Splitting die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Stelle klar zwischen den Jobsharern aufgeteilt. Jede Person ist für bestimmte Aufgabenbereiche verantwortlich und arbeitet (verhältnismäßig) unabhängig. Die Koordination ist hier weniger intensiv, aber klare Abgrenzungen und Kommunikationsregeln sind wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden.
Organisatorische Absprachen
Unabhängig vom gewählten Modell sind organisatorische Absprachen entscheidend. Die Jobsharer müssen ihre Arbeitszeiten, Urlaubspläne und die Kommunikation sowohl untereinander als auch mit dem Team und den Vorgesetzten klar regeln. Auch die Dokumentation von Arbeitsabläufen und Entscheidungen ist wichtig, um die Kontinuität zu gewährleisten und Missverständnisse zu vermeiden.
Technologische Unterstützung
Moderne Technologien können das Jobsharing erheblich erleichtern. Digitale Tools zur Zusammenarbeit, zur Terminplanung und zur Kommunikation helfen, die Organisation zu optimieren.
Feedback und Evaluation
Eine regelmäßige Evaluation des Jobsharing-Modells und ein offenes Feedback zwischen den Jobsharern und mit den Vorgesetzten sind wichtig, um das Modell kontinuierlich zu verbessern und eventuelle Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren.
Vorteile und Nachteile des Jobsharings
Wenn alle Punkte berücksichtigt werden, kann Jobsharing eine innovative Möglichkeit sein, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und dabei die Produktivität hochzuhalten. Doch wie bei jedem Modell gibt es auch hier Vor- und Nachteile.
Vorteile:
- Erhöhte Flexibilität: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten besser an ihre persönlichen Bedürfnisse anzupassen.
- Work-Life-Balance: Durch reduzierte Arbeitszeiten können Beruf und Privatleben besser in Einklang gebracht werden.
- Diversität: Durch die Kombination verschiedener Persönlichkeiten und Fähigkeiten in einer Stelle wird eine größere Vielfalt an Erfahrungen und Kenntnissen ins Team eingebracht.
- Erhöhte Produktivität: Studien zeigen oft, dass Jobsharing die Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern kann.
- Kontinuität: Bei Abwesenheiten, wie Urlaub oder Krankheit, gibt es eine eingearbeitete Vertretung.
- Kreativität und Innovation: Die Zusammenarbeit von Jobsharern kann zu neuen Ideen und besseren Lösungen führen.
Nachteile:
- Kommunikationsaufwand: Die Abstimmung zwischen den beiden Parteien und mit dem Team kann zeitintensiv sein.
- Komplexität: Die Aufteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten kann komplex sein und erfordert klare Vereinbarungen.
- Mögliche Reibungspunkte: Unterschiedliche Arbeitsweisen und Meinungen können zu Konflikten führen.
- Kosten: Eventuell entstehen höhere Kosten für die Koordination, Technologie und Administration.
- Einarbeitung: Die Einarbeitung von mehreren Personen kann aufwendiger sein als bei einer Vollzeitkraft.
- Identifikation mit der Stelle: Bei einer Aufteilung der Stelle kann die Identifikation mit der Position und dem Unternehmen möglicherweise leiden.
Tipps, wie Sie Jobsharing erfolgreich im Unternehmen einsetzen
Hier sind einige praxiserprobte Tipps, um Jobsharing erfolgreich in Ihrem Unternehmen zu implementieren:
- Treffen Sie von Anfang an klare Vereinbarungen über die Aufgabenverteilung, Arbeitszeiten und Kommunikationswege.
- Achten Sie auf kompatible Arbeitsstile und gemeinsame Ziele der Jobsharer.
- Fördern Sie eine offene und regelmäßige Kommunikation zwischen den Jobsharern sowie mit dem Team und allen Vorgesetzten.
- Führen Sie regelmäßige Feedbackgespräche mit den Jobsharern und dem Team, um das Modell kontinuierlich zu verbessern.
- Seien Sie offen für Anpassungen und Verbesserungen – diese können immer wieder nötig werden.
- Betrachten Sie Jobsharing als langfristige Investition, die etwas Zeit braucht, um nachhaltig erfolgreich zu sein.
Die Theorie ist klar, aber funktioniert das auch im realen Arbeitsalltag?
Beispiele für Jobsharing in der Praxis
Jobsharing-Modelle gewinnen zunehmend an Beliebtheit und werden von vielen Unternehmen erfolgreich umgesetzt. Hier sind zwei positive Beispiele aus der Praxis:
- Unilever: Der Konsumgüterhersteller Unilever ist ein Vorreiter in Bezug auf Jobsharing, auch auf Führungsebenen. Das Unternehmen bietet verschiedene Jobsharing-Modelle an und hat positive Erfahrungen mit der Flexibilität und den verschiedenen Perspektiven gemacht, die durch Jobsharing ermöglicht werden.
- SAP: Auch der Software-Riese SAP hat Jobsharing-Modelle erfolgreich implementiert. Dabei werden Führungspositionen von zwei Personen geteilt, was nicht nur die Work-Life-Balance der Beteiligten verbessert, sondern auch für eine größere Vielfalt in der Führungsebene sorgt.
Neben diesen beiden Konzernen gibt es noch einige weitere, die solche Modelle erfolgreich umsetzen – das Modell kann also funktionieren.
Fazit: Neue Anforderungen fordern neue Modelle
Jobsharing ist als innovative Arbeitsmethode eine mögliche Antwort auf teils brennende Fragen vor allem jüngerer Generationen auf die Arbeitswelt der Zukunft.
Durch die gemeinsame Nutzung einer Vollzeitstelle können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre beruflichen und persönlichen Bedürfnisse besser in Einklang bringen, während Unternehmen von erhöhter Zufriedenheit, Produktivität und Diversität profitieren.
Das große Ziel muss dabei immer sein, dass beide Seiten – Unternehmen und Mitarbeitende – Hand in Hand die geplanten Meilensteine erreichen. So kann das Modell erfolgreich werden und beide Seiten profitieren davon.
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