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Work-Life-Balance ist heute wichtiger denn je – Arbeitgeber müssen in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Einblick in das Konzept der Work-Life-Balance. Wir zeigen Ihnen Maßnahmen und Tipps und verraten zudem, welche Unternehmen dieses Konzept bereits verinnerlicht und pionierhaft in die Praxis überführt haben.

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Work-Life-Balance: Definition und Situation in Deutschland

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) definiert den Begriff wie folgt: „Work-Life-Balance bedeutet eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben vor dem Hintergrund einer veränderten und sich dynamisch verändernden Arbeits- und Lebenswelt.“ Um diese Verzahnung zu ermöglichen, sind Work-Life-Balance-Maßnahmen erforderlich – wie beispielsweise bedarfsspezifische Arbeitszeit- sowie Arbeitsort-Modelle, unterstützende und präventive Gesundheitsleistungen sowie Führungsrichtlinien.

Das Zeitpensum jedes Menschen liegt pro Tag bei 24 Stunden – diese Zeit muss auf die verschiedenen Lebenssäulen verteilt werden. In Deutschland verbringen Erwerbstätige bereits durchschnittlich 36,5 Stunden pro Woche mit der Arbeit. Die Studie der Bertelsmann Stiftung aus 2021 zeigt zudem, dass sich Erwerbstätige wünschen, weniger zu arbeiten: Fast die Hälfte aller Personen ist somit überbeschäftigt. Umso dringender werden die Forderungen nach Arbeitgebenden, die das Konzept der Work-Life-Balance in den Fokus rücken.

Work-Life-Balance verbessern: Der richtige Zeitpunkt ist jetzt

Eine Auswertung der Krankenkasse AOK aus 2021 belegt: Die Krankheitstage von Mitarbeitenden aufgrund psychischer Erkrankungen sind seit 2009 um ganze 56 Prozent gestiegen. Deutlich wird auch, dass mentale Leiden häufig mit längeren Ausfallzeiten einhergehen.

Diese Erkenntnis sollte Firmen gleichermaßen wie Erwerbstätige alarmieren. Sie zeigt zum einen, dass im privaten Bereich die eigene Gesundheit nicht den höchsten Stellenwert hat, und zum anderen, dass Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen noch immer Aufholbedarf haben, wenn es um die Schaffung adäquater Arbeitsplätze geht.

Mit dem Konzept der Work-Life-Balance wird versucht, dem Trend entgegenzuwirken und den Fokus auf die Gesundheit von Angestellten zu legen. Durch die Integration von gesundheitsfördernden Maßnahmen und flexiblen Modellen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit erlauben, ist die Methode deshalb zu einem wichtigen Baustein des Personalmanagements geworden.

 

 

Was ist eine gute Work-Life-Balance?

Bei einer guten Work-Life-Balance werden alle Lebensbereiche gleichermaßen be- und geachtet. Die vier wichtigsten Säulen des menschlichen Lebens sind die Gesundheit (Körper, Psyche, Fitness), Soziales (Familie, Freundschaften, Anerkennung), Kultur (Sinne, Selbstverwirklichung, Kreativität) und die Karriere (Beruf, Erfolg, Finanzen).

Nur wenn jeder der Bereiche ausreichend Aufmerksamkeit erhält, kann von einer guten Work-Life-Balance gesprochen werden. Das Verhältnis und die Priorisierung der einzelnen Bereiche sind jedoch von Person zu Person individuell. Daher sollten Sie sich selbst regelmäßig fragen:

  • Was sind Ihre Ziele – beruflich wie privat?
  • Welche Situation macht Sie gerade unzufrieden?
  • Welche Veränderung wünschen Sie sich?

Warum ist Work-Life-Balance wichtig?

Das richtige Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben hat sowohl für Arbeitnehmerinnen als auch Arbeitgeber weitreichende Folgen. Angestellte profitieren von einem höheren Wohlbefinden und positiven Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Aus Sicht von Unternehmen ergeben sich wichtige Vorteile wie eine höhere Motivation, eine intensivere Bindung zum Arbeitgeber, besseres Wohlbefinden, höhere Produktivität und weniger Ausfallzeiten.

