Sie suchen eine simple Methode, um eine Situation zu analysieren und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln? Mit der Kraftfeldanalyse können Sie fördernde und hemmende Einflussfaktoren identifizieren und daraus Problemlösungen ableiten.

Wenn Sie wissen möchten, was genau eine Kraftfeldanalyse ist, wozu Sie sie durchführen und wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie weiter.

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Kraftfeldanalyse nach Lewin

Um Ihnen etwas nützliches Hintergrundwissen zur Methode der Kraftfeldanalyse zu verschaffen, gehen wir kurz auf den Ursprung des Ansatzes ein: Die Force-Field Analysis, zu Deutsch Kraftfeldanalyse, wurde vom Sozialpsychologen Kurt Lewin entwickelt. Ursprünglich bildete sie einen Rahmen für die Betrachtung von Faktoren (forces), die soziale Situationen beeinflussen.

Im Fokus der Betrachtung stehen dabei die Kräfte, die eine Entwicklung vorantreiben gegenüber denjenigen, die eine Bewegung verhindern. Das Prinzip lässt sich auf viele Anwendungsgebiete übertragen und findet sich heute in zahlreichen Disziplinen, wie beispielsweise dem Projektmanagement und dem Change Management.

Kraftfeldanalyse: Beispiel Projekt Online-Shop

Um die Prinzipien einer Kraftfeldanalyse zu verdeutlichen, nehmen wir folgendes Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein stationärer Lebensmittel-Einzelhändler überlegt, seine Waren auch per Online-Shop anzubieten, um noch mehr Kundinnen und Kunden bedienen und seinen Umsatz steigern zu können.

Ein solcher Online-Shop ist ein Projekt, das einige Veränderungen mit sich bringt. Eine Abwägung der Umstände und Faktoren, die pro und contra Online-Shop wirken, ist für den Inhaber sinnvoll, um sein Ziel der Umsatzsteigerung und Neukundengewinnung per Online-Verkauf möglichst widerstandsfrei zu erreichen.

Field Force Analysis: Pro und Contra zielorientiert einsetzen

Die Kraftfeldanalyse ist zunächst eine Bestandsaufnahme von Einflussfaktoren auf das Ziel: Als Erstes sollte sich der Einzelhändler genau darüber klar werden, in welcher Situation er jetzt ist und wohin er möchte. Eine darauf folgende Gegenüberstellung der positiven und negativen Einflusskräfte enthüllt Stärken und Schwächen auf dem Weg zum Ziel.

Zu den positiven Kräften gehören in diesem Beispiel die Erschließung neuer Kundenkreise, eine Umsatzsteigerung, bessere Margen und der vorhandene Kundenwunsch. Potenziell negative Faktoren sind beispielsweise fehlendes technisches Know-How, die Kosten, fehlende Prozesse und unkooperative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Kraftfeldanalyse hilft dabei, all diese Aspekte zu visualisieren und die richtigen Schritte zu einem funktionierenden Aktionsplan abzuleiten. Wie Sie Schritt für Schritt eine Kraftfeldanalyse durchführen, erfahren Sie im nächsten Absatz.

Kraftfeldanalyse erstellen: In acht Schritten zum realistischen Aktionsplan

Die Kraftfeldanalyse dient dazu, im Vorfeld einer Veränderung oder bei einer Problemlage die positiven und blockierenden Kräfte einschätzen und austarieren zu können. Im Idealfall verstärken Sie die positiven Aspekte und entschärfen die Negativpunkte. Dazu müssen Sie sie aber erst einmal kennen. So gehen Sie bei der Analyse vor:

