Oft fehlt im hektischen Berufsalltag der Blick für das große Ganze. Wo liegen die Stärken des eigenen Unternehmens, wo die Schwächen? Wo lauern Chancen, wo gibt es Risiken? Die SWOT-Analyse hilft in solchen Situationen und beantwortet diese Fragen systematisch. Wir zeigen Ihnen, wie Sie selbst Schritt für Schritt eine SWOT-Analyse in Ihrem Unternehmen durchführen können.
Was ist eine SWOT-Analyse?
Eine SWOT-Analyse ist ein strategisches Tool, mit dem Unternehmen ihre internen Stärken und Schwächen sowie externe Chancen und Risiken identifizieren und bewerten können. Das Akronym SWOT steht dabei für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken).
SWOT-Analyse: Herkunft und Bedeutung
Der Ursprung des Begriffs in seiner heutigen Definition liegt in den 1950er-Jahren. An der Harvard Business School in den Vereinigten Staaten wurde diese Methode zur Bearbeitung von Fallstudien eingeführt.
Durch eine solche SWOT-Analyse können Unternehmen sich strategisch positionieren bzw. neu ausrichten. Die vier Kernmerkmale bilden den Ist-Zustand Ihres Betriebs transparent ab und liefern einen übersichtlichen Gesamteindruck. Diese Art der Strategieplanung offenbart Stärken und Schwächen, hilft dabei, strategische Entscheidungen zu treffen und ist gleichzeitig eine Situationsanalyse.
Warum sollte man eine SWOT-Analyse durchführen?
Durch die Kombination von internen und externen Aspekten ermöglicht die SWOT-Analyse aus unserer Sicht eine umfassende Sicht auf die aktuelle Situation und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten – etwas, das bei all der operativen Arbeit oft auf der Strecke bleibt.
Als Steuerungsinstrument des strategischen Managements in der Unternehmensentwicklung dient sie in erster Linie zur realistischen Einschätzung der eigenen Potenziale. Weitere Einsatzbereiche finden sich allerdings auch im Marketing.
Was ist das Ziel einer SWOT-Analyse?
Ziel einer SWOT-Analyse ist es, Erkenntnisse über den Ist-Zustand des Unternehmens zu gewinnen und darauf basierend Strategien und Verbesserungsvorschläge für die Zukunft abzuleiten. Eine derartige Untersuchung löst dementsprechend keine Probleme, sondern macht sie sichtbar und unterstützt bei der Suche nach Lösungen. Sie ist eine der am häufigsten verwendeten Methoden bei der Entwicklung von Unternehmensstrategien.
Eine SWOT-Matrix unterscheidet dabei in interne (Stärken und Schwächen) und externe (Chancen und Risiken) Faktoren. Konkrete Ziele jeder SWOT-Analyse sind:
- Identifikation aller Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Unternehmens
- Prüfung, ob ein Geschäftsmodell oder Produkt mit seinem Mix aus den vier Faktoren realistisch am Markt bestehen kann
- Ableitung von Maßnahmen, die dem Unternehmen strategisch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen
SWOT-Analysen und ihre Anwendungsbereiche
Die SWOT-Analyse wird oft in Zusammenhängen mit einer Unternehmensidee im Rahmen eines Businessplans oder der grundsätzlichen Analyse einer Organisation verwendet.
Dabei sind die Anwendungsbereiche vielfältig. Eine SWOT-Analyse kann auch für folgende Bereiche eingesetzt werden:
- Einzelprodukte
- Produktlinien
- Prozesse
- Personen
- Einzelne Unternehmensbereiche/-abteilungen
SWOT-Analyse
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- Stärken und Schwächen erkennen
- Chancen und Risiken aufdecken
- Passgenaue Maßnahmen für Ihr Unternehmen ableiten
- Businessideen und Unternehmen analysieren
Vorteile und Nachteile einer SWOT-Analyse
Die folgenden Vorteile untermauern, wie wichtig eine SWOT-Analyse sein kann:
- Klar und schnell: Eine SWOT-Analyse bietet eine rasche und strukturierte Übersicht über die internen und externen Faktoren, die den Unternehmenserfolg beeinflussen.