Gerät das Gleichgewicht aus den Fugen, haben Angestellte mit psychischen und physischen Symptomen und Erkrankungen zu kämpfen. Doch auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber profitieren durch eine ausgewogene Work-Life-Balance von einer geringeren Fluktuation und weniger Krankheitsfällen, zufriedenen Mitarbeitenden, einer besseren Position als Arbeitgebermarke, einer hohen Teamproduktivität und dadurch geringeren Kosten.

Umsetzung der Work-Life-Balance: Unternehmen sind nicht allein in der Pflicht

Das BMFSFJ sieht die Umsetzung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem als Wirtschaftsthema. Diese Definition wird der praktischen Umsetzung jedoch nicht vollends gerecht. Damit das Konzept Früchte trägt, müssen sowohl Angestellte als auch Firmen gewisse Vorkehrungen treffen und Maßnahmen umsetzen.

Arbeitgeber müssen unter der gleichzeitigen Berücksichtigung von privaten, sozialen und kulturellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden Karrierechancen ermöglichen. Angestellte wiederum sind im Sinne der Selbstbestimmung dafür verantwortlich, auf das eigene Wohlergehen zu achten und sich vor übermäßiger Belastung zu schützen. Nachfolgend haben wir deshalb Maßnahmen und Tipps zusammengefasst, die für Arbeitgeber und für Erwerbstätige zu einer besseren Work-Life-Balance führen.

Work-Life-Balance: Vorteile belegen Win-Win-Situation für Angestellte und Arbeitgeber

Die Vorteile einer gesunden Work-Life-Balance spüren Mitarbeitende und Unternehmen gleichermaßen. Angestellte investieren dabei in ihre eigene Gesundheit, Firmen schaffen durch zufriedene Mitarbeitende ein gesundes Arbeitsklima und eine höhere Teameffizienz.

Nachfolgend haben wir Ihnen die Vorteile des Work-Life-Balance-Konzeptes noch einmal zusammengefasst:

Vorteile für Angestellte

  • Durch die Senkung des Stresslevels steigt das allgemeine Wohlbefinden.
  • Ausgeglichenheit führt zu mehr Motivation und einer höheren Produktivität.
  • Krankheitsausfälle können durch ein niedriges Stresslevel minimiert werden.
  • Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Panikattacken oder Burnout werden durch die Harmonie aller Lebensbereiche reduziert.
  • Dank einer positiven Einstellung zum Leben gelingt die berufliche wie private Weiterentwicklung.

Vorteile für Arbeitgeber

  • Zufriedene Mitarbeitende binden sich eher ans Unternehmen, was zu einer geringen Fluktuation führt.
  • Ausgleichende Aktivitäten entspannen die Angestellten und stärken gleichzeitig den Teamzusammenhalt.
  • Durch gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sinken die Kosten für Krankheitsausfälle.
  • Durch Weiterbildungsangebote investieren Unternehmen gleichzeitig in die Innovationskraft und Geschäftsentwicklung.

Work-Life-Balance: Nachteile des gehypten Konzepts

Wie jedes Konzept sieht sich auch das Konzept der Work-Life-Balance Kritik gegenüber. Es sei mehr Mythos als Realität: Bemängelt wird vor allem, dass das Leben als solches niemals planbar ist und Angebote für Selbstmanagement lediglich eine Bereicherung für Coaches und Mentorinnen seien. Außerdem sieht eine echte Balance für jeden Menschen unterschiedlich aus. Entsprechend sei das Konzept der Work-Life-Balance gar nicht auf eine Vielzahl von Mitarbeitenden übertragbar.

Auch die Trennung von Arbeit und Leben wird hinterfragt, denn Arbeit ist ein Teil des Lebens und sollte daher nicht vollkommen isoliert betrachtet werden. Als Alternative werden daher häufig die Begriffe Work-Life-Integration oder Work-Life-Blending verwendet, die eine Verschmelzung beider Bereiche vorsehen.

