Walt-Disney-Methode: Kreative Ideen erfolgreich umsetzen

Zukunft des Marketings in EMEA
Noora Harju
Noora Harju

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Wenn kreative Prozesse ins Stocken geraten, liegt es oft an festgefahrenen Strukturen. Ein veränderter Blickwinkel kann in solchen Situationen wahre Wunder bewirken. Genau darauf zielt die Walt-Disney-Methode ab. Wie sie funktioniert und was der Vater von Micky Maus damit zu tun hat, erfahren Sie hier.

Team an Tisch bei Ideenfindung mit Hilfe der Walt-Disney-Methode

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Woher kommt die Walt-Disney-Methode?

Obwohl der Name es suggeriert, stammt die Walt-Disney-Methode nicht aus einem der berühmten Zeichentrickfilme. Die Kreativtechnik stammt aus den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends und basiert auf den Persönlichkeitsmerkmalen von Walt Disney.

Zuvor gab es bereits ähnliche Ansätze wie die Kreativitätstechnik der „sechs Denkhüte“ von Edward de Bonos. Hierbei schlüpfen die Gruppenmitglieder abwechselnd in verschiedene Rollen und betrachten eine Fragestellung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dabei werden die Rollen durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet.

Was hat die Methode mit Walt Disney zu tun und wer hat sie erfunden?

Selbst wenn der Name anderes vermuten lassen würde, aber entwickelt wurde die Technik nicht vom Filmproduzenten Walt Disney selbst. Hinter ihr steckt der US-amerikanische Autor und NLP-Trainer Robert B. Dilts, der die Methode im Jahr 1996 ins Leben rief.

Als Inspiration und Namensgeber diente der Erfinder von Micky Maus und Donald Duck aber sehr wohl. Denn als Pionier in der fantastischen Welt des Comics war Disney dafür bekannt, während der Entwicklung seiner bahnbrechenden Ideen drei verschiedene Rollen einzunehmen: die des Träumers, die des Realisten und die des Kritikers.

Dilts übertrug die drei Rollen in ein allgemeingültiges Konstrukt, das er als Kreativitätstechnik vorstellte.

Walt-Disney-Methode: Die 3 Phasen des Prozesses

Auf dieser Triade von Perspektiven baut auch Dilts’ Methode auf. Sie unterteilt sich in drei Phasen, die den angesprochenen Rollen entsprechen:

  • die Rolle des Träumers
  • die Rolle des Realisten
  • die Rolle des Kritikers

Jede Rolle der Walt-Disney-Methode hat dabei andere Eigenschaften, einen anderen Blickwinkel auf ein Projekt oder eine Herausforderung und geht den kreativen Denkprozess anders an.

Die Rolle des Träumers

Der Träumer oder die Träumerin gilt als Visionär und Ideengeberin. Frei nach dem Motto „Alles ist möglich“ ist seine oder ihre Denkweise von einem idealistischen Weltbild geprägt, in dem weder Risiken und Gefahren noch Einschränkungen existieren. Dementsprechend unvoreingenommen und enthusiastisch darf in dieser Rolle an das Thema herangegangen werden. Die Teilnehmenden sollen die Ideen vollkommen frei entwickeln, egal wie verrückt, revolutionär oder unkonventionell diese auch sein mögen.

Die Rolle des Realisten

Der Realist oder die Realistin verfolgt eine pragmatisch-rationale Denkweise. Diese Rolle wird auch oft Macher oder Macherin genannt. Diese Figur nähert sich dem Thema systematisch und neutral. Seine oder ihre Aufgabe ist es, die Visionen des Träumenden aufzugreifen und einen konkreten Plan für die praktische Umsetzung zu entwickeln. Die Teilnehmer untersuchen in dieser Rolle, welche Voraussetzungen und Schritte notwendig sind, um die Ideen zu realisieren.

Die Rolle des Kritikers

Der Kritiker oder die Kritikerin fordert Träumer und Realistinnen gleichermaßen heraus, indem er oder sie die Ideen und den bisher entwickelten Plan auf Machbarkeit hin überprüft. Die Rolle analysiert Chancen und Risiken, Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren, um mögliche Fehlerquellen zu identifizieren. In dieser Rolle werden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, sich konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und alle Eventualitäten zu bedenken.

Walt-Disney-Methode zur Ideenfindung

Die Walt-Disney-Methode: eine Möglichkeit, um über den eigenen Tellerrand zu blicken

Wir Menschen neigen bekanntlich dazu, nach gewissen Denk- und Verhaltensmustern zu agieren. So geht jede Person auf eine andere Art und Weise an Aufgabenstellungen heran. Letztlich ist es egal, ob jemand kreativer ist oder sich lieber strikt an Tatsachen hält. Ein bestimmtes Problem möchten beide Parteien gleichwertig lösen.

