Im Berufsleben sind die wenigsten Dinge einfach, sondern meist ziemlich kompliziert oder gar komplex. Damit Sie schnell und kompetent Entscheidungen treffen können, sollten Sie eine spezielle Matrix – die Entscheidungsmatrix, auch Bewertungsmatrix genannt – anlegen. Hier erfahren Sie, wie das geht.
Was ist eine Entscheidungsmatrix?
Eine Entscheidungsmatrix ist eine Tabelle, in der Sie Fakten und Kriterien eintragen, um sie besser miteinander vergleichen zu können. Aufgrund Ihrer selbst definierten Regeln hilft Ihnen die Matrix bei einer Entscheidungsfindung. Bei dieser Vorgehensweise können Sie zum Beispiel eine einfache oder gewichtete Entscheidungsmatrix erstellen.
Was ist eine einfache Entscheidungsmatrix?
Bei einer einfachen Entscheidungsmatrix tragen Sie verschiedene Kriterien, die für Ihre Entscheidungsfindung wichtig sind, in eine Tabelle ein. Hierzu verwenden Sie ein simples System aus Ja/Nein oder ein leicht verständliches Punkte- oder Noten-System. Am Ende zählen Sie die einzelnen Punkte zusammen oder werten die Ja/Nein-Angaben aus. Das Ergebnis beeinflusst dann Ihre Entscheidung.
Was beinhaltet eine gewichtete Entscheidungsmatrix?
Die gewichtete Entscheidungsmatrix funktioniert im Grunde wie eine einfache Entscheidungsmatrix. Allerdings führen Sie hier noch eine Dimension hinzu: die Gewichtung. Das bedeutet, manche Kriterien sehen Sie als wichtiger oder entscheidender als andere an. Deshalb bewerten Sie diese höher, indem Sie jedem Kriterium noch einen Faktor zum Multiplizieren geben.
Entscheidungsmatrix: Beispiele aus der Praxis
Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine neue Unternehmenssoftware für die Verbesserung Ihres Vertriebs anschaffen. Sie haben viel recherchiert und drei potentielle Lösungen gefunden. Doch welche ist die Beste für Ihr Unternehmen? Wenden Sie eine einfache Entscheidungsmatrix an, könnte diese verkürzt so aussehen:
Kriterium |
Software 1 |
Software 2 |
Software 3 |
Online-Zugriff |
Ja |
Ja |
Nein |
>100 Nutzende |
Ja |
Nein |
Ja |
Einmalige Lizenzkosten |
Ja |
Nein |
Ja |
Persönlicher Support |
Ja |
Ja |
Nein |
Auto-Updates |
Nein |
Nein |
Ja |
Ergebnis |
4x Ja |
2x Ja |
3x Ja |
Bei dieser vereinfachten Tabelle würden Sie sich wahrscheinlich für Software 1 entscheiden, weil diese fast alle Kriterien erfüllt.
Bei einer gewichteten Entscheidungsmatrix ist es ratsam, Punkte zu vergeben. Dabei unterscheiden Sie beispielsweise zwischen 1 (unwichtig) und 10 (sehr wichtig), um eine Gewichtung vorzunehmen. Eine Matrix nach dieser Art sähe unter Umständen so aus:
Kriterium |
Software 1 |
Software 2 |
Software 3 |
Online-Zugriff |
10 |
5 |
10 |
>100 User |
5 |
1 |
5 |
Einmalige Lizenzkosten |
3 |
1 |
3 |
Persönlicher Support |
8 |
8 |
1 |
Auto-Updates |
1 |
1 |
8 |
Ergebnis |
27 Punkte |
16 Punkte |
27 Punkte |
Nach dieser Methode hätte Software 3 die gleichen Chancen wie Software 1. Sie können die Bewertungsmatrix, die zur Nutzwertanalyse gehört, auch so gestalten, dass Sie die Gewichtung in einer extra Spalte eintragen und diese dann mit den Bewertungsfeldern automatisch verrechnet werden.
Hier ein Beispiel für eine gewichtige Entscheidungsmatrix eines Unternehmens, das abwägt, ob es Wanderjacken oder Kuscheljacken produzieren soll:
Quelle: Screenshot Excel
Wie erstellen Sie eine Entscheidungsmatrix?
Zuerst sollten Sie definieren, was Sie mit der Matrix erreichen möchten: Welche Fragestellung oder welches Problem soll gelöst werden? Grenzen Sie den Kontext so weit wie möglich ein, um die Entscheidungsmatrix am Ende übersichtlich gestalten zu können.
Legen Sie danach die relevantesten Kriterien fest. Das können beispielsweise die Funktionen einer Software sein. Finden Sie dabei Optionen, die Sie wirklich miteinander vergleichen können. Unter Umständen müssen Sie das eine oder andere Kriterium anpassen oder vereinfachen.
Listen Sie danach alle gerade genannten Punkte in Ihrer Tabelle auf. Es hat sich etabliert, die Auswahl horizontal und die Kriterien vertikal anzuordnen. So entsteht die namensgebende Matrix.
Bewerten Sie jede Option oder geben Sie einen Erfüllungsgrad (die einfachste Möglichkeit ist Ja/Nein) an. Bei einer gewichteten Entscheidungsmatrix haben Sie noch die Gewichtung anzugeben oder in einer Formel zu hinterlegen.
In der untersten Zeile berechnen Sie das Ergebnis jeder Spalte, welches Ihnen dabei hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Was sind die Vor- und Nachteile einer Entscheidungsmatrix?
Eine Entscheidungsmatrix ist ein gutes Werkzeug zur Entscheidungsfindung. Das sind die jeweils fünf größten Vor- und Nachteile:
Vorteile:
- Objektive Entscheidungsgrundlage
- Visuelle, nachvollziehbare Aufbereitung
- Leicht erweiterbar oder kürzbar
- Verschiedene Komplexitätsgrade möglich
- Universelle Einsatzmöglichkeiten
Nachteile:
- Festlegung genauer Ziele und Kriterien notwendig
- Relevante Daten und Fakten sind zu sammeln
- Bewertung und Gewichtung der Kriterien nicht immer einfach
- Gewichtung kann zu subjektiven, verzerrten Ergebnissen führen
- Bei vielen Optionen wird es kompliziert und übersichtlich
Fazit: Wann lohnt sich eine Entscheidungsmatrix?
Im Business sollten Sie so wenig wie möglich aus dem Bauch heraus agieren. Besonders nicht, wenn Sie wichtige, teure oder folgenschwere Entscheidungen treffen müssen. Dann gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu handeln.
Eine Entscheidungsmatrix unterstützt Sie bei dieser Mission. Sie macht eine Entscheidungsfindung in der Regel einfacher und transparenter. Damit können Sie auch vor Kollegen und Kolleginnen, Ihren Vorgesetzten oder einem Gremium darlegen, warum Sie wie handeln möchten.
Und Sie haben die Möglichkeit, ein wenig mit den Zahlen auszuprobieren. Das gilt besonders bei einer gewichteten Entscheidungsmatrix, bei der die Gewichtungsfaktoren das Ergebnis maßgeblich beeinflussen und in eine bestimmte Richtung drehen können.
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