Die Kritik am Konzept der Work-Life-Balance zeigt jedoch auch, dass Schwarz-Weiß-Denken keinen Fortschritt erzielt. Vielmehr müssen sich Unternehmen sowie Angestellte bewusst sein, welche individuellen Bedürfnisse sie verfolgen und wie sie diese gemeinsam als Einheit am besten erzielen können.

Work-Life-Balance: Maßnahmen für Arbeitgeber

Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten produktiver und engagieren sich gern für unternehmerische Zwecke. Deshalb sollte es Firmen wichtig sein, wie es um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeitenden steht. Unternehmen müssen sich den stetigen Veränderungen der Arbeitswelt anpassen und Angebote schaffen, die Erwerbstätige anzieht und bindet. Gerade jüngere Generationen wie die Gen Z und Millennials suchen sich Arbeitgeber immer häufiger nach dem Aspekt aus, wie gut sich Arbeit und Freizeit vereinen lassen.

1. Flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle

Bereits vor dem einstündigem Fahrtweg zur Arbeit müssen die meisten Familien die Kinder versorgt, den Hund Gassi geführt und die wichtigsten E-Mails des Tages gecheckt haben. Aus acht Stunden Arbeit werden so schnell zehn Stunden und mehr. Homeoffice, Remote Work sowie Gleitzeitmodelle sind dabei eine wahre Erleichterung.

Mit einem flexiblen Modell für Arbeitszeit und -ort schaffen Sie eine Entlastung für Ihre Mitarbeitenden. Unter den richtigen Rahmenbedingungen bietet Homeoffice die Chance, Privatleben und Arbeit besser zu vereinen. Bereits durch den wegfallenden Fahrtweg und den Druck, sich für die Arbeit zurechtzumachen, entspannen Sie den Alltag der Mitarbeitenden spürbar.

2. Mitarbeitervorteile

Mitarbeiterangebote allein werden Ihre Angestellten nicht glücklicher machen, doch sie tragen zu großen Teilen zu einer attraktiven Arbeitgebermarke bei. Wie die Angebote im Detail aussehen, kann von Unternehmen zu Unternehmen sehr individuell sein. Inkludieren Sie beispielsweise

  • eine unternehmensinterne Kinderbetreuung,
  • das Mitbringen von Hunden,
  • exklusive Partnerrabatte,
  • einen werteorientierten Code of Ethics,
  • Sabbaticals

in Ihre Mitarbeitervorteile. Achten Sie bei den Angeboten darauf, dass sie zu Ihrem Unternehmen und seinen Werten passen, und schneiden Sie die Vorteile idealerweise auf Ihre Mitarbeitenden zu.

3. Sportprogramm und Gesundheitsvorsorge

Bewegung und Sport haben erheblichen Einfluss auf die Gesundheit Ihrer Angestellten. Wer täglich mindestens acht Stunden pro Tag am Bürotisch sitzt und sich auch darüber hinaus nicht ausreichend bewegt, riskiert gesundheitliche Folgen. Bieten Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher gesunde Rahmenbedingungen. Gerade zu Bürojobs gehört eine Mindestausstattung, die unter anderem folgende Elemente enthält:

  • Ergonomische Bürostühle
  • Ruheräume
  • Sitzbälle
  • Höhenverstellbare Tische
  • Steharbeitsflächen
  • Tageslichtlampen

Darüber hinaus machen immer mehr Unternehmen ein gesundes Speisenangebot zu ihrer Prämisse. Bieten Sie kostenloses Wasser, Obst und gegebenenfalls ein Mittagsangebot an, um die Work-Life-Balance Ihrer Angestellten auch ernährungstechnisch positiv zu gestalten.

Unternehmensinterne Sportkurse wie Rückenkurse, Yoga, Pilates oder Rabatte zu Fitnesscentern sind weitere Möglichkeiten, einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden zu nehmen.