Die Walt-Disney-Methode setzt genau an dieser Stelle an und steht für die ganzheitliche Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema. Meist, um eine alltagstaugliche Lösung zu finden. Basierend auf dem Konzept des Rollenspiels bringt sie die Teilnehmenden dazu, eine Aufgabenstellung auch aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, als sie es für gewöhnlich tun.

Die Technik trägt dazu bei, starre Persönlichkeitsstrukturen zu durchbrechen und den gedanklichen Horizont zu erweitern. Letztendlich wird so Raum für neue Ideen geschaffen.

Ablauf der Walt-Disney-Methode

Im ersten Schritt wird möglichst konkret definiert, für welche Aufgabenstellung, welches Problem oder welche Ziele mögliche Ideen und Lösungen gesucht werden sollen. Danach beginnt der kreative Prozess: Alle Beteiligten betrachten die Situation von unterschiedlichen Standpunkten aus, indem sie der Reihe nach in die drei oben erklärten Rollen schlüpfen.

Einzeln oder als Gruppe

Das Besondere an Kreativitätstechniken wie dieser ist, dass sie sowohl allein als auch in der Gruppe funktioniert. Sie wird deshalb im beruflichen, wie auch im privaten Umfeld eingesetzt. Kreative können die Walt-Disney-Technik auch ohne Team ausprobieren.

In diesem Fall versetzt sich die Person in der Einzeltechnik einfach nacheinander in die unterschiedlichen Rollen. Im Team sollte das Rollenspiel so lange fortgesetzt werden, bis alle teilnehmenden Mitglieder das Problem aus den drei Perspektiven einmal betrachtet haben.

Dauer

Als zeitlicher Richtwert gelten rund 15 Minuten pro Rolle. Danach wird gewechselt, bis die Ausgangsposition wieder erreicht ist. Bleiben nach einem Durchgang noch Fragen offen oder ist das Ergebnis noch nicht zufriedenstellend für alle Beteiligten, kann das Rollenspiel so lange wiederholt werden, bis es keine weiteren Einwände mehr gibt.

Rahmenbedingungen

Grundsätzlich sind für die Walt-Disney-Methode keine Vorkenntnisse notwendig. Die Technik ist sehr schnell erlernbar, sofern die Aufgabe exakt formuliert und die Rollenverteilung für alle Teilnehmenden zu jedem Zeitpunkt klar nachvollziehbar ist.

Voraussetzung für den Erfolg der Methode ist jedoch auch, dass alle Beteiligten dazu bereit sind, sich in die verschiedenen Rollen hineinzuversetzen und neue Denkansätze zuzulassen. Ein Probedurchgang ist deshalb von Vorteil, um sich auf die Situation entsprechend einzustimmen.

Umgebung und Ausstattung

Auch das richtige Ambiente kann Teilnehmer und Teilnehmerinnen dabei unterstützen, sich auf die Disney-Methode einzulassen. So sollte zum Beispiel jeder Rolle ein eigener Bereich oder Raum zugewiesen werden. Im Idealfall sogar mit einer speziellen Ausstattung, die die unterschiedlichen Blickwinkel unterstreicht.

Für die Rolle des Träumenden bietet sich beispielsweise ein offener, heller Raum mit gemütlicher Couch an. Ein großzügiger Arbeitsplatz mit hilfreichen Utensilien ist für den Realisten oder die Realistin denkbar und ein minimalistischer Schreibtisch ohne viel Komfort für den Kritiker.

Um Fortschritte und Ergebnisse entsprechend festzuhalten, sollten auf jeden Fall verschiedene Arbeitsmaterialien wie etwa Flipchart, Papier, Stifte oder Notebooks zur Verfügung stehen.

Moderator als Option

Vor allem Teams, die noch wenig Erfahrung mit Rollenspielen im Allgemeinen beziehungsweise der Walt-Disney-Methode im Speziellen haben, sollten einen Moderator in Betracht ziehen. Dieser sorgt nicht nur für einen geordneten Ablauf, indem er den Überblick über die Zeit und die jeweiligen Rollen behält, sondern kann auch als neutrales und beobachtendes Mitglied vermittelnd eingreifen. So wird auf kontrollierte Art und Weise ein konkretes Ergebnis erreicht.