- Einfache Durchführung: Die Methode ist leicht verständlich und braucht weder großes Know-how noch Softwarelösungen zur Durchführung. Zudem kann die SWOT-Analyse unabhängig von der Unternehmens- oder Projektgröße erstellt werden.
- Strategien ableitbar: Je nach Ergebnis der SWOT-Analyse lassen sich übergeordnet vier Strategien schlussfolgern. Diese stellen wir Ihnen später im Detail vor.
Es gibt allerdings auch einige Nachteile der SWOT-Analyse. Diese treten vor allem im Vergleich mit anderen strategischen Steuerungsinstrumenten, wie etwa umfassenden Potenzialanalysen auf:
- Hoher Aufwand: Um alle vier Dimensionen der SWOT-Matrix aussagekräftig ausfüllen zu können, ist viel Recherche erforderlich. Zudem ist nicht immer klar, welcher Punkt welcher Kategorie (Stärke, Schwäche, Chance oder Risiko) zugeordnet werden soll.
- Einfache Darstellung: Die SWOT-Analyse bietet eine eher grobe Übersicht – grundlegend alle Informationen bildet sie nicht ab. Das führt im Zweifel dazu, dass wichtige Details verloren gehen.
- Keine Priorisierung: Eine SWOT-Matrix identifiziert zwar wichtige Faktoren, priorisiert diese aber nicht. Ohne zusätzliche Analysen ist es daher oft schwer, die richtigen Maßnahmen abzuleiten.
SWOT-Analyse erstellen: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung
Eine SWOT-Analyse kann in insgesamt vier Schritten praktisch umgesetzt werden. Für transparente und eindeutige Ergebnisse empfehlen wir Ihnen, die Analyse in einer Gruppe durchzuführen, um das Wissen zu teilen. Prinzipiell ist es auch möglich, die Methode allein anzuwenden, auf diese Weise können jedoch die Vorteile gruppendynamischer Prozesse nicht genutzt werden.
Unser wichtigster Tipp: Es ist für eine SWOT-Analyse elementar, diese gewissenhaft und unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte durchzuführen. Dies trägt dazu bei, eine möglichst vollständige Analyse aller Faktoren des eigenen Unternehmens und dessen Umwelt, beispielsweise dem Wettbewerb oder gesetzlichen Rahmenbedingungen, zu erhalten.
1. Schritt: Eine SWOT-Analyse-Matrix erstellen
Zu Beginn einer SWOT-Analyse ist es hilfreich, eine Matrix zum Abbilden der Erkenntnisse anzufertigen. Diese umfasst die vier bereits erwähnten Merkmale: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Beim Ausfüllen der Matrix sollte außerdem darauf geachtet werden, die vier Kernpunkte sowohl aus der eigenen als auch der Fremdperspektive zu betrachten.
Eine 2x2 SWOT-Matrix für Ihre Analyse könnte zum Beispiel so aussehen:
Nutzen Sie für die Erstellung der Matrix Excel, PowerPoint oder andere digitale Hilfsmittel. Bei der Erarbeitung der SWOT-Matrix in einer Gruppe bietet sich auch der klassische, analoge Weg an. Zeichnen Sie die Matrix manuell auf ein Flipchart oder digitales Board und halten so direkt alle Meldungen der Gruppe fest.
Wem das zu kompliziert ist: Unsere HubSpot-SWOT-Matrix sowie weitere kostenlose Content-Marketing-Vorlagen können Sie sich ganz bequem hier herunterladen.
2. Schritt: Interne Analyse – Stärken und Schwächen identifizieren
Nachdem im ersten Schritt eine Matrix zum Festhalten der Ergebnisse erstellt wurde, können Sie sich nun daran machen, konkrete Fakten zusammenzutragen.
Dafür werden zunächst die unternehmenseigenen Stärken und Schwächen (interne Analyse) beleuchtet. Hierbei betrachten Sie Abläufe und Zustände, die das Unternehmen von der Konkurrenz sowohl positiv als auch negativ abheben.
Analyse der Stärken in der SWOT-Matrix
Stärken lassen sich in der SWOT-Analyse etwa durch folgende Fragen identifizieren:
- Was machen wir besser als unsere Konkurrenz? Beispiel: Durch effiziente Personaleinsatzplanung schaffen Sie es, bei gleichen äußeren Bedingungen eine höhere Marge als Ihre Mitbewerbenden zu erzielen.
