„Eine Investition ins Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.” Dieses Zitat von Benjamin Franklin zeigt, wie wichtig es ist, Zeit und Geld für die Wissensgewinnung aufzuwenden. Deswegen investieren viele Unternehmen in eine Branchenanalyse.
Wenn Sie gerade mit dem Gedanken spielen, ein eigenes Start-up zu gründen, profitieren Sie von den Informationen einer solchen Analyse. Sie lernen so nicht nur Ihr zukünftiges Geschäftsfeld besser kennen, sondern können auch einschätzen, in welchen Bereichen sich neue Investitionen lohnen.
Die Merkmale einer Branchenanalyse
Eine Branchenanalyse zeigt auf, welches Entwicklungspotenzial eine Branche hat und ob es sich lohnt, ein eigenes Unternehmen in diesem Segment zu gründen. Banken nutzen die Branchenanalyse um zu entscheiden, ob Kredite vergeben werden.
Die Analyse nimmt Wettbewerber in den Blick und untersucht beispielsweise Lieferanten, Produkte, Anbieter und Konkurrenten. Auch die Entwicklung beim Preis, den Abnehmern und den Dienstleistungen spielt für den Markteintritt eine wichtige Rolle.
So führen Sie eine Branchenanalyse durch
Unternehmen haben die Möglichkeit, auf fertige Branchenanalysen von Banken zurückzugreifen. Dies ist jedoch mit Investitionskosten verbunden. Viele Start-ups führen deswegen ihre eigene Branchenanalyse durch. Hierbei sind verschiedene Kriterien zu beachten:
Wie definiert man eine Branche?
Die erste Aufgabe bei der Vorbereitung einer Branchenanalyse besteht darin, Ihre Branche zu definieren. Grenzen Sie diese klar von anderen Geschäftsfeldern ab. Es kommt häufig vor, dass zwei ähnliche Betriebe ganz andere Charakteristika für die Definition der Branche heranziehen.
Das hat zur Folge, dass bei Branchenanalysen von ähnlichen Betrieben manchmal jeweils andere Faktoren untersucht werden. Grundlage der Definition der Branche ist das aktuelle beziehungsweise zukünftige Tätigkeitsfeld. Entscheidend ist immer die Nachfrage und die Perspektive der Zielgruppe.
Was ist Käufermacht?
Unter Käufermacht versteht man den Einfluss, den Nachfragende oder Abnehmer und Abnehmerinnen auf Unternehmen nehmen. Herrscht beispielsweise ein großer Wettbewerb zwischen mehreren Anbietern und Anbieterinnen, haben Käufer und Käuferinnen eine große Auswahl.
Unternehmen müssen sich daher bemühen, für die Zielgruppe attraktiv zu sein und sich von der Konkurrenz abzuheben. Zudem entsteht eine Käufermacht, wenn Ihre Kunden und Kundinnen viele Informationen über den Markt, den Wettbewerb und die einzelnen Produkte zur Verfügung haben.
Branchenanalyse nach Porter
Michael E. Porter hat die sogenannten 5 Forces entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein Fünf-Kräfte-Modell, das auch als Branchenstrukturanalyse bezeichnet wird. Die Untersuchung dieser fünf Kräfte hilft dabei, die Marktsituation objektiv und realistisch einzuschätzen. So können Sie klären, ob bei Markteintritt für Sie eine Bedrohung vorliegt. Zu einer solchen Bedrohung gehören:
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Rivalität
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Geringe Marktanteile
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Macht durch Hersteller
Nutzen Sie das Modell nach Porter, um den Wettbewerb, Produkte, Hersteller und weitere Faktoren vor dem Markteintritt zu bewerten und einzuschätzen, wie stark der Wettbewerb in Ihrer Branche ist.
Porter’s 5 Forces: Diese 5 Kräfte untersucht die Branchenanalyse
Porters 5 Forces sind die Grundlage einer jeden Branchenstrukturanalyse. Im Folgenden lernen Sie die einzelnen Kräfte kennen, um Sie für Ihre Branchenanalyse verwenden zu können:
1. Neue Konkurrenten
Wenn Branchen erfolgreich sind, führt das in der Regel zu hoher Konkurrenz innerhalb des Segments. Neue Unternehmen und Start-up möchten vom Aufschwung der Branche profitieren. Je mehr Konkurrenz innerhalb eines Segments besteht, desto mehr sinkt jedoch auch die Rentabilität des jeweiligen Marktsegments.