4. Schulungen und Fortbildungsmöglichkeiten

Schlechte Bezahlung, mangelnde Aufstiegschancen oder Unterforderung sind nicht selten Gründe für Frust auf der Arbeit. Daher ist es umso wichtiger, dass Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen ihren Angestellten transparente Karrieremöglichkeiten bieten.

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance heißt eben auch, dass Erwerbstätige mit ihrem Job und ihren Aufgaben zufrieden sind. Führen Sie deshalb unbedingt regelmäßige Feedbackgespräche durch, um gemeinsam an Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu arbeiten.

Bieten Sie Workshops, Seminare und Fortbildungen an, die Ihren Angestellten die Möglichkeit geben, ihre Karriere weiter voranzutreiben. Sie investieren so nicht nur in die Zukunft Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sondern auch in hoch motivierte und engagierte Arbeitskräfte.

Work-Life-Balance: Tipps für Arbeitnehmerschaft

Damit die ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Privatleben funktioniert, müssen jedoch auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die eigenen Bedürfnisse erkennen und entsprechende Entscheidungen treffen. Wer einmal Überstunden macht, wird nicht direkt an Burnout erkranken. Dennoch müssen Erwerbstätige ihre eigenen Grenzen kennen – dazu gehört neben einer offenen Feedbackkultur im Unternehmen auch eine gesunde Selbsteinschätzung.

Nachfolgend haben wir fünf Tipps, die Ihnen dabei helfen, auf eine gute Work-Life-Balance zu achten:

1. Vermeiden Sie regelmäßige Überstunden

Eines der größten Stresspotenziale auf der Arbeit sind Überstunden. Dabei ist es gleich, ob Ihre Chefin oder Sie sich selbst zusätzliche Arbeit aufbrummen. Sicherlich ist nichts verwerflich daran, einmal mehr zu arbeiten, dennoch sollten Feierabendzeiten eingehalten werden. Nur wenn Sie rechtzeitig das Büro verlasen, bleibt Zeit für Hobbies, Familie und Freundschaften.

2. Strukturieren Sie Ihren Alltag

Routinen erleichtern es, einen geregelten und ruhigen Alltag zu durchleben. Dabei geht es nicht darum, dass Sie jede Minute Ihres Tages verplanen, sondern vielmehr darum, dass Sie Zeit für Termine und ebenso für Ruhephasen einräumen. Eine To-do-Liste ist ein praktischer Helfer – sowohl für berufliche als auch private Erledigungen.

Achten Sie jedoch darauf, dass Sie nicht mehr Aufgaben aufschreiben als Sie realistisch erledigen können. Zu einem guten Zeitmanagement gehört nämlich auch, zu erkennen, wie viele Aufgaben und Termine pro Tag sinnvoll sind und ab wann Ihnen die strikte Planung jegliche Energie raubt.

3. Achten Sie auf ausreichend Bewegung

Studien belegen immer wieder, dass Bewegung, Schlaf und eine gesunde Ernährung die Grundpfeiler für die physische und psychische Gesundheit sind. Wer sich nicht bewegt, neigt zu Nervosität und erkrankt schneller an Depressionen. Doch keine Angst, nicht jeder muss zum Spitzensportler werden. Es ist vollkommen ausreichend, tägliche Spaziergänge einzulegen und die Muskulatur regelmäßig zu dehnen.

4. Nehmen Sie Auszeiten

Obwohl Urlaub gesetzlich vorgeschrieben ist, sträuben sich einige Angestellte davor, ihren Laptop in den Ferien ausgeschaltet zu lassen. Aus „mal eben eine E-Mail beantworten“ wird schnell ein ausgewachsener Arbeitstag. Achten Sie darauf, Auszeiten auch tatsächlich als solche zu nutzen.

Nur wer Abstand zur Arbeit nimmt, kann von der Erholungsphase profitieren und danach umso motivierter zurückkehren. Selbst wenn Sie keine Reise in Ihrem Urlaub planen, nutzen Sie die Zeit, um sich anderen Freizeitaktivitäten zu widmen und Kraft zu schöpfen.