- Auf welche Ursachen sind vergangene Erfolge zurückzuführen? Beispiel: Durch personelle Kontinuität ist das Know-how im Unternehmen herangewachsen, mit dem Konkurrentinnen und Konkurrenten aufgrund erhöhter Fluktuation nicht mithalten können.
- Welche Faktoren heben uns von der Konkurrenz ab? Beispiel: Sie besitzen höhere Produktionskapazitäten als alle Mitbewerbenden und können so größere Aufträge abgreifen.
Dabei können auch Unterscheidungsmerkmale wie besonders qualifizierte Mitarbeitende, ein guter Standort oder technologisches Fachwissen als Stärken infrage kommen.
Analyse der Schwächen in der SWOT-Matrix
Schwächen lassen sich durch ähnliche Fragestellungen sichtbar machen:
- Wo treten immer wieder Probleme auf? Beispiel: In einem Prozess mit insgesamt sechs Schritten schaffen Sie es nicht, den fehlerhaften fünften Schritt nachhaltig zu optimieren.
- Was macht die Konkurrenz besser als wir? Beispiel: Ihre Konkurrenz schafft es durch die Zusammenarbeit mit einem Paketdienstleister, ihre Produkte immer einen Tag schneller auszuliefern.
- Bei welchem Prozess werden unnötig Ressourcen verschwendet? Beispiel: Die Erfassung Ihrer Eingangsrechnungen läuft komplett manuell ab, da Sie noch keine digitale Erfassungssoftware in der Buchhaltung nutzen. Hier verschwenden Sie personelle Ressourcen.
Eine geringe Finanzkraft, die Abhängigkeit von externen Partnern oder auch das Fehlen eines eigenen Vertriebs qualifizieren sich hier als mögliche Schwächen.
Stärken und Schwächen resultieren in der Regel aus internen Prozessen und Zuständen des Unternehmens. Die ermittelten Werte können bereits in diesem Schritt in die Matrix eingetragen werden.
Seien Sie an dieser Stelle ehrlich gegenüber sich selbst. Auch uns fällt es nicht immer leicht, Schwächen einzugestehen. Aber: Ohne die schonungslose Analyse dieser ist es unmöglich, Ihre Unternehmensleistung nachhaltig zu optimieren und zu steigern.
3. Schritt: Externe Analyse – Chancen und Risiken erkennen
Widmen Sie sich im dritten Schritt den äußeren Einflüssen, die auf Ihr Unternehmen wirken, auch Rahmenbedingungen oder Umweltfaktoren genannt. Diese Stufe der SWOT-Analyse ist auch als Umweltanalyse oder externe Analyse bekannt.
Nehmen Sie in diesem Schritt mögliche Chancen und Risiken genauer unter die Lupe. Diese werden meist von externen, unternehmensunabhängigen Faktoren beeinflusst. Zu diesen Faktoren zählen beispielsweise Markt- und Konkurrenzentwicklungen, Änderungen in der Gesetzgebung oder aktuelle Gesellschaftstrends.
Chancen in der SWOT-Analyse
Welche Chancen sich für das Unternehmen ergeben, kann durch folgende Fragen ermittelt werden:
- Von welchen Trends könnten wir profitieren? Beispiel: Als Hersteller von veganen Fleischersatzprodukten profitieren Sie vom zunehmenden Verzicht auf Fleisch- und Wurstwaren.
- Welchen Bereich können wir zukünftig ausbauen? Beispiel: Ein ursprünglich als Nebengeschäft angedachter Unternehmensbereich trägt einen überproportionalen Teil zu Ihrem Geschäftsgewinn teil. Ein verstärkter Fokus auf diesen Bereich ist eine Chance, weiterzuwachsen.
- Welche Chancen ergeben sich aus den gesammelten Stärken? Beispiel: Sie haben identifiziert, dass in Ihrer Marketingagentur vier Mitarbeitende Grafikarbeiten für Kundinnen und Kunden anbieten könnten. Aktuell kaufen Sie diese Dienstleistung noch ein. Hier besteht die Chance, Kosten zu sparen.
