Der Erfolg eines Unternehmens misst sich nicht nur an einer einzigen Zahl. Externe Analysten und das firmeninterne Management bewerten die Leistung eines Unternehmens anhand vieler Kennzahlen und Instrumente, wie etwa der Erfolgsrechnung.
In diesem Artikel erfahren Sie, warum eine betriebliche Erfolgsrechnung wichtig ist und welche Arten zu welchem Zweck dienen.
Inhaltsangabe
Was ist eine Erfolgsrechnung?
Die Erfolgsrechnung ist ein Instrument der Betriebswirtschaft und des Rechnungswesens, um den Unternehmenserfolg in einem bestimmten Zeitraum zu messen. Das Ergebnis zeigt auf, ob sich Ihr unternehmerisches Handeln positiv oder negativ ausgewirkt hat und ob Verbesserungsmaßnahmen notwendig sind.
Welche Arten der Erfolgsrechnung gibt es?
Genauer betrachtet gibt es nicht nur die „eine“ Erfolgsrechnung, sondern gleich vier verschiedene Varianten. Diese haben eines gemeinsam: Sie bilden den Erfolg des Unternehmens ab, jedoch auf unterschiedliche Art und Weise. Jede Rechnung führt zu einem anderen Ergebnis, da die Berechnungsart unterschiedlich ist.
Warum gibt es gleich vier verschiedene Erfolgsrechnungen? Je nachdem welchen Umsatz Sie mit Ihrem Unternehmen erwirtschaften und welche Unternehmensform Sie besitzen, sind Sie laut Handelsgesetzbuch (HGB) dazu verpflichtet unterschiedliche Erfolgsrechnungen einzureichen. Während die meisten Unternehmen eine GuV einreichen müssen, sind Konzerne mit internationalem Jahresabschluss auch zu einer Kapitalflussrechnung nach § 297 Absatz 1 HGB verpflichtet.
Außerdem ist es schwierig eine universelle Zahl zu finden, die alle Unternehmen gleichermaßen als Erfolg ausweisen können oder möchten. Das eine Unternehmen misst sich vielleicht am Betriebsgewinn, das andere am Jahresüberschuss, wieder ein anderes schaut auf die Zahl der verkauften Produkte im letzten Jahr.
1. Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Auch als handelsrechtliche Erfolgsrechnung bekannt, kennen viele Unternehmer und Unternehmerinnen die Gewinn- und Verlustrechnung als Teil des steuerlichen Jahresabschlusses. Neben der Aufstellung einer Bilanz ist die GuV für fast jedes Unternehmen verpflichtend, welches der ordnungsgemäßen Buchführung unterliegt (vgl. § 242 HGB).
GuV stellt die Kapitalströme (Erträge und Aufwendungen) des Unternehmens dar und ermöglicht so eine Aussage darüber, ob das Unternehmen insgesamt einen Gewinn oder einen Verlust erwirtschaftet hat.
Die Gewinn- und Verlustrechnung wird für den Zeitraum eines ganzen Jahres erstellt und ist gleichzeitig die umfangreichste aller Erfolgsrechnungen. Hier sind alle Kapitalströme inbegriffen, inklusive Erlöse, Aufwendungen, Kapitalerträge, Zinsen und Ertragsteuern. Damit ist die GuV ebenfalls das Tool, das die finanzielle Realität des Unternehmens am besten abbildet.
Die GuV können Sie entweder im Umsatzkostenverfahren oder im Gesamtkostenverfahren erstellen.
2. Die Kosten- und Leistungsrechnung
Anders als die GuV beinhaltet die Kosten- und Leistungsrechnung (auch: Betriebsergebnisrechnung) nur betriebliche Einnahmen und Ausgaben (wie etwa für Rohstoffe, Personal etc.). Betriebsfremde Geschäftsvorfälle, wie beispielsweise Steuern und Zinsen, werden in dieser Art der Erfolgsrechnung nicht berücksichtigt.
Damit hat diese Rechnung den Zweck, die Wirtschaftlichkeit des eigentlichen Kerngeschäfts zu bestimmen. Das Ergebnis errechnet sich, indem Sie die Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen abziehen.
3. Die Steuerbilanz
Wenn es darum geht, die Steuerlast für ein Unternehmen zu berechnen, ist die Steuerbilanz das Mittel der Wahl. Sie ist die Steuerbemessungsgrundlage für abzuführende Gewerbe-, Körperschafts- und Einkommensteuern und unterscheidet sich in einigen Punkten von der Handelsbilanz, u. a. bei den Abschreibungen.
