Johari Fenster: Selbst- und Fremdwahrnehmung angleichen

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Michael Schulte
Michael Schulte

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Der Mensch, der Sie sind, und der Mensch, als der Sie wahrgenommen werden, können stark voneinander abweichen. Das führt zu Reibungen, Konflikten und Kommunikationsstörungen, weil Sie Ihre blinden Flecken nicht erkennen. Gerade im beruflichen Umfeld kann das zu einem Problem führen.

Personen beschäftigen sich mit dem Johari-Fenster

Das Ziel des Johari Fensters ist es, Selbst- und Fremdwahrnehmung einander anzugleichen. Dieses Kommunikationsmodell ist hierfür ein nützliches Tool. Mit dem Johari Fenster erkennen Sie, wie andere Sie sehen und welche Ihrer Eigenschaften Ihnen bisher unbekannt geblieben sind.

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Die Idee hinter dem Johari Fenster

Jedes menschliche Handeln wird durch zwei Brillen betrachtet: die eigene und die der anderen. Für eine gelungene Kommunikation ist es sinnvoll, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung möglichst nahe beieinander sind. Ob dies der Fall ist, lässt sich über das Johari Fenster ermitteln. Das Modell lässt sich in unterschiedliche Fenster unterteilen:

Johari Fenster zur Selbst- und Fremdwahrnehmung

Die öffentliche Person

Zum Feld der öffentlichen Person gehören alle Informationen, die wir mit anderen teilen. Das können bestimmte Werte und Arbeitsvorstellungen ebenso sein wie die Tatsache, dass wir uns vegetarisch ernähren oder gerne klassische Musik hören.

Mein Geheimnis

Zum Quadrant „Mein Geheimnis“ gehören alle Dinge, von denen wir nicht wollen, dass andere sie erfahren. Das sind in der Regel Ängste, Schwächen oder Momente, in denen wir versagt haben. Je größer das Vertrauen zu unseren Mitmenschen ist, desto weniger Geheimnisse sind nötig.

Der blinde Fleck

Zu diesem Feld zählen alle Dinge, die anderen an uns auffallen, die wir selbst aber nicht bemerken. Das kann beispielsweise sein, dass wir auf andere einschüchternd wirken, immer Recht behalten wollen oder bei öffentlichen Vorträgen unbewusst immer wieder „ähm“ sagen.

Das Unbekannte

Der Quadrant „Das Unbekannte“ umfasst alle Charaktereigenschaften, die weder uns noch anderen bekannt sind. Hierzu können beispielsweise unentdeckte Führungsqualitäten, ein künstlerisches Talent oder eine Zahlenbegabung gehören.

Zielsetzung

Für eine effiziente Kommunikation und ein professionelles Teamwork ist es wichtig, den Bereich der öffentlichen Person so groß wie möglich zu gestalten. Das gelingt auf der einen Seite über Feedback.

Je mehr Sie darüber erfahren, wie andere Sie wahrnehmen, desto kleiner wird Ihr blinder Fleck und Ihre öffentliche Person wächst. Wenn Sie zu anderen Vertrauen aufbauen, reduzieren Sie die Zahl der Dinge, die Sie geheimhalten wollen. Hierdurch werden Sie authentischer und müssen sich nicht verstellen.

Wenn Sie regelmäßig Ihren Horizont erweitern, sich auf neue Dinge einlassen und Ihre Komfortzone verlassen, werden Sie immer wieder neue Dinge an sich erkennen. Hierdurch verringern Sie den Bereich „Unbekanntes“. Somit entwickeln Sie sich als Person weiter und können besser mit anderen Menschen umgehen.

Wie alles begann: Die Johari-Fenster-Adjektive

Das Johari Fenster konzipierten die Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham, die dem Modell seinen Namen gaben, im Jahr 1955. Seither hat sich das Johari-Modell zu einem wichtigen Werkzeug zum Beschreiben gruppendynamischer Prozesse entwickelt. Dabei kommen vor allem die Johari-Adjektive zum Einsatz.