  1. Bestimmen Sie den Status Quo und Ihr Ziel. Anders gesagt: Wo stehen Sie und wo möchten Sie hin? Nehmen Sie Stift und Papier, ein iPad oder eine sonstige Mindmap zur Hand und notieren Sie das Ziel in der Mitte Ihrer Grafik.
  2. Listen Sie rechts vom Ziel Kräfte auf, die die Zielerreichung behindern, etwa mangelnde Kooperationsbereitschaft der Belegschaft, Angst vor Neuerungen, schlechter Informationsfluss, finanzielle Belastungen.
  3. Links von der Mitte schreiben Sie auf, welche positiven Kräfte auf den Erfolg des angestrebten Ziels wirken, so beispielsweise ein innovationsbegeistertes Team, interessierte Stakeholder und ein zu erwartendes Umsatzplus.
  4. Sie haben nun ein Diagramm, das fast wie eine einfache Pro- und Contra-Tabelle aussieht. Wichtiges steht noch gleichbedeutend neben Unwichtigem. Im vierten Schritt gewichten Sie deshalb die hemmenden Faktoren nach ihrer Schwere. Sie können die kritischen Punkte beispielsweise mit Nummern versehen: „1“ ist der schwierigste Punkt, „5“ der leichteste. Fragen Sie sich: Was ist eher einfacher zu beheben, welcher Hemmschuh ist schwerer zu beseitigen?
  5. In diesem Schritt skalieren Sie die positiven Kräfte, um den Überblick über Ihre fördernden Faktoren zu bekommen.
  6. Bestimmen Sie Maßnahmen, um die Negativkräfte abzuschwächen. Wenn es beispielsweise am Informationsfluss hapert, richten Sie ein regelmäßiges Meeting für den Erfahrungsaustausch des Teams ein. Sorgen Sie auch für eine Projektplattform, auf die alle Teammitglieder zugreifen können, sodass es für alle ein Leichtes ist, sich immer auf den neuesten Stand zu bringen.
  7. Legen Sie Strategien fest, um die Positivkräfte zu verstärken. Diese können durchaus auch im sozialen Bereich liegen; denken Sie etwa an Teambuilding-Maßnahmen.
  8. Auf der Grundlage aller Erkenntnisse legen Sie einen Aktionsplan fest. Dieser enthält in der Regel die Spalten „Was – Wer – Bis wann“ und wird regelmäßig im Plenum aktualisiert, bis das Ziel erreicht ist.

Kraftfeldanalyse und Stakeholder: Diesen Zusammenhang sollten Sie kennen

Stakeholder bilden ein nicht zu unterschätzendes Kraftfeld, das Entscheidungen und Strategien hinsichtlich Ihres Projektes mitbestimmt. Sie treffen im Businessalltag regelmäßig auf Unterstützer eines Projektes, aber auch auf Stakeholder, die das Projekt hemmen.

Der jeweilige Einfluss, seine Einstellung und die Macht eines Stakeholders, beispielsweise eines Großkunden, einer bedeutenden Kundengruppe oder einer Aktionärin, entscheidet über die Gewichtung innerhalb Ihrer Kraftfeldanalyse. Es empfiehlt sich, das Stakeholder-Management und alle relevanten Position sorgfältig in die Analyse einzubeziehen, um Ihr Ziel glatt zu erreichen.

Kraftfeldanalyse im Projektmanagement: Ursachen finden und Gegenmaßnahmen entwickeln

Wenn es im Projekt hakt, ist oft nicht direkt klar, woran das liegt. Noch schwieriger ist es zuweilen, eine Lösung für die Störungen zu finden. Das Verfahren der Kraftfeldanalyse ist dazu geeignet, die Gründe für Schwierigkeiten innerhalb eines Projektes zu analysieren und gezielte Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Die Methode fokussiert sich also darauf, Projektmanagerinnen und Projektmanager in einer problematischen Situation auf Handlungsoptionen aufmerksam zu machen.

Fazit: Die Kraftfeldanalyse ist ein probates Mittel für Projekte und Problemlagen

Das Umfeld jedes Projekts enthält zweierlei wichtige Faktoren: Diejenigen, die förderlich für das Vorhaben sind, und diejenigen, die hemmend für das Projekt sind. Diese Kräfte zu identifizieren, ist der erste Schritt auf dem Weg, sie im Sinne der Zielerreichung zu beeinflussen. Mit Hilfe der Kraftfeldanalyse gelingt es Ihnen leichter, Positives zu verstärken und Hindernisse zu beseitigen.

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Titelbild: Tirachard / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 16. Dezember 2021, aktualisiert am März 24 2023

Themen:

Projekt-Management