Risiken-Analyse in der SWOT-Matrix
Alle Faktoren und Entwicklungen rund um das Unternehmen, die einen direkten Einfluss nehmen, werden im Rahmen der SWOT-Analyse als Risiken bezeichnet. Herausforderungen ergeben sich zum Beispiel aus den folgenden Fragen:
- Welche Trends könnten uns in Zukunft Probleme bereiten? Beispiel: Als klassische Druckerei stellt Sie die zunehmende Digitalisierung vor massive Herausforderungen, da vieles, was bisher gedruckt wurde, künftig digital verfügbar gemacht wird.
- Welche Faktoren könnten zukünftig unsere Wirtschaftlichkeit gefährden? Beispiel: Ein Großteil Ihrer Kundschaft sitzt in den Vereinigten Staaten – der Wechselkurs Euro/Dollar entwickelt sich in die aus Ihrer Sicht falsche Richtung, was die Profitabilität senkt.
- Welche juristischen Änderungen könnten unsere Prozesse beeinflussen? Beispiel: Der PKW-Verbrennungsmotor wird gesetzlich verboten. Als auf Verbrenner spezialisierte Kfz-Werkstatt entzieht Ihnen dieses Gesetz langfristig die Geschäftsgrundlage.
Die wichtigsten Erkenntnisse der vier Faktoren – also alle internen Stärken und Schwächen, als auch alle externen Chancen und Risiken – werden zusammengeführt, in der Matrix dargestellt und kritisch beurteilt. Anschließend können anhand der ausgefüllten Matrix Maßnahmen für die Strategieentwicklung des Unternehmens abgeleitet werden.
4. Schritt: Maßnahmen aus der ausgefüllten SWOT-Matrix ableiten
Durch eine ausgefüllte SWOT-Matrix ist der Analyseprozess abgeschlossen. Damit die Untersuchung auch langfristig zur strategischen Planung des Unternehmens beitragen kann, müssen anhand der gesammelten Ergebnisse nun Maßnahmen definiert werden. Für konkrete Maßnahmen können sich Unternehmen die folgenden Fragen stellen:
- Wie können die angeführten Chancen erfolgreich genutzt und mögliche Risiken verringert werden?
- Wo treffen eigene Schwächen auf mögliche Risiken?
- Welche Chancen können durch die eigenen Stärken in Zukunft genutzt werden?
Ziel des Verfahrens ist es, durch die ausgefüllte SWOT-Matrix Synergien zwischen den vier Kategorien zu erkennen. Aus diesen Erkenntnissen können schließlich Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Diese helfen Ihrem Unternehmen, sich für die Zukunft strategisch zu positionieren und von der Konkurrenz wahrnehmbar abzuheben.
SWOT-Analyse
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Ergebnisse der SWOT-Analyse deuten: Nutzen Sie folgende Tipps
Von zentraler Bedeutung ist die Ausführung der Handlungsempfehlungen. Es genügt nicht, eine lückenlose SWOT-Analyse durchzuführen, Empfehlungen zu definieren und dennoch keine Veränderungen vorzunehmen – was wir in der Praxis oft erleben.
Oftmals ergeben sich aus einer SWOT-Matrix Handlungsempfehlungen, die sich operativ direkt umsetzen lassen. Andere hingegen sind eher dem strategischen Veränderungsprozess zuzurechnen.
Daher gilt: Haben Sie Erkenntnisse erhalten, die direkt umsetzbar sind – etwa, dass der Preis Ihres Produkts deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegt und erhöht werden sollte – gehen Sie diese Veränderung auch sofort an.
SWOT-Analyse: Vier mögliche Strategien
Oft sind die Erkenntnisse allerdings strategischer Natur. Hier unterscheiden wir vier mögliche Ausrichtungen der Strategie:
- Ausbauen (SO-Strategie)
- Absichern (ST-Strategie)
- Aufholen (WO-Strategie)
- Vermeiden (WT-Strategie)
Die jeweilige Strategie ergibt sich aus den Ergebnissen der Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen. Wir stellen Ihnen die vier Taktiken jeweils inklusive eines Beispiels vor.
SO-Strategie – Ausbauen: Stärken und Chancen nutzen
Im Rahmen der SO-Strategie (Strengths und Opportunities) nutzen Sie Ihre internen Stärken, um externe Chancen zu ergreifen – erhalten Sie diese Erkenntnis aus der SWOT-Analyse, ist das ein sehr gutes Zeichen zum Ausbau Ihres Geschäfts.