Bei der Branchenanalyse untersuchen Sie daher, ob es Marktzugangsbarrieren oder Marktregulierungen gibt, die es Ihrem Unternehmen erschweren, auf den Markt einzutreten. Auch Ihre Kapitalerfordernisse spielen für die Teilnahme an der Branche eine wichtige Rolle. Daher sollten Sie eine Produktdifferenzierung vornehmen und prüfen, ob sich Skalenerträge erwirtschaften lassen.
2. Lieferantenstärke
Wenn Lieferanten und Lieferantinnen stark sind, erhöhen sie in der Regel ihre Preise und reduzieren dadurch die Gewinne anderer Branchenteilnehmer. Nehmen Sie die Zahl der Lieferanten in den Blick, um zu untersuchen, wie groß die Lieferantenmacht in einem bestimmten Segment ist.
Wenn nur wenige Lieferanten und Lieferantinnen vorhanden sind, entsteht eine sogenannte Lieferantenmacht. Diese liegt auch vor, wenn es nur wenige Substitutionsprodukte gibt und die Betriebe auf bestimmte Lieferanten und Lieferantinnen angewiesen sind. Auch hohe Wechselkosten und die Gefahr einer Vorwärtsintegration erzeugen eine Lieferantenmacht.
3. Käuferstärke
Käuferstärke beschreibt eine Situation, in der Kunden und Kundinnen eine so gute Verhandlungsposition besitzen, dass sie niedrige Preise für Waren und Dienstleistungen mit hoher Qualität aushandeln können. Die Folge ist, dass die Gewinne der Unternehmen sinken.
Käuferstärke liegt unter anderem vor, wenn ein Betrieb einen Kunden dringend braucht, weil dieser große Mengen kauft oder weil in einem Segment nur wenige Kunden vorhanden sind. Auch standardisierte Produkte, geringe Wechselkosten und die Gefahr einer Rückwärtsintegration führen zu einer großen Käuferstärke.;
4. Gefahr durch Ersatzprodukte
Wenn Ersatzprodukte am Markt existieren, haben Kunden und Kundinnen die Möglichkeit, auf andere Anbieter und Leistungen zurückzugreifen. Die Branchenanalyse muss deswegen in den Blick nehmen, wie leicht Kunden und Kundinnen zur Substitution neigen und ob die Ersatzprodukte in Preis und Qualität den eigenen Angeboten entsprechen. Auch die Wechselkosten und die Art der Differenzierung der einzelnen Produkte ist zu berücksichtigen.
5. Bestehende Konkurrenten
In der Regel fokussiert sich eine Branchenanalyse auf die Konkurrenz. Es wird geprüft, wie viele Mitbewerber und Mitbewerberinnen existieren und wie stark das Wachstum im jeweiligen Segment ist. Außerdem sollten Sie prüfen, ob die Wettbewerber mit diversifizierten Produkten arbeiten und wie hoch die strategischen Risiken für eine Neugründung sind. Auch vorhandene Marktaustrittsbarrieren spielen bei einer Branchenanalyse eine wichtige Rolle.
Beispiel für eine Branchenanalyse
Der Vertrieb der Automobilindustrie ist ein gutes Beispiel für eine Branchenanalyse. Zunächst sollten Sie prüfen, wie groß der Wettbewerb am Markt ist: Auf welche Art von Fahrzeugen möchten Sie sich spezialisieren und wie viele Konkurrenten gibt es in diesem Bereich?
Außerdem spielt eine Rolle, wie groß die Lieferantenstärke ist. Wenn Sie von bestimmten Produkten abhängig sind, reduziert das Ihre Gewinnmargen. Prüfen Sie außerdem, wie groß die Käuferstärke in der Automobilbranche ist. Sind Kunden und Kundinnen aufgrund einer geringen Nachfrage beispielsweise in der Lage, günstige Preise oder eine hohe Qualität bei den Fahrzeugen auszuhandeln?
Zusätzlich ist zu klären, inwiefern Käufer auf die Fahrzeuge anderer Hersteller zurückgreifen können und ob diese in Qualität und Preis mit ihren Angeboten mithalten können.
Für diese Zielgruppen ist eine Branchenanalyse besonders wichtig
Verschiedene Unternehmen setzen eine Branchenanalyse ein. Beispielsweise verwenden Banken und Kreditinstitute diese Methode, um einschätzen zu können, ob und wieweit Kredite in einem bestimmten Segment vergeben werden sollen. Unter anderem die Rivalität, die Abnehmer, die Hersteller am Markt und potentielle Bedrohungen werden hierbei in den Blick genommen.
Insbesondere ist eine Branchenanalyse allerdings für Gründer und Gründerinnen interessant. Sie können so einschätzen, wie es um den Wettbewerb in einer Branche bestellt ist und welche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt gegeben sein müssen.
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