Dank großer TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“ und einer breiten medialen Berichterstattung sind Start-ups in aller Munde. In diesem Rahmen ist vermehrt von Inkubatoren und Acceleratoren zu hören. Doch was steckt dahinter? In diesem Beitrag erfahren Sie alles zum Thema Inkubatoren.

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Der Begriff „Inkubator“ (engl. „incubator“) stammt ursprünglich aus der Biologie und Medizin. Damit gemeint ist ein Brutkasten, Brutschrank oder Brutapparat, der die Inkubation – das Ausbrüten, Anzüchten oder Aufziehen von Lebensformen – unterstützt und auch beschleunigt. Ein „egg incubator“ ist somit beispielsweise eine Brutmaschine für Vogeleier.

Was macht ein Inkubator?

Das Sinnbild des Ausbrütens und der betreuten Entwicklung hat man von der Biologie in die Start-up-Szene übertragen. Bei einem Inkubator sollen durch eine äußere Unterstützung frische Talente und junge Unternehmen „herangezüchtet“ werden. Dafür bieten die Inkubatoren den Existenzgründern bzw. -gründerinnen verschiedene Leistungen an.

Welche Leistungen bietet ein Inkubator?

Ein Inkubator sorgt dafür, dass ein Start-up reifen kann. Dafür unterstützt der „wirtschaftliche Brutschrank“ ausgesuchte Selbstständige, Gründer und Gründerinnen sowie bestehende, junge Unternehmen unter anderem bei den folgenden Tasks:

  • Optimierung der Geschäftsidee
  • Analyse des Markts und Zielgruppen-Definition
  • Verbesserung des Unternehmenskonzepts
  • Entwicklung einer Produkt- und Marketingstrategie
  • Finden eines Fokus, der Business-relevant ist
  • Entwicklung neuer Kooperationspartnern und zusätzlichen Geldgebern bzw. Geldgeberinnen
  • Ausbau des Netzwerkes, zum Beispiel zu anderen Gründenden
  • Sicherung der Finanzierung des Vorhabens
  • operativen Leitung von jungen Unternehmen

Ein Inkubator ist somit ein erfahrener „Sparringspartner“ für Entrepreneure bzw. Entrepreneurinnen. Die Inkubatoren-Einrichtung steht Gründenen bei den anfänglichen Problemen von Start-ups zur Seite und unterstützt sie bei der Entwicklung mit seinen Kompetenzen. Damit sollen die optimalen Bedingungen geschaffen werden, damit Start-ups mit ihren Konzepten und Geschäftsmodellen zur tragfähigen Eigenständigkeit heranwachsen können.

Wie viel Geld investiert ein Inkubator?

Die Investitionssummen fallen unterschiedlich aus. Sie hängen unter anderem von der Reife und Komplexität des Start-up-Produkts und der Art der benötigten Hilfe ab.

Meist investieren Inkubatoren zu Beginn einen Betrag von 100.000 Euro bis hoch zu einer Million. Daraufhin erfolgen in der Regel weitere Investitionssummen, für die der Inkubator und das Start-up Co-Investoren suchen. Investoren können Business Angels, VC-Fonds oder Großunternehmen sein.

Da ein Inkubator mehr als nur Geld bietet, sichert er sich im Gegenzug meist hohe Anteile am Start-up.

Welche Inkubatoren gibt es in Deutschland?

Die Auswahl an Inkubatoren und ähnlichen Start-up-Unterstützern wächst in Deutschland. Hier eine kleine Auswahl (alphabetisch aufgelistet) der bekanntesten und größten Inkubatoren, die Unternehmen unterstützen:

  • 1stMOVER mit Sitz in Düsseldorf besteht aus Digital-Experten, die an Start-ups in den Bereichen Digital, Neue Energien und Hightech interessiert sind.
  • crossventures sieht sich als Heimat für skalierbare und disruptive Start-ups mit digitalen Geschäftsmodellen.
  • DvH Ventures ist einer der bekanntesten Investoren im deutschsprachigen Raum. Er unterstützt Start-ups aus verschiedenen Bereichen − von Health- und Studenten-Plattformen bis hin zu Bezahldienstleistern.
  • Mit hubraum betreibt die Deutsche Telekom einen eigenen Inkubator. Dieser fokussiert sich auf Tech-Konzepte und bringt junge Unternehmen aus der ganzen Welt zusammen.
  • Lab1886 war mal ein namhafter Inkubator von Daimler, der Start-ups unterstützte, welche an der Zukunft der Mobilität arbeiten. Aus Lab1886 wurde 2020 dann 1886Ventures – eine Holding, die nachhaltige, digitale Unternehmen unterstützt.
  • Mit der Otto Group Digital Solutions (OGDS) unterstützt der Versandhändler Otto „attraktive Geschäftsmodelle im handelsnahen Dienstleistungsbereich“.
  • Rocket Internet der Samwer Brüder ist wohl der bekannteste Inkubator Deutschlands. Durch ihn sind unter anderem Delivery Hero, Home24, Helpling und Zalando groß geworden.