5. Lernen Sie Nein zu sagen

Sie möchten auf der Arbeit immer eine gute Figur machen und sich nichts zuschulden kommen lassen? Diese Einstellung ist sehr löblich, jedoch nicht immer förderlich für Ihre eigene Work-Life-Balance. Lernen Sie Nein zu sagen, wenn Aufgaben Ihre Kapazitäten oder Fähigkeiten überschreiten.

Zur Kernkompetenz guter Mitarbeitenden gehört es, nach Hilfe zu fragen oder Aufgaben zu delegieren, wenn sie das eigene Zeitpensum sprengen. Nur wenn Sie mit Ihren Vorgesetzten offen über Herausforderungen sprechen, können Sie auf Verbesserungen hoffen.

Work-Life-Balance: Homeoffice funktioniert nur mit Rahmenbedingungen

Mit der Corona-Pandemie ist Homeoffice für viele Erwerbstätige in Bürojobs weniger zu einem Privileg als zu einer Pflicht geworden. Viele Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen halten aufgrund der klaren Vorteile an dem Modell fest und etablieren hybride Arbeitsortmodelle, bei denen Angestellte entscheiden können, wie oft sie ins Büro gehen oder von zu Hause aus arbeiten. Ein Benefit, der dabei immer wieder betont wird, ist die bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben dank Homeoffice.

Dieser Aussage stimmen laut einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts auch mehr als die Hälfte aller Mitarbeitenden zu. Dennoch sagen 18 Prozent der Befragten, dass durch die Arbeit in der häuslichen Umgebung die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmt. Eine Folge davon ist, dass Pausenzeiten nicht eingehalten werden oder bis in die Nacht hinein gearbeitet wird.

Ein Grund dafür ist die Präsenzkultur vieler Unternehmen und das damit einhergehende Vorurteil, dass Personen im Homeoffice nicht genügend Arbeit leisten würden.

Diese Aussage scheint jedoch haltlos: So zeigt sich, dass das Engagement und die Einsatzbereitschaft vieler Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch die Möglichkeit zum Arbeiten von daheim erhöht wird – wenn sie effizient im Homeoffice arbeiten können. Gleichzeitig haben sie mehr Kontrolle und Selbstbestimmung über ihre Arbeit.

Für Unternehmen bedeutet das jedoch, dass sie klare Rahmenbedingungen fürs Homeoffice schaffen müssen. Eine flexible Büroausstattung ist ebenso wichtig wie klare Präsenzzeiten und das Einhalten von Pausen. Wenn Arbeitgebern ihren Angestellten im Homeoffice stetig das Gefühl geben, erreichbar sein zu müssen, fördert das allenfalls Stress anstatt einer guten Work-Life-Balance.

Work-Life-Balance-Beispiele: Welche Unternehmen schneiden besonders gut ab?

Die azur-Bewerberumfrage 2021 stellt fest: Jobsuchenden ist bei der Arbeitgeberwahl neben dem Gehalt das Betriebsklima und die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie am wichtigsten. Doch welche Unternehmen erzielen hierbei gute Ergebnisse und wie schaffen sie die Balance? Nachfolgend stellen wir Ihnen vier Best Practices vor.

1. Ikea

Der blau-gelbe Schwede schreibt das Konzept der Work-Life-Balance im eigenen Unternehmen groß. Der Möbelhersteller geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht in der Work-Life-Sleep-Balance das Konzept zu erholten und zufriedenen Mitarbeitenden. Neben tarifgerechter Bezahlung, einer starken Unternehmenskultur und Personalrabatt zeichnet sich das schwedische Unternehmen vor allem durch Chancengleichheit, Vielfältigkeit und eine hohe Transparenz aus.

