„Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.“ Kennen Sie diesen Spruch? Er findet oft Anwendung, wenn es Probleme in Unternehmen gibt. Mitarbeitende schieben die Ursachen auf ihre direkten Vorgesetzten und auf die oberste Management-Ebene. So einfach ist das natürlich nicht.
Wenn Sie in der Qualitätskontrolle arbeiten oder in ein Change-Management-Projekt involviert sind, sollten Sie die Ursachen für ein Problem gezielt suchen und erkennen. Dabei hilft – irgendwie passend – ein Fischgrätendiagramm, ebenso bekannt als Ishikawa-Diagramm.
Was ist das Ishikawa-Diagramm?
Das Ishikawa-Diagramm entwickelte der japanische Wissenschaftler Kaoru Ishikawa in den 1940er-Jahren. Es dient dazu, Probleme und deren Ursachen grafisch einfach darzustellen. Dabei wird zwischen Hauptursachen und Nebenursachen unterschieden. Das Ergebnis mündet in einem Schaubild, das wie ein Gerippe aus Fischgräten aussieht.
Synonyme Begriffe für das Ishikawa-Diagramm sind unter anderem Fischgrätendiagramm (auf Englisch Fishbone Diagram) und Ursache-Wirkungs-Diagramm (auf Englisch Cause and Effect Diagram).
Ishikawa-Diagramm: Beispiele
Legen Sie ein Ishikawa-Diagramm an, sieht das in der einfachsten Form tatsächlich wie ein Fischskelett mit Fischgräten aus. Denn die verschiedenen Ursachen, die zu einem Problem führen, stellen Sie als schräge Linien dar, die zu einem Hauptstrang zeigen.
In der Regel gibt es zig Haupteinflussgrößen und Nebenursachen für ein großes Problem. Dementsprechend kann das Ursache-Wirkungs-Diagramm sehr kompliziert und „verschachtelt“ ausfallen – so wie in diesem Ishikawa-Diagramm-Beispiel:
Warum ist das Ishikawa-Diagramm so hilfreich?
Um die Ursache(n) für ein Problem zu finden, reicht es meist nicht aus, nur an der Oberfläche zu kratzen. Stellen Sie zum Beispiel die Frage: „Warum verkaufen sich unsere Maschinen so schlecht?“ Dann sollten Sie sich nicht mit der erstbesten Antwort zufriedengeben.
Besser ist es, eine professionelle Problemanalyse, zum Beispiel nach der 5-Why-Methode, durchzuführen. Hierbei stellen Sie mindestens fünfmal hintereinander die Frage: „Warum?“ Damit bekommen Sie eine gute Übersicht über die Problemursachen mit ihren Hauptursachen und Nebenursachen.
Eine weitere Methode kann eine Prozessanalyse sein, bei der Sie unter anderem Interviews mit Mitarbeitenden führen und Fragebögen verteilen.
Wenn Sie verschiedene Haupteinflussgrößen und andere Faktoren kennen, stellen Sie diese grafisch in einem Fischgrätendiagramm dar. Derart können Sie die Wichtigkeit von Ursachen und deren Beziehungen zueinander gut erkennen. Aus den Erkenntnissen leiten Sie dann mehrere Lösungen ab, um die Probleme zu beseitigen.
Ishikawa-Diagramm erstellen: So geht es
Das Gute am Ishikawa-Diagramm ist: Für die Erstellung benötigen Sie kein zeichnerisches Talent, die „Fischgräten“ können Sie ganz einfach auf Papier, an einem Whiteboard oder mit einem simplen Grafikprogramm erstellen.
Gehen Sie für das Ursache-Wirkungs-Diagramm folgendermaßen vor:
- Zeichnen Sie eine horizontale Linie, an deren rechtes Ende Sie das Problem oder die Problemstellung schreiben.
- Halten Sie über und unter der Hauptlinie die Haupteinflussgrößen fest. Diese gehören zu den 7M des Ishikawa-Diagramms (mehr dazu weiter unten).
- Von den Haupteinflussgrößen ziehen Sie Pfeile zum Hauptstrang. Jeder Pfeil bedeutet „trägt dazu bei, dass…”.
- Auf die Pfeile der Haupteinflussgrößen zeigen weitere Pfeile. Diese stehen für die Hauptursachen.
- Und auf die Hauptursachen können unter Umständen Nebenursachen zeigen. Derart unterteilen Sie ein Problem in primäre und sekundäre Ursachen.
Was folgt nach dem Erstellen des Ursache-Wirkungs-Diagramms?
Sie bewerten die einzelnen Ursachen, indem Sie sich unter anderem fragen:
- Sind die genannten Punkte wirklich die wichtigen Problemursachen?
- Welchen Stellenwert haben die Nebenursachen?
- Müssen wir sie eventuell neu bewerten?
Nach der theoretischen Bewertung erfolgt eine praktische Überprüfung und unter Umständen eine neue Einordnung der einzelnen Ursachen. Schlussendlich leiten Sie Maßnahmen ab, um die Problemursachen zu beseitigen und damit das Problem zu lösen.
Was sind die 7M des Ishikawa-Diagramms?
Auf den Hauptstrang der Fischgräten-Darstellung zeigen die Haupteinflussgrößen. Dazu wurden ursprünglich die 4M eingeführt:
- Methode, z. B. die Effizienz von Prozessen
- Mensch, z. B. die Fähigkeiten der Angestellten
- Material, z. B. die Qualität der Rohstoffe
- Maschine, z. B. die Bereitstellung von Arbeitsmitteln
Im Laufe der Zeit hat man die 4M auf 7M oder 8M erweitert. Dazu gehören:
- Mitwelt oder Milieu, z. B. Umweltfaktoren wie Temperaturschwankungen
- Messung, z. B. die Erfassung von Daten
- Money, z. B. zu knappe Budgets
- Management, z. B. Entscheidungen der Leitungsebenen
Das sind die Vorteile des Ishikawa-Diagramms
Ein Vorgehen nach der Ishikawa-Methode ermöglicht es Ihnen, Probleme einfach zu erfassen und gut zu visualisieren. Auf diese Weise können Sie die Abhängigkeiten schnell erkennen. Dabei ist stets ein Bezug zur Praxis gegeben, da Sie Ursachen für ein Problem nicht nur besprechen, sondern auch überprüfen. All dies erfolgt im Team, wodurch Sie gemeinsam an der Lösung der Probleme arbeiten.
Welche Nachteile birgt das Ishikawa-Diagramm?
Wenn Sie zu sehr ins Detail gehen, wird die Darstellung als Fischgräten-Gerippe zu kompliziert. Manche Abhängigkeiten und Wechselwirkungen lassen sich sogar nur schwer oder gar nicht in dem vereinfachten Schaubild erfassen. Das bedeutet: Das Ishikawa-Diagramm eignet sich nicht, um komplexe Probleme zu lösen.
Für wen lohnt sich das Fischgrätendiagramm?
Ursprünglich kam das Ishikawa-Diagramm nur im Qualitätsmanagement zum Einsatz, zum Beispiel für das Total Quality Management (TQM). Über die Jahrzehnte hat sich die Darstellungsmethode in verschiedenen Bereichen etabliert, unter anderem im Change-Management. Kein Wunder: Recht einfache Herausforderungen können Sie mit dem Ursache-Wirkungs-Diagramm gut erfassen.
Und damit zeigt sich, dass im Berufsleben ein Fisch nicht immer vom Kopf her stinkt, sondern es viele „faule Stellen“ geben kann.
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