Inkubator vs. Accelerator? Wo liegen die Unterschiede?

Die Begriffe Inkubator und Accelerator werden häufig synonym verwendet. In diesen Zusammenhang fallen auch die Bezeichnungen „Venture Capital“, „Company Builder“ und „Gründerzentrum“. Auch wenn es Unterscheidungen bei diesen Begrifflichkeiten gibt, verschwimmen diese oft.

Hier die deutlichsten Unterschiede in der Übersicht:

Aspekt

Inkubator

Accelerator

Stage

Frühe Unternehmensphase (Start-up)

Wachstumsphase (Scale-up)

Geschäftsmodell

muss getestet werden

soll schnell skalieren

Förderdauer

Monate bis Jahre

nur wenige Monate

Business-Erwartungen

mittel bis hoch

sehr hoch

Arbeitstempo

mittel bis hoch

sehr hoch

Unterstützer

Hochschulen, Kommunen und Unternehmen

Unternehmen und Kapitalgesellschaften

Unterstützung über eine lange Zeit mit Inkubatoren

Bei einem Inkubator greifen Hochschulen, Unternehmen oder VC-Geldgeber jungen Teams bei der Entwicklung einer innovativen Idee und dem Aufbau eines Start-ups unter die Arme. Das kann mit Kapital und Know-how, günstigen Büroräumen im Rahmen eines Gründerzentrums und der Vernetzung zu wichtigen Business-Kontakten erfolgen.

Die Bindung zwischen Gründungsteam und Inkubator ist im Allgemeinen hoch, auch wenn es dabei unterschiedliche Ausprägungen gibt. Sogenannte „Innovation Labs“ sind eine Form davon. Hierbei wird quasi ein firmeninternes Start-up aufgebaut.

Eine andere Option ist die Integration von externen Start-ups in das eigene Unternehmen. Bei einem Inkubator versucht der Unterstützer, zum Beispiel ein Großunternehmen, die Start-up-Innovation für sein Geschäft zu nutzen oder daraus Profit zu schlagen.

Unterstützung in Wachstumsphase durch Accelerator-Programme

Während bei einem Inkubator die zeitliche Bindung variabel ausfällt, ist sie bei einem Accelerator beschränkt. Bei Accelerator-Programmen erhalten die Start-ups nur wenige Monate lang Unterstützung. Diese bekommen sie zum Beispiel durch VC-Investoren oder Förderprogramme wie das EXIST-Programm.

Das Ziel eines Accelerators ist, wie es der Name besagt, eine Start-up-Idee zu beschleunigen. Die Existenzgründer müssen innerhalb kürzester Zeit beweisen, dass ihr Konzept einen „Product-Market Fit“ (PMF) erreichen kann.

Wie erwähnt, sind die Grenzen zwischen Gründerzentrum bzw. Innovationszentrum, Inkubator, Accelerator, Business Angel (BA), Venture Capital (VC), Company Builder und Förderprogramm fließend − besonders im Sprachgebrauch.

Die wichtigsten deutschen Acceleratoren-Programme

Start-ups, die ein schnelles Wachstum hinlegen und damit zu einem sogenannten Scale-up werden möchten, sollten sich besser an einen Accelerator statt an eine „Brutmaschine für Gründende“, sprich: Inkubator, wenden. Gute Adressen sind in Deutschland unter anderem TechFounders, German Accelerator, Google for Startups Accelerator Europe und M12 von Microsoft.

Alternative zu klassischen Inkubatoren: Hochschul-Inkubatoren und Company Builder

Viele Studenten und Studentinnen haben bereits während ihres Studiums eine geniale Geschäftsidee und möchten Existenzgründer bzw. Existenzgründerinnen werden. Damit diese Motivation und Energie nicht verloren gehen, haben viele Hochschulen eigene Inkubatoren-Programme. Sie bieten den Studierenden Büroräume, Beratungen und auch Fördermittel an, damit sie ihre Visionen verfolgen und später ein eigenes Unternehmen gründen können.