Die Strategie ist ideal, wenn Ihr Unternehmen starke Fähigkeiten besitzt, die auf günstige Marktbedingungen treffen.
Beispiel: Ein Software-Unternehmen mit überdurchschnittlich guten Programmierern und Programmiererinnen (Stärke) könnte neue KI-Markttrends (Chance) nutzen, um innovative Produkte zu entwickeln.
ST-Strategie – Absichern: Stärken und Risiken nutzen
Bei der ST-Strategie (Strengths und Threats) nutzen Sie die identifizierten internen Stärken, um externe Risiken abzuwehren oder zu minimieren – Sie sichern sich also ab. Diese Strategie ist besonders nützlich, wenn Ihr Unternehmen starke Ressourcen besitzt, die Sie gegen potenzielle Bedrohungen und Risiken einsetzen können.
Beispiel: Eine Firma mit starker Markenbekanntheit (Stärke) könnte Marketingkampagnen starten, um sich gegen den aufkommenden Wettbewerb aus dem gleichen Segment (Risiko) zu behaupten und die Marktführerschaft zu verteidigen.
WO-Strategie – Aufholen: Schwächen und Chancen nutzen
Die WO-Strategie (Weaknesses und Opportunities) hilft dabei, interne Schwächen zu überwinden, um die identifizierten externen Chancen zu nutzen – diese Erkenntnis aus der SWOT-Matrix kann beispielsweise einen Transformationsprozess in Gang setzen.
Sie eignet sich vor allem dann, wenn Sie Marktpotenziale erkennen, aber zunächst interne Verbesserungen vornehmen müssen, damit Sie diese Chancen voll ausschöpfen können.
Beispiel: Ein Unternehmen mit veralteter Technologie (Schwäche) könnte in neue Technologien investieren, um den wachsenden Markt für digitale Dienstleistungen (Chance) zu erschließen und somit wettbewerbsfähig zu bleiben.
WT-Strategie – Vermeiden: Schwächen und Risiken nutzen
Im Rahmen der WT-Strategie (Weaknesses und Threats) minimieren Sie Ihre Schwächen und schützen sich gleichzeitig gegen externe Bedrohungen. Gibt die ausgefüllte SWOT-Analyse diesen Weg vor, ist das ein kritisches Zeichen. Dann ist diese Strategie wichtig, um sich zu schützen und weitere Herausforderungen zu vermeiden.
Beispiel: Ein Industrieunternehmen mit ineffizienten Prozessen (Schwäche) sollte seine Produktionsabläufe optimieren, um sich durch Prozessoptimierung besser gegen steigende Materialkosten (Risiko) zu wappnen.
SWOT-Analyse: Typische Probleme und Fehler
Auch oder gerade weil die SWOT-Analyse ein so mächtiges Werkzeug in der Strategieplanung ist, erleben Unternehmen immer wieder die gleichen typischen Fehler und haben dadurch mit aufkommenden Problemen zu kämpfen.
Wir empfehlen Ihnen, folgende Fehler nicht zu begehen:
- Ergebnisse werden durch persönliche Meinungen der Beteiligten und somit fehlender Objektivität verzerrt
- Veraltete oder unvollständige Daten, etwa bei der Analyse des Wettbewerbs, führen zu unzuverlässigen Ergebnissen
- Wichtige Stärken, Schwächen, Chancen oder Risiken werden nicht erkannt – weil nicht ausreichend recherchiert oder unsauber gearbeitet wird
- Die SWOT-Analyse wird nicht regelmäßig aktualisiert und ist dadurch schnell überholt
- Aus den Ergebnissen werden zwar Handlungsempfehlungen abgeleitet, diese aber wiederum nicht umgesetzt
- Unternehmen ruhen sich auf den identifizierten Stärken aus und empfinden die Verbesserungen so als nicht notwendig
- Komplexe Sachverhalte werden zu vereinfacht dargestellt, wodurch die Ergebnisse verfälscht werden
SWOT-Analyse: Beispiele
Um die SWOT-Matrix an Praxisbeispielen zu veranschaulichen, blicken wir auf drei verschiedene Unternehmen. Die Unternehmensanalyse haben wir jeweils mit einer klassischen Stärken-Schwächen-Analyse durchgeführt.