Hierbei handelt es sich um 56 Adjektive, die grundlegende menschliche Charaktereigenschaften beschreiben. Indem Sie sich selbst einige dieser Adjektive zuordnen, und andere bitten, dasselbe zu tun, erkennen Sie eine eventuell vorliegende Diskrepanz zwischen Ihrem Selbstbild und dem Fremdbild anderer. Die Adjektive sind von A-W sortiert und erlauben somit eine leichte Orientierung.

Hier einige Beispiele für Johari-Adjektive:

  • aufmerksam
  • bescheiden
  • extrovertiert
  • introvertiert
  • kompetent
  • nervös
  • organisiert
  • selbstsicher
  • still
  • verlässlich

Anwendung des Johari Fensters

Der Einsatz des Johari Fensters von Joseph Luft und Harry Ingham bietet sich in allen Bereichen an, in denen Menschen interagieren und Gruppen zusammenarbeiten. Es kann einerseits als Einstieg genutzt werden, damit sich die einzelnen Teammitglieder kennenlernen und etwas über sich preisgeben.

Ebenso lohnt sich ein Einsatz in Gruppen, die schon länger zusammenarbeiten. So lassen sich Ursachen für eventuelle Spannungen und Kommunikationsschwierigkeiten ermitteln.

Zu diesem Zweck erstellen alle Teammitglieder ein Johari Fenster und wählen aus den vorgegebenen Adjektiven etwa sechs Stück aus, die sie ihrer Meinung nach am besten beschreiben. Anschließend werden für alle anderen Teammitglieder ebenfalls sechs Adjektive ausgewählt.

Das Feedback anderer Personen kann Ihnen einige Erkenntnisse bringen. Abhängig davon, wie groß die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ist, sind die einzelnen Bereiche im Johari Fenster größer oder kleiner.

Übungen mit dem Johari Fenster

Es gibt verschiedene Übungen, mit denen Sie die einzelnen Bereiche im Johari Fenster trainieren können. Vertrauensbildende Maßnahmen helfen dabei, sich anderen gegenüber zu öffnen. Auf diese Weise besteht weniger Notwendigkeit, Geheimnisse zu haben. Selbstreflexionen und regelmäßiges Feedback helfen dabei, den blinden Fleck zu verkleinern und den Bereich „Öffentliche Person“ zu stärken.

Viele Menschen nutzen Fort- und Weiterbildungen, um sich ihrem „Unbekannten“ zu nähern. Andere entscheiden sich für eine Psychotherapie, um sich verdrängten oder unterbewussten Dingen nähern zu können. Wenn Sie sich selbst mit der Kamera aufzeichnen, betrachten Sie sich erstmals von außen und können gegebenenfalls Anpassungen an Ihrem Auftreten vornehmen.

Im Sales-Bereich sind vor allem vertrauensfördernde Maßnahmen wichtig. So verhindern Sie, dass Sie sich Ihren Kunden und Kundinnen gegenüber verschließen und unaufrichtig wirken. Zudem sollten Sie durch Feedback untersuchen, wie Sie auf andere wirken, um so Ihr Selbstbild und Ihr Fremdbild zu überprüfen und beispielsweise Ihre Verkaufsrhetorik zu optimieren.

Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen erweitern Ihren Horizont, erfordern praktische Anwendungen von erlerntem Wissen und versetzen Sie in Situationen, in denen Teamwork unverzichtbar ist.

Selbst- und Fremdwahrnehmung kontinuierlich angleichen

Je näher Selbst- und Fremdwahrnehmung beieinander liegen, desto besser für die Kommunikation und das Teamwork. Hierbei handelt es sich aber um einen kontinuierlichen Prozess, der niemals ganz zum Ende kommt. Egal wie gut sich zwei oder mehr Menschen kennen, es gibt immer noch Geheimnisse, blinde Flecke und Unbekanntes.

Es ist deswegen extrem wichtig, dass Sie das Johari Fenster nicht nur einmal einsetzen und als abgeschlossen betrachten. Stattdessen sollten Sie das Modell regelmäßig nutzen, um durch gegenseitiges Feedback für eine kontinuierliche Persönlichkeitsentwicklung aller Teammitglieder und eine Verbesserung der Kommunikation und der Zusammenarbeit zu sorgen.

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Titelbild: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Themen: Kommunikation

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