Die Steuerbilanz muss ebenso wie die GuV am Ende des Geschäftsjahres von den meisten Unternehmen beim Finanzamt eingereicht werden. Da die Steuerbilanz auf Grundlage der Handelsbilanz (mit Schuld- und Vermögenswerten) erstellt wird, eignet sie sich auch zur Beurteilung der Gesamtsituation eines Unternehmens.
4. Die Kapitalflussrechnung
Die ersten drei Rechnungsarten stellen zwar Gewinne und Verluste dar, haben aber nur wenig Aussagekraft über die Liquidität eines Unternehmens. So kann es vorkommen, dass die GuV positiv ist, sich aber im verborgenen Zahlungsengpässe aufbauen, die unter Umständen zu einer Zahlungsunfähigkeit führen können.
Die Kapitalflussrechnung (auch: Geldflussrechnung oder Einnahmen- /Ausgabenrechnung) fokussiert sich darauf, eingehende und ausgehende Zahlungsströme zu beobachten und ermöglicht so die Beurteilung des Cashflows. Weiterhin unterscheidet man zwischen einer progressiven und retrospektiven (also rückblickenden) Kapitalflussrechnung.
Die progressive Kapitalflussrechnung ist eine Voraussage über zu erwartende zukünftige Eingaben und Ausgaben. Sie ist eng mit dem Cashflow-Forecast verwandt und kann für wichtige Unternehmensentscheidungen herangezogen werden.
Interne und externe Erfolgsrechnung - Was ist der Unterschied?
- Interne Erfolgsrechnung: Die interne Erfolgsrechnung ist eine Kostenrechnung, um den Betriebserfolg zu ermitteln. Sie dient in erster Linie für betriebsinterne Entscheidungen. Zur internen Erfolgsrechnung zählen die kurzfristige Betriebsergebnisrechnung, sowie die Finanzplanung und die Investitionsrechnung.
- Externe Erfolgsrechnung: Die externe Erfolgsrechnung dient vor allem als Informationsquelle für Externe. Das können Banken, Aktionäre und Finanzämter sein und alle, die sonst an Ihrem Unternehmen interessiert sind. Zur externen Erfolgsrechnung gehören die Gewinn- und Verlustrechnung, die Steuerbilanz und die Kapitalflussrechnung.
Was ist der Unterschied zwischen Bilanz und Erfolgsrechnung?
Eine Bilanz zeigt die Finanzsituation Ihres Unternehmens an einem bestimmten Stichtag (zum Beispiel am 31.12.), während eine Erfolgsrechnung die finanzielle Entwicklung abbildet. Eine Handelsbilanz stellt alle Vermögenswerte (Aktiva) auf der einen Seite und alle Schulden (Passiva) auf der anderen Seite dar. Einfacher gesagt: Auf einem Bilanzkonto sehen Sie genau, was Sie haben (Vermögenswerte, Forderungen und Schulden), auf einem Erfolgskonto sehen Sie “lediglich” die laufenden Gewinne oder Verluste.
Alle Unternehmer und Unternehmerinnen, die buchführungspflichtig sind, müssen laut Handelsgesetzbuch eine Bilanz erstellen. Zusammen mit der Gewinn- und Verlustrechnung bildet die Bilanz den Jahresabschluss eines Unternehmens.
Beispiele für die Posten einer Bilanz und einer GuV
Kurzfristige Erfolgsrechnung
Die kurzfristige Erfolgsrechnung unterscheidet sich in einem Aspekt von der „normalen“ betrieblichen Erfolgsrechnung – in dem betrachteten Zeitraum. Während die meisten Erfolgsrechnungen verpflichtend einmal pro Jahr erstellt werden müssen, können sich Unternehmer und Unternehmerinnen dazu entscheiden, Erfolgsrechnungen in kürzeren Abständen durchzuführen. Als kurzfristige Erfolgsrechnung wird die Betriebsergebnisrechnung herangezogen.
Mit einer halbjährlichen, vierteljährlichen oder monatlichen Erfolgsrechnung ist eine kontinuierliche Kontrolle und Steuerung des Unternehmensprozesses möglich. Diese kann der Unternehmensführung als Feedback zur eigenen finanziellen Situation dienen und zur Grundlage von Entscheidungen herangezogen werden.
Darum ist eine kurzfristige Erfolgskontrolle sinnvoll
- Kürzere Abrechnungsperioden erlauben eine zeitnahe Anpassung von Prozessen.
- Bei einer kurzfristigen Erfolgsrechnung wird im Gegensatz zur GuV der reine Betriebserfolg ermittelt. Betriebsfremde Aufwendungen und Erträge werden nicht eingerechnet.
- Der Gewinnbeitrag einzelner Produkte oder Dienstleistungen kann ermittelt werden. So wissen Sie, was bei der Kundschaft gut ankommt und können Ihre Produktpalette optimieren.
