Stellen Sie sich vor, Ihr Mitarbeiter stellt gerade seine Präsentation fertig, als Ihnen eine Verbesserung einfällt. Sie greifen an ihm vorbei nach der Maus und erledigen das schnell selbst. Erklären hätte ja viel länger gedauert. Klingt diese Situation für Sie vertraut? Dann ist es vielleicht an der Zeit, dass Sie sich einmal mit dem Thema Mikromanagement beschäftigen.
In diesem Artikel erfahren Sie, woran Sie erkennen, ob Sie ein Mikromanager sind – und was Sie dagegen tun können.
Was ist Micromanagement?
Der Begriff Micromanagement bezeichnet einen Führungsstil, der sich durch eine überzogene Detailorientierung und Kontrolle auszeichnet. Micromanagerinnen und Micromanager tun sich schwer, Aufgaben zu delegieren und Vertrauen aufzubringen. Sie lassen Mitarbeitenden wenig Gestaltungsspielraum in ihrem Aufgabenbereich und kontrollieren auch kleinste Details.
Micromanager: Das sind die zwölf Symptome
Das Motto des Mikromanagers lautet: „Alles muss man selber machen“. Ein typischer Vertreter seiner Art gibt haarkleine Arbeitsanweisungen, lässt möglichst jeden Vorgang über seinen Tisch laufen und übernimmt ungefragt Detailaufgaben, die eigentlich in den Arbeitsbereich seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören.
Die hohe Präsenz, das mangelnde Vertrauen und die ständige Einmischung und Kontrolle in die Arbeitsweise des Teams durch einen Micromanager oder eine Micromanagerin können für die Motivation der Mitarbeitenden ein echtes Problem werden. Folgende zwölf Anzeichen weisen darauf hin, dass Sie ein Micromanager oder eine Micromanagerin sein könnten:
- Statt zu delegieren, übernehmen Sie Aufgaben oder Aufgabenteile Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Jede Entscheidung eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin wird von Ihnen persönlich geprüft.
- Sie möchten immer alles ganz genau wissen und schalten sich häufig in die Arbeit anderer ein.
- Teammitglieder müssen Ihnen immerzu Zwischenergebnisse liefern.
- Sie betreiben „Fehlerguckerei“ – fokussieren sich also über die Maßen auf Fehler.
- Sie sind fast permanent unzufrieden mit den Ergebnissen der Arbeit Ihres Teams.
- Sie verzetteln sich in Details, schaffen Ihr eigenes Pensum kaum noch und verlieren die Ziele aus den Augen.
- Sie sprechen nur selten Lob aus.
- Sie erwarten von Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Perfektionismus.
- Sie halten es für gut, häufig Wissen für sich zu behalten.
- Projekte haken bedenklich, Deadlines müssen oft verschoben werden.
- Ihre Teammitglieder sind häufiger krank und fehlen.
Micromanagement vermeiden: Einsicht ist der erste Schritt
Idealerweise habe Sie selbst schon erkannt, dass Sie zu viel im operativen Geschäft arbeiten, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ganz zufrieden sind und Sie Ihre eigentlichen Aufgaben kaum noch schaffen. Verabschieden Sie sich vom Micromanagement. Eine Umstellung Ihrer Arbeitsweise auf das Makromanagement kann für Sie selbst, Ihre Mitarbeitenden und nicht zuletzt für Ihr Unternehmen echte Vorteile bringen. Was genau Makromanagement bedeutet, erklären wir im Folgenden.
Vom Mikromanagement zum Makromanagement: So geht‘s
Das positive Gegenteil vom Mikromanagement ist das Makromanagement. Als Makromanager und Makromanagerin tun Sie das, was Leadership ausmacht: Sie haben das große Ganze des Unternehmens im Blick. Ihr Augenmerk liegt auf der Marktentwicklung und Trends, der Unternehmensvision, und dem übergeordneten Sinn.