Die Walt-Disney-Methode: Ein Beispiel für die kreative Ideenfindung im Content-Marketing

Mit der Walt-Disney-Methode können Sie Probleme in den unterschiedlichsten Bereichen lösen. Problem- und Konfliktanalyse oder Karriereentwicklung sind nur einige davon. Besonders gut eignet sich diese Methode aber dazu, um beispielsweise im Content-Marketing Ideen zu generieren. Das könnte wie folgt aussehen:

Der Träumer lässt zunächst seine Fantasie spielen und kann gedanklich mit allen möglichen Formaten und Inhalten experimentieren:

  • Wie wäre es mit einer Videoreihe auf einem eigenen YouTube-Kanal, auf der ein Problemgebiet der Kundschaft ausführlich beleuchtet und erklärt wird?
  • Oder wäre eine Social-Media-Reihe, die mit Videos, GIF‘s und Fotos Einblicke in das Unternehmen und die Teams ermöglicht, eine gute Idee?
  • Sollte vielleicht ein eigenes Magazin oder ein neuer Content-Hub aufgesetzt werden, das aktuelle Branchen-News, Reportagen und Interviews mit Fachkundigen abbildet?

Im nächsten Schritt kommt die Realistin ins Spiel, die die Vorschläge beispielsweise unter den folgenden Gesichtspunkten betrachtet:

  • Welche Mitarbeitenden könnten mit der Aufgabe betreut werden, Videos zu produzieren und einen entsprechenden YouTube-Kanal zu pflegen? Sind im Unternehmen die nötigen Kompetenzen vertreten?
  • Wie könnte ein Redaktionsplan für eine „Behind-the-Scenes“-Reihe aussehen, der gewährleistet, dass sich alle Teams nachhaltig beteiligen und das Thema nicht in Vergessenheit gerät?
  • Welche Experten und Expertinnen könnten für ein Magazin angefragt werden? Welche Themen wären in einer Reportage-Form behandelbar?

Im Anschluss tritt der Kritiker auf den Plan, der die Ideen auf folgende potenzielle Probleme hin abklopft:

  • Ist unsere Zielgruppe auf YouTube aktiv? Steht der hohe Aufwand im Verhältnis zum Gewinn an potenziellen Leads und Kunden und Kundinnen?
  • Bietet die Konkurrenz eventuell schon Einblicke in den Arbeitsalltag? Können wir uns dadurch noch von der Masse abheben und bleiben in Erinnerung?
  • Ist zusätzlich zum Corporate Blog wirklich noch ein eigenes Magazin nötig? Lassen sich entsprechende Inhalte nicht auch dort integrieren?

Natürlich können Sie die Walt-Disney-Methode nicht nur bei solch grundlegenden Strategieentscheidungen anwenden. Vielmehr können Sie auf diese Weise zum Beispiel auch die einzelnen Artikelthemen für den Redaktionsplan des Unternehmens-Blogs für das nächste Quartal bestimmen.

Walt-Disney-Methode: Vor- und Nachteile

Die Walt-Disney-Methode bietet als Ideenlieferant eine Reihe von Vorteilen, die sie zu einem wertvollen Instrument in kreativen Prozessen macht. Doch wie jede Methode hat auch sie ihre Einschränkungen und Schwachpunkte. Es ist wichtig, diese Vor- und Nachteile zu verstehen, um die Methode effektiv zu nutzen.

Vorteile

  • Ermutigt die Teilnehmenden dazu, über den Tellerrand hinaus zu denken und dabei neue sowie kreative Lösungsansätze zu entdecken
  • Fördert die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln und sich in andere Rollen hineinzuversetzen
  • Einfach ohne Vorkenntnisse zu erlernen
  • Sorgt für klare Struktur und verhindert, dass sich Diskussionen im Kreis drehen

Nachteile

  • Erfordert eine gewisse Offenheit und Flexibilität der Teilnehmenden, um in unterschiedliche Rollen schlüpfen zu können
  • Kann zeitaufwendig sein
  • Weniger geeignet für sehr komplexe oder technische Probleme

Zudem wichtig: Es sollte nicht zu kreativ werden, auch wenn der Name der Methode zur „Träumerei“ verleitet.

Fazit: Anwendung der Walt-Disney-Methode ist vielfältig

Die Walt-Disney-Methode lässt sich in zahlreichen Fällen einsetzen. Sie eignet sich im Wesentlichen überall dort, wo Ideenfindungs- oder Entscheidungs-Prozesse aufgrund von festgefahrenen Strukturen nicht mehr vorankommen. Ob mit der Methode am Ende tatsächlich das gewünschte Resultat erreicht wird, hängt allerdings davon ab, inwieweit sich die Beteiligten auf den Perspektivenwechsel einlassen wollen oder können.

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Titelbild: Sushiman / iStock / Getty Images Plus

Themen: Kreativität

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