- Der Gesamtaufwand stimmt in der GuV nicht mit den Gesamtkosten überein. Zum Beispiel fehlen darin die kalkulatorischen Kosten.
Sie können das Betriebsergebnis auf zweierlei Weise errechnen. Entweder Sie nutzen das Umsatzkostenverfahren oder das Gesamtkostenverfahren. Die meisten Unternehmen bevorzugen das Umsatzkostenverfahren aufgrund der besseren Aussagekraft.
Kurzfristige Erfolgsrechnung: Beispiel
Erfolgsrechnung mit Umsatzkostenverfahren
Umsatzerlöse | 1.000.000 € |
- Herstellungskosten des Umsatzes | - 600.000 € |
= Bruttoergebnis vom Umsatz | = 400.000 € |
- Vertriebskosten | - 100.000 € |
- Verwaltungskosten | - 60.000 € |
- Sonstige betriebliche Aufwendungen | - 60.000 € |
+ Sonstige betriebliche Erträge | + 20.000 € |
Betriebsergebnis (EBIT) | = 200.000 € |
Erfolgsrechnung mit Gesamtkostenverfahren
Umsatzerlöse | 1.000.000 € |
+/- Bestandsveränderung | + /- 200.000 € |
+ weitere aktivierte Eigenleistungen | + 100.000 € |
+ sonstige betrieblich bedingte Erträge | + 20.000 € |
= Gesamtleistung | = 1.320.000 € |
- Materialaufwand | - 320.000 € |
- Personalaufwand | - 500.000 € |
- Abschreibungen | - 100.000 € |
- Sonstige betriebliche Aufwendungen | - 200.000 € |
Betriebsergebnis (EBIT) | = 200.000 € |
Mehrstufige Erfolgsrechnung
Die mehrstufige Erfolgsrechnung untergliedert sich in die ein-, zwei- und dreistufige Erfolgsrechnung.
- In der ersten Stufe wird der Warenaufwand dem Warenertrag gegenübergestellt. Daraus resultiert der Bruttogewinn aus der reinen betrieblichen Tätigkeit. So können Sie sehen, ob Ihre Erträge Ihre Aufwendungen decken können.
- In der zweiten Stufe der Erfolgsrechnung wird nun dem errechneten Bruttogewinn aus der ersten Stufe der Betriebsaufwand, wie Gehalt, Miete/Versicherungen, Abschreibungen usw. gegenübergestellt. Daraus ergibt sich der Betriebsgewinn (auch: Betriebsergebnis), der Ihnen zeigt, wie viel Ertrag Sie mit Ihrem Kerngeschäft erzielen.
- In der dritten Stufe wird der errechnete Betriebsgewinn aus der zweiten Stufe durch die neutralen und außerordentlichen Erträge ergänzt. Diese Summe wird dann den neutralen und außerordentlichen Aufwendungen gegenübergestellt. Das Resultat des Saldos ist der Unternehmensgewinn. Dieser zeigt, wie hoch der Erfolg Ihres Unternehmens insgesamt ist, inklusive aller Nebengeschäfte, wie beispielsweise der Vermietung von Immobilien.
Warum ist die Erfolgsrechnung für Unternehmen so wichtig?
Dank der Erfolgsanalyse behalten Sie die Kontrolle über die Kosten und die Ertragslage. Gleichzeitig decken Sie mögliche Schwachstellen auf, wie etwa Lieferengpässe, Liquiditätsengpässe, Unwirtschaftlichkeit und unproduktive Arbeitsplanung. Langfristig können Sie mit einer regelmäßigen Kontrolle die Kosten optimieren und somit höhere Erträge erwirtschaften.
Durch die einzelnen Positionen in der Erfolgsrechnung können Sie erkennen, welche Posten ein Problem verursachen, und können entsprechende Maßnahmen ableiten.
Natürlich eignet sich auch der Blick auf das Unternehmenskonto, um grob abzuschätzen, ob die Dinge im Moment gut oder schlecht laufen. Vergessen Sie aber nicht, dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme der Erträge handelt.
Fazit: Erfolgsrechnung gewinnbringend einsetzen
Die Erfolgsrechnung ist eine nützliche Orientierungshilfe und lässt sich mit einfachen Mitteln und buchhalterischen Grundkenntnissen interpretieren. Sie ist daher kosteneffizient und effektiv zugleich.
Durch die regelmäßige Anfertigung einer kurzfristigen Erfolgsrechnung haben Sie Ihre finanzielle Situation besser im Blick, können die Prozesse zeitnah anpassen und die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Titelbild: charlesdeluvio / Unsplash