Eine Anmerkung noch vorweg: Die aufgeführten Faktoren bei Apple und den anderen beiden Unternehmen sind keineswegs vollständig – die Liste lässt sich bei ausführlicher Betrachtung noch lange fortführen. Sie geben aber einen ersten Einblick, wie eine SWOT-Analyse in der Praxis aussehen kann.
Apple
Stärken
- Innovationsführer seit Jahrzehnten: Der erste marktfähige PC, das erste Smartphone – nur zwei der innovativen Produkte, die aus der Innovationsschmiede des kalifornischen Unternehmens hervorgegangen sind.
- Markenbekanntheit und -reputation: Es gibt keine genaue Prozentzahl, wie vielen Menschen Apple weltweit ein Begriff ist – der angebissene Apfel dürfte jedoch zu den bekanntesten Marken der Welt zählen.
- Kundenbindung: Apple gelingt es, seine Kundinnen und Kunden überdurchschnittlich lange an seine Produkte zu binden. Dieses Kundenverhalten sorgt für Planbarkeit.
- Einzigartiges Marketing: Klare und einfache Kommunikation, langersehnte Produktvorstellungen und Apple Stores an hoch frequentierten Standorten.
Schwächen
- Preis: Mit seiner Premium-Preisstrategie liegt Apple in vielen Produktkategorien preislich deutlich vor der Konkurrenz.
- Inkompatibilität: Viele Produkte funktionieren nur im Apple-Kosmos. Eine Anbindung an Produkte Dritter ist oft nicht möglich.
- Kleines Produktportfolio: Im Vergleich zur Konkurrenz hat Apple nur wenige Produkte im Portfolio. Der potenzielle Ausfall eines einzelnen Produkts ist ein Risiko.
Chancen
- Neue Märkte: Apple arbeitet intensiv an KI-Innovationen für seine Produkte, zudem an der Apple Vision Pro. Der Einstieg in neue Märkte bietet zusätzliche Erlöspotenziale.
- Technologisierung: Der technische Fortschritt schreitet immer weiter voran. Als Konzern mit klarem Fokus auf Technik eröffnet diese Tatsache weitere Chancen.
Risiken
- Konkurrenz: Der Innovationsvorsprung und das Know-how aus den Anfängen des iPhones schmilzt mit zunehmender Konkurrenz immer weiter.
- Kartellrisiken: Ähnlich wie in China könnten auch die Vereinigten Staaten ein besonderes Auge auf Apple werfen, sollte der Einfluss des Konzerns zu stark werden. Politische Regulierungen wären die Folge.
Red Bull
Stärken
- Marktführerschaft: Red Bull war das erste Energy-Getränk, das im Westen entwickelt, verkauft und populär wurde. Der Name Red Bull ist gleichbedeutend mit Energydrinks.
- Marketing: Red Bull erzielt starke und steigende Umsätze durch seine ungewöhnlichen Marketingstrategien, ob im Extremsport, bei Events wie dem Stratosphärensprung oder „normalem“ Team- und Event-Sponsoring.
- Diversifiziertes Portfolio: Red Bull ist nicht nur für seine Energydrinks bekannt, sondern auch in anderen Sektoren tätig – etwa im Bereich Lifestyle-Magazine oder mit Mobilfunkdiensten.
- Globale Präsenz: Red Bull wird in über 175 Ländern weltweit verkauft und der Konzern wächst weiter.
Schwächen
- Geringer Marktanteil in der Softdrink-Branche: Trotz der Dominanz im Energy-Drink-Markt hat Red Bull nur einen geringen Marktanteil in der breiteren Softdrink-Branche.
- Rückgang des Marktanteils: Seit 2009 verzeichnet Red Bull einen Rückgang des Marktanteils – neue Wettbewerber und die internationale Expansion etablierter Marken sind die Gründe.
- Produktionsmethoden: Red Bull produziert alle seine Produkte in Österreich, was hohe Versandkosten und begrenzte Produktionskapazitäten zur Folge hat.
Chancen
- Wachstum im asiatisch-pazifischen Markt: Der asiatisch-pazifische Markt bietet großes Wachstumspotenzial, da der Absatz von Energydrinks in dieser Region stark zugenommen hat.
