Für Unternehmen wird es immer schwerer, passende Fachkräfte zu bekommen. Ein Grund: Die Bewerbenden haben gestiegene Anforderungen. Sie möchten mehr Work-Life-Balance, mehr Sinnhaftigkeit bei der Arbeit und bei mehr Entscheidungen eingebunden werden. Kurz: Sie streben eine Arbeitsatmosphäre an, die unter anderem dem kooperativen Führungsstil entspricht. Was zeichnet diesen Führungsstil aus? Und was müssen Sie als Führungskraft bei der Umsetzung beachten?
Was ist ein kooperativer Führungsstil?
Wenn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einem Unternehmen zusammen mit ihren Führungskräften bei vielen Entscheidungen eng zusammenarbeiten, handelt es sich um einen kooperativen Führungsstil. Eine andere Bezeichnung dafür lautet demokratischer Führungsstil, da die Entscheidungsfindung gleichberechtigt auf mehrere Personen verteilt wird.
Kooperativer Führungsstil: Das sind die Merkmale
Es gibt verschiedene Arten und Weisen, wie Sie als Führungskraft Ihr Team, Ihre Abteilung oder Ihr Unternehmen leiten können. Der kooperative Führungsstil zeichnet sich durch diese Merkmale aus:
Demokratische Entscheidungen
Damit es zu der namensgebenden Kooperation kommen kann, müssen Sie als Führungskraft Ihre Mitarbeitenden in Entscheidungsfindungen einbinden. Das kann in unterschiedlichen Ausprägungen erfolgen:
Sie bitten zum Beispiel Ihre Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen um ihre Meinung, um eine Entscheidung zu beeinflussen. Oder Sie überlassen gewisse Fragen und Themen komplett Ihrem Team, damit diese demokratisch darüber entscheiden.
Transparente Kommunikation
Gute, demokratische Entscheidungen können nur getroffen werden, wenn alle Beteiligten die Freiheit haben, offen und frei zu reden. Regen Sie deshalb zu konstruktiven Diskussionen an, bei denen auch Kritik geäußert werden darf. Und sorgen Sie dafür, dass Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Entscheidungsfindung alle relevanten Informationen vorliegen.
Erhöhtes Engagement
Ein kooperativer Führungsstil funktioniert richtig, wenn sich alle Mitarbeitenden richtig engagieren. Ermuntern Sie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich „zurücklehnen”, aktiv zu werden und Eigeninitiative zu zeigen. Und allen muss klar sein, dass mehr Mitsprache auch mehr Aufgaben und eine erhöhte Verantwortung mit sich bringt.
Ausdefinierte Ziele
Zu einem kooperativen Führungsstil gehört ebenso, dass die Mitarbeitenden über ihre Tätigkeiten bis zu einem gewissen Maß mitbestimmen können. Über die OKR-Methode lassen sich beispielsweise kurz- und mittelfristige, individuelle Ziele definieren, die aber trotzdem auf die übergeordneten Ziele einzahlen.
Rollenvergabe und Teambildung
Demokratische Entscheidungen zu finden ist meist gar nicht so einfach. Besonders, wenn bei Themen fachliche Expertise notwendig ist. Versuchen Sie deshalb, Rollen und Aufgaben zu verteilen. So entstehen zum Beispiel einzelne Fachgruppen, also Teams in Teams.
Menschlicher Umgang
Mit einem kooperativen Führungsstil bauen Sie (Kommunikations-)Barrieren ab. Damit das gelingt, sollten sich alle offen, ehrlich, respektvoll und verständlich zeigen. Sie als Führungskraft müssen menschlich offen für Ihre Mitarbeitenden sein, und Ihre Teammitglieder sollten einen vertrauensvollen Umgang mit Ihnen pflegen.
Etablierte Fehlerkultur
Kritik oder Fehler dürfen kein Grund sein, die enge Zusammenarbeit wieder einzustellen. Dementsprechend benötigen Sie eine Fehlerkultur, bei der sich Mitarbeitende nicht vor schlechten Ergebnissen fürchten müssen. Sorgen Sie als Führungskraft dafür, dass alle die Gründe analysieren und daraus lernen.
Kooperativer Führungsstil: Ein Beispiel
In Ihrem Bereich planen Sie eine neue, große Software einzuführen. Welche Folgen hat das? Welche Prozesse müssen Sie dazu anpassen? In einer kooperativen Führung finden Sie mit Ihrem Team die richtigen Antworten und setzen dann die entsprechenden Maßnahmen gemeinsam um. Alle ziehen motiviert an einem Strang, damit das Projekt gelingt.
Was sind die Ziele des Kooperativen Führungsstils?
Warum sollten Sie in Ihrem Team oder in Ihrem Unternehmen einen kooperativen Führungsstil einführen? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Ein Grund kann sein, dass Sie mit Ihrer bisherigen Art der Führung nicht mehr Ihre unternehmerischen Ziele erreichen. Ein kooperativer Führungsstil sorgt unter Umständen für neuen Schwung:
Bekommen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr Mitspracherecht bei betrieblichen Entscheidungen, steigert das die Motivation und die Produktivität − was sich positiv auf die Ergebnisse auswirkt.
Ein weiteres Ziel von Führungskräften könnte sein, die Fluktuation zu verringern und mit dem kooperativen Führungsstil die Angestellten mehr ans Unternehmen zu binden. Sie haben außerdem die Möglichkeit, Bewerber anzusprechen, die sich in ihrem Job engagieren möchten.
Welche Vor- und Nachteile hat der kooperative Führungsstil?
Zu den Vorteilen gehört eine gesteigerte Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden, da Führungskräfte Entscheidungen abgeben und auf mehreren Schultern verteilen. Derart entsteht eine demokratische Arbeitsatmosphäre, was die Arbeitsmoral verbessert.
Zu den größten Nachteilen zählt der erhöhte Aufwand: Ihre Entscheidungsprozesse werden länger und dadurch langsamer. Und es kommen unter Umständen heikle Konflikte auf.
Wann ist ein kooperativer Führungsstil sinnvoll?
Sie möchten innovative Produkte oder kreative Ergebnisse erzeugen, dann ergibt es Sinn, eine demokratische Führung einzuführen. So treffen verschiedene Kompetenzen auf Augenhöhe zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen und sich fachlich zu bereichern.
Das funktioniert aber nur, wenn die Mitarbeitenden gewillt sind, mehr Verantwortung zu übernehmen, und wenn die Vorgesetzten in der Lage sind, „Macht” abzugeben.
Unterschied autoritärer und kooperativer Führungsstil
Bei einem autoritären Führungsstil gibt es keine enge Zusammenarbeit zwischen einer Führungskraft und seinen Mitarbeitenden. Stattdessen trifft der oder die Vorgesetzte alle Entscheidungen selbst und verteilt danach die entsprechenden Aufgaben. Eigenverantwortliches Arbeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen findet sich bei solchen Strukturen wenig bis gar nicht.
Kooperativen Führungsstil umsetzen: Denken Sie darüber nach!
Der demokratische Führungsstil klingt verlockend, doch er passt nicht zu jedem Unternehmen. Es kann zum Beispiel sein, dass Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gar nicht mehr Verantwortung und Mitsprache haben möchten, denn damit gehen auch neue Aufgaben einher.
Überlegen Sie sich deshalb genau, ob Sie wirklich einen kooperativen Führungsstil umsetzen möchten. Eine eventuelle Folge könnte dazu führen, dass Sie Ihr „daily business“ damit lähmen.
Titelbild: xavierarnau / iStock / Getty Images Plus