Noch bevor sich potenzielle Kandidatinnen oder Kandidaten beim Möbelhaus bewerben, werden sie auf der Karriereseite über die Arbeitgeberleistungen aufgeklärt. Dazu gehören beispielsweise 28 Urlaubstage, ein 13. Monatslohn, interne Entwicklungsmöglichkeiten sowie acht Wochen Elternzeit. Für Erwerbstätige bietet diese Transparenz bereits vor dem Einstieg bei Ikea die Chance abzuwägen, ob das Unternehmen der richtige Arbeitgeber für sie ist oder nicht.

2. HubSpot

Auch HubSpot legt größten Wert auf eine nachhaltige Work-Life-Balance und sieht sich selbst nicht als gewöhnliches Unternehmen, sondern möchte vielmehr als Gemeinschaft betrachtet werden, die Mitarbeitende, Kunden und Partnerinnen zusammenbringt. Positiv hervorgehoben werden vor allem die unbegrenzten Urlaubstage inklusive der weltweit im Unternehmen geltenden Urlaubswoche im Juli. Nach fünf Jahren steht Mitarbeitenden ein einmonatiges bezahltes Sabbatical zu.

Außerdem dürfen Angestellte dank Remote-Work-Vereinbarung von dort aus arbeiten, wo sie möchten. Damit Karriere und Familienwunsch wirklich vereinbar sind, gehört das sogenannte Social Freezing ebenfalls zum Programm: Mitarbeiterinnen können auf Wunsch ihre Eizellen einfrieren lassen, um später Mutter werden zu können.

Screenshot Work-Life-Balance Beispiel HubSpot

Quelle: Screenshot HubSpot-Website

3. Niceshops GmbH

Im Ranking der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu führt das Unternehmen Niceshops die Spitze der Work-Life-Balance an. Zu den Benefits der Firma gehören flexible Arbeitszeiten, Fortbildungsangebote, kostenloses Mittagessen sowie ein Zuschuss zur Kinderbetreuung in Höhe von bis zu 1.000 Euro.

Darüber hinaus betont Niceshops das überaus positive Arbeitsklima, das sich selbst nach getaner Arbeit in gemeinsamen Stammtischen wiederfinden lässt. Ganze 93 Prozent aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würden Niceshops weiterempfehlen, was auch die Bewertung mit 4,7 von 5 möglichen Sternen bei Kununu erklären dürfte.

4. Commerzbank

Die Commerzbank zeichnet sich vor allem als familienfreundlicher Arbeitgeber aus, denn Angestellte können ihre Kinder bis zum 13. Lebensjahr über den Kids & Co.-Service kostenfrei betreuen lassen. Die Betreuungszeit ist dabei vollkommen flexibel. Zusätzlich werden Beratungen und Workshops angeboten, die speziell auf Problemfälle in der Familie und viele weitere Themen rund um die Erziehung zugeschnitten sind.

Für Familien bietet die Commerzbank deshalb wertvolle Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Kinderspiel machen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Rückkehrgarantie nach der Elternzeit. So wird den Angestellten der Druck genommen, sich zwischen Familie oder Karriere entscheiden zu müssen.

Fazit: Eine gesunde Work-Life-Balance zahlt sich doppelt aus

Work-Life-Balance ist zu einem Buzzword der neuen Arbeitswelt geworden. Doch obwohl das Konzept auch kritisch betrachtet wird, hat es eine wachsende Bedeutung für viele Unternehmen. Vor allem der drastische Anstieg von Krankheitsfällen aufgrund psychischer Überlastung rückt das Lebenskonzept in den Fokus. Deshalb ist eine gesunde Work-Life-Balance sowohl für Unternehmen als auch für Angestellte zentral.

Während sich Erwerbstätige durch möglichst wenige Überstunden, klare Prioritäten und echte Auszeiten vor psychischen sowie physischen Erkrankungen schützen können, investieren Unternehmen durch Mitarbeitervorteile, Weiterbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitsmodelle sowie gesundheitsfördernde Programme in die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden.

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Titelbild: Maria Korneeva / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 11. Juli 2022, aktualisiert am September 15 2023

Themen:

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