Planen Sie mit Ihrem Unternehmen bald eine größere Investition? Vor einem großen Investment ist es zwingend erforderlich, die Rentabilität Ihres Unternehmens sowie Ihre Kreditwürdigkeit einzuschätzen. Als Hilfestellung dabei kann Ihnen – gerade im internationalen Vergleich mit anderen Unternehmen – die Kennzahl EBITDA dienen.

Die Kennzahl EBITDA ermöglicht es Ihnen, die Ertragskraft Ihres Unternehmens zu bewerten und in den internationalen Vergleich zu stellen. Dadurch können Sie sich auf den eigentlichen Unternehmenserfolg fokussieren und blenden verfälschende Faktoren wie Steuern und Abgaben aus der Unternehmensbewertung aus.

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Wollen Sie die Ertragskraft Ihres Unternehmens berechnen, so können Sie mit EBITDA herausfinden, wie profitabel Sie derzeit agieren. Dabei bewerten Sie das Ergebnis ganz ohne den Einfluss von den externen Faktoren wie Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sachanlagen.

Warum ist der EBITDA so wichtig?

Die Kennzahl EBITDA erlaubt es Ihnen, die reinen Unternehmensentscheidungen und ihre Auswirkungen zu betrachten. Diese werden üblicherweise durch Faktoren wie Steuern, Abschreibungen und Zinsen verwässert. Gerade für Anleger und Anlegerinnen an der Börse ist der EBITDA somit eine wichtige Kennzahl. Sie erlaubt ihnen, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens seriös einzuschätzen und faktenbasierte Prognosen für die Zukunft abzugeben.

Gleichzeitig ist der EBITDA ein hilfreiches Tool für den Vergleich zweier Unternehmen. Indem Sie dabei Nebenfaktoren ausklammern und sich auf die reinen Geschäftsabläufe fokussieren, machen sie verschiedene Betriebe mit teils stark voneinander abweichenden Voraussetzungen vergleichbar. Auf diese Weise fällt es Ihnen leichter, den tatsächlichen Wert und die Zukunftsfähigkeit zweier oder noch mehr Betriebe einzuschätzen und sinnvolle Kaufentscheidungen zu treffen.

In der Praxis wird der EBITDA noch für viele weitere Aufgaben genutzt. Beispielsweise dient er Banken dazu, die Kreditwürdigkeit einzelner Unternehmen zu bestimmen. Außerdem verwenden immer mehr Firmen den EBITDA um angemessene Manager- und Managerinnengehälter zu bestimmen.

Für die Bestimmung des Unternehmenserfolgs an sich ist die Kennzahl hingegen weniger geeignet, da hierzu zwingend auch Abschreibungen mit einbezogen werden sollten.

Was ist der Unterschied zwischen EBIT und EBITDA?

Eine weitere wichtige Kennzahl im Unternehmensbereich ist der EBIT (Earnings Before Interest and Taxes, also der Gewinn vor dem Abzug der Steuern und Zinsen). Prinzipiell dient der EBIT ebenfalls dazu, die Rentabilität eines Unternehmens objektiv darzustellen und die Ergebnisse aus der Analyse verschiedene Betriebe einander gegenüberzustellen.

Allerdings werden beim EBIT lediglich das Finanz-Ergebnis korrigiert und die Steuern herausgerechnet. Im Gegenzug zum EBITDA werden jedoch die Abschreibungen nicht herausgerechnet.

Der Staat nutzt bilanz- und steuerpolitische Strategien, die Einfluss auf das Ergebnis und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens haben. Werden diese nicht herausgerechnet, ist keine objektive Vergleichbarkeit gegeben. Das gilt umso mehr, wenn Sie Unternehmen in verschiedenen Ländern vergleichen möchten.

Unterschiedliche Staaten haben jeweils andere Steuergesetze, was zu länderspezifischen Verschiebungen bei der Rentabilität einzelner Firmen führt. In Deutschland zahlen Unternehmen beispielsweise viel mehr Steuern als im Nachbarland Tschechien.

Hier nochmal der Unterschied kurz zusammengefasst:

  • EBITDA: Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände
  • EBIT: Gewinn vor Zinsen und Steuern

So berechnen Sie den EBITDA

Für die Berechnung des EBITDA können Sie zwei Wege nutzen: das Gesamtkostenverfahren und das Umsatzkostenverfahren. Bei beiden Strategien ist es sinnvoll, den Jahresüberschuss als Grundlage zu verwenden, wie er sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ergibt.

