Dunning-Kruger-Effekt: Selbstüberschätzung der Halbwissenden

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Fay Ho
Fay Ho

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Gibt es in Ihrem Team einen Kollegen, der zu jedem Thema ein Statement abgibt? Oder haben Sie eine Kollegin, die alles weiß – und nach ihrer Einschätzung auch besser als die Experten bzw. Expertinnen? Dann haben Sie es vielleicht mit Menschen zu tun, die vom Dunning-Kruger-Effekt betroffen sind.

Mann diskutiert selbstüberschätzend dank Dunning-Kruger-Effekt

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Wie zeigt sich der Dunning-Kruger-Effekt?

Menschen, bei denen der Dunning-Kruger-Effekt auftritt, leiden an der Überschätzung ihres Wissens und ihrer Kompetenz. Sie haben nicht die Fähigkeit, ihr eigenes Können oder Wissen richtig einzuordnen. Deshalb gehen sie davon aus, dass sie in vielen Gebieten – oder gar in allen – über genügend Erfahrung, Fachwissen und Kompetenz verfügen.

Trotz Halbwissen (oder gar nicht vorhandenem Wissen) und Inkompetenz geben diese Menschen ständig ihre Meinung zum Besten oder übernehmen Aufgaben, für die sie gar nicht qualifiziert sind. Das kann einerseits negative Folgen haben: Die Aussagen oder Tätigkeiten sorgen zum Beispiel dafür, dass die Leistungen schlecht ausfallen und Projekte in Unternehmen scheitern.

Andererseits kann der Dunning-Kruger-Effekt dazu führen, dass sich Mitarbeitende überschätzen und wagemutig in neue Aufgaben stürzen. Sie packen damit Dinge aktiv an, anstatt sie liegen zu lassen.

Doch im Großen und Ganzen hat der Dunning-Kruger-Effekt einige Schattenseiten: Die Betroffenen erkennen auch nach einer Zurechtweisung, einem Fehler oder dem Scheitern nicht an, dass es an ihrer Inkompetenz oder dem Unwissen lag. Sie halten ihre Leistungen weiterhin für gut oder gar herausragend. Deshalb sind sie schwer bis gar nicht dazu bewegen, an ihren Fähigkeiten zu arbeiten und zum Beispiel Fortbildungen zu machen.

Zudem haben Menschen, die unter dem Phänomen leiden, Schwierigkeiten damit, das Wissen, die Fähigkeiten oder die Kompetenzen anderer Menschen anzuerkennen. Selbst wenn diese nachweisbar kompetenter oder viel erfahrener sind.

Woher kommt der Name Dunning-Kruger-Effekt?

David Dunning und Justin Kruger führten mehrere Experimente mit Studierenden durch. Dabei fanden die US-amerikanischen Psychologen heraus, dass ein Teil ihrer Probanden an Selbstüberschätzung litten: Diese schätzen vor der Ergebnisvergabe von Prüfungen ihre Leistungen deutlich besser ein, als sie tatsächlich ausfielen. Die Unwissenheit führte zu mehr Selbstvertrauen.

Dieses Phänomen beschrieben Dunning und Kruger in einer Arbeit, die sie 1999 veröffentlichten. Seitdem ist diese Art der kognitiven Verzerrung als Dunning-Kruger-Effekt bekannt.

Das Gegenteil des Dunning-Kruger-Effekts: das Impostor-Syndrom

Wenn kompetente Menschen ihre Leistungen unterschätzen und von Selbstzweifeln geprägt sind, spricht man vom Impostor-Syndrom oder Hochstapler-Phänomen. Da die Betroffenen ihr Wissen und Können ständig anzweifeln, halten sie sich für Betrüger und Hochstapler – daher der Name.

Beispiele für den Dunning-Kruger-Effekt

Als das bekannteste Beispiel für einen ausgeprägten Dunning-Kruger-Effekt gilt Donald Trump. Der ehemalige US-Präsident gab in seiner Kandidatur und Amtszeit sehr oft zum Besten, dass er extrem kompetent sei und über viel Wissen verfüge. Seine Selbstüberschätzung ist gepaart mit Ignoranz, weshalb Auseinandersetzungen mit Trump oft erfolglos endeten.

Eine ebenso bekannte Ausprägung des Phänomens kennen Sie aus dem Alltag: Wenn eine Fußball-Weltmeisterschaft am Laufen ist, gibt es plötzlich Millionen von Fans, die sich als die besseren Fußballtrainer ansehen. Und in der Corona-Pandemie zweifelten viele Menschen die Kompetenz von Virologen und Virologinnen an, die sich schon seit Jahrzehnten mit der Thematik beschäftigen.

Und auch in Unternehmen ist die Selbstüberschätzung häufig ausgeprägt: Die Kompetenzen und Leistungen der Vorgesetzten werden gerne bezweifelt und kritisiert. „Meine Chefin weiß nichts und ist inkompetent” ist eine häufig getätigte Aussage.

Grafik Dunning-Kruger-Effekt

Welche negativen Folgen hat der Dunning-Kruger-Effekt?

Halbwissen oder Inkompetenz führen wie schon beschriebenen zu schlecht laufenden oder gar scheiternden Projekten. Das kostet Unternehmen viel Zeit und Geld, kann unter Umständen sogar das Überleben von ganzen Abteilungen oder Bereichen gefährden.

Menschen, bei denen das Dunning-Kruger-Phänomen zu bemerken ist, sehen aber ihre Fehler und ihre mangelhaften Fähigkeiten nicht ein. Das sorgt dafür, dass sie nur widerwillig oder nur begrenzt an der Verbesserung ihrer eigenen Kompetenzen arbeiten. Damit sind Konflikte im geschäftlichen wie auch im privaten Bereich vorprogrammiert.

Was ist zu tun beim Dunning-Kruger-Effekt?

Haben Sie eine Person in Ihrem Umfeld, die die beschriebenen Symptome aufweist? Dann nehmen Sie nicht hin, dass er oder sie sich ständig in den Vordergrund spielt oder Tätigkeiten falsch angeht. Geben Sie fortwährend konstruktives Feedback. Und sorgen Sie dafür, dass auch andere Menschen dem oder der Betroffenen ihre Meinung sagen.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie selbst unter dem Dunning-Kruger-Effekt leiden? Sehr gut, denn Einsicht und Selbstreflexion sind ein guter, erster Schritt. Holen Sie sich aktiv Feedback ein und denken Sie intensiv darüber nach. Ist es gerechtfertigt? Ist Ihr Vorgesetzter bzw. Ihre Vorgesetzte vielleicht doch nicht so inkompetent? Kann es sein, dass die Leistungen von anderen besser sind, als sie bislang annahmen?

Unter Umständen können Ihnen ein paar Therapiestunden bei einem Psychologen bzw. einer Psychologin oder anderen Experten und Expertinnen helfen.

Was ist das Gute am Dunning-Kruger-Effekt?

In einer immer komplizierteren und komplexeren Welt kann es schnell kommen, dass Sie sich überfordert und inkompetent fühlen. Derartiges kennen Personen mit dem Dunning-Kruger-Effekt nicht. Sie sind davon überzeugt, selbst schwierige Aufgaben meistern zu können.

Sie gehen damit Herausforderungen an, an die sich andere nicht wagen. Das führt dazu, dass sich trotz Inkompetenz über die Zeit hinweg ein Erfolg einstellen kann. Doch Vorsicht, denn bei dauerhaftem Unwissen kann die Fassade schnell bröckeln!

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Titelbild:Morsa Images / iStock / Getty Images Plus

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