Vordergründig verfolgen Sie die definierten Unternehmensziele, kommunizieren sie dem Team und lassen Strategien zur Zielerreichung erarbeiten. Dabei lassen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Freiraum, den gefassten Plan eigenverantwortlich und selbstständig umzusetzen.
Wenn Sie folgende Tipps nach und nach beherzigen, passen Sie Ihren Führungsstil der heutigen Zeit an, motivieren Ihre Mitarbeitenden und erreichen so die gesetzten Unternehmensziele einfacher:
- Versteifen Sie sich nicht auf vorgegebene Arbeitsweisen, sondern bleiben Sie flexibel. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Profis im eigenen Arbeitsbereich und kennen ihn am besten. So fördern Sie Motivation und Eigenverantwortung.
- Organisieren Sie die Arbeit projektbasiert. Auf diese Weise schaffen Sie Expertenteams und fördern eine teamorientierte und selbstständige Arbeitsweise.
- Lernen Sie zu delegieren. Wenn Sie operative Arbeit und unwichtigere Aufgaben abgeben, bleibt Ihnen mehr Zeit für die wichtigen Dinge.
- Legen Sie Wert auf eine Kommunikation auf Augenhöhe. Herablassendes Verhalten und eine achtlose Wortwahl waren noch nie produktiv.
- Etablieren Sie eine konstruktive Fehlerkultur. Coachen Sie Ihre Mitarbeitenden und sich selbst dahingehend, dass Fehler zwar unangenehm, aber kein Weltuntergang sind. Sie enthalten immer auch eine Chance zur Verbesserung. Wenn Angestellte aus Angst zu viel Energie in die Vermeidung von Fehlern stecken, wirkt sich dieses nachteilig auf den Arbeitsfluss aus. Falls sich Fehler bei einer Person oder einem Team allerdings häufen, sprechen Sie dies offen an und gehen der Ursache auf den Grund.
- Sorgen Sie für Transparenz statt „Command and Control“. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen naturgemäß mehr Verständnis und Loyalität auf, wenn sie verstehen, was im Unternehmen vor sich geht.
Kontrolle durch den Manager: Nicht übertreiben
Zu viel Kontrolle wirkt erstickend auf die Leistungsbereitschaft Ihres Teams. Die typische Micromanagement-Mischung aus aufwändiger Fehlersuche, Einmischung, Druck, Angst, Regeln, Überwachung und Misstrauen kann schnell ein toxisches Arbeitsklima schaffen. Obgleich Ihre Motivation als Managerin oder Manager natürlich darin besteht, das Unternehmen durch immer bessere Arbeit vorwärts bringen zu wollen, erreichen Sie durch Ihren Perfektionismus genau das Gegenteil.
Die besten Mitarbeitenden fühlen sich auf die Dauer durch zu engmaschige Kontrollen eingeengt und unwohl. Kündigungen sind die natürliche Folge. Andere gehen in die innere Emigration und machen Dienst nach Vorschrift. Von ihnen ist keine „Extra Meile“ mehr zu erwarten. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollten Sie darauf hinarbeiten, sich gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu sichern. Betrachten Sie Ihren Führungsstil als wichtigen Faktor für die Mitarbeiterbindung.
Fazit: Mikromanagement hat eine destruktive Wirkung
Bestimmte Kennzeichen können Ihnen Hinweise darauf geben, ob Sie micromanagen. Dazu gehören übersteigerte Erwartungen, Perfektionismus, der Drang nach ständigem Reporting, Kontrollzwang und allgemeine Unzufriedenheit.
Ihren Führungsstil auf eine moderne Form von Leadership umzustellen, kann für Sie selbst, Ihr Team und nicht zuletzt auch Ihr Unternehmen eine echte Wendung zum Besseren darstellen, denn Mitarbeitermotivation und Unternehmenserfolg hängen bekanntlich eng zusammen. Trauen Sie sich, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vertrauen.
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