Was sind Company Builder?

Darunter versteht man Unterstützer und Unterstützerinnen, die Gründenden und Start-ups langfristig zur Seite stehen. Company Builder sind meist Kapitalgeber bzw. Kapitalgeberinnen, die über mehrere Jahre hinweg mit finanziellen Mitteln, Beratung und auch handfester Mitarbeit aus einem jungen, „wackeligen“ Unternehmen eine „standhafte“ Firma mit aufbauen.

Hilfreiche Tipps: So bewerben Sie sich bei den Inkubator-Programmen

Die Bewerbung für ein Inkubator-Programm kann eine entscheidende Phase für Ihr Start-up sein. Ein Platz in einem renommierten Inkubator kann Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden. Doch wie stellt man sicher, dass die Bewerbung erfolgreich ist? In diesem Kapitel erhalten Sie hilfreiche Tipps für den Bewerbungsprozess.

  1. Recherche ist der Schlüssel: Bevor Sie sich bewerben, sollten Sie gründlich recherchieren, welche Inkubatoren am besten zu Ihrem Geschäftsmodell und Ihren Zielen passen. Achten Sie dabei auf den Fokus des Inkubators, die angebotenen Ressourcen und die Erfolgsbilanz.
  2. Der Businessplan: Ein gut durchdachter Businessplan ist oft der erste Schritt, um die Aufmerksamkeit eines Inkubators zu gewinnen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Plan klar, präzise und überzeugend ist.
  3. Netzwerken: Nutzen Sie Ihre Kontakte und bauen Sie Ihr Netzwerk aus, um Empfehlungen und Einblicke in den Bewerbungsprozess zu erhalten. Ein Empfehlungsschreiben kann Wunder wirken.
  4. Vorbereitung auf das Interview: Wenn Sie zu einem Interview eingeladen werden, bereiten Sie sich gründlich vor. Kennen Sie Ihre Zahlen, seien Sie bereit, Ihr Geschäftsmodell zu erklären, und zeigen Sie, dass Sie leidenschaftlich und engagiert sind. Auch eine Firmenpräsentation kann helfen, um den Inkubator zu überzeugen.
  5. Follow-up: Nach dem Interview ist es wichtig, ein Follow-up durchzuführen. Ein Dankesschreiben kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen und zeigt Ihre Professionalität.

Die Bewerbung für ein Inkubator-Programm ist kein einfacher Prozess, aber mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung können Sie Ihre Chancen erheblich verbessern.

Wie finden Start-ups den passenden Inkubator?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn es gibt verschiedene Kriterien, die angesetzt werden müssen. Diese sind unter anderem:

  • Was ist die Philosophie des Inkubators? Investiert er beispielsweise nur in Tech-Unternehmen oder ökologische Innovationen?
  • Ist er bereits in der Branche aktiv, in die das Start-up vordringen möchte? Besitzt er genügend „Connections“, um das Start-up voranzubringen?
  • Ist der Inkubator neu? Besitzen die Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen genügend Erfahrung im Umgang mit Start-ups?
  • Stimmt die Chemie zwischen den Mitarbeitenden beim Inkubator und dem Gründerteam?
  • Wo ist der Inkubator beheimatet? Muss das Start-up eventuell umziehen?
  • Wie viel Geld kann und will der Inkubator investieren?
  • Wie attraktiv sind die anderen Assets (Büroräume, Know-how, Netzwerk etc.) des Inkubators?

Inkubatoren und Start-ups müssen zueinander passen

Wenn sich ein Start-up und ein Inkubator zusammentun, ist diese Verbindung vergleichbar mit einer Ehe. Die beiden Partner möchten gemeinschaftlich in die Zukunft durchstarten, wobei jeder seine Fähigkeiten und Vorteile in die Waagschale legt. Eine derartige Zusammenarbeit muss ausgewogen sein.

Das Start-up sollte sich daher immer die Frage stellen, ob ein Inkubator der richtige Partner ist. Oft können Alternativen wie Acceleratoren, Business Angels oder Förderprogramme für einen Gründungszuschuss die bessere Lösung sein.

Start-up-Guide: So gründen Sie ein Unternehmen

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Titelbild: Maskot / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 28. September 2023, aktualisiert am September 28 2023

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