- Produktdiversifizierung: Red Bull experimentiert mit neuen Produktvarianten – das bietet Wachstumschancen.
- Erweiterung in neue Märkte: Das kontinuierliche Wachstum in Übersee- und Schwellenländern bietet zusätzliche Erlöspotenziale.
Risiken
- Wachsende Konkurrenz: Der Erfolg der Österreicher hat das Interesse großer Wettbewerber wie PepsiCo und Coca-Cola geweckt, die ihre eigenen Energydrink-Produkte gelauncht haben.
- Verlust Marktanteil: Die wachsende Konkurrenz stellt eine erhebliche Bedrohung für die Dominanz von Red Bull dar.
- Regulatorische Herausforderungen: Veränderungen in gesetzlichen Vorschriften und Regulierungen, beispielsweise in Deutschland, könnten den Geschäftsbetrieb von Red Bull beeinträchtigen.
Edeka
Stärken
- Starkes Markenportfolio: Edeka hat über Jahre hinweg ein starkes Markenportfolio entwickelt und bietet eine breite Palette von Produkten an.
- Hohe Kundenzufriedenheit: Edekas Ziel, hochwertige Produkte zu attraktiven Preisen zu verkaufen, hat eine loyale und zufriedene Kundenbasis hervorgebracht.
- Leistung in neuen Märkten: Edeka hat Kompetenz darin entwickelt, neue Märkte zu erschließen und darin erfolgreich zu sein.
- Boom bei Bio-Produkten: Edeka hat Bio-Produkte als Teil einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Ernährung priorisiert – passend zum globalen Trend.
Schwächen
- Forschung und Entwicklung: Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind niedriger als bei den am schnellsten wachsenden Unternehmen der Branche.
- Beschränkte internationale Präsenz: Edeka beschränkt sich im Vergleich zu Konkurrenz wie etwa Walmart primär auf Europa, das Vereinigte Königreich und die USA – Asien bleibt außen vor.
- Begrenzte Investitionen in Technologie: Edeka muss noch mehr in Technologie investieren, um die gesamte Organisation zu vereinheitlichen.
Chancen
- Neue Kundschaft durch Online-Kanäle: Edeka hat in den letzten Jahren viel Geld in digitale Plattformen investiert – das hilft bei der Kundengewinnung.
- Neue Preisstrategien: Edeka kann neue Technologien nutzen, um eine differenzierte Preisstrategie in neuen Märkten umzusetzen, die bestehende Kunden und Kundinnen hält und neue dadurch anzieht.
Risiken
- Veränderte Vorlieben: Die sich wandelnden Vorlieben der Verbrauchenden setzen Edeka unter Druck, das Produktportfolio ständig zu hinterfragen.
- Werbung: Der zunehmende Wettbewerb in der Werbung stellt eine Gefahr für Edeka dar. Kunden und Kundinnen werden mit Botschaften regelrecht überflutet, was die Effektivität von Edekas Werbemaßnahmen verringert.
Legen Sie los: SWOT-Analyse-Vorlage
Nach den theoretischen Grundlagen sind Sie an der Reihe, Ihre eigene SWOT-Analyse durchzuführen - und wir helfen Ihnen dabei. Werfen Sie einen Blick in unsere hilfreiche Vorlage und sparen Sie sich die Zeit, eine Vorlage in Excel oder PowerPoint zu erstellen. Nutzen Sie unsere Hilfestellung für Ihren Businessplan, Ihre Marktanalyse oder Ihre Umfeldanalyse.
Fazit: Eine SWOT-Analyse ist für Marketing und Vertrieb eine Chance
Eine SWOT-Analyse hilft Ihnen dabei, ein aussagekräftiges Bild von den aktuellen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Ihres Unternehmens zu zeichnen. Diese Ergebnisse können dazu genutzt werden, sich als Unternehmen neu zu positionieren, Chancen und Trends zu erkennen und mögliche Gefahren präventiv zu minimieren.
Wichtig ist eine gewissenhafte Analyse aller relevanten Faktoren. Achten Sie darauf, auch alle externen Einflüsse zu registrieren und lassen Sie sie in Ihre Matrix einfließen. Mindestens ebenso wichtig ist neben der eigentlichen SWOT-Analyse die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen und die Umsetzung dieser.
Titelbild: HubSpot