Zum Jahresüberschuss werden dann sämtliche Aufwände (Steueraufwand, Zinsaufwand, Abschreibungen) hinzugerechnet oder die Erträge (Steuererträge, Zinserträge, Zuschreibungen) abgezogen. Für den ersten Fall ergibt sich für ein Unternehmen mit einem Jahresüberschuss von 1 Million Euro folgende Rechnung:

Unternehmen 1:

 

1.000.000 Euro

Jahresüberschuss

+

250.000 Euro

Steueraufwand

+

200.000 Euro

Zinsaufwand

+

800.000 Euro

Abschreibungen

=

2.250.000 Euro

EBITDA

-

100.000 Euro

außerordentliche Erträge

=

2.150.000 Euro

bereinigtes EBITDA

Für ein Unternehmen mit demselben Jahresumsatz, das seinen Sitz aber in einem Land mit einer niedrigeren Steuerlast hat, ergibt sich hingegen folgende Rechnung:

Unternehmen 2:

 

1.000.000 Euro

Jahresüberschuss

+

150.000 Euro

Steueraufwand

+

50.000 Euro

Zinsaufwand

+

300.000 Euro

Abschreibungen

=

1.500.000 Euro

EBITDA

+/-

0 Euro

außerordentliche Erträge

=

1500.000 Euro

bereinigtes EBITDA

Das zweite Unternehmen erwirtschaftet somit denselben Jahresumsatz, hat aber eine deutlich geringere Steuerlast zu tragen. Daher würde dem ersten Unternehmen laut dem rechnerischen Ergebnis ein höherer wirtschaftlicher Erfolg zugeschrieben, der sich am höheren EBITDA zeigt.

Wie erhöhen Unternehmen den EBITDA?

Es gibt verschiedene Strategien, über die Unternehmen ihren EBITDA erhöhen können. Eine Möglichkeit besteht darin, die Umsätze bei proportionalen Aufwandspositionen zu erhöhen. Eine weitere Strategie ist es, für dieselben Produkte und Dienstleistungen höhere Preise zu verlangen.

Auf der Gegenseite können Sie die Materialkosten und sonstigen betrieblichen Ausgaben senken. Auf diese Weise erhöhen Sie Ihren EBITDA, ohne Ihre Preise erhöhen zu müssen. Nicht zuletzt gehen verschiedene Firmen dazu über, ihre Personalaufwendungen zu reduzieren.

Durch neue Produktionsverfahren ist es möglich, mit demselben Personal die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Wenn Sie hingegen Ihre Produktionskapazitäten beibehalten, dafür aber Personal einsparen, erhöhen Sie Ihren EBITDA ebenfalls.

Verfälschungen beim EBITDA

Der EBITDA ist in keinem Gesetzestext verankert. Das bedeutet unter anderem, dass nicht eindeutig geregelt ist, was alles zu den „außerordentlichen Erträgen“ gehört und welche Positionen im Einzelnen bei der Berechnung des EBITDA-Ergebnisses herausgenommen werden dürfen. Deswegen ist der EBITDA nur begrenzt aussagekräftig.

Wenn ein Unternehmen bei der Berechnung des EBITDA beispielsweise Posten herausnimmt, die ein anderes drin lässt, ist eine Vergleichbarkeit nur noch eingeschränkt gegeben.

Diesen Fakt haben in der Vergangenheit verschiedene Unternehmen genutzt, um über die Buchhaltung ihre Rentabilität zu schönen. So hat beispielsweise AOL Time Warner im Jahr 2002 ein EBITDA von 8,8 Milliarden Dollar angegeben, was einem Unternehmenswachstum entsprach. Die 53 Milliarden Dollar Verlust von AOL wurden hierbei ausgeklammert.

Unternehmen haben über den EBITDA somit die Möglichkeit, ihre Rentabilität zu schönen und sich gegenüber Anlegern und Kreditgebern als erfolgreicher darzustellen als sie sind.

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Titelbild: Khanchit Khirisutchalual / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 21. Dezember 2021, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Buchhaltung